Ich versuche mal in den folgenden Tagen eine kleine Fotoreihe zu erstellen, wie ich in Bremen das Rad parke. Grundsätzlich steht es bei mir über Nacht in einem nicht einsehbaren Kellerverschlag im Innenbereich meines Wohnhauses. Je nach Verfügbarkeit schließe ich das Rad am Rahmen mit einer dicken Kette an einen festen Gegenstand an. Bei Verkehrsschildern achte ich darauf, das der Mast einbetoniert ist. Manche sind nur in ein Rohr im Boden versenkt und lassen sich heraus ziehen. Dort angeschlossene Räder könnte man also leicht befreien.
Plane ich eine längere Abwesenheit, schließe ich das Rad immer an. Bei Einkaufsfahrten lässt sich das nicht immer ermöglichen. Dann kommt die Kette durch Hinterrad und Rahmendreieck.
Sattelstütze und die beiden Laufräder sind mittels Pitlock-Achsen gegen Spontandiebstahl gesichert. Daher muss ich das einzige Schloss nicht zwingend durch die Laufräder fädeln.
Wichtig zu wissen ist aber auch, das ich kein Pedelec fahre, sondern ein Lastenrad ohne Zusatzantrieb. Dinge wie Motor, Akku oder Display werden gerne geklaut und müssen gesondert gesichert werden. Das fällt bei mir weg.
Ich habe in der Stadt schon Pedelecs gesehen, deren Mittelmotor abgebaut wurde, Akkuklau kommt aber regelmäßig vor. Besonders Akkus am Gepäckträger und eben die Motoren sind nur angeschraubt und werden gerne Nachts mit Werkzeug demontiert. Wertmäßig ist das oft ein Totalschaden. Ein Bosch Mittelmotor und ein Akku kosten jeweils zwischen 500 und 700 Euro das Display 100-400 Euro, das ergibt leicht 2000 Euro Schaden. Also sollte das Rad Nachts auch Schutz gegen Teilediebstahl haben und Akku und Display sollten auch tagsüber entfernt werden.
Das Schloss selbst ist heutzutage vor allem eine Frage der Masse. Da ich selbst bereits mehrere Fahrradschlösser mit diversen Werkzeugen geöffnet habe (allerdings mit simpler Methodik) wähle ich meine eigenen Schlösser mit Bedacht.
Kabelschlösser aller Art, auch Panzerkabel vermeide ich komplett. Die kriegt "jeder Depp" auf und davon gibt es einfach zu Viele auf der Welt!
Faltschlösser sind eine prima Sache, aber oft zu leicht. Praktisch alle Fahrradschlösser die weniger als ein Kilo wiegen, sind leicht zerstörbar und lassen sich auch mit Hebeln zerbrechen. Ab und zu finde ich ein Exemplar am Straßenrand und teste zu Hause was es aushält und es ist nie besonders viel.
Einzig das Abus Bordo 6500 (oder das ähnliche 6400) und das Trelock Toro 500 sind in einer Gewichtsklasse die mehr aushält. Aber selbst dann ist das nur eine kurzfristige Sicherung.
Bügelschlösser sind sehr gut, aber häufig zu unflexibel oder zu kurz. Gute müssen nicht sehr teuer sein, Decathlon hat sehr gute ab 30 Euro. Trotzdem würde ich im Alltag ein Bügelschloss eher als Zweitsicherung wählen. Zumindest für ein Lastenrad.
Die beste Wahl aus meiner Sicht sind Kettenschlösser. Dicke, besonders gehärtete Ketten mit einer Länge ab 90cm. Ob der Stahl wirklich gut gehärtet ist, sieht man ihm allerdings nicht an. Das könnte man nur mit einer Eisensäge testen. Wenn die es schafft eine Kerbe in ein Kettenglied zu machen, ist der Stahl nicht ausreichend gehärtet und ein Bolzenschneider kann sich erfolgreich durchbeißen.
Wer nicht testen will, vertraut auf Markenanbieter und deren Produktversprechen. Die Marken des Unternehmen Allegion (in Deutschland vor allem Trelock, Axa, Kryptonite) sind zu empfehlen, ebenso Abus. Preislich liegt Abus höher wegen Fertigung in Deutschland, Allegion fertigt in China, aber mit den gleichen Standards. ,
Gehärtete Ketten ab einer Stärke von 10mm sind mit tragbaren Bolzenschneidern nicht mehr zu knacken. Aber das ist nur noch der Bodensatz des Fahrradklauenden Abschaums, der damit unterwegs ist.
Ein Akkubetriebener Winkelschleifer ist heutzutage das Mittel der Wahl. Schneller, kompakter und leichter als ein Bolzenschneider und die Materialstärke oder Härte ist fast egal.
Das Einzige das einen Winkelschleifer ausbremst, ist zu flexibles Material. Die mit hoher Drehzahl rotierende Trennscheibe erzeugt an ihrem Rand (ca. 1mm) eine so hohe Reibungshitze, das der Stahl verglüht. Aber die Scheibe ist nicht sehr haltbar, wenn sie verklemmt.
Sobald man mit einer Trennscheibe etwas tiefer in den Stahl geschnitten hat, darf sich das zu trennende Teil oder das Werkzeug nicht bewegen, sonst verkantet die Trennscheibe, bleibt hängen und zerfetzt. Dann muss man eine neue Scheibe in den Winkelschleifer einlegen, sofern man eine hat und neu ansetzen, was alles auch mehr Zeit benötigt.
Die Krux ist, ein Bügelschloss kann man gut festhalten. Zwei Schnitte und nach unter 60 Sekunden ist es durch.
Eine Kette brauch ebenfalls zwei Schnitte, aber das mit dem stillhalten ist schwieriger.
Neben einer besseren Flexibilität beim Anschließen des Rades erhöht eine dicke Kette also auch die Chance darauf, das der Dieb seine vielleicht einzige mitgeführte Trennscheibe zerstört oder sich dabei sogar verletzt
(die Stücke fliegen mit 200km/h unberechenbar davon). Mehr Hoffnung gibt es nicht.
Und als Nachtrag:
Der Versicherung genügt ein ausreichendes Schloss, das teilweise von der Versicherung mitgeteilte Bedingungen (Mindestpreis, Zertifizierung) erfüllen muss. Zusätzlich wird zwischen Tages- und Nachtzeit unterschieden und insbesondere Nachts werden oft gesicherte Abstellplätze gefordert. Das gibt aber die jeweilige Versicherung individuell vor.
Dennoch ist auch ein versichertes Rad nach Diebstahl erst einmal weg und die Abwicklung macht zusätzlichen Stress. Es lohnt sich also, das zu verhindern.