AW: Rahmenbruch "Postrad"
Meinem gepflegten Halbwissen nach werden Alurahmen der 7000er Legierungen nicht nachbehandelt, das 6061 erfährt schon noch ne Wärmebehandlung.
So stimmt's wohl für die im Fahrradrahmenbau verwendeten 7000er Legierungen (EN-AW7005 und EN-AW7020). Die kann man kalt auslagern, finden also nach dem Lösungsglühen und Abschrecken irgendwann von selbst wieder zu ihrer Festigkeit - so nach 3 Monaten oddaso. (Nach dem Abschrecken sind sie weich, lassen sich also in diesem Zustand gut biegen, per Hydroforming umformen oder sinnvoller Weise auch schweißen. Ob das in der industriellen Praxis allerdings so gehandhabt wird oder ob nicht doch im Ofen etwas nachgeholfen wird, weiß ich nicht. Drei Monate Lagerkosten, bevor es in den Verkauf gehen kann, sind schließlich auch Geld. Das Gesagte läßt sich aber nicht pauschal auf alle 7000er Werkstoffnummern ausdehnen. Eine ziemlich prominente Sorte ist z.B. EN-AW 7075, eine Legierung, die stark mit Kupfer übersättigt ist und warm ausgelagert wird.
Wichtig zu wissen ist, daß so ziemlich alle Alu-Knetlegierungen über die Wärmebehandlung auf ganz unterschiedliche Werkstoffeigenschaften eingestellt werden können und daß diese Werkstoffeigenschaften sich bereits bei vergleichsweise geringen Temperaturen auch mal drastisch ändern können. Es ist deshalb z.B. nicht unbedingt 'ne gute Idee, einen Alurahmen pulverbeschichten zu lassen, wenn man nicht sehr genau weiß, was man da tut (Legierung, Temperaturniveau etc.).
Bei Stahlrahmen kann ich mir für die höherfesten Sorten keine Wärmebehandlung des ganzen Rahmens vorstellen, die würden dann ja ihre Festigkeit verlieren.
Vorteil der modernen Schweißverfahren ist ja, daß relativ wenig Verzug entsteht.
Ich weiß es nicht, aber ich kann es mir auch nicht vorstellen. Die Festigkeit von Cro-Mo-Rohren beruht ja nicht auf Wärmebehandlung, sondern auf der Legierung selbst, plus anschließender Kaltverfestigung durchs Ziehen. Die kommt durch den Wärmeeinfluß beim Löten oder Schweißen wieder teilweise abhanden, weswegen man an diesen Stellen gezielt größere Wandstärken vorsieht ("Konifizierung"). Die modernen Schweißverfahren gehen zwar schnell, ergeben schmale Nähte und kleine Wärmeeinflußzonen, aber sie konzentrieren auch die gesamten Spannungen auf diesen kleinen Bereich. Deshalb kommt es dort unter Zug zu ziemlich knackigen Spannungs- und Festigkeitssprüngen, welche die Dauerfestigkeit beeinträchtigen. Bei einem gemütlich autogen geschweißten Rohr müßte das m.E. deutlich günstiger aussehen (auch wenn hinterher alles krumm und schief ist).
Ein relativ neues Verfahren zur Verbesserung der Dauerfestigkeit von Stahl-Schweißkonstruktionen heißt HiFIT wie
High Frequency Impact Treatment. Dabei werden die Nahtränder gehämmert, um so dort gezielt Druckspannungen einzubringen und eine Kaltverfestigung zu erreichen, welche die Rißbildung unterbindet. Das Verfahren und die Arbeitsergebnisse finde ich ziemlich interessant und ich könnte mir gut vorstellen, daß wir da in Zukunft auch industrielle, etwa CNC-gesteuerte Anwendungen sehen werden. Wer nicht so lange warten will, kann sich ja schon mal einen kleinen Meisel rundschleifen und mit 'nem 200g-Hämmerchen über sein Fahrrad herfallen.
Für das "High Frequency" im Namen finde ich nämlich nur eine wirtschaftliche aber keine technologische Begründung.
Gruß,
Clemens