Ich habe gebaut: Bastiaen Cargo Derivat in vollgefedert

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Liebe Lastenradgemeinde,

ich will mal garnicht viele Worte machen. Das Bastiaen Cargo fanden mein Arbeitskollege und ich schon immer gut und wir dachten uns so: Sowas könnte man mal in vollgefedert bauen. Nach Jahren der Untätigkeit gab mir Corona dann zwischen Weihnachten und Neujahr die Möglichkeit, mich in der Werkstatt zu verkriechen und den schon seit Ewigkeiten besorgten Cannondale Jekyll Rahmen zum Lasti umzubauen.

Der Plan war, daß ich erstmal mit mir verfügbaren Teilen einer HP Velotechnik Dreirad Achsschenkellenkung baue (also rechter Originalradträger) und mal schaue, was rauskommt. Bissl CAD für die Maße des Teils, was da an den Cannondale-Rahmen rankommt und bissl Schwingenauslegung; Teilespender für das Längsrohr und die Abstützung am Rahmen war ein HP Velotechnik Gekko, was mir zugeflogen ist.. naja, nicht ganz, ich arbeite halt in der Firma. Das ganze kombiniert mit einer Seilzuglenkung, um Einflüsse der Federung auf die Lenkung auszuschließen.

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Ergebnis war nicht so optimal, das Teil zieht wie verrückt nach links, je größer die Vorderachslast, desto mehr. Welch Überraschung! Auf jeden Fall auf Dauer nicht gut fahrbar und mit Last gleich garnicht. Deshalb dann nochmal das gemacht, was richtige Ingenieure so tun: Den Kopf und den Rechner eingeschaltet, ein gutes Buch zur Hand genommen und mir mal Gedanken über die Momente um die Lenkachse gemacht, wo sie so herkommen und was man tun kann, um sie zu minimieren. Und siehe da: Mit einer neuen Schwinge und einem custom-made Radträger fährt das Teil richtig gut! Ich habe Spaß und bin entzückt.

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Wers nachbauen will, meldet sich. Ich stelle meine Unterlagen gern zur Verfügung, gugge hier allerdings in Zukunft wahrscheinlich auch nicht öfter rein als bisher :D.

Grüße, Martin und das Mr.Hyde (das zweite Gesicht des Cannondale Jekyll)
 
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Hallo Martin.
Das ist ja mal ein Einstand.
Schöne Arbeit. Ich bin gespannt, was Bastiaen dazu sagt, Nachahmung ist schließlich die höchste Form der Bewunderung. :)
Obeohl Du ja relativ weit vom Bastiaen weg bist.
Eine Frage: Warum eine mechanische Scheibenbremse?
 
Warum eine mechanische Scheibenbremse?
Hm, die Frage ist einfach zu beantworten: Weil keine hydraulische in der Kiste lag.

Stimmt aber nicht ganz, liegt schon, aber nur Uraltkram und ich habe keine Sachen zum Verlängern der Leitung da (das hätte auch zusätzlich Geld gekostet und so meinen Super-Low-Budget-Ansatz zunichte gemacht).
 
Das Lustige daran ist, dass ich seit langer Zeit über eine Federung nachdenke und eine von fünf Varianten wäre, die Schaftfederung eines HP-Trike.
In Kombination mit meinem Vorderrad dürfte das fahrdynamisch ok sein, wenn man es spurneutral verheiratet bekommt und straffer auslegen kann.
 
Wow, einfach nur wow! Hier im Forum steckt mehr Innovation als bei den Mainstream-Herstellern.

Sag mal, sehe ich das richtig dass das Rad extrem wenig Nachlauf hat? Versuche insgesamt die Lenkgeometrie zu verstehen, schaue aber noch ein wenig wie ein Schwein ins Uhrwerk...
 
extrem wenig Nachlauf
Ja, das stimmt. Es sind nur 20 oder 25mm, müßte ich nachschauen. Es fährt sich aber ganz ruhig, viel weniger nervös als z.B. ein Bullit, wenn man das erste Mal draufsitzt, eher wie ein normales MTB. Der geringe Nachlauf resultiert zwangsweise aus der Geometrie für wenig radlastverursachtes Lenkmoment. Ich war darüber auch sehr skeptisch, bin aber positiv überrascht.

Gruß, Martin
 
Hi Bastiaen,

mach es lieber mit einer geschobenen Schwinge. Bietet sich hier an, einfacher, wahrscheinlich steifer und man kann die Härte schnell über das Luftfederelement anpassen, wenn man was zulädt.
Wenn man bei Null anfängt - ja. Aber als Option, die sich in den bestehenden Rahmen integrieren lässt, hätte die Schaftfederung Charme. Von den vier anderen Varianten sind auch drei geschobene Schwingen.
 
Ok, wenn Nachrüstbarkeit gefordert ist, sieht die Sache natürlich anders aus. Wenn du da irgendwann weitermachst, können wir gern mal zum HP-Teil telefonieren.
 
Was für eine abgedrehte Konstruktion, hammergeil! Wie das Steuerrohr da in der Luft rumhängt, ein Traum :)
Allzeit gute Fahrt!
Gruß Krischan
 
Wie ist das eigentlich dabei mit dem Lenkkopfwinkel, der ändert sich dann doch beim Einfedern, oder? Je stärker beladen desto flacher der Lenkkopfwinkel, desto größer der Nachlauf. Merkt man das im Fahrverhalten?
 
Guten Morgen,

ja, der ändert sich beim Einfedern. Ich bin jetzt noch nicht mit den übelsten Tonnen vorndrauf gefahren, aber wenn man entsprechend der Zuladung den Luftdruck im Dämpfer erhöht, ist man wieder im selben Bereich wie bei Leerfahrt. Und da merke ich nichts unangenehmes beim Ein- und Ausfedern.

@Krischan Gell, da ham die Radkonstrukteure vom Originalrahmen ganze Arbeit geleistet: Man muß nur die Gabel weglassen, und schon siehts spektakulär aus!
 
Optisch finde ich es ehrlich gesagt gruselig. Mochte aber das Jekyll als MTB auch noch nie.

Allerdings finde ich deine Konstruktion technisch echt Bombe. (y) Echt spitze! Hut ab, würde es gerne mal fahren. :)
 
ja, der ändert sich beim Einfedern. Ich bin jetzt noch nicht mit den übelsten Tonnen vorndrauf gefahren, aber wenn man entsprechend der Zuladung den Luftdruck im Dämpfer erhöht, ist man wieder im selben Bereich wie bei Leerfahrt. Und da merke ich nichts unangenehmes beim Ein- und Ausfedern.
Beim Fahren kommt einem vielleicht auch entgegen dass der Nachlauf größer wird wenn das Rad nach oben geht. Sozusagen eine Art Selbststabilisierung des Geradeauslaufs bei schlechtem Untergrund.
 
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