Lagerkonen nachschleifen

Beiträge
3.941
Hallo zusammen,
ich erlebe sehr oft, dass die Konen von Lagern, die ich auseinander nehme bereits deutliches Pitting haben. So auch heute, Trekkingrad von meinem Sohn, Lagerspiel und Achsmutter fehlte, bei Nachsehen ein Konus mit minimalem Pitting, der andere bereits mit starkem Pitting, günstiger Shimano Nabendynamo mit gut erhaltener Originalfettung.
Also habe ich einen Aufnahmedorn gedreht, M11x1, in einer Aufspannung damit er rund läuft. Aufnahmedorn in die Standbohrmaschine und bei langsamer Drehzahl der Bohrmaschine mit dem Dremel mit hoher Geschwindigkeit mit einem Schleifstift mit etwas größerem Durchmesser als die Lagerkugeln haben die Laufbahn wieder bis zum intakten Material runtergeschliffen. Dann grob und fein nachgeschliffen mit groben Schleifleinen und feinerem Nassschleifpapier, jeweils um einen Bohrerschaft bzw. Körner passenden Durchmessers gelegt. So kam ich in wenigen Minuten zu einem ordentlich aussehenden Konus.
Theoretisch kann es sein, dass die Konen einsatz (oberflächen-) gehärtet sind, aber das wird sich zeigen. Ich hatte keine Lust, die Laufbahn mit Härteprüfversuchen zu verunstalten. Bei der mäßigen Haltbarkeit der originalen Lauffläche ist kaum eine Verschlechterung zu erwarten.
Das Rad ist wieder zusammen, hätte ich einen Konus bestellt würde mit der Kram tagelang im Weg rumstehen.
Werkzeug.jpg


Konus grobgeschliffen.jpg



Feingeschliffener Konus.jpg
 
Wahnsinn, andere schmeissen bei so was das ganze Laufrad weg.

Das hatte ich noch nicht richtig herausgestellt: Man braucht nicht unbedingt einen gedrehten Dorn, sondern kann auch ein Stück einer Originalachse verwenden. Zum Drehen eine Handbohrmaschine und zum Schleifen wie hier verwendet einen Dremel, das haben die meisten zu Hause verfügbar und funktioniert fast genau so gut.
Bei Laufrädern finde ich die Wegschmeißerei besonders nervig: Das Laufrad funktioniert nur wenn Felge, Speichen und Nabe in Ordnung sind. Das sind einfach ziemlich viele Stellen wo etwas kaputt gehen kann und es ist ziemlich viel Intaktes, was man dann wegwirft.

Wenn die Welt untergeht, will ich dein Nachbar sein ;-)
Gerne doch! :)
 
Neue Konen oder ne komplette neue Achse kosten aber auch nicht die Welt. Das ist ja das positive am Fahrad, das allles entweder reubuildable oder austauschbar ist und man oft nicht auf Teile eines Herstellers festgelegt ist.
 
Es gibt bei Konen einige Maße die passen müssen, damit man sie verwenden kann. Bei einer traditionellen Vorderradnabe war das noch relativ unkritisch wegen dem durchgehend gleichen Gewinde und fehlenden Dichtungen. Hier war es ein Nabendynamo mit gestufter Achse, M11x1 Sondergewinde und spezielle Dichtscheibe, die würde ich mir nicht auf Lager legen, auch wenn ich selten einen intakten Konus aus diesen Naben ausgebaut habe.
Grundsätzlich sind aber zwei Konen für zusammen 10-20€ mit Versand viel besser als ein Rad zu verschrotten, das ist klar. Und fetten und einstellen können sollte man sowas ohnehin.
Die Seite mit dem Stromanschluss ist zielmich kompliziert von der Anordnung der Teile, da lohnt es sich, Foos zu machen, sonst ist man hinterher am puzzeln.
 
Ich finde Industrielager gar nicht so super, das Spiel ist nicht justierbar, man nichts überholen, nur tauschen.
Sorry, musste.

Ich hab immer nur mit defekten Konuslagern zu tun und dann viel Spaß beim Konus suchen (sage nur Bäckerrad (6! Kugeln pro Seite)). Liegt aber wahrscheinlich daran, dass meine Naben mit Industrielagern im Schnitt wesentlich neuer und weniger gefahren sind.

Standbohrmaschine und Dremel wären tatsächlich im Haus...
 
Das erhalten / ersetzen von Teilen ist eine Entscheidung von Verfügbarkeit, Preis und bei Nachbesserung zu erwartende Haltbarkeit.
Bei den Konen sehe ich das Problem das alles das am Konus abgearbeitet wurde die Kugeln und den Lagerkorb auch geschädigt hat.
Die Aktion bringt Besserung, aber keine langfristige Heilung.
Besser ist es zu vermeiden das es erst soweit kommt.
Bei mir wird jede Saison(~10000km) sowas gründlich gereinigt und mit neuem Fett wieder montiert.
Sorgt bei mir erfolgreich dafür das zu vermeiden.
 
Y-2Z0 98020 ist das Ersatzteil. Leider seit Jahren nicht erhältlich. Das Problem ist ja das alle Shimano Vorderradnaben vom Hersteller zu stark gekontert werden und somit die Konen unnötig verschleissen.
Beim Nabendynamo mit Konuslager kommt das schwierige Einstellen des Lagerspiels dazu.
Bitte berichte von der Haltbarkeit: ich vermute das die Konen nicht durchgehärtet sind sondern die billigen und nicht geschliffenen Konen nur nitriert und die geschliffenen Konen bestenfalls Einsatzgehärtet werden.
 
Bei den Konen sehe ich das Problem das alles das am Konus abgearbeitet wurde die Kugeln und den Lagerkorb auch geschädigt hat.
Die Aktion bringt Besserung, aber keine langfristige Heilung.
Beim Konuslager im Einsatzbereich Fahrradnabe ist der Konus der am höchsten belastete Bauteil:
°) er steht still ( Schaltnaben mit Ausnahmen )
°) trägt puntkuell die gesamte Last auf einem kleinen Ring und zusätzlich nach unten auf einem Punkt

Kugel und innere Laufbahn sind fast nicht zerstörbar - Wasser und Rost mal aussen vor.
Die Kugeln sind durchgehärtet und können selbst bei gleichmässiger Abnutzung und leichten Rostbefall weitervewendet werden. Macht natürlich niemand, aber geht zur Not.
Die eingepresste Laufbahn ist meiner Erfahrung kaum zerstörbar, ausser durch Wasser und Schmiermittelmangel. Standschäden durch eingedrungenes Wasser ( Flutgebiete ) sind auch ein klassischer Versagensfall.
 
Ich hatte neulich tatsächlich eine noch gut gefettet Shimano Kettenschaltungs-Hinterradnabe wo neben den Konen auch die Kugeln und die Lagerschalen im Eimer waren. Das habe ich sonst aber ewig nicht gesehen, dagegen viele Konen. Da war einfach zu lange auf verschlissenen Konen herumgerumpelt worden...
Ich habe die nachgeschliffenen markiert, vielleicht kann ich irgendwann eine Aussage zur Haltbarkeit machen. Wenn die Originalteile eine ordentliche Haltbarkeit hätten, würde ich tendentiell mit einer Verschlechterung durch das Nacharbeiten rechnen, hier lasse ich mich gerne überraschen und bin ganz optimistisch.
Großserienteile sind ja dafür prädentiniert, mit Fertigungstricks wie Einsatzhärten oder Nitrieren produziert zu weren. Wegen der geringen Abmessungen könnte man so einen Konus auch problemlos durchhärten. Es gab in den 80er/80er Jahren auch Konen, die irgendwie gesenkgeschmiedet waren und bei denen sich das Gefüge über den Umfang änderte, die hatten dann in 180° Versatz Schäden.

Zum Vergleich Konuslager - Radialrillenkugellager:
Ich habe jeweils deutlich über 100 Lager beider Typen überholt, aber sauber getrennt, Konuslager im Fahrrad, Rarikulas in Elektrowerkzeugen, also keinesfalls direkt vergleichbar. Die Einsatzbedingungen sind sehr unterschiedlich was Spitzenlasten, Drehzahl, und Art und Umfang des Drecks und Staubs angeht. Gerade Holzstaub zieht das Fett aus den Lagern. Ein paar Eindrücke:

Konuslager beim Fahrrad:
- oft noch passabel gefettet, zumindest in neueren gedichten Lagern
- Konen sehr oft durch Pitting beschädigt (Bin mir nicht sicher, ob das bei uralten, aus dem vollen gedrehten Konen auch so war)

Radialrillenkugellager in Elektrowerkzeugen:
- sehr oft trocken
- gelegentlich verschlissen durch erhöhtes Laufspiel oder -geräusch
- niemals Pitting, nie erlebt
- meisten nach Auswaschen und Nachfetten (geht mit Spritze und Kanüle auch bei 2RS-Ausführung) wieder einwandfrei
- Ab jetzt kommt da @Krischan s Fett rein!

Übergang zwischen den beiden: "Industrielager" in 4-kant-Tretlagern halten bei mir ewig, zwei/zwei moderne Hohlwellentretlager (Shimano/SRAM) mit Rostschaden
 
gut gemacht, in spiegelblank. Die fabrikneuen Konen haben bereits nach kurzer Benutzung Pitting, meine Theorie dazu: die Oberfläche der Konen ist nach der Herstellung etwas rauh, noch nicht eingelaufen. um das zu erwartende Spiel nach dem Einlaufen zu reduzieren werden sie bei der Montage vom Hersteller etwas fester angezogen, diese Spannung erzeugt Pitting.
Man kann die Konen auf verschiedene Weise schleifen, ich habe mir Schleifprofile gebaut, die der Lagerkugel entsprechen, so dass die Kugeln dann so viel wie möglich aufliegen. Bei den neuen Konen ist es leider nur ein schmaler Ring von einigen mm wo die Kugeln aufliegen eine genauere Herstellung wäre zu kostenintensiv.
Man kann die Konen zB mit Ruß schwärzen, dann die Kugellager darauf drehen, so sieht man wie die aufliegen.

MfG
 
Ich weiß gar nicht, in welchem Verhältnis die beiden Radien zu einander stehen sollen, so nach Fachbuch. Wären sie genau gleich, hätte man links und rechts Reibung ,weil die Relativgeschwindigkeiten unterschiedlich sind.
 
Konnte so ein Pitting heute auch an einer Shimano 105 VR-Nabe nachvollziehen. Ich werde Sie noch runter fahren, frisch gewartet, als Ersatzrad am Stadt-Flitzer, nachdem beim alten VR die Bremsflanken durch waren. Aber dennoch schade um die schöne Nabe.
Hier waren auch die inneren Lagerschalen schon nicht mehr sauber glatt. Ich kann absolut nachvollziehen, dass hier oft werksseitig oder durch Vorbesitzer zu fest gekontert wurde. Die Nabe soll ja nicht wackeln... Braucht eben auch ein paar Versuche die passende Einstellung zu finden, zumindest bei mir.

Absoluten Respekt für den Aufwand des Nachschleifens auch meinerseits.
 
Die werksseitig zu stramme Konterung soll angeblich für die Einspeichautomaten von Vorteil sein. Keine Ahnung ob das stimmt. Vielleicht werden die auch einfach mit dem Drehmomentschrauber angezogen....
 
Das Nachschleifen geht eigentlich ganz schnell, wenig Minuten, wenn man die passende Aufnahme hat. Die kann man auch aus einer überzähligen Achse machen oder sogar die Achse der Nabe zwischendurch verwenden. Die richtige Abfolge der Körnungen ist wichtig. Das erste Schleifpapier muss relativ grob sein, sonst bekommt man den groben Schliff es Schleifstifts nicht schnell weg.
 
Zurück
Oben Unten