Kleine Tipps für die Fahrradwerkstatt

Beiträge
3.870
Im Laufe der Zeit kommt man ja auf den einen oder anderen Trick, um sich Arbeiten am Rad leichter oder erfolgreicher zu machen.
Hier könnten wir solche Tipps zusammentragen. Falls sich dabei Themen ergeben, die doch mehr Grund zur Diskussion bieten, könnten wir sie vielleicht der Übersichtlichkeit lieber ausklinken und darauf hier verlinken.
Gute Idee? Interesse?

Ich mache gleich den Anfang: In der Zerspanungsbude wurde mal nach zweckmäßiger Handwaschpaste gesucht. Es gab mehrere Favoriten, selbst in Benutzung genommen habe ich "Fast Orange". Wird im 1 Gallonen Pumpkanister verkauft, reinigt schnell aber auch hautschonend, kein Vergleich zu klassischer Handwaschpaste. Es hält sich auch, wenn man es nur privat über 2 Jahre oder so verbraucht. Eine beschriftete Haarshampoo-Flasche von dem Zeug ist auch immer ein willkommenes Mitbringsel.
 
Nachfetten von "Industriekugellagern" mit Abdichtscheiben, Typ 2RS:
Die Dinger werden als lebensdauergeschmiert verkauft. Je nach Anwendungsfall und Umgebungsbedingungen (Staub) ist der Schmierstoffvorrat aber viel schneller weg als das Lager eingelaufen. Wie kann man nachschmieren?
- Möglichst schlanke Einwegspritze nehmen (für viel Druck)
- eher dünnflüssiges Fett, normales Wälzlagerfett geht gerade noch so
- eher dicke Kanüle, auf 20mm abknipsen und vorne wieder zurechtschleifen bis der Querschnitt wieder frei ist.
- Ggfs. ganz leicht plattklopfen, dabei den freien Querschnitt beobachten
- Spitze mit Schleifpapier entgraten
- Kanüle zwischen Dichtlippe und Lagerkörper schräg durchpfriemeln, man muss die geeignete Stelle finden
- Lager mit Fett befüllen, bei langsam laufenden Lagern gern reichlich, bei schnelllaufenden nicht zu viel wg. der Walkarbeit

Funktioniert bei mir super, auch bei Lagern in hochtourigen Elektrowerkzeugen. Die Dichtungen leiden manchmal etwas, oft aber nicht mal das. Die Beschreibung klingt viel aufwändiger als die Umsetzung ist, das geht ruck-zuck.
 
'Fahrradschläuche zu Gummiringen'
Wer es noch nicht tut:
Nicht mehr flickbaren Schlauch durchschneiden, Ringe scheibchenweise abschneiden.
Gruß Krischan
In Ruanda bauen die Kinder Gummibälle aus alten Schläuchen. Der Schlauch wird in Ringe geschnitten und diese werden um einen Zeitungspapierball gespannt. Geht anfangs easy, doch wird immer schwerer und der Ball wird immer härter!

Die Bälle eignen sich ganz gut zum jonglieren, die titschen nicht weg, wenn sie mal fallen ;)
 

Anhänge

  • Die Schlauch-Gummiringe mit Zeitungsknüddel und ein schon fertiger Ball-1280x1280.JPG
    Die Schlauch-Gummiringe mit Zeitungsknüddel und ein schon fertiger Ball-1280x1280.JPG
    225,8 KB · Aufrufe: 190
Vorteilhaft bei der Gummiring Herstellung sind unterschiedliche Schlauchstärken - die vom Rennradl ergeben feine, kleine Gummiringe und sind mit einer in Wasser getauchten Schere gut abzuschneiden.
Schlagmesser liefert da keine guten Ringe ab.
 
Großstädter, Miethausbewohner, Hofparker und Draussenbastler: kleines Werkzeug (Inbus, 10er bis 15er Schlüssel, Reifenheber) und (gut verschlossenes) Kettenöl in den eigenen Briefkasten tun (wenn unten im Hausflur befindlich). Erleichtert die schnelle Wartung und Reparatur unheimlich.

Dickflüssigeres Kettenöl für das Sommerhalbjahr, dünnflüssigeres für den Winter. Und immer den Lappen parat, um Überschuss und Dreck zu wischen (regelmässig aussortierte Wäschestücke dafür retten).

Viele Lastenräder lassen sich gut auf die Seite lagern für Zugänglichkeit von Technik und Reparaturen. Als Unterpolsterung für den Rahmen und den eigenen Hintern (wenn sitzend arbeitend) ist in der Altpapiertonne immer hinreichend viel Pappe zu finden. Ausserderm erleichtern Backsteine oder leere Flaschenkästen das Aufbocken in benötigte Höhen.

Start mit den Kindern im Lastenrad mit regennassen Polstern: Griff in die Altpapiertonne, dicke Pappen. Meine Polster sind allerdings geklettet und leicht zu lösen. Wenn nicht, dann gibt es evtl. Sauerei durch in Nässe gelöste Papierfetzen. Macht allerdings in der Plastikbox bei mir keine Probleme.

Hausgemeinschaftsanschaffung einer ordentlichen (!) Standpumpe mit (!) passenden Adaptern oder besser noch integrierten Ansätzen für die drei Ventiltypen. Auf 10 oder 20 Fahrradparteien gerechnet macht das finanziell für den einzelnen nichts aus (1x Eiscreme-Äquivalent).

Für kritische Touren (Kinder, weiter Entfernung, schwere Lasten mit erheblichen Problemen bei Havarie unterwegs) ggf Dichtmittel-Dose bzw. Reparaturwerkzeug ins Gepäck (unter die Box kleben oder wie auch immer). Bewährt hat sich bei mir die "Ein Griff-Schublade": Spanngurte, Polsterdecken/Tücher für Transporte, Pannenzubehör). Wird bei besonderen Anlässen einfach gegriffen und aber im Alltag nicht ständig spazieren gefahren.

Schalt- und Bremszüge, Schläuche (oder was immer erfahrungsgemäss im eigenen Fuhrpark mit einer gewissen Häufigkeit benötigt wird) gleich in größeren Mengen kaufen / ordern - geht weg. Und wenn man es ggf verschenkt und jemanden anderes glücklich macht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenger für die Werkstatt als für unterwegs:
Mit etwas Dyneema (hochfestes Tauwerk) und zwei alten Speichen kann man gut eine gebrochene Speiche ersetzen. Den Rest der Speiche, der meistens noch im Nippel hängt zu einer Öse zwirbeln (oder dort eine andere einschrauben und zwirbeln. Eine weitere Speiche in den Flansch stecken und ebenfalls zur Öse biegen. Das Dyneema mehrmals zwischen den Ösen durchflechten und als "Spanische Winsch" (https://dewiki.de/Lexikon/Spanische_Winsch) verdrehen.
Mit so etwas im Hinterrad habe ich mein Dahon mit 8Bar Kojaks noch monatelang gefahren, bis ich Gelegenheit hatte, es endgültig zu reparieren.
 
Zum Händewaschen: Das Fast Orange - Zeug wirkt schnell und mit wenig rubbeln und enthält offenbar hautschüzende Bestandteile, so dass auch mehrfache Anwendung täglich für die Haut zu verkraften ist. Wer also mit strapazierter Haut Probleme hat, könnte mal probieren, ob es eine Lösung wäre.

Besonders gut finde ich Joshuas Briefkasten-Tipp!:)

Bei uns hängt gleich vorne in der (autofreien) Garage ein kleiner Werkzeugschrank mit dem nötigsten Werkzeug, spart viel Gerenne.
 
Hohlraumkonservierung für Rahmen: Es gibt ein Sprühmittel namens Fluid-Film in Sprühdose mit feinem Röhrchen, es basiert auf Lanolin, Wollfett. Tierische Fette nehmen aus irgend einem Grunde viel besser Kontakt zu Oberflächen auf, als Fette auf Mineralölbasis. Das Zeug eignet sich gut fürs Auto, aber auch für Fahrradrahmen, die ja kleine Bohrungen haben. Geruchsnote: "Verschwitztes Schaf"!:giggle: Stört aber nicht beim Fahrrad.
 
 
Nachfetten von "Industriekugellagern" mit Abdichtscheiben, Typ 2RS:
Die Dinger werden als lebensdauergeschmiert verkauft. Je nach Anwendungsfall und Umgebungsbedingungen (Staub) ist der Schmierstoffvorrat aber viel schneller weg als das Lager eingelaufen. Wie kann man nachschmieren?
- Möglichst schlanke Einwegspritze nehmen (für viel Druck)
- eher dünnflüssiges Fett, normales Wälzlagerfett geht gerade noch so
- eher dicke Kanüle, auf 20mm abknipsen und vorne wieder zurechtschleifen bis der Querschnitt wieder frei ist.
- Ggfs. ganz leicht plattklopfen, dabei den freien Querschnitt beobachten
- Spitze mit Schleifpapier entgraten
- Kanüle zwischen Dichtlippe und Lagerkörper schräg durchpfriemeln, man muss die geeignete Stelle finden
- Lager mit Fett befüllen, bei langsam laufenden Lagern gern reichlich, bei schnelllaufenden nicht zu viel wg. der Walkarbeit

Funktioniert bei mir super, auch bei Lagern in hochtourigen Elektrowerkzeugen. Die Dichtungen leiden manchmal etwas, oft aber nicht mal das. Die Beschreibung klingt viel aufwändiger als die Umsetzung ist, das geht ruck-zuck.
Ich mach das ähnlich, hebel aber die Dichtung vorher mit so einem Zahnarztteil ab, statt die Spritze direkt zu nutzen.
 
Ich hab noch nen Kilo Lanolin im Putzschrank. Womit muss ich das bloß verdünnen damit es in den Rahmen kriecht.. So viel was anderes als ein Standard Lösungsmittel wird es sicher nicht sein.:unsure:
 
Und hier kommt mein Beitrag zum Thema. Ich will darauf hinweisen, das ein kleiner Kompressor Gold wert ist. Ich dachte auch immer "ach nee der ist zu teuer, ich hab ne Standluftpumpe das passt schon" bis ich schwach wurde. Seitdem arg ärgere ich mich, dass ich das Ding erst so spät gekauft hab. Ich will keine Schraubeecke mehr ohne.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenger für die Werkstatt als für unterwegs:
Mit etwas Dyneema (hochfestes Tauwerk) und zwei alten Speichen kann man gut eine gebrochene Speiche ersetzen. Den Rest der Speiche, der meistens noch im Nippel hängt zu einer Öse zwirbeln (oder dort eine andere einschrauben und zwirbeln. Eine weitere Speiche in den Flansch stecken und ebenfalls zur Öse biegen. Das Dyneema mehrmals zwischen den Ösen durchflechten und als "Spanische Winsch" (https://dewiki.de/Lexikon/Spanische_Winsch) verdrehen.
Mit so etwas im Hinterrad habe ich mein Dahon mit 8Bar Kojaks noch monatelang gefahren, bis ich Gelegenheit hatte, es endgültig zu reparieren.
Die Idee gefällt mir! Man wird es kaum schaffen, alle Speichentypen für eine Reisegesellschaft dabei zu haben. Das Verfahren lässt sich vermutlich mit der Reparaturspeiche kombinieren, bei der statt dem gestauchten Speichenkopf eine Kröpfung ist, die passen in den Speichendraht eingebracht wird. Als Quelle für Dyneema müsste sich geflochetene Angelschnur eignen, oder?
 
Zurück
Oben Unten