No 1 lebt - Long André

B

Blackmaze

Guest
Hallo in die Runde,

mein Name ist Martin und ich lebe im schönen Süden der Republik.
Ich habe mich hier angemeldet, um Kontakt zu Gleichgesinnten zu bekommen und um mir den ein oder anderen technischen Kniff bei anderen Selbstbauern abzuschauen und freue mich über gute Gespäche und nette Kontakte.

Außerdem möchte ich mein Rad vorstellen, das ich Anfang diesen Jahres gebaut habe.

Kurz etwas zu mir und meiner Motivation zum Bau des Rades.
Begonnen hat mein Interesse an Lastenrädern, als ich vor sieben Jahren nach Kopenhagen getrampt bin um dort einen Freund zu besuchen. Dort kam ich zum ersten Mal mit dem Thema Lastenrad in Berührung. Er hatte ein altes Long John mit dem wir zwei Wochen in der Stadt unterwegs waren. Das hat schon ziemlich Spaß gemacht.
Damals war ich allerding noch nicht so Fahrradaffin wie heute.
Ich bin seit etwa 4 Jahren Ganzjahrespendler und lege seitdem meinen Weg zur Arbeit ausschließlich mit dem Rad zurück.
Grundsätzlich lag schon lange die Überlegung im Raum möglichst oft aufs Auto zu verzichten und die täglich anfallenden Wege aufs Rad zu verlegen.
Allerdings nutz(t)e ich gerade zum Wocheneinkauf oder bei größeren Besorgungen nach wie vor das KFZ, da die Möglichkeiten zum Transport auf dem Rad eingeschränkt waren und ich irgendwie eine Abneigung habe mit Fahrradhänger durch die Gegend zu fahren.

Es blieb nur eine logische Konsequenz. Ich brauche ein Rad mit dem ich mehr transportieren kann.
Ich habe mich also Anfang des Jahres entschieden mir ein Lastenrad zu bauen. Kaufen war nicht drin, da ich bei den Preisen die aufgerufen werden erst einmal die Ohren angelegt habe. Sicher sind die Räder das Geld wert, für mich allerdings unerschwinglich.
Da ich handwerklich nicht ganz unbegabt bin dachte ich mir ich versuche das einfach mal.

Zunächst habe ich die Suche bei Google genutz, um Anregungen zu bekommen und bin relativ schnell auf den Bauplan des Long Andre gestoßen.
An diesen habe ich mich weitestgehend gehalten. Als Spenderräder dienten ein altes MTB mit grottiger Ausstattung und in bemitledenswertem Zustand und ein günstiges BMX Rad aus ebay Kleinanzeigen. Beide Räder zerlegte ich und reinigte und überholte die Teile, die ich weiterverwenden wollte.
Von einem Freund hatte ich noch einen Satz Magura HS 11 liegen, die ich verwenden wollte. Die Schaltung des Lastenrades wollte ich mit 3x7 beibehalten, wechselte aber von Gripshift auf Schalthebel.
Geschweißt habe ich alles mit MIG/MAG.
Schweißen.jpeg Rohbau.jpeg Setup Probefahrt.jpg
Nach den ersten erfolgreichen Probefahrten zerlegte ich das Rad wieder und lackierte es.
grundiert.jpg lackiert, ohne Seitenwände.jpg fertig.jpg
Anschießend stellte ich die Ladefläche aus 9mm Siebdruckplatten her und baute zuletzt steckbare Seitenwände aus dem selben Material.

Seit Fertigstellung des Rades habe ich jetzt etwa 500km zurückgelegt und bin sehr glücklich damit. Alle Einkäufe, Fahrten zum Kindergarten und sonstige Wege hat es bisher gut gemeistert und es macht einfach rießig Spaß damit unterwegs zu sein.

Grüße Martin
 
Na dann herzlich willkommen... auch MIG/MAG geschweisst... sieht auf jeden Fall gut aus! Hast Dich ja ziemlich genau an den Plan gehalten, soweit ich sehen konnte... Wie „gerade“ wurde der Rahmen denn, da Du ja auch ohne „Bikebench“ gearbeitet hast? Ich hatte da durchaus einige Herausforderungen, weil sich der Rahmen beim Schweißen verzogen hat...
 
Hi,
Danke für deine Rückmeldung.
Ja, ich hab mich bis auf ein paar Ausnahmen am Plan orientiert. Zunächst wollte ich eine Seilzuglenkung bauen, bin aber erstmal davon abgekommen, da ich keine optisch ansprechende Lösung gefunden habe. Außerdem habe ich auf den umlaufenden Rahmen der Ladefläche verzichtet und auf die Verstrebung vom Lenkrohr zur Ladefläche. Das ist stabil genug für meine Zwecke.
Ich habe beim Rahmen mit einer "Bikebench light" gearbeitet. Für die Ausfallenden am MTB-Rahmen und die BMX Gabel habe ich Ständer gebaut, den Rest mit Holzklötzen so unterlegt, das alle Winkel passen (ich habe einen elektrischen Winkelmesser benutzt, der war Gold wert). Die Werkbank habe ich vorher natürlich genau ausgewassert. Dann zunächst entlang der Längsachse des Rades geheftet, dann seitlich und anschließend (teilweise im Pilgerschritt) geschweißt. Nach dem Schweißen habe ich nochmals alles nachgemessen und zum Glück keinen nennenswerten Verzug feststellen können.
 
Interessant.. ja ich habe bei meinem ersten Long André auch den Plan befolgt, bis auf kleinere Änderungen (Lenkwinkel, E-Antrieb, Federgabel...). Funktioniert auch gut, trotzdem werde ich dieses Jahr nochmal ein zweites bauen und dabei doch diverses anders machen. Die Jungs hier in Berlin vom Lastenrad Netzwerk haben inzwischen auch vieles geändert, aber es ist noch der ursprüngliche Bauplan im Netz.

Ich bin auch am experementieren mit einer Seilzug-Lenkung, mal sehen, ob ich das zufriedenstellend hin bekomme...

Auf den umfaulfenden Rahmen habe ich auch verzichtet, bringt nur Gewicht ohne Nutzen, wenn man mich fragt. Ich hatte auch keine Bike-Bench und habe es ähnlich wie Du, trotzdem hatte ich am Ende ein paar Verwerfungen, die ich dann nur mir Mühe korregieren konnte. Für's nächste mal baue ich mir eine stabilere "Bike-Bench".
 
Ich hab mir dein Rad gerade mal angeschaut. Gefällt mir gut in orange.

Ich habe mich vor dem Bau durch die Seite werkstatt-lastenrad.de geklickt und einiges quer gelesen.
Änderungen habe ich auch vorgenommen. Bei den quadratischen Stahlrohren habe ich eine stärkere Wandung verbaut (2mm), da nichts anderes verfügbar war und im Tretlagerbereich habe ich noch eine Versteifung eingeschweißt, da ich auf das Unterrohr des alten Rahmens verzichten wollte. Die Finne habe ich dennoch eingeschweißt und meine auch, dass der Rahmen dadurch an Stabilität gewinnt.
Außerdem habe ich das untere Längsrohr in Verlängerung des Tretlagers verschweißt und nicht, wie im Plan, mit Versatz.
Die Schubstange der Lenkung haben ich über einen Gabelkopf mit dem hinteren Lenkhebel verbunden, was bisher super funktioniert.
Ansonsten habe ich versucht das Rad möglichst günstig zu bauen mit preiswertenTeilen und dem, was noch so in meiner Restekiste lag.

Was die Seilzuglenkung angeht bin ich derzeit noch am grübeln, wie ich diese optisch ansprechend bauen könnte. Was ich bisher an anderen Rädern gesehen habe hat mich ehrlich gesagt nicht wirklich überzeugt. Auf alle Fälle möchte ich eine Anlenkung unter dem Steuersatz und die Möglichkeit über 90° einlenken zu können.

Auch ich habe vor irgendwann noch eine zweite Version zu bauen, nachdem ich das erste Rad ausgiebig getestet habe.

Welche Änderungen hast du bei deinem zweiten Rad noch geplant?
 
Danke, eigentlich wollte ich es grau machen, hatte aber noch die Spraydosen in orange da... mir ging es auch darum, wenig neu zu kaufen, sondern "nachhaltig" Dinge zu verwenden, die ich schon da hatte. Bin dann aber bei Federgabel und Motor davon abgewichen, sowas hat man halt nicht rumliegen.

Wenn ich im Sommer noch ein Rad baue, dann werde ich auf 50x50x1,5mm Rohr gehen, aber ohne die "Finne" unten, den vorderen Teil als "Schwanenhals", also mit zwei Winkeln statt konstant mit einem. Gabelwinkel wieder 75°, hat sich bewährt. Steuersatz vorne wohl doch 1 1/8". Das Unterrohr des Rahmens werde ich auch weglassen, bringt eh nix an Stabilität. Ich werde versuchen einen Mittelmotor Bafang BBS1 einzupassen, dazu auch eher das untere Rahmenrohr ohne Versatz einschweißen. Die Lenkung würde ich gerne mit Seilzug machen, mal sehen, ob ich das so hinbekomme, dass es vernünftig funktioniert und gut aussieht? Ich habe ne alte Drehbank aus DDR-Produktion, da kann ich schon ein wenig rumprobieren und habe auch schon diverse Alu-Scheiben in verschiedenen Größen gesammelt. Ich denke, ich werde auch wieder eine Federgabel verbauen, wenn ich eine günstig finde. Bremsen vorne eher hydraulik-Scheibe, hinten wohl wieder Magura hydraulische Felgenbremse, es sein denn, ich fände noch einen anderen Rahmen der für Scheibenbremsen vorbereitet ist.
Diesmal schweiße ich WIG, habe mir gebraucht ein Gerät gekauft und auch schon etwas geübt, ist schon "feinmotorisch anspruchsvoller" als MIG/MAG, sieht aber auch besser aus und ist besser zu kontrollieren.
 
Moin,

willkommen im Forum. Sehr schön geworden, das Long André.

Der Versatz am Tretlager bringt die Ladefläche noch einen Tick näher zum Boden, so war die Idee. Und ja, man müßte die Änderungen mal in einer neuen Zeichnung dokumentieren.

Viel Spaß weiterhin
 
Schick!
Schön, wie ein Long Andre nach dem anderen das Licht der Welt erblickt. Das steigert meine Motivation weiterhin.
Weiter so!
 
Hallo beisammen,

ja, oberschick! Hab' im Februar auch selbst eins gebaut, weil mir die kaufbaren deutlich zu teuer sind. Gleich mit Scheibenbremsen und Elektrounterstützung. Bin überaus glücklich damit und denke schon über das zweite nach.
Schön, hier über all die Kleinigkeiten zu lesen, die man noch besser machen kann. Inspiriert mich total! Mein zweites wird ein bisschen weniger stabil, kürzer, evtl. Seilzuglenkung und bekommt ne andere Farbe. Also schreibt mal fleißig weiter hier, ich brauche noch mehr Ideen :)

Viel Spaß allen, beim Planen und Schrauben... und Fahren natürlich!
 
Danke euch allen für die positiven Rückmeldungen.
@slothorpe Klingt nach interessanten Veränderungen/Verbesserungen. Den Schwanenhals habe ich schon bei einigen gesehen. Welchen Vorteil bring die Konstruktion?
@onturn Beim Versatz hatte ich eher auf Stabilitätsvorteile getippt, als auf einen tieferen Schwerpunkt. Zu den Veränderungen am Long Andre wäre eine Datenbank sinnvoll um die Optimierungen und Ideen der einzelnen Erbauer zu sammeln. Gibt es sowas schon, abgesehen von der Homepage?
@Yamaha Hab gerade gesehen, dass du garnicht soweit von mir entfernt bist. Da würde sich ein Austausch bei einem kühlen Bierchen durchaus anbieten.
 
Hallo, gibt es jemanden, der einem ein Long André schweiß? Gruss Thomas
 
Danke euch allen für die positiven Rückmeldungen.
@slothorpe Klingt nach interessanten Veränderungen/Verbesserungen. Den Schwanenhals habe ich schon bei einigen gesehen. Welchen Vorteil bring die Konstruktion?

Aus meiner Sicht mehrere Vorteile, das Rad wird tendenziell etwas kürzer bei gleicher nutzbarer Ladefläche, der (für mich) wenig nutzbare, schräge Bereich vorne vor der Ladefläche entfällt weitestgehend und man kann die Bohrung für das Steuerrohr in ca. 90 Grad anfertigen. Bei der Original-Konstruktion muss man da ja in einem sehr problematischen Winkel bohren, was mit Heimwerker-Mitteln nur sehr mühsam möglich war.

Gruß
Holger
 
Hallo, gibt es jemanden, der einem ein Long André schweiß? Gruss Thomas

Wo wohnst Du denn ? In Berlin gibt es das Lastenrad Netzwerk, da würde Dir geholfen werden... http://www.werkstatt-lastenrad.de/index.php?title=Berliner_Lastenrad-Netzwerk

Anderswo gibt es aber sicher auch ähnliche Projekte denke ich !?

Es ist nicht nur eine Sache des Schweißens, man muss auch die Möglichkeiten haben, die Teile zu bearbeiten usw. Dazu braucht es zwar keine Profiwerkstatt, aber etwas Werkzeug und Erfahrung in der Stahlbearbeitung sollte man schon haben.
 
Wo wohnst Du denn ? In Berlin gibt es das Lastenrad Netzwerk, da würde Dir geholfen werden... http://www.werkstatt-lastenrad.de/index.php?title=Berliner_Lastenrad-Netzwerk

Anderswo gibt es aber sicher auch ähnliche Projekte denke ich !?

Es ist nicht nur eine Sache des Schweißens, man muss auch die Möglichkeiten haben, die Teile zu bearbeiten usw. Dazu braucht es zwar keine Profiwerkstatt, aber etwas Werkzeug und Erfahrung in der Stahlbearbeitung sollte man schon haben.
Danke
 
Aus meiner Sicht mehrere Vorteile, das Rad wird tendenziell etwas kürzer bei gleicher nutzbarer Ladefläche, der (für mich) wenig nutzbare, schräge Bereich vorne vor der Ladefläche entfällt weitestgehend und man kann die Bohrung für das Steuerrohr in ca. 90 Grad anfertigen. Bei der Original-Konstruktion muss man da ja in einem sehr problematischen Winkel bohren, was mit Heimwerker-Mitteln nur sehr mühsam möglich war.

Klar, das macht Sinn. Außerdem hättest du dann einen zur Gabel günstig stehenden Ausleger, um das Joch für die Zuganschläge der Lenkung anzubringen.

Bin gespannt auf das Rad ;)

Grüße

Martin
 
Klar, das macht Sinn. Außerdem hättest du dann einen zur Gabel günstig stehenden Ausleger, um das Joch für die Zuganschläge der Lenkung anzubringen.

Bin gespannt auf das Rad ;)

Grüße

Martin

Ja, genau, auch das ist ein Punkt. Ich werde versuchen, die Scheibe für die Seilzuglenkung unterhalb des unteren Kugellager des Steuersatz zu positionieren... das ist zwar technisch aufwändiger, da ich dann einen Bund für die Aufnahme des unteren Lagesitz an der Rolle drehen muss, aber optisch gefiele mir das besser als oben. Hat natürlich zur Konsequenz, dass das Steuerrohr unten um die Höhe der Scheibe kürzer wird, als normal!?

Mal schauen, da wir in den Osterferien ja nicht weg fahren können, werde ich da wohl zum arbeiten kommen.
 
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