Kindertransport und (fehlende) Federung

S

Spooky

Guest
Hallo liebes Forum,

wir möchten uns wahrscheinlich Anfang nächsten Jahres ein Lastenrad zum Kindertransport sowie zum Einkaufen in der Stadt kaufen.

Wir schwanken im Moment noch zwischen dem Urban Arrow Family und dem Riese+Müller Load 75. Wir sind beide Räder schon Probe gefahren. Als "Kinderersatz" war einfach meine damals noch schwangere Frau vorne in der Kiste gesessen.

Eines der Hauptpunkte ist für uns die fehlende Federung beim Urban Arrow. Bei Kinder-Fahrradanhängern gibt es ja Tests, die besagen das eine fehlende Federung Wirbelsäulenschäden bei Kinder verursachen kann:

https://www.forschung-und-wissen.de...ulenschaeden-bei-kindern-verursachen-13372354 Was spezielles zu Lastenfahrrädern habe ich bisher noch nicht gefunden. Ich würde aber mal generell davon ausgehen, das eine Kinderwirbelsäule wahrscheinlich stoßempfindlicher ist.

Grundsätzlich haben wir die fehlende Federung beim Urban Arrow beim Test schon bemerkt (meine schwangere Frau war auch stoßempfindlicher), es ist aber natürlich auch stark abhängig von der Strecke und ob man mal ein Schlagloch übersieht. Wir sind auch mal über Kopfsteinpflaster und Feldwege gefahren und es war ganz ok für meine Frau, aber den einen oder anderen Stoß hat sich schon abbekommen. Andererseits federt der Rahmen und der lange Radstand schon etwas ab.

Ich fahre täglich mit dem Rad zur Arbeit und bräuchte für mich selbst keine Federung. Aber um mein Kind mach ich mir da schon Sorgen. Mit dem R+M sind wir volle Karacho über Kopfsteinpflaster gebrettert und meine Frau hat vorne in der Kiste nichts bemerkt.

Wie geht ihr mit dem Thema um? Ich bin ggf. auch am überlegen, einfach eine Federgabel beim Urban Arrow nachzurüsten. Somit sollte zumindest der vordere Teil etwas besser gedämpft sein. Hat das schon jemand gemacht? Eine weitere Idee wäre ein gefederter Kindersitz, hat vielleicht hier jemand schon mal was "umgerüstet" oder "nachgerüstet"? Der Maxi-Cosi Adpater für das Urban Arrow hat ja z. B. auch eine zusätzliche Federung.

Das R+M Load 75 würde uns natürlich auch gefallen, ist aber mit der gewünschten Ausstattung noch mal gut 2000 EUR teurer als das UA. Damit wären wir schon fast bei 7000 EUR Anschaffungspreis, da ist dann auch unserer Schmerzgrenze langsam überschritten.
 
Das Urban Arrow Cargo hat eine etwas geräumigere Kiste und eine Federgabel. Dafür müsstest Du eine Bank bauen, was aber einfach ist.
Die Höhe Variante des steco Baby me Babyschalen Halters ist auch gefedert.
Ich mag die nachgerüstete Federgabel am Babboe gern. Es geht aber mit vorsichtiger Fahrweise auch ohne.
 
Kein großer Grund zur Sorge, die oben verlinkte Webseite übertreibt maßlos.

Eine schön nüchterne Betrachtung findet sich hier: https://www.velojournal.ch/magazin/...6/die-fakten-sprechen-fuer-veloanhaenger.html

Die "Kinderanhänger-Studie", durchgeführt schon 2006, wurde anscheinend auch nie in einer Fachzeitschrift veröffentlicht, und durch die Boulevardpresse und clickbait-Seiten geistert nur der Spitzenwert, der ein einziges mal gemessen wurde, durchschnittliche Belastungen lagen wesentlich niedriger. Und der für die Studie verantwortliche Professor Freiwald sieht die Resultate nicht als alarmierend an, siehe Link oben.

Ansonsten ist ein Vorteil beim Lastenrad dass man direkt sieht, wie Stöße bei den Kindern ankommen, und man passt dann automatisch die Fahrweise an. Mit Kind in der Babyschale vorn im Rad fährt man einfach keine Bordsteine rauf und runter, und auch kein Kopfsteinpflaster, egal ob Federung am Rad ist oder nicht.
 
Vielen Dank für eure Antworten! Den Link bzgl. der Veloanhänger werde ich mal meiner Frau zeigen. Allerdings frage ich mich schon, wieso Urban Arrow zwar für die Cargo-Line eine Federgabel anbietet, aber nicht bei der Family-Variante (zumindest optional).

Klar fährt man mit dem Kind in der Kiste vorsichtiger, aber auch bei der Testfahrt mit meiner Frau ist es mal vorgekommen das ich mal ein Schlagloch übersehen habe. Die Fahrradwege sind hier in Rheinhessen (wie meist überall in Deutschland) leider nicht die besten.
 
Als normales Rad fahre ich sehr bewusst ein ungefedertes Rad (Wartung, Straßengefühl, Effizienz).
Für das Lastenrad hatten wir damals auch beide Typen (UA, L75, plus ein paar mehr) Probe gefahren und fanden für uns die Federung wichtig. Wir haben heute in der Familie noch darüber gesprochen, dass das Fahren recht unbeschwert ist, wenn man nicht auf jeden Huckel / Kante aus Angst um das Baby achten muss, bzw. Protest aus der Kiste erntet. Wir sind dann schon etwas schneller und weniger angestrengt unterwegs, da einiges Abbremsen entfällt (ohne jetzt zu rasen).
Aber der Preis war / ist schon zackig. Ich kann auch verstehen, wenn man sagt, wenn die Kinder größer sind (und das werden sie schnell), ist die Federung nicht so wichtig ist.
 
Moin Spooky,

ich hatte im Vorfeld meiner Lastenradsuche lange über dasselbe Thema gegrübelt. Für mein Rad (Bullitt) kann man eine Federgabel nachrüsten lassen. Im Endeffekt hat das Rumgrübeln so lange gedauert, dass das Rad (ohne Federgabel) erst kam, als der Kleine etwa 10 Monate alt war. Er saß dann direkt im normalen Kindersitz, wobei unser Sohn auch relativ groß für sein Alter war / ist.

Meine Erfahrung bisher: Den mit Abstand größten Einfluss auf Stöße hat das eigene Fahrverhalten. Wäre der Kleine noch jünger gewesen, hätte ich einen Babboe Maxi-Cosi-Halter eingebaut (oder ev. über eine Anhänger-Hängematte nachgedacht). Mittlerweile (Alter 1 Jahr) fahre ich mit gutem Gewissen umher und der Passagier feiert jede Fahrt.
 
Danke für eure Antworten! Es geht mir wahrscheinlich so wie Dir (@Martini2000), ich mach mir im vorraus auch zu viele Gedanken. Andererseits möchte ich auf mit dem Lastenrad schon zügig unterwegs sein. Ich habe vor ca. 2 Monaten mein Auto verkauft, und das Lastenrad soll dann ab nächstes Jahr die sinnvolle Alternative werden. Wir fahren im Sommer jeden zweiten Tag ca. 15 km an einen Badesee. Bisher mit dem Auto, ab nächstes Jahr hoffentlich mit dem Lastenrad. Mit diesem könnten wir dann auch das Surfbrett bzw. das aufblasebare Stand Up Paddle + Kind mitnehmen. Durch die nicht wirklich vorhandenen Radwege müssen wir aber leider ein Stück über einen Feldweg, hier wäre eine Federung schon sinnvoll, und wahrscheinlich auch unbeschwerter, so wie @Phillenium sagt. Wenn dann jeder Ausflug zu lange dauert, weil wir auch noch mit dem Rad langsam fahren müssen, könnte ich mir vorstellen das wir schnell die Freude daran verlieren und dann mittelfristig eher wieder das Auto nehmen.

Das Riese und Müller wäre schon toll, ist mir am Ende aber wirklich zu teuer.

Ich überlege momentan noch den Maxi-Cosi Adapter Babyschalenadapter beim Urban Arrow einzubauen, dieser ist ja zusätzlich gefedert. Allerdings kann man die Babyschale ja nur bis zum Kindesalter von max. 1 Jahr benutzen. Wenn es vielleicht Kindersitze gäbe, die trotzdem noch in die Maxi-Cosi-Halterungen passen, wäre das Problem vielleicht gelöst. Beim Hersteller Maxi Cosi gibt es z. B. die Kategorie Kindersitze von 1-4 Jahre. Allerdings ist unklar, ob diese dann auch die passende Halterung haben. Habe hier zwar mal gegoogelt, leider ist das Angebot sehr auch Autos ausgerichtet. Ich werde bei Gelegenheit mal im Fachgeschäft nachfragen.
 
Das Riese und Müller wäre schon toll, ist mir am Ende aber wirklich zu teuer.

Auf den ersten Blick sicher ja und man bezahlt auch den Namen mit. Auf den zweiten Blick: überleg mal, wie wenig Auto Du im Vergleich für die gleiche Summe bekommst - insbesondere im Hinblick auf die laufenden Kosten, Reparaturen etc.

Mit Federung kommt man schneller vorwärts und schont Handgelenke, Hintern und Ladung. Gerade wenn das Rad ein Auto ersetzen soll, ist diese Kombi meiner Meinung nach ein Teil des Erfolgsrezeptes. Man überlegt dann weniger oft, ob man nicht doch das Auto nimmt.
 
Wenn es um die Federung von einem Lastenrad für den Kindertransport geht, kann ich das Chike wärmstens empfehlen. Wir haben es seit ein paar Wochen und die Federung ist richtig gut. Wenn man frontal über abgesenkte Bordsteinkanten etc. fährt, gibt es kleinere Erschütterungen. Macht man das etwas schräge, so dass die Vorderräder den "Schlag" nicht gleichzeitig abbekommen, bügelt das Chike die Erschütterung geradezu weg. Gerade bei kleinen Straßenschäden macht das Chike einen echt genialen Job. Videos dazu gibt es hier und weiter unten in diesem Testbericht. Das hier ist vll. ein wenig übertrieben :)

Was den Transport vom Surfbrett angeht, glaube ich nicht, dass das mit dem Chike gut funktioniert. Das aufblasbare Stand-Up Paddle könnte man evtl. einfach hinter die Kabine auf die Transportboxen packen, wie das hier jemand in seinem Blog zeigt.

Liest sich vll. ein wenig wie Werbung, aber wir haben das Chike nach der kurzen Zeit trotz seiner Macken lieben gelernt. :D
 
Wir haben ein UA und ja ich wünsche mit eine Federgabel...

Das Rad konstruiert in Holland ist eigtl nicht für deutsche Schrottwege geeignet.
Dennoch es ist robust und relativ günstig im Unterhalt und machtmir richtig Spaß.

Mittlerweile hat meine Stadt auch die Radwege zum Teil belagstechnisch immerhin ein wenig in Stand gesetzt und die gröbsten Dellen entfernt.

Mit angepasster Geschwindigkeit geht das aber egal wo und meine Tochter beschwert sich auch auf langen Radtouren nicht von über 50km
 
Sehe das genauso. Das UA ist top, aber das r+m mit Federung meines Bruders ist besser. Die fehlende Federung ist auch das einzige Manko.
 
Wir haben uns für das UA entschieden, weil es auch noch zusätzlich Platz für Einkäufe und Kinder bietet
 
Servus,

nachdem mich auch diese Frage immer wieder beschäftigt, muss ich sagen, dass ein gefedertes Lastenrad natürlich immer der beste Kompromiss sein wird und ggf. eine separate Sitzfederung für den Kindersitz überflüssig macht.
Da ich aber nur ein reifengefedertes Lastenrad besitze, habe ich zuletzt den Bobike Maxi Tour mit Gummifederung im Dolly eingebaut. Dabei habe ich den Sitz auf eine Sperrholzplatte geschraubt und die Platte ist dann vorn mit 2 Gummimetallelemten verschraubt (als Gelenk, s. https://maedler.de/Article/68543000) und hinten mit 2 sanduhrenförmigen Gummimetallelementen versehen (als eigentliches Federelement).
Diese wurden hierzu verwendet: https://maedler.de/Article/68572500
Als Lösung stellt mich diese rechte simple Konstruktion schon zufrieden, allerdings für leichte Kinder unter 7kg wohl immer noch zu steif, daher hatte ich anfangs nur 1 Element als Federung vorgesehen, mit dem Nachteil, dass es seitlich auch recht nachgiebig ist.

Durch neuere Recherche bin ich aber auf eine andere, sehr interessante Lösung bei der Konstruktion von Liegerädern gestoßen und zwar für die Federung Gummis von Auto- Abgasanlagen zu verwenden, d.h. die Gummis werden nicht auf Druck, sondern auf Zug belastet und durch die Anzahl der Gummis kann die Federhärte verstellt werden.
Hier ein Link zu der Seite: https://fahrradzukunft.de/0/liegerad-federung/#beispiele-fuer-federungen

So würde ich es machen, wenn ich es nochmal machen müsste, also vorn gelenkig aufgehängt, z.B. mit 2 Gelenkköpfen und hinten die Auspuffgummis. So wäre auch dem wachsenden Gewicht des Kindes Rechnung getragen, indem man mehr Gummis mit der Zeit einhängt.

Eine weitere Variante wäre, ein einzelnes Dämpferelement eines Fahrradanhängers zu verwenden, die kosten bei Ebay auch nur knapp über 10€.


Gruß,
Mark
 
Bei unserem Ebullitt ist mir unsere 2,5a Tochter auf dem Original Bullitt Sitz auch zuviel gehoppelt; muß man schon vorausschauend und biss’l langsamer fahren.
Über ein Video sind wir dann auf die Bubblebum Sitzerhöhung aufmerksam geworden. Selbes Prinzip wie die Thermarest-Isomatten (offenzelliger Schaumstoff), nur halt dicker. Vorteil: durch den Luftinhalt kann man über das Ventil die Wirkung anpassen. In Verbindung mit nem 2,35“-VR/20‘‘ Reifen sitzt sie jetzt fast genauso ruhig wie im Load, mindestens aber wie im Packster! Und bitte: bevor es Kritik hagelt -ich bin mit Tochter das Load 75, Packter 60 & 80 auf meinem Einsatzgebiet gefahren. Selbst verschlungenere, unebenere Wald- und Schotterwege sind mit unserer Lösung nur geringfügig langsamer zu bewältigen!
Die Vorteile für uns im Alltag:
Cargo-Einsatz => Bullitt-Sitz einklappen, fertig
Kita-Einsatz => Sitz+Bubblebum, anschnallen, fertig
Einsatz-Mix => Bubblebum auf Gepäckträger oder an Rucksack, fertig
So bewahre ich mir nach meinem persönlichen Gusto das Beste von beidem:
Bequem fürs Kind, zügiges Fahrrad für Papa!
Zur Ergänzung: der Beckengurt vom Bullittsitz wurde um den magnetischen Velogold 3-Punkt-Gurt ergänzt = 5-Punktgurt ist für uns sicher genug...

es soll sich niemand kritisiert oder seiner Meinun beraubt fühlen ... für uns ist das die praktikable Alltagslösung ohne daraus eine Wissenschaft zu machen...
Allseit 1bar Luft im Reifen und an greets an alle Lastipiloten
 
Danke noch mal an alle für die vielen Antworten und Tipps! Ich habe mich am Ende jetzt doch für das Urban Arrow Family entschieden, obwohl ich mit den Punkt Federung nicht ganz so zufrieden bin.

Ich hatte bei meinem Fahrradhändler nachgefragt, ob man nicht auch beim Family eine Federgabel nachrüsten kann. Bei den Cargo-Modellen von Urban Arrow gibt's ja auch eine Federgabel. Der Händler hat direkt bei Urban Arrow nachgefragt, die meinten beim Family könnte man auch keine Federkabel nachrüsten und die Federung wäre aufgrund des langen Radstandes usw. schon so in Ordnung, hätten sie getestet. Wieso man die Gabel nicht nachrüsten kann, habe ich ehrlich gesagt nicht so ganz verstanden, habe es dann aber so aktzeptiert.

Meine kleine Tochter ist jetzt 9 Monate geworden und vor ein paar Wochen haben wir die ersten Runden zusammen gedreht. Ich habe den Yepp-Adapter und den Yepp-Kindersitz in der Kiste verbaut. Die Lösung ist ganz ok, ich könnte es mir aber besser vorstellen. Durch die Montage des Yepp Adapters an der Halterung federt der Kindersitz auch etwas nach. Was mich aber stört ist das der Yepp-Adapter und der Sitz im Urban Arrow doch sehr viel Raum in der Kiste einehmen, da hat man kaum noch Platz für andere Dinge.
Wir müssen auch immer wieder mal einige paar hundert Meter über Kopfsteinpflaster fahren, da ruckelt es schon ganz schön. Ich denke aber es ist noch im Rahmen.

Wenn die Kleine etwas größer ist, werden ich wahrscheinlich auch mal den Bubblebum-Sitz probieren. Ist wahrscheinlich eine relativ einfache und pragmatische und günstige Lösung.
Den Hinweis mit den Gummipuffern fand ich auch ganz gut, leider bin ich jetzt Handwerklich jetzt nicht soo geschicht und etwas bedenken selbst was zu bauen.

Alles in allem bin ich schon zufrieden und finde auch das Gesamtkonzept des Urban Arrow Family ganz gut. Es wäre trotzdem schön wenn der Hersteller sich in Punkte Federung noch eine bessere Lösung anzubieten hätte.
 
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