Nachlauf beim Bullitt (oder anderen Long Johns...)

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ben

Guest
Hallo zusammen,

ich bin gerade dabei selbst ein Lastenradrahmen zu bauen (soll ein Long John ähnlich dem Bullitt werden) und habe hier im Forum schon einiges an hilfreichen Infos gefunden! Was mir noch fehlt sind ein paar Tipps zum Thema Nachlauf. Was ist denn da Eurer Meinung nach ein für ein Lastenrad sinnvoller Wert? Ich weiß, dass man bei Rennrädern gewöhnlich von Werten zwischen 55 und 60mm ausgeht. Die haben allerdings einen viel kürzeren Radstand und ein agileres Fahrverhalten als man das beim Lastenrad vielleicht möchte...
Leider macht mit Ausnahme von Busch und Müller keiner der Hersteller Angaben zum Nachlauf (oder zu Steuerwinkel und Gabelvorbiegung, so dass man ihn errechnen könnte). Deshalb würde ich mich sehr freuen wenn einige von Euch mal kurz zum Zollstock greifen könnten, und beim eigenen Rad nachmessen. Den Nachlauf erhält man, wenn man die Strecke zwischen folgenden beiden Punkten misst: dort wo die gedachte Verlängerung des Steuerrohrs den Boden berührt (Winkel des Steuerrohrs folgen) und dort wo eine senkrechte Linie von der Vorderachse aus den Boden berührt. Das oben verlinkte Bild macht es klarer... Mich würden besonders (aber nicht nur) die Maße beim Bullitt interessieren, da mein Rad einen ähnlichen Radstand haben wird. Sollte jemand die Maße zu Steuerrohrwinkel und Gabelvorbiegung zur Hand haben, würde das natürlich auch helfen.

Schon mal vielen Dank!
 
AW: Nachlauf beim Bullitt (oder anderen Long Johns...)

60 mm nach lauf, da braucht mal zbs beim rennrad ca 40 mm vorbiegung

denke ohne es gemessen zuhaben das das bullitt irgendwo bei 68° +/- liegt, und und die gabel ca. 30 - 40 mm vorbiegung hat.

vielleicht auch mal bei smolik nachlesen;)
http://www.smolik-velotech.de/glossar/no_NACHLAUF.htm
 
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also war dann doch mal draussen ( eckelig SONNE überall ) vorbiegung kann man nich wirlich gut messen am rad ich komm so aus 40 mm, steuerrohr winkel ( da sagt mein rahmenbauwinkelmesser ) 64°
 
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also war dann doch mal draussen ( eckelig SONNE überall ) vorbiegung kann man nich wirlich gut messen am rad ich komm so aus 40 mm, steuerrohr winkel ( da sagt mein rahmenbauwinkelmesser ) 64°

Danke, dass Du das nachgemessen hast! Diese Sonne bin ich auch nicht mehr gewohnt - die macht einem echt zu schaffen ;-)
Je nach dem was man für einen Reifen/Raddurchmesser zugrunde legt, sind das dann 73-85mm Nachlauf. Das habe ich zumindest mit den Durchmesser die Schwalbe für 35 und 60mm breite 20" Reifen an gibt - 480 & 509mm - hier errechnet.
 
AW: Nachlauf beim Bullitt (oder anderen Long Johns...)

Ich habe den Nachlauf bei meinen Eigenbauten auf 45 mm dimensioniert, allerdings sind die Vorderräder auch kleiner als 20". Der Steuerrohrwinkel ist innerhalb eines üblichen Bereichs eher egal, allerdings würde ich ihn bei einem Lastenrad nicht zu flach machen, weil dann auch die Gabelvorbiegung größer wird. Beides führt dazu, dass das Vorderrad die Tendenz zum Umschlagen hat oder anders ausgedrückt: wenn Du einschlägst, bewegt sich das gesamte Vorderteil des Rades leicht nach unten. Insbesondere mit Ladung ist das unangenehm und geht stark in die Arme. Mein erster Eigenbau hatte diese Tendenz. Ein steileres Steuerrohr macht ein Lastenrad nicht zu nervös, da ist der lange Radstand vor.
 
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Moin, seh ich auch so. Bei soviel Länge ist eine sportliche Auslegung von Nachlauf und Lenkkopfwinkel sehr gut!

Ich bin sehr auf dein Rahmen gespannt. Gerne kannst Du dich hier noch informieren und /oder deine Dokumentation zur Verfügung stellen: http://www.werkstatt-lastenrad.de/index.php?title=Lastenr%C3%A4der .
Gruß
 
Hat bei dem Thema schonmal jemand einen guten Kompromiss gefunden? Ich meine auch konkrete Werte! Die Meinungen gehen da ja sehr auseinander:
bei zu steilem Lenkkopfwinkel neigt das Vorderrad zum flattern, wo fängt bei einem Long John "zu steil" an? (Und das mit nem Lenkungsdämpfer einzudämmen ist nicht gerade ne saubere Lösung, erst recht nicht wenn es sich von vornerein konstruktiv lösen lässt.)

Bei zu flachem Lenkkopfwinkel muss man beim einlenken das Vorderteil des Rades immer wieder beim zurücklenken mit hochdrücken, weil der Rahmen vorn nach unten "nickt" (hab ich das so richtig verstanden?und auch hier: was ist dann "zu flach"?)

Und warum soll bei einem so langen Rad wie einem LongJohn ein steiler Lenkkopf besser sein? Was ist da anders als bei einem normalen Rad? Die Auswirkungen aufs Fahrverhalten sind doch ebenso vorhanden!?
Ein steileres Steuerrohr macht ein Lastenrad nicht zu nervös, da ist der lange Radstand vor.
Was meinst du mit: "da ist der lange Radstand vor"??

Bei soviel Länge ist eine sportliche Auslegung von Nachlauf und Lenkkopfwinkel sehr gut!
Warum ist die sportliche Auslegung von Lenkkopfwinkel und Nachlauf (du meinst damit mehr als 75°/80°??) besser? Hast du damit gute Erfahrung gemacht? Was ist mit der Flatterneigung des Vorderrades?

Ich hab bisher nur bei riese&müller Angaben zum Lenkkopfwinkel gefunden: der ist beim "Load" 70°
Stellt sich mir die Frage: Warum haben die diesen Winkel gewählt?
 
Das mit dem "Nicken" hast Du so verstanden wie ich es meinte. Wie flach zu flach ist, kann ich nicht sagen, das hängt von vielen Parametern ab (Gabelvorbiegung, Reifenbreite, Laufradgröße, Radstand etc.). Ich glaube nur (das glauben kann man niemandem verbieten), dass der Steuerkopfwinkel ruhig etwas steiler sein darf, vorausgesetzt, der Nachlauf wird nicht zu klein.
Bei Smolik gibt es eine ausführliche Abhandlung zu diesem Thema und Burrows hat mal einen Langlieger mit senkrechtem Steuerkopfrohr gebaut, um zu beweisen, dass es geht.
Für die gefühlte Trägheit eines Rades sind drei Faktoren ausschlaggebend: Steuerkopfwinkel, Radstand und Hinterbaulänge. Letztere kannst Du beim Lastenrad fast vernachlässigen, weil sie nur einen geringen Anteil der Gesamtlänge ausmacht (<30%) und Du sie ohne kleineres Laufrad auch kaum nennenswert verringern kannst. An der Gesamtlänge kannst Du nichts ändern, die ist mehr oder weniger eine direkte Funktion der Länge der Ladefläche. Bleibt der Steuerkopfwinkel. Den kannst Du beeinflussen und da meinen die Eyeballingenieure Onturn und ich eben: mach ihn eher steil.
Da die handelsüblichen 20" Gabeln mit ihrer Vorbiegung von einem Steuerkopfwinkel im üblichen Rahmen von 68 - 73° ausgehen, müsstest Du Dir für flachere oder steilere Winkel auch eine eigene Gabel löten oder eine käufliche Gabel verbiegen und davor schrecken die meisten Eigenbauer dann doch zurück.
Diesen Prämissen werde ich mit dem aktuellen Projekt untreu und werde 66° Steuerkopfwinkel und 44 mm Nachlauf ausprobieren, aber das hat andere Gründe und es gibt (natürlich) wieder keine Gabel.
Beim "item D30 cargo" haben wir mit dem Nachlauf herumgespielt und hatten durchaus den Eindruck, dass er an der Flatterneigung des Vorderrades etwas ändert. Dieses "etwas" war aber fast zu vernachlässigen gegenüber den Folgen einer sehr stark gekröpften, vielleicht etwas zu weichen Spurstange und zu kurzen Lenkhebeln. Will sagen: Flattern ist von sehr vielen Faktoren abhängig, die man in ihrem Zusammenspiel wohl nur ausprobieren kann.
 
Für die gefühlte Trägheit eines Rades sind drei Faktoren ausschlaggebend: Steuerkopfwinkel, Radstand und Hinterbaulänge.

Man darf bei alledem die Lage des Schwerpunktes zwischen den Radaufstandspunkten nicht vernachlässigen. Ein nur mit dem "Captain" besetztes Tandem (Schwerpunkt weit vorne) fährt sich völlig anders als ein leerer Long-John, selbst wenn sie in der übrigen Geometrie übereinstimmen würden. Das macht es so schwierig, eine geeignete Geometrie für den Long-John zu finden, weil die Schwerpunktlage da je nach Beladung drastisch variiert. Je weiter hinten der Schwerpunkt, desto energischer muß bei Seitenneigung/Kippbewegung das Vorderrad einlenken, um die Aufstandslinie wieder unter den Schwerpunkt zu fahren - und mit der Lenkgeometrie wird ja genau diese eigenstabilisierende Lenkbewegung festgelegt. Das ist auch der Grund, weswegen sich für Viele eine übersetzte Lenkung beim Long-John natürlicher anfühlt als eine 1:1-Übersetzung.

Gruß,

Clemens
 
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