Nabenschaltung für Lastenrad

Beiträge
74
Moin zusammen,

Bei 26 Zoll Hinterrädern wird es teilweise schwierig, Nabenschaltungen zu finden, die bei Lastenradgeeigneter kurzer Übersetzung nicht jenseits der Herstellerspezifikationen betrieben werden. Ich tendiere aktuell zur Rohloff, denke aber, dass die für ne Flache Stadt wie Berlin ein Overkill ist. Wenn da nicht die Rampe der Tiefgarage mit 20% Steigung wäre... Was habt ihr für Nabenschaltungen und was ist euer Anforderungsprofil? Meine Recherchen haben bisher ergeben:

Enviolo: Wirkungsgrad - nein Danke

Alfine 11: schöne Gangabstände, der besonders niedrige erste Gang passt auch gut zum "irgendwie die Rampe hoch und dann eh nen höheren Gang nehmen". Leider laut Hersteller eine Übersetzung von maximal 1:1.8 für die Zahnräder, was mich bei einer Kadenz von 90 auf eine Geschwindigkeit von 43 km/h bringt. Damit sind die obersten drei Gänge verschenkt und der unterste nicht niedrig genug. Hatte mal ein Bullitt mit Alfine 11 geliehen, bin damit die Rampe leer so gerade eben hochgekommen. Das war zwar mit einer Übersetzung von 1:2.1 auch unnötig lang übersetzt, aber ich will eigentlich auch leicht beladen die Rampe hochkommen.

Alfine 8: der oberste Gang nicht zu hoch, der unterste leider etwas knapp, die große Lücke zwischen 5 und 6 fällt leider genau in den Bereich, in dem ich erwarte, das Rad zu fahren.

3x3 Nine: tolle Spreizung, leider viel zu viel Abstand zwischen den Gängen. Mit Motor vielleicht akzeptabel.

Alles mit 7 oder weniger Gängen hat grundsätzlich das Problem, dass entweder die Spreizung zu klein ist oder der Abstand zwischen den Gängen zu groß. Eigentlich würden mir 3-4 Gänge mit geringem Abstand reichen, solange ich einen Notfallgang habe, der ausreichend niedrig ist. Ausreichend bedeutet schätzungsweise 8 km/h bei einer Kadenz von 90.
 
hm, schwierig eigentlich hast Du Dir in Deiner Auflistung/Deinem Vergleich schon die Antwort selbst gegeben.

Flache Stadt aka Berlin; jp is wohl n overkill die Rohloff
Rampe: eigentl. passt laut Deiner
Auflistung nur die Rohloff.

Hier im Forum bietet doch @guinness gerade eine an, viell. passt die Version ja.

Ansonsten kann ich derzeit im Zusammenhang mit dem älteren Bosch-Noch-nicht-Smart-System
nur die nicht-elektronische Rohloff
empfehlen.
 
Wie ist denn die Revolute 6 Gang übersetzt?
Die kann doch angeblich Last und hohes Drehmoment?
Mwn auch als Einzelteil erhältlich
 
Alfine 11: schöne Gangabstände, der besonders niedrige erste Gang passt auch gut zum "irgendwie die Rampe hoch und dann eh nen höheren Gang nehmen". Leider laut Hersteller eine Übersetzung von maximal 1:1.8 für die Zahnräder, was mich bei einer Kadenz von 90 auf eine Geschwindigkeit von 43 km/h bringt. Damit sind die obersten drei Gänge verschenkt und der unterste nicht niedrig genug. Hatte mal ein Bullitt mit Alfine 11 geliehen, bin damit die Rampe leer so gerade eben hochgekommen. Das war zwar mit einer Übersetzung von 1:2.1 auch unnötig lang übersetzt, aber ich will eigentlich auch leicht beladen die Rampe hochkommen.
Das trifft es sehr gut. Man kann sie kürzer übersetzen (wir haben 39:23 am 26", das ist etwa einen Gang kürzer als vorgesehen), aber dann tritt man sie kaputt.

t.
 
Nach meinem Verständnis hat Shimano bei der 5-Gang-Nexus die kurzen Gänge rausgenommen um die Gefahr einer Überlastung zu vermeiden, bei der 11-Gang zusätzlich lange Gänge hinzu gefügt, was sie für hohe Eingangsdrehmomente weniger geeignet machen wird.
Von der Nexus 8 habe ich den Eindruck, dass sie bei gelegentlicher Wartung sehr lange hält, aber nicht unbegrenzt belastbar ist. Ein Bekannter von mir hatte seine kaputtgetreten, großer kräftiger Kerl, stampfender Fahrstil, mit aller Kraft einen für ihn ungewohnten Berg hoch. Da war diese Grenze wohl knapp überschritten.
Wenn Du kein 100kg-Muskelpaket bist oder halbwegs rund trittst, dann würde es schon besser aussehen.
Am Ende kommt es wohl darauf an, wie viel Dir die Abdeckung aller Eventualitäten wert ist. Wie oft fährst Du kräftig beladen diese Rampe hoch? Wäre das Rad mit Rohloff schon geklaut vor der ersten Befahrung? Hast Du Platz für ein Reservehinterrad mit Nexus 8 im Keller? Wie hoch wäre der Aufpreis für eine Rohloff tatsächlich? Bist Du gut im Schieben?
 
Nach meinem Verständnis hat Shimano bei der 5-Gang-Nexus die kurzen Gänge rausgenommen
Nein, die hat ganz andere Gangsprünge. Ich fand die sehr unangenehm weit auseinander. Das Fahren mit der Fünfgangnabe und Motor war für mich wie mit einer klassischen 3x8 Kettenschaltung: mit der Nabe grob einstellen und mit dem Motor fein einstellen, dass es sich gut anfühlt.

Ich fand das eher unangenehm.

Der Vergleich 8x und 11x hingegen kommt hin, das sind wirklich nur drei lange Gänge mehr.

t.
 
Ich fahre mein Bullitt mit der 8 Gang Alfine. Primärübersetzung ist 39x22 und das funktioniert bei mir ganz gut. Bin aber in der Rheinebene unterwegs. Rampen um 10% sind im 1 Gang kein Problem und nach oben habe ich noch nichts vermisst. Aber der Sprung zwischen 5 und 6 ist halt schon groß und genau deswegen habe ich meine Primärübersetzung so gewählt wie sie jetzt ist. Leer Beladen Rücken.-Gegenwind ich find zwischen 4 und 6 immer irgendwie den richtigen Gang. Meine Nabe hat jetzt ca. 15.000 km und läuft komplett unauffällig obwohl sie von der Übersetzung leicht aus den Spezifikationen raus ist. Ich bin aber auch nicht der kräftigste Treter und mache mehr mit Kadenz als mit Kraft. Für mich persönlich ist die 8 gang vollkommen ausreichend, Rohloff finde ich super war auch immer meine erste Wahl (aber das nötige Kleingeld) da meine 8 gang aber immer noch nicht kaputt ist würde ich Sie nach Ihrem Tod wohl wieder durch eine 8 ersetzen.
 
Nabenschaltungen haben immer die Problematik, daß der Unterschied zwischen Eingangs und Ausgangsdrehmoment am Rahmen abgestützt werden muß.
Wenn man wie bei Rohloff in den kleinen Gängen eine sehr niedrige Untersetzung wählt, dann wird Getriebe und Rahmen stark belastet. Weshalb bei Rohloff die Bauteile speziell gehärtet sind und die Drehmomentabstützung wesentlich stabiler ist wie bei Shimano und Sachs/Sram.

Wenn die Nabe günstig werden soll, dann begrenzt man das Eingangsdrehmoment über ein minimal vorgeschriebenen Verhältnis Kettenblatt/Ritzel.
Oder wendet wie bei der Nexus 5 den konstruktiven Trick an. Den Direktgang in den kleinsten Gang zu legen. Dadurch gibts im 1. keinen Unterschied zwischen Eingangs und Ausgangsdrehmoment. Und man kann günstig bauen. Mit Übersetzung von 2,65 ist dafür die Belastung im höchsten Gang deutlich höher. Da der aber selten bis nie am Berg gefahren wird, ist dies real selten ein Problem.

Gab aber im Pedelecforum einen kräftigen Fahrer, der sich mehrfach die Nasen der Drehmomentstützen beim anfahren im 5. Gang abgeschert hat.
Alternative wäre noch die Sturmey Archer 8 Gang. Hat den Direktgang auch im 1.

Der 30% Gangsprung von 7 nach 8 macht aber Real daraus eine feinabgestufte 7 Gang mit Overdrive Bergab.

 
Viel zu große Sprünge
Rampen um 10% sind im 1 Gang kein Problem
20% ist leider doppelt so viel. Sind nur ein paar Meter, kann ich gerne an meiner eigenen Belastungsgrenze fahren, die Kinder können auch aussteigen und selbst hochlaufen, (oder an der Haustür warten) nur das Gepäck will ich nicht abladen und einzeln hochtragen. Mit der Alfine 8 lande ich da bei einer Entfaltung von 2,2/m, ganz knapp unter dem was mir mit der Alfine 11 doch deutlich zu hoch war.
Oder wendet wie bei der Nexus 5 den konstruktiven Trick an. Den Direktgang in den kleinsten Gang zu legen.
Den 2. Gang, oder?
Sturmey Archer 8 Gang

Interessant. Gute Abstände, der erste Gang knapp aber vermutlich ausreichend niedrig. Wie du sagtest würde ich den 8. nur bergab nutzen. Muss ich mir mal genauer anschauen
.
Schlimmer als unser Deich
Ich habe gerade nicht die Steigung einer Normdeichstraße im Kopf, aber als Küstenbewohner mit Deicherfahrung schätze ich die auf 10%-12%. Da kommt man mit deutlich längerer Übersetzung aus.
Wäre das Rad mit Rohloff schon geklaut vor der ersten Befahrung
Das wäre auch meine Sorge. Ein Rohlofffahrender Nachbar ist der Meinung, dass eine Rohloff nicht so attraktiv zu klauen ist, weil man nach einer Rechnung gefragt wird, wenn man die Schaltung zur Wartung gibt. Die geklaute Rohloff ist damit automatisch weniger wert.
 
Bei Rohloff wird die Nabennummer abgefragt.
Nicht registrierte lassen sich einfach auf den eigenen Namen registrieren, da braucht es keinen Kaufvertrag oder Rechnung.
Registrierte Naben werden auf den Namen und die Postleitzahl des Vorbesitzers abgefragt.
Hier im Forum gab es wohl jemanden der das auch ohne Daten hinbekommen hat, kann ich nicht bestätigen, da ich immer alle Daten abfrage und sonst nicht kaufe.
 
Nur um mal die Übersetzungen zu vergleichen, ich fahre Biobike mit 42 x 11/42 bei 11 Gängen.
Eigentlich war mal eine 11/46-Kassette geplant, aber während der Corona-/Suez-Kanal-Krise war kein geeignetes Schaltwerk zu bekommen, so das ich auf 11/42 ausgewichen bin. Dadurch genügt auch eine Kette mit 116 Gliedern, für die 46er Kassette bräuchte ich Ketten mit 120 Gliedern. Auch die waren zeitweise schlecht erhältlich.
Am Ende habe ich mich an die Schaltung gewöhnt. Parkhausrampen komme ich damit rauf, auch mit drei Kisten Cola im Rad. Das ist dann zugegebenermaßen anstrengend aber kommt selten vor.
Mittlerweile gibt es passende Komponenten für 11/51er-Kassetten. Das würde dann wieder eine ordentliche Untersetzung ergeben.
Das 42er Kettenblatt brauche ich für eine passable Geschwindigkeit. Es dient als Kompromiss um ohne zweites Kettenblatt fahren zu können.

Aber der Knackpunkt ist, eine Kettenschaltung ist extrem robust und dabei preiswert.
 
Da muss man aber schon ganz schön viele Tausende Kilometer fahren.

Ich halte in dem größten Teil der Fälle die Kettenschaltung für die günstigste, leichteste und effizienteste Variante.

Verschleiß an Kette und Ritzel hast du ja bei Nabe auch. Wenn man jetzt bei Kettenschaltung nicht den Anspruch an super sauberen Lauf hat, ist es doch erstaunlich wie lange man die teilweise fahren kann. Da habe ich schon beinahe achockierendes gesehen, was immer noch geschaltet hat.

Ich finde diese Verschleißgeschichte ja eh irgendwie ein komisches Argument, also jedenfalls wenn dann ein MM davor sitzt. Für Bio würde ich ebenfalls auf Kette setzen.

Wobei ich natürlich zugebe, Rohloff und Pinion nicht wirklich ausgiebig getestet zu haben. Reizen kann ich verstehen, aber in meinen Rädern wird das wohl nie eine Rolle spielen.

Ist das denn ein Bio Lasti?
 
Über die Zeit gesehen ist eine Rohloff günstiger, wegen der Verschleißkosten. Zudem ist der Wiederverkaufswert höher, sofern man sich von einer trennt.
Das lässt sich leicht rechnen. Auf 100.000km verbraucht man bei eingefrorenen Preisen (100.000 fährt man nicht in einem Jahr, da werden Preise eher steigen) ungefähr 10 Ketten, ungefähr zehn Ritzel und 10 Ölwechsel bei der Rohloff und etwas Kettenöl. Das sind (15+20+15)x10=500 Euro. Dazu kommen etwa 1200 Euro für die Schaltung mit Nabe. Ich ignoriere mal die speziellen Bremsscheiben, die wären bei Rohloff etwas teurer.
Macht also 1700 Euro Kosten für Teile und Wartung (bei Eigenleistung).

Die Kettenschaltung kostet rund 100 Euro und eine Hinterradnabe in etwa nochmal 100 Euro. Das umfasst Kassette, Schalthebel und Schaltwerk.
Jetzt könnte man die Haltbarkeit der Kette mit 5000km annehmen, aber das ist ein Wert den man nur mit viel Pflege schafft. Realistisch sind eher 3300km und weil es sich leicht rechnen lässt, je drei Ketten eine neue Kassette für etwa 50 Euro. Ketten taxiere ich mal mit 20 Euro. Ölwechsel gibt es nicht, aber die Pflege erfordert mehr Mittel, also addiere ich 5 Euro zu drei Ketten für Schmiermittel. Für 10.000 km wären das also 3x20 + 50 + 5 = 115 Euro und damit für 100.000 km 1150 Euro zuzüglich der ursprünglichen 200 Euro für Schaltung und Nabe.

Das bedeutet, Teile und Wartung kosten nach 100.000km ohne Werkstattkosten und Wartung anderer Teile 1700 Euro bei Rohloff und 1350 Euro mit einer 1x11 Kettenschaltung.
Weil man mehr Teile der Kettenschaltung tauschen muss und diese teurer sind, wird die Nabenschaltung zu einem späteren Zeitpunkt die Anschaffungskosten ausgleichen. Aber 100.000km genügen da noch nicht.

Also der Preisvorteil liegt nicht bei der Rohloff.
Das schafft man nur, wenn man teurere Kettenschaltungen kalkuliert und wenn man für die häufigere Wartung eine Werkstatt beauftragt.
Die braucht man aber öfter, denn 100.000km überfordern viele Fahrräder, gleich mit welcher Schaltung ausgestattet.
 
Schöngerechnet. Mich hat das Stadtschlampen Tourenrad 15 € am Rohloffantrieb gekostet, die letzten 10.000 km / 2 Jahre.
Die kann man aber noch für 400 € verkaufen. Die Kettenschaltung wohl ehr nicht.
Aber egal, ich will keine Grundsatzdiskussion hervorrufen.
Der wesentliche Vorteil einer Nabenschaltung ist das schalten im Stand und das fand ich am Lastenrad notwendig.
Wenn der TE aus Berlin kommt, in der Bucht wird ein Rad mit Rohloff angeboten. Abgeranzt und nicht geputzt. Ich würde mir die Sache ansehen und für 380 € kaufen. Das Fahrrad etwas auffrischen und ein anderes Hinterrad (singlespeed für die Hipster) einbauen und das für ein paar mehr € verhökern. Berlin soll ja ein guter Verkaufsplatz sein.
Wenn ich den Wert für die Rohloff im Wiederverkauf mit 250€ ansetze, dann wären 50 € in den Sand gesetzt falls das Projekt nicht gefällt.
So als Rechenexempel.
Achso, Pflege bei der Kettenschaltung: Lappen mit Öl drauf , einmal die Woche oder bei Bedarf. Meine Kettenschaltungen (ja habe ich auch) sind da wartungsintensiver.
 
Der wesentliche Vorteil einer Nabenschaltung ist das schalten im Stand und das fand ich am Lastenrad notwendig.
jp genauso! Wir sollten mal auflisten welche Nabenschaltungen das wirklich können, bin bei der Enviolo
auch jahrelang davon ausgegangen, bis ich mir alles vom Interface bis zum Controler zerschossen hatte...
 
Letztlich bleibt es Geschmackssache ;)

Das im Stand schalten ist natürlich ein Argument, gerade bei Lastenrädern. Aber auch hier hat das zwei Seiten. Verpenne ich das Schalten an einer Steigung, stehe ich mit der Nabe auch schneller ;).
 
Zurück
Oben Unten