Jmd Erfahrungen mit Dolly Bakfiets? Vs. UA...

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Frau_Emm

Guest
Hallo zusammen,

wir stehen kurz vor der Entscheidung ein Lastenrad zum Transport eines Maxi-Cosi-Säuglings und eines Dreijährigen zu kaufen. Wir können uns mit diesem Thema nicht in eeendloser Tiefe auseinandersetzen und haben leider technisch wenig Ahnung von E-Bikes.

Da ihn hier in Köln 'alle' fahren und ein guter Ruf vorauseilt, haben wir den UA kurz probegefahren. Ich war darauf recht unsicher, kann aber auch an der kurzen Fahrt auf einem engen, befahrenen Parkplatz gelegen haben. Um wenigsten mal eine Alternative getestet zu haben, sind wir dann noch woanders ein Dolly gefahren und irgendwie lief das sofort super. Ich war direkt viel sicherer und die ca. 6 kg weniger meine ich gemerkt zu haben. Kann aber eben auch an einer wesentlich günstigeren Fahrstrecke gelegen haben und weil es immerhin mein zweites Mal war :).

Nun würde ich rein vom Fahrgefühl zum Dolly tendieren, ABER allein vom Hinschauen macht beim Arrow irgendwie doch alles einen etwas hochwertigeren Eindruck, was mich verunsichert (würde uns inkl Zubehör auch 800 Euro mehr kosten).

Beim Arrow 'müssten' wir das 2020er Modell mit dem Performance Motor nehmen, weil es gerade keine andere Verfügbarkeit gibt. Beim Dolly gibts abseits der Farbe ja eh keine Variation.

Ich finde leider keine aussagekräftigen Erfahrungsberichte/Tests zum Dolly. Vielleicht ist die geringere Verbreitung auch ein Nachteil... Ich hoffe hier hat jemand eine Meinung zum Dolly und Erfahrungen damit oder noch besser eine Meinung zu Dolly vs. Arrow.

Ach ja, das Geschoss muss hier leider draussen stehen, was natürlich nie gut ist, aber wenn eines der Räder das besser abkann, wäre das auch eine hilfreiche Info...

1.000 Dank für jede Hilfe vorab!
 
@Eighttoasts fährt hier ein Dolly, wenn ich mich recht erinnere. Scheint ein grundsolides Rad zu sein. Und ist ja auch schon lange am Markt. No nonsense Alltagsgefährt aus Holland.

Insgesamt tun sich die beiden Räder meiner Meinung nach nicht viel. Und wenn du dich auf dem Dolly beim Fahren besser gefühlt hast ist das ein wichtiger Punkt. Ob dann nun die Optik hochwertiger ist oder nicht würde ich eher als zweitrangig sehen.
 
Der Bafang Maxdrive ist auch ein zuverlässiger, kräftiger Motor.
Ersatzteile sind erhältlich. Das Dolly Dach wirkt durchdacht, wenn möglich, teste Mal ob und wie gut der Maxicosi unters Dach passt.
Wenn Du dich damit sicher fühlst, spricht meiner Meinung nach nichts gegen das Dolly. Wie Kistenfahrrad sagt: Solide holländische Alltagsware.
 
Super, lieben Dank Euch schon Mal für die schnellen, versierten Antworten und Tipps! Mit dem Maxi Cosi schaue ich noch einmal genauer, klingt aber fast, als hätte ich dann die freie Qual der Wahl. Habe Eighttoasts angeschrieben, vielleicht habe ich Glück und er gewährt mir noch Einblick in seine Praxiserfahrungen. Einen sonnigen Tag aus Köln!
 
Servus,

einen direkten Vergleich zum Urban Arrow habe ich nicht, obwohl es damals (2017) bei uns ebenfalls in der Auswahl war. Vorher gefahren bin ich nur mal ein Bakfiets, ansonsten war es ein Blindkauf. Unser Dolly ist vermutlich wohl nicht mehr in allen Punkten mit dem aktuellen Modell vergleichbar, wir haben noch Rollenbremsen und gekauft haben wir das Rad ohne E- Antrieb.
Meine Frau, für die wir das Dolly eigentlich gekauft hatten, ist damit nie gefahren, weil es ihr zu groß und schwer ist.
Rein von den Abmessungen dürften sich Dolly, Urban Arrow, Bakfiets und die anderen Long Johns nicht viel geben, auch vom Gewicht her sind das alles schwere Brocken und fahren sich wohl auch LKW- mäßig, was für ein Lastenrad auch völlig in Ordnung ist.
Mit zwei Kindern geht es vermutlich auch nicht anders, als sie mit so einem LKW zu transportieren.
Bei unserem Dolly war bisher defekt (3500km, bin nur Kurzstreckenfahrer und fahre Lastenrad nur mit Last, nicht zum „Spaß“):
1. Die Standfußgummis haben nicht lange gehalten, die Krückenfüße allerdings genauso wenig. Die jetzige Bastellösung mit altem Reifenmantel verspricht länger zu halten.
2. Die Kugelgelenke der Lenkung waren ausgeschlagen und sind nun durch hochwertigere Gelenkköpfe ersetzt worden.
3. Die Rollenbremsen müssen regelmäßig mit Rollenbremsfett gefettet werden, ansonsten quietscht es.
4. Ein paar Speichen am Hinterrad hatten sich gelockert, nach dem Festziehen keine weiteren Probleme.
5. Klappern des Ständers wurde ebenfalls durch Anschläge aus alten Fahrradmänteln eliminiert.

Ansonsten verrichtet das Rad ohne Murren seinen Dienst, bisher ohne Korrosion, keine Risse, es funktioniert alles, wie es soll.
Auch der nachgerüstete Nabenmotor (mit Drehmomentstütze) läuft einfach problemlos und erweist sich hier bei den Bergen als fast schon unentbehrlich.
Alles in Allem bin ich mit dem Rad wirklich zufrieden, optisch gefällt es mir immer noch richtig gut, das neue Dolly mit dem Akku im Gepäckträger mag ich optisch nicht so sehr, aber meine Meinung ist hier nicht ausschlaggebend.
Lenkungsflattern ist bei unserem Dolly auch noch nie aufgetreten, bei UA gab es wohl diesbezüglich ab und zu Probleme (bitte korrigiert mich, wenn ich da falsch liege).
Angeblich flext das Rad im Wiegetritt. Ja, das macht es tatsächlich, nur warum geht man bei einem Hollandrad in den Wiegetritt?
Das ergibt für mich genauso viel Sinn wie Driften mit dem Wohnmobil.

Das Verdeck ist ebenfalls super und sein Geld wert, dicht und gut durchdacht. Was mir fehlt, ist eine Bank mit Kopfstützen und besseren Gurten, da werde ich mir wohl selbst etwas bauen müssen. Momentan ist noch ein umgebauter Fahrradsitz in der Kiste verbaut, wo auch der Kopf abgestützt wird.
Die Kiste ist an sich sehr robust, aber auch kratzempfindlich, da polstere ich gern mit Isomatte oder anderem Material ab.
Das wird beim UA aber wohl noch schlimmer sein, mit der EPP- Box.
Das UA bietet natürlich noch die Möglichkeit bei Regen das Verdeck mit als Poncho zu nutzen.

Von der käuflichen Maxi- Cosi- Befestigung halte ich überhaupt nichts, aber die ist ja bei Dolly und UA identischer Mist. Warum sich da von den Herstellern etwas Besseres einfallen lässt, verstehe ich nicht.
Das Rad ist ungefedert, d.h. mit Kleinkind von 1 Jahr muss man sehr vorsichtig und langsam fahren, also generell nicht viel schneller als 15 km/h. Später kann man auch flotter unterwegs sein, anfangs sollte man es ruhig angehen lassen, das merkt man aber auch.

Achso, unser Dolly parkt in einer Garage, ein Rad war nur draußen steht, ist natürlich weit mehr gefordert, das Omnium meiner Frau steht immer draußen und ist dreckig, was sich für ein Rad nicht wirklich lebensverlängernd auswirkt. Für 1 Kind würde das reichen, für 2 Kinder ist es zu klein.
Auch ein Verdeck wird da drunter zu leiden haben.

Prinzipiell würde ich mir so ein großes Lastenrad wie das Dolly nur noch kaufen, um ein Kind damit zu transportieren, für alles Andere würde ich ein leichtes Rad nehmen, an dem ich Packtaschen befestigen kann, für unseren Wocheneinkauf reicht das und es lässt sich überall problemlos parken und auch mal über etwas rüberheben. Mit einem 50 kg- Koloss (Leergewicht) macht sowas keinen Spaß.

Lange Rede kurzer Sinn: Das Rad hat ein gutes Preis- Leistungsverhältnis (2017), läuft zuverlässig und ruhig und hat eine große Transportkapazität. Das Fahrverhalten ist LKW- mäßig, gutmütig, macht aber trotzdem Spaß.
 
@Eighttoasts Oh wow, vielen Dank für Deine Mühe und die Ausführungen (die ich leider erst jetzt gesehen habe, da ich irgendwie keine Benachrichtigung erhalten habe...)! Das hilft uns sehr. Wir warten jetzt ab, ob wir einen städtischen Zuschuss ergattern können und es schaut so aus, als fiele die Wahl dann auf das Dolly. Liebe Grüße
 
Möchte mich hier als Dolly-Neubesitzer mit einem kurzen Erfahrungsbericht melden – insbesondere auch nachdem ich zuletzt (kurz vor dem Dolly-Kauf) ein Urban Arrow im Urlaub eine Woche lang gefahren bin. Bin bisher noch nicht lange damit gefahren, wenn sich mein Eindruck ändert, schreibe ich nochmal.

Hier verschiedene Beobachtungen:

Größe und Platzangebot

Das Platzangebot vorne ist ausreichend, wenngleich durch die Abschrägung der Box nach vorne ein wenig begrenzt. Ähnlich wie beim UA kann man hier halt nicht so gut stapeln. Die Größe der Box sieht man auf der Website ganz gut.

Wir haben zwei Kinder (3,5 Jahre und 9 Monate in der Melia-Schale), die nebeneinander auf der Bank gut Platz haben. Das Sitzpolster würde ich jedenfalls empfehlen, da es sonst sehr hart wird – die Rückenlehne ist nicht sehr hoch, also muss ein Kind, das alleine hier sitzt, schon recht gut sitzen können. Ansonsten würde ich eben die Melia-Schale empfehlen. Eine Maxi-Cosi Befestigung hatten wir im Urlaub im UA, das quietschte und war für das 8 Monate alte Kind nicht unbedingt angenehm, da es zum Liegen gezwungen war. Und Platz für Gepäck war dann auch keines mehr.

Mit einer extra Bank kann man ein drittes Kind theoretisch mitnehmen. Praktisch wird es dann halt bei den Füßen sehr eng.

Was ich gut finde, ist das Material der Box (PE) und die Tatsache, dass sie nach unten hin zu ist. Beim UA war dieses Metallgitter eher nicht so praktisch. Zwar fällt da der Dreck durch, aber im Winter und bei Nässe ist das sicher für die Passagiere nicht das beste. Es gibt zwei Löcher auf der Seite zum Einsteigen.

Die Gurte sind in Ordnung und wurden offenbar auch im Vergleich gegenüber Vormodellen überarbeitet, sodass sie nicht so leicht von den Schultern rutschen und etwas angenehmer sind.

Was mir noch Kopfzerbrechen bereitet ist die fehlende Möglichkeit hier eine Rückbank oder Kopfstütze anzubringen, aber da kann das Rad bauarbedingt auch nix für.

Leider ist beim 2023er Modell der Akku nun unter der Sitzbank befestigt, und nicht mehr unter dem Gepäckträger. Das bedeutet, dass hier wertvoller Platz verloren gegangen ist. Warum, weiß ich nicht. Eventuell lizenzrechtliche Probleme? Auch eine Befestigung an der Lenkstange wie beim UA wäre besser gewesen, aber ist nun mal so. Wenigstens kann man ein kleines Erste-Hilfe-Päckchen dazu stopfen. Aber mal eben Bank ausbauen um Platz zu bekommen geht nicht. Schade.

Zusätzliche Befestigung von Taschen (z.B. Outer Pocket) an der Rückwand der Box halte ich leider auch für schwierig, weil die Befestigungen für das Regendach im Weg sind (siehe Thread hier). Daher würde ich unbedingt den Gepäckträger dazu nehmen und Fahrradtaschen anbringen.

Lenkung und Wendekreis

Ich empfinde die Lenkung als sehr stabil und einfacher als beim UA. Letzteres hatte eine sehr fummelige, kippelige Steuerung, an die man sich erstmal gewöhnen musste. Das Dolly, wenn es mal fährt, fährt sich dafür sehr einfach. Bei voller Beladung mitunter fast ein wenig lenkfaul, muss man mögen. Der Wendekreis ist dafür subjektiv gesehen etwas weiter als beim UA, könnte aber durch das Regendach eingeschränkt werden.

Regendach bzw Ausstattung

Das Regendach finden wir super. Es ist hochwertig verarbeitet, hat Lüftungen auf beiden Seiten, die sich hochrollen lassen, und bietet auch gut Schatten im Sommer. Unbedingte Kaufempfehlung. Nach oben hin ist der Platz ein wenig begrenzt, sodass unser 105cm großes Kind mit Helm hier vielleicht noch 10cm Spielraum nach oben hat. Wir werden sehen, wie lange es in dieser Form also benutzbar ist.

Das Angebot an Ausstattung ist prinzipiell gut (dieses Jahr gibt es auch noch ein Sonnenverdeck neu).

Antrieb bzw. Motor

Der Motor (Bafang mit 80Nm und 600Wh Akku) tut was er soll, ebenso die Enviolo/Nuvinci Schaltung (NuVinci Enviolo Cargo N380). Man darf sich hier natürlich keine Wunder erwarten – im Flachland bzw. in der Stadt kommt man damit schon gut voran, auch über den ein oder anderen Hügel. Ich brauche im Alltag nie mehr als Stufe 3 von 5, außer, wenn es eben mal einen Hügel hoch soll und ich den Verkehr nicht aufhalten möchte. Aber auch mit zwei Kindern und Gepäck und Stufe 1 kommt man als geübter Radler locker auf 20km/h und mehr. (Und ehrlich gesagt, mit Passagieren ist alles drüber je nach Zustand der Radwege eh' keine gute Idee.)

Ich tue mir allerdings schon schwer mit Last aus unserer Tiefgarage rauszufahren. Ob hier andere Cargo-Bikes deutlich besser sind, vor allem mit der viel diskutierten Enviolo-Schaltung, wage ich aber zu bezweifeln. Fürs Berg- und Hügelland würde ich es jedenfalls nicht empfehlen. Dann doch besser einen stärkeren Motor und eine ordentliche (Ketten-)Schaltung.

Der Akku hält die versprochenen 35km sicher. In der Praxis waren es eher 50km. Bis zu 80km ("normal use" laut Hersteller) vielleicht nur dann, wenn man auf Stufe 1 fährt und kaum Gewicht dabei hat.

Verarbeitung und Qualität

Im Prinzip wirkt alles hochwertig verarbeitet und sauber. Ich mag, dass die Schutzbleche aus Metall sind und dementsprechend robust.

Leider hatte mein Rad zwei Mängel beim Kauf, das eine war ein kaputtes Ventil am Laufrad, das sich erst nach einer Woche bemerkbar machte (kann passieren), und das andere ein Klappern am Kettenkasten, welches wohl bauarbedingt nur schwer zu beheben ist (siehe Thread hier). Ein wenig herumziehen am Kasten hat geholfen. Wir schauen mal, ob es wieder kommt.

Zusammenfassung

Für den (relativ) günstigen Preis bekommt man ein sehr gutes, brauchbares Lastenrad, das zumindest für den Alltag keine Wünsche offen lässt. Natürlich geht es noch leichter, schneller, geräumiger – aber irgendwo muss man ja Abstriche machen. Wir hatten auch überlegt, uns ein Packster oder Ca Go anzusehen, aber das war dann doch noch mal empfindlich teurer.
 
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