Mein Selbstbauprojekt: eine leichtere Kiste fürs Urban Arrow Cargo XL

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finnenrad

Guest
Hallo zusammen,

ich war hier zuletzt irgendwann im Herbst unterwegs, um mir Kaufberatung und Tipps zu Selbstbaukisten zu holen. Seitdem ist hier schon ziemlich viel Wasser die Isar heruntergeflossen, und nun möchte ich letztendlich vorstellen, was aus meinem allerersten Kistenbauprojekt geworden ist.

Das Ziel: drei schnell wachsende Kinder (derzeit 7, 4 und 2 Jahre alt) zu transportieren. Unsere Familie hat kein Auto, und das Rad kommt also als echter Autoersatz im Einsatz. Nach ziemlich ausführlichen Überlegungen haben wir Mitte November ein Urban Arrow Cargo XL gekauft und es konnte mit dem Bau losgehen. Ein wichtiges Nebenziel war auch, die Kiste irgendwie leichter zu kriegen als die ursprüngliche Kiste von @popahatsi.

Als Basis habe ich ein Alu-Stecksystem gewählt, das aus eloxierten 20 mm Vierkantrohren und Kunststoffverbindern besteht. Das Alugestell ist nicht nur leicht, sondern erlaubt, die Wände aus 6,5 mm Film/Filmplatte zu bauen und sorgt beide für Biegefestigkeit und tragende Struktur, wo man Sitzbänke usw. Befestigen kann. Die Außenkanten habe ich extra mit Alu L-Profilen geschützt. Beim Urban Arrow XL stellt die Rahmengeometrie einige Herausforderungen, da die Vorder- und Hinterwände ganz schiefe Winkel (116 bzw. 106 Grad) haben. Deswegen musste ich auch bei der Planung Aluprofile mit Steg leider ablehnen, da man die Winkel ohne Schweißen nicht mehr optisch schön gekriegt hätte. Nun sind die Wände also von außen mit Schrauben zu den Steckverbinder und mit Blindnieten zu den Aluprofilen befestigt.

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Besonders viel Mühe habe ich mir bei der Planung und beim Bau einer Sitzbank für die zwei größeren Kinder gegeben. Da meine älteste Tochter bereits nun 130 cm groß ist, wollte ich eine echt hohe Rückenlehne mit Kopfstützen bauen, um zu sichern, dass die Kinder noch einige Jahre mitfahren können. Da bin ich auf die Idee gekommen, mithilfe von Linearschienen und auf den Aluprofil laufenden Bockrollen eine komplett verstellbare Sitzbank zu bauen. Ein Verstellsystem von Kabelzügen und zwei dicken Federriegeln erlaubt, den kompletten Sitz auf fünf unterschiedliche Neigungsstufen zu stellen. Die Entriegelung erfolgt durch das Ziehen eines Hebels unter dem Sitz. Für Kopfstützen habe ich zwei höhenverstellbare Monitorhalterungen gekauft und dazu die Stützen aus Reststücken der Wandplatten gebastelt und mit dünnen Aluprofilen zu den Monitorhalterungen angeschlossen.
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Für unsere zweijährige Tochter habe ich bei eBay einen gebrauchten Autositz gekauft und den auf ein Gestell aus Alurahmen da vorne rückwärts montiert, sodass die größeren Kinder ihre Beine noch unter dem Sitz ausstrecken können oder man noch etwas Gepäck mitnehmen kann. Der Autositz ist mit drei Spanngurten zu den Alurahmen befestigt und lässt sich in wenigen Sekunden wieder abbauen. Das Gestell kann man hochklappen, sodass wenn nur zwei Kinder mitfahren da noch sehr viel Raum für Gepäck oder Einkäufe übrig bleibt.
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Mit dem Zeug fahren wir jetzt seit ein paar Wochen hier in München herum. Material für einen Regenverdeck ist gerade in Bestellung, hoffentlich wird auch mit dem Verdeck irgendwann während des Sommers fertig.
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Der Sitz ist echt toll! Wie du die Neigbarkeit umgesetzt hast, gefällt mir sehr gut. Etwas ähnliches hatte ich für unseren Eigenbausitz auch überlegt, musste dann aber bauen, bevor die Überlegungen abgeschlossen waren. So ist er nun starr...

Das einzige, was ich an deiner Stelle ändern würde, ist die Verankerung der Gurte: Die Karabiner unten an den kleinen Drahtösen wirken nicht so, als würden sie ein Kind bei einem Aufprall signifikant zurückhalten. Ich würde die direkt an der äußeren Kiste verankern, mit durch das Holz gehenden Schrauben. Oben ähnlich: über die Schultern wieder nach unten führen und am Korpus verankern. Mit etwas Glück gleichen sich dann bei einer Neigungsverstellung oben und unten aus, dass kein Nachstellen erforderlich wird.

Was sagen die Kinder?

t.
 
Hallo @finnenrad !

Tolles Projekt! Und Très Chic!
Was ist denn nun „leichter“?
Pophatsi: 32kg (15mm)/ [25,8kg bei 12mm] Deine Konstruktion: __kg
Vielleicht weißt Du auch:
Materialkosten:
Pophatsi: 200€ / __€
Planungsphase: __ / __Wochen
Bauphase: __/__Wochen
Werkzeugeinsatz: __/__CAD?

Schöne Grüße!
Klaus
 
Respekt, sehr professionell gemacht mit schönen Detaillösungen. Aber wo bist du denn jetzt vom Gewicht her gelandet, du hattest doch im Titel eine leichtere Kiste angekündigt, da kannst du uns doch nicht das Gewicht vorenthalten ;)

Meinen Kindern darf ich das nicht zeigen, die habe ich bei meinem Selbstbau mit einfachen Holzsitzen ohne Verstellmöglichkeit abgespeist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank, das Ganze hat natürlich ganz viel Zeit genommen, aber zum Glück auch Spaß gemacht. Zum ersten Mal und mit geringerer Handwerkererfahrung braucht man ja noch mehr Zeit als sonst.

Ich melde mich noch mit einer genaueren Gewichtsabschätzung, meine damaligen Berechnungen muss ich erst noch mal prüfen.

Zur Verankerung der Gurte: der Sitz bewegt sich auf Schienen und Bockrollen komplett, so dass die Gurte nicht zu Kistenwänden befestigt werden können. Zur Befestigung habe ich Karabinerhaken mit Gurtbefestigung vom Extremtextil sowie Fenderösen (Bootszubehör) bestellt. Die sind tief in den Unterbau des Sitzes festgeschraubt. Die werden wirklich nicht los, bis man den kompletten Unterbau zerlegt. Bei solchen Kräften gehen in meiner Kiste erst Mal andere Teile kaputt.


Die Kinder mögen den Sitz sehr, besonders in den vorderen Positionen mit einem schieferen Neigungswinkel. Wenn man den Sitz dagegen ganz nach hinten zieht, kriegt man ab sofort einige cm mehr Transportfläche da vorne.
 
Hier noch mal eine genauere Gewichtsberechnung für die Kiste:

Wandplatten: 1,61 m2 Film/Filmplatte 6,5mm, 4,4 kg / m2 => 7,1 kg
Bodenplatte: 0,64 m2 Film/Siebplatte 9 mm, 6,1 kg / m2 => 3,9 kg
Gummimatte: ca. 0,64 m2 * 4 kg / m2 = 2,5 kg
Alu-Vierkantprofile: ca 8,9 m * 0,263 kg / m = 2,3 kg
Alu-L-Profile: ca. 3,7 m * 0,15 kg / m = 0.5 kg
Steckverbinder aus Kunststoff: 16 St., ca. 0,2 kg

Gesamtgewicht der Kiste: 16,5 kg

Den Sitz habe ich leider vergessen, vor der Montage auf die Waage zu bringen. Daran muss ich noch beim nächsten Abbau (muss ich aber eher selten tun, hoffe ich) denken. Mit dem massiven Unterbau wiegt er aber schon einiges.

Bzgl. Kostenabschätzung muss ich mich erneut später melden. ;-) Da ich keine Kreissäge besitze (und die Geometrie mit schiefen Winkeln überall echt schwierig war), habe ich die Boden- und Wandplatten bei einem Schreiner direkt nach Maß zugeschnitten bestellt, was natürlich etwas extra gekostet hat.
 
Hi @Derwalter,
die Vierkantrohre und die Steckverbinder habe ich bei https://alu-spezi.de/ bestellt. Die L-Profile habe ich dagegen bei https://designbleche-shop.de/de/ direkt nach Maß bestellt, da ich für die Vorder- und Hinterkanten schiefe Winkel brauchte und das Biegen von Aluminiumblechen nicht so mein Ding ist, besonders nicht ohne Werkzeuge ;)

Die kleineren Aluprofile und -leisten habe ich einfach beim Baumarkt besorgt.

Viele Grüße
 
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