Fragen zur Lenkung

Ob die 16mm reichen oder nicht, kann man aus der hohlen Hand nicht sagen, da dies auch von den Hebellängen und der Kröpfung abhängt. Je weiter außen die Stange / je größer der Hebel an der Gabel, desto dünner kann die Stange sein, je weiter abgekröpft / je größer der mögliche Lenkanschlag, desto dicker muß sie sein. Durchmesser bringt erheblich mehr als Wandstärke.
Ein gebogenes Rohr ist nicht per se steifer als ein auf Gehrung zusammengeschweißtes, das mit einem Knotenblech ausgesteift ist. Dünnwandiges Rohr mit Heimwerkermitteln zu biegen ist nicht ganz einfach. Füllen mit Sand (fein und trocken) wurde schon genannt. Der Sand muß dann im Rohr gut verdichtet und die Rohrenden verschlossen sein (konische Holzstopfen reinklopfen (die verdichten auch den Sand) oder Deckel draufschweißen), damit das Rohr nicht einbeult oder oval wird. Irgendeine, wenn auch primitive, Biegevorrichtung brauchst du trotzdem. Im einfachsten Fall ist das eine runde Scheibe mit der Dicke des Rohrdurchmessers zwischen zwei Stahlplatten im Schraubstock eingespannt. Ist und bleibt aber Gefrickel mit ungewissem Ausgang. Deshalb ist es vielleicht sinnvoller, das Rohr bei einem Heizungsbauer oder einer Hydraulikfirma biegen zu lassen. Wenn's arg dünnwandig ist, suche nach "Dornbiegen". Mit der Methode lassen sich dann auch Auspuffkrümmer u.ä. fertigen.
Ich mogele mich ums Rohrebiegen gerne drumrum, indem ich Durchmesser 22 verwende und einen alten Rennradlenker aus Stahl zersäge, um mir dort die gewünschten Biegungen rauszuschnippeln. An der Lenkung ist das allerdings keine feine Methode. Unnötige Schweißnähte sollte man da eher vermeiden.

Gruß,

Clemens
 
für die stange hab ich gute erfahrungen mit 22x1 mm gemacht, hab aber auch mal ein 20x2 verbaut, hat bei mir beides bestens funktioniert (und funktioniert immer noch).
ad rohrbiegen - schau dir doch das mal an:
http://www.pirate4x4.com/forum/shop...roject-square-tubing-bender.html#post26034969
ich hab mir mal sowas aus abfällen gebaut, nur noch ein bisschen einfacher (ohne aufhängung und ohne die seitlichen blechführungen). wenn ich in den nächsten tagen dazukomme mach ich davon ein foto und stell's hier rein. ein 22x1 bieg ich damit problemlos (rohr vorher mit sand füllen wie schon von meinen vorrednern erwähnt). ist nur die frage was für dich einfacher/billiger ist: ein rohr biegen lassen oder das o.g. werkzeug bauen und selber biegen. ich hatte mich damals für die vorrichtung entschieden weil's nie bei einem lastenrad bleibt wenn man mal eins gebaut hat... ;-).
macht man das ganze stabiler und versieht es mit einer schweissnaht kann man damit sogar quadratische profile biegen:
http://www.metalgeek.com/archives/images/deform_jig.jpg
 
Hi Leute,

Danke für die Tipps mit dem Biegen, habe mich nun aber doch für Schweissen entschieden und das hat eigentlich auch ganz gut geklappt. Leider habe ich trotzdem ein Problem...

Wie schon erwähnt habe ich ja noch mal dickere Rohre gekauft, da mir das vorher zu schwabbelig war. Ich habe nun 20x1,5 und nachdem ich das gesamte Rohr noch mal gebaut habe, bin ich immer noch bei einem extrem ernüchternden Ergebnis: Mir kommt die Lenkung immer noch extrem schwammig vor und ich bin total unzufrieden und frustriert. Ich tüftele nun seit einer Woche dran und kriege es einfach nicht vernünftig hin.

Wenn ich die Stange in der Hand halte, kann ich da mit roher Gewalt und ganzer Kraft dran herumbiegen und es tut sich absolut nichts (die Schweißnaht macht auch keinen Mucks). Sobald das Ding dann aber am Rad hängt, habe ich das Gefühl sie ist aus Gummi. Gerade wenn ich nach ganz rechts Lenke, gibt es einen Bereich wo das Rad sich, wenn man mit etwas Schwung dreht, weiter als zum maximalen Lenkeinschlag dreht und nach innen weggeklappt, woraufhin man es vom Lenker aus nicht mehr zurück bekommt. Das ist natürlich im fahrenden Betrieb ein Horrorszenario. Das ließe sich durch eine Begrenzung am vorderen Lenkarm zwar verhindern, ich bin aber der Meinung dass das mit einer ausreichend steifen Stange auch so nicht passieren würde.

Die Stange kommt mir jetzt schon übertrieben massiv vor und ist ziemlich schwer, kann es echt sein, dass das immer noch nicht reicht?

Zugegeben, ich bin bisher noch kein Lasti gefahren und weiß daher nicht wie steif so eine Lenkung normalerweise ist. Wenn ich "normal" lenke funktioniert das ganze relativ gut, nur bei schnellen Bewegungen oder starkem Einschlag merke ich doch, dass da einiges an Spiel drin ist. Ich habe meins auch noch nicht auf der Straße getestet, habe aber das Gefühl, dass da so etwas nicht stimmt. Vielleicht erwarte ich aber auch zu viel?

Und noch mal eine letzte Frage: Ich habe momentan zwei Kugelgelenke verwendet, das klappt zwar, ich glaube es wäre aber besser wenn sich das vordere Gelenk nur um eine Achse dreht. Ich hab da schon gesucht aber nichts derartiges gefunden. Ich habe öfters von Sinterlagern gehört, es ist mir aber ein Rätsel wie das funktionieren soll, überall wo ich danach schaue, sehe ich einfach nur eine Hülse ohne erkennbare Lagermechanik. Wo kriege ich da am besten was passendes her?
 
hi,
hmm... hast du vielleicht mal die möglichkeit ein anderes lastenrad ein paar meter probezufahren (händler?) ? dann hättest du einen vergleich was die lenkung betrifft... ich denk es ist sicher auch eine gute idee das vordere kugelgelenk gegen ein einachsiges auszutauschen, vielleicht verringert das auch das "spiel" von dem du sprichst.
hab auch mal ein kugelgelenk ausgetauscht und war zufrieden damit. das "lager" war selbstgebaut: aussenhülle ein stück stahlrohr, drinnen ein genau reinpassendes alurohr und im innersten eine gewindestange die auch exakt in das alurohr gepasst hat, schmierfett nicht vergessen. hat ein jahr tadellos funktioniert, danach hab ich das ganze rad umgebaut und auch dieses gelenk...
 
Daran das Gelenk so zu bauen hatte ich auch schon gedacht, passende Rohre habe ich glaube ich sogar. Ich dachte aber, das hat dann zu viel Reibung, wenn man kein "richtiges" Lager verwendet. Einen Versuch ists aber wert, vielleicht baue ich mir sowas morgen mal.

Hier mal ein kurzes Video wo ich (etwas brachial) an der Lenkung herumreisse, ich hoffe da kann man halbwegs sehen wie steif/flexibel das ganze ist. Wie man sieht kommt auch der Lenkarm wenn man es drauf anlegt ganz nach hinten bis die Stange das Steuerrohr berührt, ist das eigentlich so normal oder habt ihr da irgendwo eine Begrenzung drin?

Ich hätte auch vorne und hinten noch Platz um die Lenkstange etwas weiter nach aussen zu setzen mit größeren Hebeln. Werde ich vielleicht auch mal probieren.
 
Bist du dir sicher das ein festklemmen (so hab ich das interpretiert) von der elastizität der Lenkstange her kommt und nicht das Kugelgelenk o.ä. festklemmt? Das hab ich schon selbst mal gehabt und war schnell mit nur einer Unterlegscheibe behoben.
 
Ich nehme an mit dem Klemmen meinst du das wo ich oben schrieb "nicht mehr zurück bekommt", das bezieht sich wie gesagt darauf dass das Vorderrad sich, wenn man es provoziert, auf über 90° drehen und nach innen klappen kann. Hat mit dem Gelenk nichts zu tun und ist wahrscheinlich auch nicht so wild, da das nur bei extremem Lenkwinkel passiert den man real wohl nie fahren würde. Hatte mich nur gewundert dass es überhaupt geht - evtl. baue ich wirklich eine Begrenzung ein, damit sich das Rad nicht über 90° nach links oder rechts drehen kann.
 
jau, ne begrenzung scheint auf jedenfall sinnvoll, denn wenn du ganz nach rechts lenkst, sieht es so aus, als ob du vorne mit der anlenkung an der gabel über den totpunkt kommst - da gibt's dann auch kein zurück mehr, jeder schub des lenkgestänges bewirkt ab hier einen weiteren einschlag deines vorderrades nach rechts.
längere hebel sind bestimmt auch nicht verkehrt, sie verringern die auftretenden kräfte im lenkgestänge und seinen gelenken ;)
 
Toter Punkt! Das ist das Wort das ich die ganze Zeit gesucht habe ;)

Das mit den längeren Hebeln probiere ich morgen aus. Hatte es eigentlich so gebaut, damit die Stange seitlich nicht so weit herausstehen muss, aber man muss wohl Kompromisse machen. Je mehr ich mir die Bullitts anschaue, desto mehr stelle ich fest, dass in der Lenkkonstruktion dort einiges an Finetuning steckt. Das tüfteln macht ja irgendwie auch Spaß, aber so langsam würd ich auch gerne mal fertig werden...
 
Ich habe momentan zwei Kugelgelenke verwendet, das klappt zwar, ich glaube es wäre aber besser wenn sich das vordere Gelenk nur um eine Achse dreht.

Dazu müßten aber vordere und hintere Lenkachse zwingend parallel verlaufen. Andernfalls verkantest du das Lager.

Dein anderes Problem ist der Kröpfung der Stange geschuldet. So wünschenswert ein großer Lenkeinschlag auch sein mag, eine Stange ("Zweigelenkstab") ist idealerweise bolzgerade. Je weiter du sie kröpfst, desto leichter biegt sie sich unter Last und knickt unter Druck seitlich aus. Konstruktiv läßt sich das mit einem Zwischenhebel lösen, was aber Bauaufwand, Gewicht und zusätzliche Lagerreibung bedeutet. Je weicher und biegefreudiger du die Stange gestaltest, desto mehr Sicherheitsabstand mußt du von der voll durchstreckten Lenkstellung halten. Du mußt also den Lenkeinschlag nach rechts auf ein vernünftiges Maß begrenzen, am besten sowohl am Lenker, als auch an der Gabel, damit weder vorne noch hinten irgendwelche Gewalteinwirkungen die Lenkung überstrecken können.
Die Längselastizität einer gekröpften Stange ist auf jedenfall um Zehnerpotenzen größer als irgendwelches Lagerspiel in den Kugelgelenken. Um die Gelenke brauchst du dir deshalb in dieser Hinsicht keinen Kopp zu machen. Einzig wegen der Lagerreibung würde ich da evtl. über Alternativen nachdenken, falls sie sich im Fahrbetrieb als zu hoch erweisen sollte (was aber bei nur zwei Gelenken und halbwegs vernünftiger Qualität eher unwahrscheinlich ist).

Gruß,

Clemens
 
Hm, demnach wäre es aber fast sinnvoller, die Stange weniger zu kröpfen statt den Lenkeinschlag zu begrenzen oder? Einschlagswinkel verliere ich ja so oder so, würde mit einer weniger gekröpften Stange aber wenigstens seitlich etwas Platz sparen. Natürlich hält sich aber meine Lust auch in Grenzen, die Stange ein drittes mal zu bauen ;)

Wie ist das denn bei euren Rädern, in was für einem Bereich liegt der maximale Lenkeinschlag normalerweise so? Mir ist schon klar, dass man beim Fahren nie so weit einlenken wird wie es bei mir jetzt möglich ist, aber da ich doch einen ziemlich großen Radstand habe, dachte ich einfach das wäre zum Manövrieren (beim Schieben) nötig. Ich habe echt unterschätzt, wie sehr sich selbst so eine fette Stange biegen kann, verdammte Physik.

Wegen Lagerreibung o.ä. habe ich so weit kein Problem, das läuft alles sehr leichtgängig.
 
Hm, demnach wäre es aber fast sinnvoller, die Stange weniger zu kröpfen statt den Lenkeinschlag zu begrenzen oder?

Die Stange begrenzt den Lenkeinschlag nur nach links und da hast du ja kein Problem. Nach rechts kannst du die Lenkung jedoch überstrecken, egal wie die Stange geformt ist und selbst dann, wenn sie völlig gerade wäre.
 
Schau dir evtl. mal an wie Wiesmann, tout terrain oder Idworx den Lenkeinschlag begrenzen. Ich finde das recht elegant und Wirkungsvoll. Mit 180° Lenkeinschlag kann man eh jede Richtung anfahren.
 
Habe es jetzt glaube ich hinbekommen - ich habe das ganze noch mal zersägt und den Winkel der Kröpfung etwas reduziert sowie vorne hinter der Gabel eine Begrenzung angebracht. Der maximale Lenkwinkel ist immer noch ganz gut und nachdem ich dann mal beim vorbeigehen auf der Straße an einem geparkten Bullitt- sowie Bakfiets überprüft habe (ja, hier stehen viele rum) scheint der sogar noch größer als üblich zu sein. Im Lenkbaren Bereich fühlt es sich jetzt erst mal steif genug an. Positiver Nebeneffekt, die Stange ragt jetzt nicht mehr über den Rahmen hinaus. Werde mir da also weiter keinen Kopf machen, bis ich es wirklich mal auf der Straße gestestet habe.Die längeren Hebel zu benutzen hat komischerweise gefühlt überhaupt keinen Unterschied gemacht, werde also bei den kurzen bleiben.

Als nächstes ist nur noch der Ständer dran, dann ist die Kiste bereit fürs Probefahren. Ich bin echt sehr gespannt.
 
Jetzt wo ich kurz vor dem Aufbau stehe, ist mir noch ein kleines Problem aufgefallen: Die Verlegung der Züge. Der neue Rahmen hat ja gar keine Zuganschläge, wie habt ihr das gelöst? Ich weiß, dass man sich im Internet Rahmenbauteile bestellen kann, das ist mir aber schon wieder zu aufwändig. Hat da jemand eine Baumarktlösung Parat? Eigentlich bräuchte man ja nur ein sich verjüngendes Röhrchen mit dem richtigen Durchmesser das man dann anpunktet. An Kabelbinder habe ich auch schon gedacht, aber für die Zuganschläge (nicht Führungen) ist mir das doch etwas zu riskant, zumindest bei den Bremsen.
 
...hmm, findest du vielleicht noch irgendwo einen alten rahmen zum schlachten, von dem man solche anlötteile gewinnen könnte? ansonsten fällt mir als 'steam-punk-lösung' das anlöten von sechskantmuttern ein, die die an vielen bremshebeln, seitenzugbremsen oder schaltwerken verwendeten Stellschrauben aufnehmen können =)
 
Moin,

hihi, hatte ich auch vergessen. Vielleicht einfach eine oder zwei M6 Mutter mit einer Flanke an den Rahmen löten oder schweißen. Oder die Stellschrauben von den Bremsgriffen als Basis nehmen. So kleine Röhrchen usw. lassen sich beim technischen Modellbau finden. Du kannst mit dem WIG Gerät auch hartlöten, es braucht nur anderes Drahtmaterial. Bei den ganz kleinen Sachen auch sehr nett.
Und fürs Vorderrad natürlich eine hydraulische Bremse nehmen. Der irsinnig lange Bremszug friert gerne ein...
Und an dem Quadratrohr kann man gut zur Befestigung Klebesockel aus dem Elektrobedarf nehmen, da kann den ein Kabelbinder eingefädelt werden.

Gruß

Mann, mann. Synchron fast die gleiche Antwort...
 
So Leute! Nach langer Zeit ist das Ding jetzt beinahe fertig und ich dachte ich zeig es mal her. Heute war die erste Testfahrt, momentan noch mit unlackiertem Rahmen um zu gucken ob ich noch mal irgendwo ran muss. Nach 10 Kilometern durch Hamburg bin ich ganz begeistert: Es fährt sich viel leichter und wendiger als ich mir das vorgestellt hatte. Im Haus wirkte es immer riesig, aber wenns erst mal draussen ist passt man doch fast überall durch, obwohl es schon ein Brummer ist. Die Lenkung fühlt sich gut an und es flattert bisher auch nichts, alles in allem bin ich total positiv überrascht. Auch mit (zugegeben eher kleiner) Zuladung von einer Bierkiste lies sich das ganze noch erstaunlich leicht treten. Nach 100 Metern fühlte ich mich wie zuhause darauf. Wiegen tut das ganze komplett zusammengebaut jetzt übrigens, falls meine Hängewaage nicht spinnt, ca. 27 Kilo.

Jetzt muss ich das ganze demnächst mal lackieren, damit es mir nicht wegrostet. Ansonsten nur noch Kleinigkeiten. Ein paar Haken an der Ladefläche für die Befestigung von Gummis und Gurten fehlen noch und das Steuerrohr, für das ich ein Alurohr verwendet habe, wird doch noch mal gegen eines aus Stahl getauscht - durch den langen Spacerturm biegt sich das spürbar wenn man den Lenker belastet und das ist mir beim bruchfreudigen Baumarktalu doch äußerst suspekt.

Bin jedenfalls total zufrieden. Wie steif der Rahmen jetzt ist, vermag ich gar nicht zu sagen - beim Fahren fühlt es sich gut an, wenn man was draufstellt, ist da schon ein bisschen Flex aber ich bin nicht sicher, ob das evtl. vom Federn der dicken Reifen kommt oder wirklich vom Rahmen. Mehr als die Kiste Bier hab ich bisher auch nicht ausprobiert.

Wenn alles lackiert und endgültig fertig ist, stell ich noch mal Bilder rein. Bis dahin noch mal danke an alle hier für die Hilfe!
 

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...yeey, und nochn paar extrapunkte für die ladungssicherung! :D
 
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