Also wird das Lasti Thema wieder aktuell und insofern frage ich mich, ob es hierzu
[komprimierbares Lastenrad] (Anm. d. Red.)
Neues gibt. Finde ja auch, dass ein komprimierbares Lastenrad toll wäre (oder aufblasbar!). Das Patria erschein mir nicht voll ausgereift. Das Douze ist wenigstens teil - und damit transportierbar. Aber wenn es bessere Konzepte gäbe, wäre ja interessant....
Es sind jetzt zwei Jahre vergangen, in denen auch bei mir wieder ein paar neue Entwürfe dazugekommen sind. Irgendeine Zerleg-, Falt-, Komprimierungsoption ist mir bislang noch zu jedem eingefallen, aber ich habe mich mittlerweile von dem Gedanken verabschiedet, was Allgemeingültiges, Universelles zu bauen und konzentriere mich stattdessen auf etwas, das
meinen Bedürfnissen entspricht und das
mir Spaß machen würde. Zerlegen gehört da auch dazu, aber Kindestransport spielt keine Rolle. Ich bin mittlerweile bei einem Brückenrahmen mit herausnehmbarer Bodenplatte und hochliegendem Lenkgestänge neben dem Rahmenrückgrat. Das Rad kann man um die Plattformlänge (60cm) zusammenschieben, der Lenker sitzt dann über dem Sitzrohr und der Sattel hinter der Hinterachse. So braucht man die Lenkbetätigung, Vorderradbremse und auch sonst nix anzufassen, aber 10 Minuten, 'ne Viertelstunde ist man dennoch am Schrauben. Also nix für jeden Tag, sondern eher, um das Rad in einen Reisebus, einen Eisenbahnwaggon oder auf einen Autoheckträger zu bekommen. Das Rad ist in dem Zustand schieb- und lenkbar und findet überall Platz, wo ein normales Fahrrad auch hinpaßt.
Kinder ließen sich allerdings durchaus auch so transportieren, wenn man Rahmen entsprechend gestaltet. Die sitzen dann mit dem Kopf seitlich vom Rahmenrückgrat und hinter dem Lenkkopf, was Baulänge spart. (Die Rückenlehne braucht zum Tretlager nur etwa 300mm Abstand.)
Ich habe ja das Bullitt zum Referenzmodell erkoren und mir geschworen, nix zu bauen, wenn es nicht Vorteile gegenüber diesem bietet - und das Bullitt ist wirklich 'ne harte Nuß, weil es wirklich von vorne bis hinten No-Nonsense ist und einen Ausbund an Einfachheit und Universalität darstellt. Wirklich ein super Design!
Was mich stört ist die nicht vorhandene Federung (out of Copenhagen m.E. Pflicht, zumindest vorne) , die etwas schlampige Lenkung mit tief und exponiert liegender, gekröpfter Schubstange, geringem Lenkeinschlag und eben die nicht gegebene Zerlegbarkeit. Was ich nicht brauche, ist die Möglichkeit, ein Klavier damit zu transportieren. Stattdessen sind zwei Kisten Bier (kleine Zarges-Box) das Maß der Dinge und 60kg Cargo - die dann allerdings als "militärische Nutzlast", also auch 'ne Treppe runter, 5 statt 3 g, bis die Federung durchschlägt. Und: Ich möchte auf einem Rad-, Feld- oder Waldweg in einem Zug wenden können, brauche also min. um die 80° Lenkeinschlag nach beiden Seiten. Wie die zu erreichen sind, da habe ich fast zwei Jahre darauf rumgekaut, habe mir alte Dampfloks und den Nockenwellenantrieb der NSU Max angeguckt, Betätigungen konstruiert, in die am Ende zwei Kreuzgelenke und 17 Kugellager hineingewurschtelt waren und mit denen man wegen der aufsummierten Reibung nie und nimmer hätte freihändig fahren können (weitere Anforderung). Irgendwann bin ich mal drauf gekommen, dass man vorne nur federnde Anschläge braucht, damit die Gabel auch in der durchgestreckten Stellung des Gestänges weiß, wo's hingehen soll - und dann genügen zwei Lager und eine Stange.
Unsicher bin ich mir nach wie vor mit der Lenkgeometrie. Mein starres Reiserad/Stadtschlampe hat mittlerweile einen rahmenfesten Frontgepäckträger und fängt zu flattern an, sobald dieser beladen ist, sei das Gewicht auch noch so gering. Erst hatte ich mangelnde Torsionssteifigkeit dieses Trägers (ziemlich filigraner Eigenbau aus 10mm-Rohr) als Ursache vermutet, aber das hat sich bei näherer Untersuchung nicht bestätigt. Gerade komme ich von einer längeren Tour mit dem vollgefederten MTB zurück, bei der ich einen max. 2kg schweren Packsack auf den Vorbau und zentral über die Lenkachse gestrapst hatte. Auch hier Lenkerflattern beim Freihändigfahren. Da spielte jetzt sicher das veränderte Trägheitsmoment der Gabel mit eine Rolle, aber es scheint doch auch so zu sein, dass die Radlast sehr entscheidend ist, was den richtigen Lenkkopfwinkel und den richtigen Nachlaufwert anbelangt. Und diese Werte variabel/einstellbar zu machen, das wird ein bisschen knifflig.
So viel zunächst mal aus meiner Küche. Das Ganze geht mit ziemlich gebremstem Schaum aber doch immer wieder mal ein Stück voran. Ob es irgendwann mal zu einem fahrbaren und vorzeigbaren Ergebnis führt, ist offen. Wie gesagt, ich brauche solch ein Rad eigentlich nicht wirklich, stecke mittlerweile aber so tief drin, dass ich wohl irgendwann mal was bauen muß, damit die arme Seele Ruhe findet. Neulich bekam die Sache nochmal Schub, nicht, weil ich was zu transportieren gehabt hätte, sondern weil ich mich mit dem MTB innerhalb von 2 Wochen dreimal überschlagen habe.
Hab dann das Vorderrad im CAD soweit nach vorne geschoben, dass alles im grünen Bereich bleibt - und dann war's halt wieder ein Long-John.