Projekt Lastenanhänger - oder anders: Kofferraum

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syndrom

Guest
Nun habe ich lange Zeit als stiller Leser dieses Forum und andere Foren intensiv im letzten halben Jahr verfolgt und möchte hier mal Werk zu Besten geben.

Der Hintergrund mich in solchen Foren umzusehen, war und ist recht einfach: Ich hatte ein paar Gedanken und Anregungen zum Thema eines Anhängers gesucht. Alles blieb ohne wirklich verwertbaren Outcome für mich – zumindest habe ich nichts gefunden, was meinen Vorstellungen entsprach. Nun sei es drum.

Die Vorgeschichte:
Am Anfang war es ein Transportanhänger, der alles das tragen sollte, was ich mit meinem Sohn zu einem perfekten Nachmittag mit unseren RC Autos im Maßstab 1:8 benötigen. Unsere Hausstrecke ist bequem mit dem Rad zu erreichen. Schnell ist auch Mama mit dabei und benötigt natürlich noch Platz für Kaffee und Kuchen. Nun wenn man nun schon so weit ist, dann liegt es nahe auch Campingstuhl, Sonnensegel, und kühle Getränke mitzunehmen. Papa kann eben mal ein Bier trinken, was mit Auto immer etwas fraglich ist.

Somit wurde es weniger ein Transportanhänger, sondern vielmehr ein multifunktionales Teil, was den Begriff Raumwunder tragen darf.

Aus der Not wird also eine Tugend und man setzt sich eben selber hin und tüftelt. Wie beim Würfelspiel fallen alle Sechse und die Vision wird zur Mission.

Das ganze gepaart mit ein paar Nettigkeiten ergibt in der Summe etwas, was ich bis dato noch nicht gesehen habe.

Das Projekt:
Der Anhänger muss Volumen schlucken und man muss auch bei voller Ladung schnell an die unterschiedlichen Dinge rankommen. Multifunktional soll er sein. Das Eigengewicht soll akzeptabel sein. Es soll ein Unikat sein.

Die Lösung:
Ein doppelstöckiges Unikat der Marke Eigenbau. Nominal errechnetes Bruttovolumen von 440 Litern bei 23 KG Eigengewicht.

Daten zu dem Hänger:
· Grundbasis des Hängers Bluebird Aluminium Chassis
· Kastenmaße unten 100X60X35 / oben 94X60X30 / Boden 56X60X14
· Verteilung auf Achse: 46 hinten / 54 vorne
· Öffnung der unteren Box bis 65 cm
· Seitenwände aus 0,5mm Stahlblech
· Verbindungen mit Schrauben & Popp Nieten
· Anbauteile und Verstrebungen aus Aluminium
· Garniere & Verriegelungen (leider) nur aus Stahl, tlw. Edelstahl
· Böden aus rundum versiegelten Pappelholz Siebdruckplatten 18 mm
· Böden bespannt/ausgekleidet mit Filzteppich
· Innenwände ausgekleidet mit Moosgummi
· Außenwände foliiert

Der Hänger in der Praxis:
Zugegeben ist einer der Grundüberlegungen sich so etwas zu bauen, einen großen Teil der Tatsache geschuldet, dass es kaum Berge gibt. Somit ist das Eigengewicht zu relativieren und eher unwichtig. Dennoch: knapp 23 Kilogramm ist zugegeben recht leicht für diesen Kameraden.
Der Wocheneinkauf einer Familie inkl. Getränke ist auch Gewichtsmäßig kein Thema. Die Räder habe ich gecheckt. Das Gewicht von geschätzten 60KG inkl Hänger für einen Einkauf haben sie ohne zu murren weg gesteckt. Es waren (bereits des Öfteren) drei Six Packs a 1,5li, Melonen, sämtliches Kühlgut, Kartoffeln und aller anderer Kram, den man so in einer Woche verspachtelt und trinkt im Hänger.

Bei Ausflügen, um unseren Hobby zu frönen mit Kind und Kegel und Freunden einen netten Tag zu verbringen, hat der Hänger auch bereits beste Dienste geleistet. Es passt in der Tat alles rein, was man regulär auch zum Campen mitnehmen würde. Soll heißen Stühle, Grill, Grillkohle, Kaffee, Kuchen, Fresszeugs, Getränke, Sonnensegel oder Pavillon, und all unser Zubehör für die Autos und die Autos natürlich. Der Wagen war noch nicht voll … Im Notfall hat’s noch die Reling wo noch mehr sperriges Zeug drauf kann. Die habe ich bis jetzt noch nicht nutzen müssen. Bisher war alles im Hänger drin.

Die Fahreigenschaften sind natürlich mit Deichselbefestigung an der Nabe abhängig davon, ob man intelligent belädt oder unbedacht. Die Last an der Nabe sollte nicht zu hoch aber auch nicht zu niedrig sein. Schwerpunkt beim Beladen sollte etwas nach vorn sein. Der Achsmittelpunkt sitzt 46/54 was dem Ganzen zu Gute kommt. Die Fahreigenschaften sind gut egal ob leer oder voll. Ein Scheppern der Blechwände gibt es wunderselten, und das auch nur bei großen Unebenheiten. Die Moosgummiplatten sind ein praktisches Goodie, falls mal was Spitzes von innen gegen die Wand drückt, unterstützen aber auch, dass es kein Scheppern gibt.

Ausblick und weitere Aktionen:
· Anbau von Beleuchtung mit 12V Bordnetz (mit 10 1,2V AA Akkus)
· Einbau einer Passivkühlbox im „Untergeschoß“ mit ca 30Litern ausziehbar
· Einbau eines Portablen 12V Bordnetzes über Bleigelakkus zum Laden der LIPO Akkus für die Kisten (6 Bleigelakkus a 12V/7,5Ah a 1,9kg herausnehmbar)
· Weberkupplung
· Langzeitplanung ist der Einbau einer Hydraulischen Bremsanlage mit Magura HS Bremsen

Alles in Allem: ich mag ihn sehr und freue mich schon auf die Weiteren Tuningmaßnahmen

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sehr schöne sache.

kannst du übern daumen sagen was das material gekostet hat?

eine anmerkung zu bevorstehenden bremsen montage, überlegmal ob du mir einer einzelnen HS auskommst, man kann bei solchen wagem auch einen bremsklotz fix montiern, hab das man bei einem handbike gemacht das nach seinem leben als sportler zum einkaufen herhalten musste.

ACHSO ! nutzt ihr die aluwanne vom bluebird ?
 
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AW: Projekt Lastenanhänger - oder anders: Kofferraum

Summa Summarum hat das Material inklusive der Elektrik und Akkus, die bereits zu Hause liegen, ca 300€ gekostet.

Das Bluebird Chassis habe ich mir in einem sehr guten gebrauchten Zustand geschossen für einen Spotpreis.
Die Aluwanne im Boden wird natürlich genutzt und ist auch für den Schwerpunkt eine feine Sache.

Für die Bremsen muss ich noch tüfteln. Hier bin ich am Überlegen, ob ich mit Klötzern wie du anregst auskomme. Das schwierigste denke ich wird die Einstellung der Bremsen sein um eine gute Bremskraftverteilung Fahrrad / Hänger zu gewährleisten. Meine Vision für die Bremse: Er soll nicht auflaufgebremst sein, sondern mittels einem T-Adapter an das Hydraulik System des Fahrrads gekuppelt werden. Das garantiert vermutlich eine bessere Fahreigenschaft, besonders wenn er beladen ist. Bis dahin wird noch etwas Zeit vergehen. So oder so muss ich mir ein paar Bremsenhalter / Sockel fräsen und die natürlich aus Alu.
 
AW: Projekt Lastenanhänger - oder anders: Kofferraum

Das schwierigste denke ich wird die Einstellung der Bremsen sein um eine gute Bremskraftverteilung Fahrrad / Hänger zu gewährleisten. Meine Vision für die Bremse: Er soll nicht auflaufgebremst sein, sondern mittels einem T-Adapter an das Hydraulik System des Fahrrads gekuppelt werden. Das garantiert vermutlich eine bessere Fahreigenschaft, besonders wenn er beladen ist.

Da solltest du vielleicht nochmal drüber grübeln. Mal ganz abgesehen von der Frage, ob es möglich ist, diese Leitung an- und abzustöpseln, ohne sich Luft im System einzuhandeln, ist es doch so, daß eine fixe hydraulische Übersetzung nur für einen einzigen Beladungszustand stimmen kann. Der Hänger wird also leer ständig überbremsen und, ein bisschen schwerer als üblich beladen, das Heck rumschieben. Auflaufbremse ist also garnicht so doof, denn dort variiert die Bremskraft mit dem Gewicht des Hängers. Deren Betätigung muß aber m.E. nicht zwingend so aussehen, wie man dies aus dem sonstigen Fahrzeugbau kennt, sondern könnte auch mit einem Gelenk realisiert werden, das im einfachsten Fall z.B. an Stelle der Kröpfung in der Deichsel sitzt. Dort einen Bowdenzug eingehängt und schon wären alle Spatzen gefangen. Nachteilig ist, daß der Hänger beim Bremsen dann immer etwas nach der Seite ausschwenkt - und zwar nach der Seite, nach der ohnehin meist schon etwas versetzt läuft. Nobler wäre deshalb eine Parallelogrammaufhängung, Drehachsen quer, z.B. an der Deichselbefestigung am Hänger.
Mit Drehgelenk statt Teleskop vermeidest/reduzierst du auf jeden Fall irgendwelche Stickslip-Effekte der Führung.


Gruß,

Clemens

(der sich übrigens auch nicht unbedingt voller Enthusiasmus auf die Weber-Kupplung stürzen würde)
 
AW: Projekt Lastenanhänger - oder anders: Kofferraum

hm...

das hydrauliche systeme würd ich nicht jedes mal trennen wollen, da würd ich entweder einen margura hebel nehmen und denn jedesmal de/montieren. oder eine 2 teilige lösung. wobei ich mich frag ob man denn hänger überhaupt bremsen können muss? wenn die kupplung gut ist ( chariot ) kugelkupplungspfanne, funktioniert sehr gut mit lasten.
 
AW: Projekt Lastenanhänger - oder anders: Kofferraum

wenn die kupplung gut ist ( chariot ) kugelkupplungspfanne, funktioniert sehr gut mit lasten.

Mit der Chariot-Kupplung (und dem ganzen Hänger) war ich auch zufrieden. Ich kenne da aber längst nicht alles und weiß von daher nicht, wie die im Vergleich einzuordnen ist. Aber nachdem wir das Thema ja neulich mal hatten, habe ich mich auch wieder erinnert, daß mir der Händler damals von der Umrüstung auf Weber abgeraten hatte.
Bremsen habe ich an dem Hänger allerdings öfters mal vermißt oder, genauer gesagt, eine Bremsbetätigung. Der Hänger war ein CX1 und der hat ja zwei Trommelbremsen, die allerdings nur vom Schiebebügel aus zu betätigen sind (Jogger). Auf steilen Waldwegen und -pfaden hat's da jedenfalls öfter mal heftig von hinten geschoben.

großen Teil der Tatsache geschuldet, dass es kaum Berge gibt.

Hmm?


Gruß,

Clemens
 
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Berge gibt es kaum da wo ich wohne und ich nicht vorhabe ins Gebirge mit dem Teil zu fahren.

Bremsen sind aus meiner Sicht dennoch ein sinnvolles Feature, sogleich man aber im Unterbewusstsein mit Anhänger in der Tat umsichtiger fährt. Der Hänger wird mehr oder minder täglich bzw drei bis 4 mal die Woche genutzt. Von daher steigt die Wahrscheinlichkeit von kritischen Situationen.

Wie Ichs am Ende umsetze werde ich mir nochmal im Detail überlegen. Ob Weber sinnvoll oder nicht in Verbindung mit Auflaufbremse ist dann auch die nächste Sache. Für mich steht fest: Bremsen kommen ran mit allen Konsequenzen (Zeitpunkt der Umsetzung? Herbst).

Da jedoch es gerade so heiß ist kommt unmittelbar nach meinem Urlaub die Kühlbox rein. Habe da bereits eine gute Styropor Passivkühlbox, die ich noch mit klappbarem Deckel versehen werde und eine Mechanik zum Verschieben im Kellergeschoss basteln werde. Schliesslich geht ja nix über ein frisch kühl Bier :cool:
 
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Bremsen sind aus meiner Sicht dennoch ein sinnvolles Feature, ...
Zustimmung! Gerade im Flachland hat man ja wohl keine allzu großen Hemmungen, ordentlich Gewicht auf den Hänger zu packeln - und alles, was man hinten draufpackt, das fehlt halt vorne als Radlast zum Bremsen. Folge: Es quietscht zwar wie die Sau und gibt auch schöne, schwarze Striche, aber es bremst kein Stück.

Ob Weber sinnvoll oder nicht in Verbindung mit Auflaufbremse ist dann auch die nächste Sache.
Solange die in Ordnung ist, gibt's dagegen wohl nix zu sagen. Sobald das Gummistück im Gelenk aber mal dahin ist, wird der Hänger immer erst mal "anklopfen", bevor er bremst. Ich will hier nicht den Markenbotschafter geben, aber guck dir doch mal diesen Chariot-Krempel an. Funzt nach meiner Erfahrung problemlos und ist am leeren Rad auch nicht so'n Gehänge wie bei Weber.

Gruß,

Clemens
 
AW: Projekt Lastenanhänger - oder anders: Kofferraum

Problem bei Weber ist auch, daß man für jedes Rad ein extra Kupplungsstück braucht. Ich hatte in Spitzenzeiten sechs Stück im Einsatz und konnte damit noch lange nicht mit jedem Rad den Hänger nutzen...
 
AW: Projekt Lastenanhänger - oder anders: Kofferraum

Ich halte Bremsen für ziemlich überflüssig. Vermutlich werden die Nachteile von einer unzureichenden Steuerung der Bremsen jeglichen evt. Vorteil auffressen. Ich vermute, das das Problem mechanisch nicht in Griff zu bekommen ist, da im Gegensatz zum KFZ ein viel geringe Massen und Massendifferenzen Arbeiten und somit kleine Abweicheungen relativ größere Unterschiede erzeugen und ein Radfahrer darauf auch noch empfindlicher reagiert. (Selbst beim KFZ kann ein auflaufbegremster Anhänger ganz schön komisch rumspringen.) Grundsetzlich könnte ich mir eine Elektronisch kontrollierte Bremsanlage vorstellen (Dehnmessstreifen an der Deichsel, Frequenzfilter und eine Art ABS für beide Räder), das dürfte aber eine ganze Menge Fachkompetenz und Entwicklungsarbeit erfordern.

Genug der Theorie. Ich bin ziemlich viel mit Anhänger unterwegs, auch jenseits des Asphalts und nicht nur im Flachland. Anhänger und Kind und Gerassel oder Einkauf oder gar Radtour mit Zeltausrüstung sind insgesammt auch nicht ganz leicht. Vorrausgesetzt dass das Rad vernünftige Bremsen hat, lässt sich so eine Fuhre auch kontrolliert Verzögern. Natürlich ist der Bremsweg länger als ohne Anhänger, aber mann muss ja auch an die Ladung im Anhänger denken. Würde der Anhänger genauso Verzögern wie mein MTB, dauert es keine 5 sekunden bis ein kleines, in den Gurten hängendes, Schreibündel lautstark protestiert. Von Rennautos hab ich keine Ahnung, aber über eine sanfte Behandlung freuen sich die meisten Modelle(bauer). Ich kann mir nicht vorstellen, dass du mit Frau und Bier und Kuch im Ahnänger auf dem flachen Land auch nur annähernd in den kritischen Geschwindigkeitsbereich kommst oder fahrt ihr ein Rennen durch urbanes Gelände?
Eine Hand-/Feststellbremse zum Parken ist allerdings Gold wert.
 
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Zustimmung! Gerade im Flachland hat man ja wohl keine allzu großen Hemmungen, ordentlich Gewicht auf den Hänger zu packeln - und alles, was man hinten draufpackt, das fehlt halt vorne als Radlast zum Bremsen. Folge: Es quietscht zwar wie die Sau und gibt auch schöne, schwarze Striche, aber es bremst kein Stück.
hier muss ich doch Zweifel anmelden. Ob die Bremsen quietschen hat wenig mit dem Anhänger zu tun. Meine Bremsen quitschen nicht "wie sau", egal wie stark man mit oder ohne Anhänger bremst.
Dass es bei dir "schöne schwarze Striche" gibt, lässt mich vermuten, dass du noch nie (so) einen Anhänger gefahren hast. Duch die Deichselaufhängung kommt der Anhängerschub seitlich am Fahrrad an und sobald das Hinterrad rutsch merkt man was das heißt. Wenn du in diesem Moment nicht sofort adequat reagierst hast du ein Problem. Es ist vorstellbar, dass man es üben kann mit Anhänger irgendwie zu driften, allerdings wird das kein normaler Mensch machen, solange geliebte Objekte oder Mensche im Anhänger sind.
 
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Dass es bei dir "schöne schwarze Striche" gibt, lässt mich vermuten, dass du noch nie (so) einen Anhänger gefahren hast.

5 Jahre Chariot CX1 mit im Laufe dieser Zeit kontinuierlich zunehmender Anhängelast hinter einem Viergelenker-MTB. Reicht das? Was quietscht ist natürlich der Reifen, nicht die Bremse und natürlich kommt dabei das Hinterrad rum, wenn man sie dann nicht öffnet. Auf dem letzten Meter nimmt man das auch gerne in Kauf, wenn die einzige Alternative darin besteht, an einem Auto zu zerschellen.
Die weitaus häufigeren Schwierigkeiten bestanden jedoch bei Bergabfahrten auf unbefestigten Wegen. Solo konzentriert man sich da auf die Vorderradbremse und läßt das Hinterrad im Zweifel eben ein bisschen rumrodeln. Mit dem Hänger geht das nicht mehr, das Heck wird sofort aus der Spur gedrückt. Deswegen ist man ständig gezwungen, beide Bremsen zu öffnen, um das Gespann wieder geradezurichten und nimmt dabei oft mehr Fahrt auf, als einem lieb ist und die wieder rauszubremsen, man irgendwo ein Fleckchen finden muß.
Zwei Räder gleichzeitig und unabhängig voneinander an der Blockiergrenze zu halten, ist übrigens bereits bei solchen Aktionen, knapp über Schrittgeschwindigkeit, mit genügend Zeit zum Überlegen und ohne jeden Streß, höllisch komplex. In Notsituationen ist man damit gewiß überfordert. Drei voneinander unabhängige Bremsen habe ich am Seitenwagengespann (mit Gasgriff) ... und die bedient keiner mehr in koordinierter Weise. Da haut man entweder hinten und Seite zu und konzentriert sich auf's Vorderrad oder man haut alle drei zu, in der Gewißheit, daß es dann schon irgendwie geradeaus geht, wenn's rundrum raucht. Das Ansinnen, eine Anhängerbremse mit einem dritten Hebel (z.B. Daumenbremse) vom Lenker aus zu bedienen, scheidet deswegen m.E. aus.

(Selbst beim KFZ kann ein auflaufbegremster Anhänger ganz schön komisch rumspringen.)
Ich hatte solche Anhänger bislang immer nur gemietet, und wenn die zuvor lange rumgestanden hatten, rütteln sie anfangs etwas am Haken, bis der Rost aus den Trommeln rausgebremst ist. Ab dann spürt man sie eigentlich nicht mehr.
Eine mechanische Auflaufbremse am Fahrradanhänger ist vielleicht nix, was auf Anhieb gelingen wird, aber grundsätzlich halte ich sie schon für machbar. Die erste und wichtigste Bedingung ist, daß man das bisschen Auflaufkraft eben nicht zur Hälfte bereits dafür benötigt, irgendwelche Losbrechkräfte des Betätigungsmechanismus' zu überwinden.

Wie auch immer: Bei mir war das Bremsen einer der Hauptgründe, den Hänger gedanklich nach hinten zu schieben und mich stattdessen mit Lastenfahrrädern zu befassen.


Gruß,

Clemens
 
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Die Beschreibung deiner "Bergabfahrten auf unbefestigten Wegen" haben meine Zweifel restlos zerstreut - sehr schöne Beschreibung. Dann wird es wohl an mir und meinem Hardtail mit 1,6" MarathonSupreme-Reifen liegen, dass es keine "quietschenden Striche" macht.

Ich muss ja zugeben, dass mir mein Bullitt momentan mehr Sorgen mit den Bremsen macht als alle Anhänger zusammen. Kann ich aus deinem Text herauslesen, dass wenn die Bremsen funktionieren ein aggressives Fahren möglich ist? (Hab 775er XT mit 203 vorn und 180er Rohloffscheibe hinten, Beläge schon gewechselt, aber je nach Wetter quietscht es und bremst kaum...)
 
AW: Projekt Lastenanhänger - oder anders: Kofferraum

Dann wird es wohl an mir und meinem Hardtail mit 1,6" MarathonSupreme-Reifen liegen, dass es keine "quietschenden Striche" macht.

Vielleicht liegt's aber auch nur daran, daß es bei euch nicht diese schönen "roten Teppiche" für Radfahrer gibt. Bei uns in der Stadt sind die Radwege rot, entweder rote Knochensteine oder irgend 'ne unsägliche, rote Kunststoffpampe, auf der es zwar leicht läuft, die aber auch beim Bremsen keinerlei Reibung aufweist. Die Kids machen sich einen Spaß daraus, da 30m-Bremsspuren hinzulegen. Bergab und bei Nässe: unmöglich!

Zu Bremsen am Bullitt kann ich dir nix sagen, aber auf tricky Trails werden die Bäume wohl ohnehin nicht in den Himmel wachsen mit dem Möbelauto. :) Das nicht nur wegen Radstand, Bodenfreiheit und Wendekreis, sondern weil man hin und wieder auch mal etwas Vorderradlast benötigt. Das alles aber nur aus der Theorie! Hab' noch nie so'n Ding gefahren.

Gruß,

Clemens
 
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Für dein Bremsenprojekt könnte sich vllt. mal ein Blick auf die Speedlock Kupplung in der InLine Version von Formula lohnen ( z.B. hier: http://www.bike24.de/p129289.html ) bei der InLine- Version wird ja nur die Leitung geteilt und nicht wie bei dem anderen beiden Versionen direkt am Bremssattel bzw. -hebel abgezogen, so dass ich mir vorstellen könnte, dass man die jeweiligen Enden der Bremsleitungen vllt. auch an hydraulische Bremsen anderer Hersteller anschließen könnte (ich weiß es aber echt nicht, bin kein Profi und hab die Formula Dinger auch noch nie in echt gesehen). Ansonsten wäre der Weber Kargo 2 bestimmt noch einen Blick wert um sich bezüglich Auflaufbremsen inspirieren zu lassen. http://www.cargobikeforum.de/forum/showthread.php?t=356

Gruß,
Gnoffin
 
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Einfacher als 'ne Hydraulikkupplung wäre natürlich 'ne mechanische Bremse für den Hänger... Da gibt es auch Kupplungen um Brems- und Schaltzüge zu trennen. Ist wahrscheinlich auch günstiger.
 
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wenn mechanisch, dann nur auflaufgebremst. Bei solch langen Bowdenzügen mit Kupplung würde vermutlich nichts mehr an der Bremse am Hänger ankommen, da sich auch bei die besten Züge auf so eine Länge extrem dehnen.

Jedenfalls werde ich in alle Richtungen und Möglichkeiten denken und tüfteln und mir Anregungen holen (hier sind ja schon gute), mit dem Ziel was Gutes zu erreichen. Kosten sind da sekundär - Hauptsache es bremst gescheit :cool:
 
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