Laufradbau, Stabiltätsfrage bezüglich Speichenwahl

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Lastenrad
Cangoo Downtown 250, Urban Arrow 2020
Da ich am Lastenrad und auch an meinem Trekker immer wieder Probleme mit dem hinteren Laufrad habe (egal ob selber aufgebaut oder durch nen Fahrradladen) wollte ich mal fragen was wohl ein stabileres Laufrad ergibt.
Bisher fahre ich immer die normalen 2mm Speichen. Ich überlege hier mal entweder die kodifizierten 2.0 - 1.8 - 2.0 zu nehmen, oder die verstärkten mit komplett 2.3 mm.
Was meint ihr?
 
"Probleme"

Reißen die Speichen?
Oder lockern sie sich?
Oder kriegt die Felge Schläge, die man nicht mehr rauszentriert bekommt?

Je nachdem könnte man andere Sachen versuchen...

Speichen reißen? --> Vllt ist der Winkel zu eng oder die Felge hat keine belastungsgerecht versetzen Löcher? Also andere Felge
Lockert sich? --> Etwas mehr Spannung versuchen und evtl. mehr Kreuzungen (wenn mgl.)
Felge? --> naja, dann eben ne stabilere Felge ;)

Grundsätzlich auf dicke Tandemspeichen (Sapim Strong o.ä.) zu wechseln geht zwar, wenn aber etwas wie der Speichenwinkel oder so nicht gut ist, wird das das ganze nur verzögern.

Weitere Details zum lesen: http://smolik-velotech.de/laufrad/05speich.htm
 
Mahlzeit @cracer
Meist reißen/brachen die Speichen unten am Flansch.

Danke auf jeden Fall für den Link, werde mich da mal etwas ein-/durcharbeiten.
 
Seit mehreren Jahren baue ich meine Laufräder selbst und verwende verschiedene Speichen.
Angefangen hatte der eigene Aufbau mit einem Hinterrad am gekauften Komplettrad, an dem im Abstand einiger Wochen einzelne Speichen brachen. Da bestellte ich neue, verstärkte Speichen (Sapim Strong, 2,3/2,0mm) und ersetzte alle Speichen im Hinterrad durch diese. Das brachte sofort Besserung, die Speichen hielten. Drei Jahre danach zeigten sich Risse an den Bohrlöchern der Felge und die Nabe bekam rauh laufende Lager. Das Laufrad war fertig, die Speichen hielten aber.

Nach dieser ersten Erfahrung überlegte ich mir folgende Grundsätze, nach denen ich möglichst stabile Laufräder aufbaue:
1. Die Speichenvorspannung soll möglichst gleichmäßig sein.
2. Wenn möglich, nutze ich durch Schmieden verjüngte Speichen, da diese elastischer sind.
3. Die Last auf den Felgenboden verteile ich durch Nippelunterlegscheiben auf einen größeren Bereich.

Um Punkt 1 einzuhalten, nutze ich ein Speichentensiometer. Speichen spanne ich auf 1200N vor, vorne und hinten. Beim asymetrisch eingespeichten Hinterrad einer Kettenschaltung ergibt sich allerdings ein Unterschied in der Vorspannung von Speichen gleicher Stärke.
Bei 1200N auf der Antriebsseite erreichen die Speichen der Nichtantriebsseite etwa 850N Vorspannung. Die Speichen auf der linken Seite sind also weniger stramm gespannt, als die auf der rechten Seite. Das sorgt auf Dauer für mehr Stress bei den Speichen auf der rechten Seite. Belastungen im Laufrad, welche der Vorspannung der Speichen entgegenwirken, werden nur bis zu eben diesen 800N von allen Speichen getragen. Darüber hinaus fängt nur die rechte Seite härtere Stöße ab.
Langfristig würden die rechtsseitigen Speichen häufiger überlastet und vorzeitig brechen.

Deshalb setze ich Linksseitig dünnere Speichen ein, die mit nahezu der gleichen Kraft gespannt werden können wie die dickeren Speichen rechts und trotzdem die Felge nicht aus der Mitte ziehen.
Mit rechtsseitig 2mm-Speichen und linksseitig 2,0/1,8/2,0mm-Speichen erreiche ich im Laufrad rechts 1200N Vorspannung und links 1150N und damit eine gleichmäßigere Lastverteilung auf alle Speichen.

Die verjüngten Speichen setze ich ein, wo es geht. Im 20"-Vorderrad geht es nicht, dort sind die Speichen zu kurz. Hier bleibt es bei 2mm-Speichen.
Im Hinterrad könnte ich auch 2/1,8/2mm rechts und 2/1,5/2mm links wählen, wenn es bei mir nicht um ein sehr hohes Systemgewicht und maßgeblich ein hohes Fahrergewicht ginge.
Daher sind die Speichen etwas kräftiger gewählt, aber durchweg normale Dicken.

Die Nippelunterlegscheiben nutze ich nur, wenn es mit der Felge harmoniert und ich die Stabilität einer leichteren Felge verbessern kann. Bei sehr stabilen, aber auch schweren Felgen wie der Ryde Andra 40 sind Unterlegscheiben unnötig. Bei geösten Felgen hingegen sind Unterlegscheiben nicht nutzbar.

Wenn Du Muskelkraft sparen möchtest, ist ein leichteres Laufrad einer der besten Wege dazu.
Jetzt gerade baue ich ein leichteres Vorderrad für mein stromloses Velo Lab.
Von derzeit etwa 2000g mit Andra 40, Shimano DH-3D37 Dynamo und Schwalbe Marathon GT 365 Reifen will ich auf etwa 1300g runter, mit einer Spank Spoon 28 Felge, Son Delux Dynamo und einem noch nicht gewählten Reifen. Das wird schon ein spürbarer Unterschied.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was für eine Felge fährst Du denn?
Bei Rohloff-Rädern wird ja sehr auf Stabilität geachtet und gerne auf die Ryde Andra 40 verwiesen, dazu gibt es dann glaub ich nicht sehr viele "zulässige" bzw. empfohlene Spiechen, die Sapim Strong gehören aber afair dazu...
 
Mahlzeit @Christoph

Dank Dir für die Erläuterungen.
Also schließe ich daraus, dass Du auch eher zu 3D Speichen greifen würdest anstelle zu den 2.3er?!
Es geht hierbei um eine Nabenschaltung, einmal um eine Nexus 7 und ein weiteres Laufrad will ich mit einer StormeyArcher Nabe aufbauen.

@oerd
Z.z. ist eine einfache Zack2000 verbaut, die soll aber gegen eine wie die Andra40 oder BigBull getauscht werden.
 
Die ZAC 2000 ist jetzt nicht gerade das, was man als unzerstörbar kennt... Auch wenn das Gewicht eigentlich dementsprechend wäre :D
Was schon helfen könnte, wären die von @oerd erwähnten Unterlegscheiben. Aber wenn man schon alles auseinander nimmt, kann man ja auch eine stabilere Felge verbauen...
Eine geöste MTB-Felge o.ä. sollte auch schon ein gutes Upgrade sein. Es muss ja nicht gleich eine Andra oder Big Bull werden ;)
 
Bei einer Getriebenabe sind die Nabenflansche symetrisch angeordnet und daher kannst Du dort beidseitig die selben Speichen nutzen.
Also etwa 2/1,8/2mm.
Ob nun von DT Swiss, Sapim oder CN Spokes (nehme ich meist, weil günstiger), gibt sich nichts.

Bei der Felge ist Viel manchmal Zuviel. Die Andra 40 ist vergleichsweise sackschwer. Im Pedelec mags noch passen, aber das Mehr an Rotationsmasse merkst Du an jeder Ampel.

Es gibt für MTB ganz tolle Enduro-Felgen. Stabil und schön breit, aber meist leichter.
Kompliziert wird es aber bei hohen Gewichten. Die MTB-Felgen gibt es fast nur noch mit 32 Löchern. 36 Loch ist da ausgestorben.

Da könnte ich nur etwas empfehlen, wenn die Felgengröße und die Gewichte bekannt sind.
26" mit 36 Loch wird ganz schwierig. Da landet man meist doch wieder bei den Klassikern.
 
@cracer
Ich glaube einfach, dass ich mit einer Andra40 oder BigBull (hatte ich am alten Reiserad, war unkaputtbar in meinen Augen) schon auf der sicheren Seite sein.

@Christoph
CN Spokes kenne ich gar nicht, werde ich mal schauen, danke.
Das Mehrgewicht ist bei der Beladung meist nicht mehr wirklich relevant. Zum einen geht es um mein Lasti zum anderen um ein neues Reiserad.
Am Lasti geht es um eine 559er Felge und beim Reiserad um eine 622er.
Für das Reiserad hätte ich wohl mehr Auswahl durch das Aufkommen von 28" ähmmm Schuldigung, hab das Markting vergessen.... meine Natürlich die 29"er.
Aber ja, gute 559er sterben etwas aus, bzw da kommt glaube ich nicht mehr viel Neues.
 
@Bravragor :Wenn das mit der Nexus ganz zufällig das 590er Rad ist: Da hast ich aus einem Fehlkauf ein fertiges Rad aus einem älteren Bakfiets hier stehen bzw. Hängen, dass ich günstig abgeben würde.

@Christoph : immer wieder sehr schöne, ausführliche und fundierte Sachen. Danke.
 
@lowtech
Nein, das 590er Laufrad ist von einem ganz alten Peugeot Damenrad.
Das gute Stück hat noch eine 3-Gang Torpedo Schaltung und Rücktritt.
 
Ok. Wollte es nur erwähnt haben.
 
Sehr gern. Poste in der Plauderecke doch mal ein Bild.
 
Was für eine Felge fährst Du denn?
Bei Rohloff-Rädern wird ja sehr auf Stabilität geachtet und gerne auf die Ryde Andra 40 verwiesen, dazu gibt es dann glaub ich nicht sehr viele "zulässige" bzw. empfohlene Spiechen, die Sapim Strong gehören aber afair dazu...
Zu den Empfehlungen von Rohloff gibt es bei whizz wheels eine ganz andere Meinung. Warum auch immer.
36 Loch fahre ich seit fast 20 Jahren nicht mehr. Geringere Stabilität konnte ich nicht feststellen. Seit 1998 kaufe ich nur DT Swiss Speichen, Sapim erst seit ein paar Jahren. Gebrochene Speichen sind sehr selten, die Räder haben teilweise 50.000 km auf der Uhr. Oft brechen sie durch Vorschädigungen.
Auf einem MTB habe ich Sapim CX-Ray als 32 Loch mit Scheibenbremsen. Das Rad wird nicht geschont. Wurzeln, Treppen und Löcher übersteht es klaglos. Auf einem Lastenrad habe ich sie aus Kostengründen aber nicht verwendet. Würde mich aber interessieren, ob sie standhalten.
 
Zu den Empfehlungen von Rohloff gibt es bei whizz wheels eine ganz andere Meinung. Warum auch immer.
Wo ist das ersichtlich? Im Whizz-Wheels Laufrad-Konfigurator kann ich keine Rohloff auswählen und in den Garantiebedingungen schreiben sie:
Wir geben dem Erstbesitzer jedes von uns gefertigten Laufrades eine lebenslange Garantie gegen Speichenbruch.
Für folgende Konfigurationen schränken wir diese Garantie auf 3 Jahre ein:
  • Laufräder mit Getriebenaben in Kombination mit Felgen, deren Nippelsitz nicht richtungsweisend gebohrt ist (alle Felgen, außer Rigida / Ryde Andra und Mavic UST Felgen)
 
Unter "Naben" fast ganz unten steht eine Info, wie sie es mit den Rohloff Naben handhaben. Zeitweilig haben sie sich ganz von der Firma distanziert. Jetzt wohl nur noch Reparaturen.
 
Also dass es bei Rohloff da ein paar Besonderheiten gibt hab ich schon vor Jahren mitbekommen.
da aber so eine Nabe teurer ist als die meisten meiner Fahrräder, kommt mir so ein Teil wohl eh erstmal nichts ans Radl.
Ich habe mir jetzt die Strong gegönnt, mal sehen wie lange die halten.
Ein Faktor ist ja auch immer noch meine Unerfahrenheit im Laufradbau, und dass ich nach Gefühl arbeite weil ich kein Tensiometer habe.
Hat da zufällig einer Erfahrungen mit dem Nachbau aus Fernost? Einen gibt es z.B. von ZTTO und mit deren Produkten hatte ich bisher eher gute bis sehr gute Erfahrungen. Aber da geht es in erster Linie um Komponenten und Kleinteile, noch nicht um Werkzeuge.
 
Einem Kollegen aus dem Radreiseforum brach mehrmals der Nabenflansch einer Rohloff-Nabe im Alltagsbetrieb. Gebaut wurden die Laufräder jeweils von Whizz-Wheels unter Verwendung von DT-Swiss Speichen.

Mit der Zahl der Flanschbrüche (Rand des Nabenflansches bricht entlang der Speichenlochbohrungen ab) ist dieser Radler laut Auskunft von Rohloff Rekordhalter.
Daher wollte man der Ursache auf den Grund gehen.

Rohloff verdächtigte Whizz-Wheels, das man zu niedrige Speichenspannung einsetzt oder eine zu ungleichmäßige Speichenspannung.
Whizz-Wheels ihrerseits verwiesen auf ihre langjährige Erfahrung und das Versprechen einer 30-Jährigen Garantie auf gebaute Laufräder ohne deswegen in Konkurs zu geraten.
Rohloff hielt Speichen von DT-Swiss für ungeeignet und gibt seit diesen Ausfällen vor, das ausschließlich Speichen von Sapim und ausschließlich im für Rohloff geeigneten Bogenmaß von 2,9mm verwendet werden dürfen. Andernfalls entfiele die Werksgarantie.
Entsprechende Speichen werden von Sapim gesondert gefertigt und ausschließlich über SES Sandmann und seit wenigen Jahren auch über Rohloff selbst verkauft.


Whizz-Wheels lehnte es eine Zeit lang ab, Rohloff-Naben einzuspeichen.

Rohloff wiederum bietet seither ein neues Zubehör für seine Naben an. So genannte Flanschringe zur Verstärkung der Nabenflansche und schreibt vor, das Rohloff-Naben seitdem nur noch mit diesen Flanschverstärkungen eingespeicht werden dürfen, sonst erlischt die Werksgarantie.


Bevor der Streit zwischen diesen Parteien ausgefochten wurde, gab es die speziellen Speichen nicht im Handel zu kaufen und es gab keine Vorschrift zur Speichenwahl. Es gab auch keine Flanschringe im Angebot von Rohloff. Eine Überarbeitung der Nabe durch Rohloff, etwa um den Flansch zu vergrößern, fand seither nicht statt.

Daher kann ich die Position von Whizz-Wheels gut nachvollziehen, das sie mit Rohloff möglicht wenig Kontakt wünschen.
 
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Ja, an die Diskussion kann ich mich noch gut erinnern.
 
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