Also ich finde den Satz "...uns ist die Lesbarkeit für alle wichtiger als die konsequente Vermeidung der Gefahr, jemandes Geschlechteridentität zu verletzen. Wir wollen wirklich niemanden ausschließen, und am allerwenigsten den Sprachfluss." nicht gut. Ich finde, dass Menschen wichtiger als Sprachfluß sind. Aber da mag jede*r anders denken...
Über den zitierten Satz bin ich auch gestolpert. Häufig kann man ja Sprachfluss und geschlechtergerechte Sprache vereinen. Daher klingt der Satz für mich erstmal nach "Wir bekommen das mit der geschlechtergerechten Sprache nicht gebacken." / "Wir haben keine Lust, Arbeitszeit in geschlechtergerechte Sprache zu stecken."
Wenn ich mir dann aber anschaue, wie gegendert wird, fällt mir auf, dass in der Praxis wohl auch die allermeisten, die Wert aufs Gendern legen, Kompromisse mit dem Sprachfluss machen:
https://www.google.com/search?q="bürgermeister*innen"
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https://www.google.com/search?q="bürger*innenmeister*innen"
3630 Suchergebnisse
Jetzt kann man natürlich darüber diskutieren, ob es nicht besser wäre, das Gendern wenigstens zu versuchen, anstatt es gar nicht zu probieren. Beim Beispiel "Bürgermeister" wäre ich aber dafür, lieber gar nicht als schlecht zu gendern: Ich bin damit aufgewachsen, unter "Bürgermeister (Pl.)" Personen veschiedenen Geschlechts zu verstehen, die sich um Bürger jeden Geschlechts kümmern. Bei "Bürgermeister*innen" sehe ich, dass der Autor Wert darauf legt, unter "Meister (Pl.)" nur männliche Personen zu verstehen, und frage mich daher, ob er mit "Bürger (Pl.)" alle Bürgerinnen bewusst ausschließen möchte.
Wir sind leider noch lange nicht bei einer fairen, geschlechterneutralen Gesellschaft.
Da hast du vollkommen Recht! Es gibt auch noch viel zu viele Situationen im Alltag, in denen einem die Kinnlade herunterklappt. Wenn ich da z.B. an den ca. 30jährigen Gasheizungsmonteur denke, der im Telefonat mit meiner Frau immer wieder nachgefragt hat, ob denn bei der Einweisung in die neue Anlage auch ein Mann anwesend sein werde. Frauen verstünden sowas nicht.