Kosten pro Kilometer.... Fahrrad doch nicht so günstig?

Mein Alltagsrad habe ich nach über 25 Jahren zum ersten Mal zerlegt. Von mehreren neuen Reifen in der Zwischenzeit mal abgesehen. Die Dreigangnabe braucht etwas Liebe. Der Rest wird geputzt, es gibt eine neue Kette und das wars. Wirtschaftlich wäre das Zerlegen der F&S Mod. 515 Nabe (aus den späten 1960ern!) wenn man es machen lässt, vermutlich ein Totalschaden. Aber hey, es ist nicht schwer! Steht alles bei Kurtz.
 
...Wirtschaftlich wäre das Zerlegen der F&S Mod. 515 Nabe (aus den späten 1960ern!) wenn man es machen lässt, vermutlich ein Totalschaden. Aber hey, es ist nicht schwer! Steht alles bei Kurtz.
Der Müllberg muss höher - ich vermisse den Weitblick!:)

In dem Punkt ist das Fahrrad großartig: Es führt Leute dahin, selbst mal was zu reparieren oder umzubauen. Was ist es für ein schönes Gefühl, sein Fahrzeug mit etwas Werkzeug und einem Kasten voll Verschleißteile selbst am Laufen zu halten!
 
Fahre noch einige Oldtimer die auch gewerblich eingesetzt werden - die Kosten für Benzin, Versicherung, Wartung und Pflege sind immer höher wie vergleichbar mit einem Lastenradl.
Wobei: bei den Oldtimern gabs in den letzten Jahren einen erheblichen Wertzuwachs, der allerdings nicht in die Kosten eingerechnet werden kann. Höchstens weil die Versicherungsprämien deutlich angestiegen sind.

Lastenrad braucht pro Jahr mindestens zwei Sätze Reifen, Kette und Ritzel neben Bremsbelägen. Wartung Pinion mit Oelwechsel. Da die Preise ja für Radlteile allgemein deutlich gestiegen sind - auch hier wieder höhere Kosten.

Habe es bisher noch niemal genau ausgerechnet - schätze aber dass mein Cargobike von den Kosten her deutlich günstiger ist wie mein Unimog, Sprinter oder die Flosse.
Wobei - ich habe gar keine Versicherung fürs Lastenradl - wenn man von der 45 km/h absieht. Und die bewegt sich im Bereich um 98 Euro im Jahr mit Kaskoschutz.
 
Zu den Reifen gibt es noch eine Überlegung: Die sind anfangs aus dem Produktionsprozess unnötig weich und verschleißen schnell. Wenn sie weicher sind, als es für guten grip notwendig ist, kann man sich nicht einen sondern z.B. drei Sätze kaufen und wird erleben, dass die dunkel gelagerten Reservesätze länger leben werden. Bei zwei Satz Reifen p.a. ist das ziemlich sicher ein guter Weg.
Bei unserem Auto wurde das richtig extrem: 2 Sätze Reifen für 7-8000 km /Jahr führten dazu, dass die Reifen immer langsamer abnutzten, weil sie aushärteten und sich dann nicht mehr gut fuhren, obwohl noch viel Profil da war
 
Alte Reifen sind aber kontraproduktiv für die Haftung - zumindest beim Auto. Und wenn ich von der Platz, Verschleisshäufigkeit berichte - einmal einen Wagen aus den 1960er Jahren mit originalen Reifen (unbenutzt, mit den Stoppel aus der Produktion, gelagert) gefahren: keine 80 km später platzte der erste Reifen hinten links - alte Reifen sind unfahrbar.
 
Zu alten (Fahrrad)Reifen wurde mir mal kolportiert (von jemandem, der mir historische Pneumant abgenommen hat), dass die nur gelagerten unbrauchbar seien, weil rissig/spröde. Wenn die allerdings gefahren wurden, halten die seehr lange, weil ebend durchgewalkt - und sind in der Szene wohl begehrt.

Kann ich bzgl. der alten DDR Pneumants bzgl. der benutzten bestätigen, den direkten Vergleich hatte ich noch nicht. Ein paar alte 20"-DDR-Mopedreifen hab ich auch noch auf Halde, weil die sich (am Hänger) einfach partout weigerten, kaputt zu gehen oder Pannen zu kriegen. An den modernen Rädern sind aber auch moderne Reifen dran, da waren mir die historischen zu schade für.
 
Solche uralten Gebrauchsreifen kennt vermutlich jeder, die kann man in der Regel noch lange weiterfahren, nur halt mit reduziertem Grip. Ein Freund von mir hat sich mal kräftig auf die Nase gelegt: Wir wollten mit dem Rennrad fahren, seins hatte Jahre gestanden und war auch noch nie richtig bewegt worden in den 20 Jahren seit Herstellung. Da ist er auf dem leicht sandigen Radweg gleich weggerutscht.

Die Pneumant-Motorradreifen hatten im Westen den Ruf, länger zu leben als der Fahrer...
 
Ich hab mal ein altes Miele (aus Kriegsproduktion und komplett schwarz ohne verchromte Teile!) restauriert. Ein alter Zweiradmechaniker gab mir dann "Bergsieger" Reifen aus den 50ern mit den Worten "Die warten seit 40 Jahren auf jemand wie Dich." Hat ihnen nicht geschadet. Das war eine wunderbare Werkstatt in einem Hinterhof, die noch sein Vater Anfang des Jahrhunderts eingerichtet hatte. Er hat mir auch ein hübsches Gewindepresswerkzeug für Speichen von seinem Vater geschenkt. Aber mit heutigen Speichen kommt das nicht klar, die sind viel zu hart.
 
So ganz einfach laut Google liegt ein Auto bei ca 50-80 Cent denn km und ungefähr bei 11-16Cent beim Fahrrad.
 
Er hat mir auch ein hübsches Gewindepresswerkzeug für Speichen von seinem Vater geschenkt. Aber mit heutigen Speichen kommt das nicht klar, die sind viel zu hart.
Liegt das am heute üblichen rostfreien Stahl? Ich hätte erwartet, dass die Speichen früher ganz ordentlich gewesen sein müssten, die Wege waren ja noch schlechter als heute. Oder hatten die noch einen größeren Durchmesser?
 
Der Durchmesser war gleich. Aber die Speichen waren zu dieser Zeit aus einem relativ weichen Stahl und verzinkt. Verchromten Stahl konnte man gerade noch pressen, aber das ist nicht gut für die Walzen. Bei Edelstahl keine Chance.
Ich würde auch mal theoretisieren, dass man seinerzeit lange nicht so fest eingespeicht hat wie heute. Auch die Felgen waren viel weicher. Die klassische "8", die man einfach zurückspringen lassen kann, wenn man sich beeilt gibt es ja heute gar nicht mehr.
 
Liegt das am heute üblichen rostfreien Stahl? Ich hätte erwartet, dass die Speichen früher ganz ordentlich gewesen sein müssten, die Wege waren ja noch schlechter als heute. Oder hatten die noch einen größeren Durchmesser?
Rostfrei Stahl ist v2a oder v4a beide sind deutlich weicher und Zäher wie „normaler“ Stahl. Was was ausmachen kann, sind unterschiedliche Legierungen die Heute Verwendung finden. Ich vermute das der Stahl damals andere Legierungen und Härtungen hatten.
Von 5 Fahrräder die wir besitzen, haben 3 Stahlspeichen.
 
Hm, das bedeutet, dass der Gewinderoller eines pensionierten Radhändlers um die Ecke nicht mehr mit den neuen Speichen korreliert?
 
In diesem Fall: ja. Nicht geometrisch sondern was Material und/oder Verschlissenheit angeht. Aber das Teil ist 100 Jahre alt und ich habe es nur geschenkt bekommen, weil er es damals (1994) schon Jahrzehnte nicht mehr benutzt hatte, da er ein besseres hatte. Wenn man einen heutigen Schneidkopf einsetzt - sofern der passt - mag es wieder gehen. Aber es ist eher museal. Damals war noch genug altes, verzinktes Schrottmaterial vorhanden. Dann hat man halt die längeren Speichen aus einem alten Vorderrad gepflückt, gekürzt und hinten mit einer Schaltnabe wieder eingebaut. Es lagen ja bei jedem Sperrmüll und auf einigen wilden Müllkippen Fahrräder ohne Ende herum.
 
Verzinkte Speichen sind härter. Probiers mal mit Edelstahlspeichen, aber (!) in drei Durchgängen. Erst bisschen rollen, strammer stellen, rollen, dann Endmaß. Falls es nicht klappt, ich brauch dringend sone Walze für unser Anhängerprojekt. Wenigstens die Speichen will ich recyclen :)
Die klassische "8", die man einfach zurückspringen lassen kann, wenn man sich beeilt gibt es ja heute gar nicht mehr.
Gestern noch ne Alufelge gerichtet, und da gehts ja eigentlich gar nicht... Heute ist nicht alles schlechter!
Gruß Krischan
 
Die Felgen sind heute schon anders. Früher waren die in der Ebene auch einigermaßen steif, ließen sich aber ganz leicht verwinden.
Alufelgen zu richten hat sich nach meiner Erfahrung bei Felgenbremsen nur selten gelohnt, es war weniger eine Acht als eine Delle in der Bremsfläche, die ich nur in 1/3 der Fälle sauber genug ausgebeult bekommen habe. Bei Bremsen an der Nabe sieht sie Sache natürlich anders aus. Da sollte man Ausbeulversuche immer ins Auge fassen, geht ja auch ohne Aus- un Einspeichen.

Ihr habt mich übrigens so weit getrieben: Ich habe mir ein gebrauchtes Hollandrad (Gazelle Orange, bleischwer aus Alu, Rollenbremsen, Kettenkasten, Nabenschaltung) gekauft.
 
Ich habe die Diskussion zum Anlass genommen, mal meinen Arbeitsweg anzuschauen. Ich habe kein Auto, darum kam mir der Vergleich auch nie in den Sinn. Mein Arbeitsweg ist mit dem Fahrrad 3km lang. Die kürzeste Strecke mit dem PKW genau 5,9km. Also doppelt so weit.
Nun einfach die Kosten pro KM gegenüberzustellen würde also total in die Irre führen, weil ich mit einem PKW um zum selben Ziel zu kommen, viel mehr Weg habe. Und, nebenbei bemerkt, auch 4 mal so viel Zeit brauche ;).
 
Andersrum wählt man mit dem Fahrrad oft schönere oder ungefährlichere Strecken, die mit einem Umweg verbunden sind. Oder man fährt doppelt, weil man mit dem Fahrrad von der Kapazität nicht mehrere Aktivitäen unter eien Hut bekommt. Für den individuellen Anwendungszweck ist das aber unbedingt ein wichtiger Aspekt. Mein Weg zur U-Bahn ist mit dem Fahrrad schöner und kürzer, und ich muss weniger laufen, als mit dem Auto.
 
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