Erfahrungsbericht nach 1 Jahr mit dem "Aitour Family S" aka "Popal Noon" aka "Cangoo Noon" aka "Adore Straight"
Zunächst - trotz meines hohen Fahrergewichts und der schlechten Radwege im Rhein-Erft-Kreis: das Rad hat jetzt laut PAJ Tracking 783 reale Kilometer zurückgelegt und ich konnte heute keine Zeichen für Rahmenbruch oder sichtbare Beschädigungen entdecken. Der theoretisch korrekt justierte fahrradeigene Computer zeigt 30 km mehr an.
Die Elektrik und die beiden Akkus sind solide - bei Stufe "1" schafft ein Akku ca. 45km. Ich bin aber auch sehr speziell, was Akkupflege angeht, tausche durch, lade alle 6 Wochen im Winter kurz an usw.
Die Sattelstütze (gefedert) macht bislang keine Probleme, ebenso die beiden unter dem Kasten verbauten Lenkungsdämpfer.
Mit zwei Bierkästen, Proviant, Ersatzakku, Werkzeug, Fahrer bewege ich da ~ 240 kg durch die Gegend, noch schwächelt nix.
Das Rad ist wartungsintensiv. Wenn ich mir vorstelle, es würde als Familienlastesel benutzt, wäre Hinterhof-Freiluft-Parker, bekäme wenig Pflege - dann sähe ich schon Probleme. Alle 200 km macht es Sinn, die Kurbel auf 40Nm anzuziehen - die Schrauben lockern sich. Der Drehschemel muss ebenfalls angezogen werden, auch wenn ich da nicht feststellen kann, dass sich die große 36er Mutter wirklich lockern würde - da es quasi "die" zentrale Verbindung ist, ziehe ich diese "aus Vorsicht" alle 100 km auch mit 40 Nm nach. Ich meine, diese Verbindung dürfte auch mehr Drehmoment aushalten, dazu habe ich aber (anders als zum Tretlager) keine Doku.
Öl am Drehschemel-Gelenk ist Pflicht - sonst knarzt es. Der lästige Kettenkasten pseudo-holländischer Bauart nervt zwar bei der Wartung, aber die alle 150 km geölte Kette sieht aus wie neu.
Bei meinem (!) Rad ist die Hinterradbremse falsch dimensioniert - die 18cm-Scheibe wird nur zu 50% von den Belägen umgriffen. Daran erkennt man die nachlässige Montage und eben das mutmaßlich aus China importierte Rad. Die Vorderradbremsen kompensieren das gut. Das wird die Hauptbaustelle bei der ersten Sanierung. 7-Gang-Nabenschaltung ist ok, seitdem ich den Kettenkasten neu justiert habe. Peinlich: Fahrradmechaniker bezeichnete das "Hängen" der Gänge als typische "Billig-Fehlkonstruktion", in Wirklichkeit ist der Kettenkasten passgenau, er war vom Importeur nur falsch montiert.
Der Sattel sieht bequem aus ("holländisch"), wird aber auch ausgetauscht werden, denn er ist zu breit und führt zur Ischias-Quetschung. Nach 40 km Fahrt muss man immer wieder den Po entlasten.
Der Ananada-Motor ist wirklich sehr gut, wie gesagt, meist auf 1 von 5 gefahren - wenn man sich mal wieder übernommen hat und ihn für die letzten 2 km auf 5 schaltet, fährt das Rad auch mit Beladung fast von allein.
Das mitglieferte "Zelt" war zu eng für das Gestänge. Ein Importeur schrieb dazu, es müsse sich erst "setzen". Ich habe mir stattdessen aus einer Plane und mit Nietösen einen Überzug für den Kasten gebastelt. Wer das Rad als Kindertransporter benutzen will, sollte vorher das PVC-Zelt inspizieren und checken - das ist aus meiner Sicht den Preis nicht wert.
Wegen der dicken Rohre und der zweifachen Verstärkung um das Tretlager herum hat mich dieses Rad mehr angesprochen als leichtere Mitbewerber. Bislang fühle ich mich bestätigt, auch im Hinblick auf das Babboe-Desaster. Aber ich fühle mich auch noch nicht sorglos. Schauen wir mal....