Guten Abend zusammen,
ich bin ja wirklich nur sehr ungern Spielverderber und ich frickle auch gern an meinen Cargos rum. Inwischen ist an den Dingern wenig im Originalzustand, die Bremse hinten ist auch mit einer Saint-4K-Bremse und 220 MDR-P ausgerüstet. Aber was hier so an Alternativgabeln diskutiert und eingebaut wird, ist m. E. schon ein Stück weit fahrlässig. Zumindest aber sollte man immer einen Disclaimer hinzufügen: "Do not try this at home!".
Die gezeigte Junit Pro ist eine reine Kids-Bike-Gabel und hat an einem Lastenrad nichts verloren. Leute, Eure Kiste hat mit vollen 250kg eine enorme Hangabstriebskraft, eine 4-Kolben Bremse erzeugt enorme Kräfte, zumal an einer 203er Disc. Das kriegt früher oder später jede Gabel klein, die Verdreh- und Bremssteifigkeit reicht da nicht mehr aus. Ist den die Junit für die Umklammerung durch den Lenkadapter freigegeben? Ich denke nicht, lerne aber gerne dazu.
Einzig die kommenden Porter und Gary von RST sind für Cargos ausgelegt, haben aber auch (nicht ohne Grund) Stahlstandrohre, Stahlfedern und damit auch ein potentielles Rostproblem, sobald die Pulverbeschichtung runtergerubbelt ist. Die sind von der Qualität und den Specs wahrscheinlich ähnlich zur Mobie.
Ja, die in allen Lastenbikes verbaute Mobie von Suntour ist ein billiges Stück Eisen mit mangelhaftem Korrosionsschutz ab Werk. Aber die Standrohre sind aus Stahl gefertigt, und das nicht ohne Grund. Ja die Verchromung ist schnell runtergerubbelt, die Dichtringe verschleißen schnell. Das wurde alles schon ausgiebig diskutiert und es gibt entsprechende Lösungen dafür. Ein kompletter Federgabelservice (Dichtungen und Buchsen tauschen, Federn fetten, alles reinigen und sauber zusammensetzen) ist bei der Mobie in einer halben Stunde erledigt. Die Buchsen und Dichtringe kosten VK um die 30 Euro, Fett für die Federn kostet fast nix. Das Low-Friction-Grease für die Standrohre und Dichtungen ist etwas teurer, aber macht aus dem schlechten Ansprechverhalten der Mobie ein erträgliches und hält von oben eindringendes Wasser ab.
Also bitte hört auf an den Gabel rumzubohren und baut auf keinen Fall Kindergabeln ein! Nehmt euch einen Nachmittag Zeit und zerlegt die Mobie und ersetzt die Verschleißteile. Anschließen funktioniert sie besser als im Neuzustand. Wichtig ist nur, Rost zu verhindern. Ist der erst einmal in der Gabel, ist eine neue fast unumgänglich.
Geht davon aus, dass die Mobie einmal im Jahr (am besten nach dem Winter) eine Komplettzerlegung braucht, haltet die Strandrohre sauber und fettet mit Gabelfett regelmäßig nach. Silikonöl oder ähnliches ist Kosmetik und hilft nur kurzfristig.
Und dann werden zu große Rotoren weit außerhalb der Spezifikationen verbaut bzw. diskutiert. 203er Rotoren an 508er Rädern ist schon bei Nässe ein sehr heikle Sache, besonders wenn eine bissige Bremse à la MT5/MT7 ins Spiel kommt. Da über noch größere Rotoren nachzudenken, die auf jeden Fall außerhalb der Specs liegen, halte ich für nicht angebracht. Es sind dann mind. 20 Prozent mehr Bremskraft auf der Mobie, als sie dauerhaft verträgt. Natürlich ist dann der Verschleiß noch viel höher an den Buchsen und das Elend mit dem eindringenden Wasser und ausgenudelten Dichtungen nimmt seinen Lauf.
Ich will hier keine Lanze für die eher unterdurchschnittliche Mobie brechen. Man kann sie aber gut und billig pimpen und haltbar machen. Aber gerade Gabel und Bremsen außerhalb der Specs zu nutzen sehe ich kritisch. Da werden jeder Händler, jeder Hersteller und evtl. jede Versicherung bei Haftungs- und Gewährleistungsfragen abwinken. Also weist bitte immer darauf hin, dass diese Art Umbau auf eigenes Risiko geht.
Ich habe zwei XCMs bzw. Mobies bei täglichem Einsatz an den Lastenbikes. Eine hat 18.500 und eine 11.800km runter. Beiden laufen besser als im Neuzustand, die Casting-Konstruktion an sich ist solide. Ich habe keinen Bedarf mehr, die Gabel zu tauschen, obwohl ich anfangs auch sehr enttäuscht von der Performance war.