Je mehr ich selber basteln muss, desto unwahrscheinlicher, dass es in naher Zukunft fertig werden wird.
Das verstehe ich nur zu gut. Glaub nicht, dass bei uns alles sofort klappte. Außerdem gab es Diskussionen innerhalb der Beziehung zu den vielen Fürs und Widers. Was im Übrigen dazu geführt hat, dass wir beide nun zwei sehr unterschiedliche Lastenräder angeschafft haben. Jedem Tierchen sein Plaisierchen.
Aber keine Sorge: Wird schon werden. Gut werden.
Mit Lastenrad ist immer besser als
ohne! Ihr werdet nicht viel falsch machen.
Zum Besseren Verständnis in Sachen Bastelei und Suche nach dem goldenen Weg:
Bei dem ersten Kind haben wir die Anschaffung eines Kinderfahrradanhängers (Croozer) als echte Befreiung erlebt. Weg von Kinderwagen, U-Bahn und Bus. Und dennoch die Reichweite vergrössern. Ein Auto wollten wir nicht - ganz abgesehen davon, dass man damit auch nicht direkt in Parks und an Badeseen kommt. Hänger nerven manchmal, ganz ohne Hänger aber war es deutlich blöder gewesen. Lastenräder hatten wir immer schon im Hinterkopf, konkret wurde es dann aber mit dem zweiten Kind. Da der Zweieranhänger absehbar in der Breite deutlich zulegen und schwerer werden würde. Wir haben tatsächlich doch noch einen neuen gekauft, aber erst
nach der ersten Lastenradanschaffung. Und zwar, weil der Anhänger andere Vorteile bietet gegenbüber einem Lastenrad: Variable Abholung mit einem der Trekkingräder, Buggyfunktion für Oma-Abhole oder aber als Buggy, um mit den Kindern in den Zoo zu gehen, etc.. Andererseits war der Lastenrad-Kauf allein schon aus Spassgründen eine ausgemachte Sache. Das war uns nach Probefahrten klar gewesen. Wenn schon kein Auto. Vorher hatte ich Transporte mit einem abgerockten Schrott-Kinderanhänger erledigt, ganze Bücherregale, Sessel. Aber das nervte auch etwas.
Lastenrad schauen, Infos einholen ... und dann kamen die
Dämpfer:
Geld
Schon für Anhänger kann man ja ganz schön Geld ausgeben. Dass Lastenräder noch mal deutlich teurer sind - oha! Mit dem mehr Geld ausgeben steigen aber auch die Ansprüche nach einer perfekten Lösung. Das macht die Sache nicht leichter. Man sucht sich blöde mit dem Hintergedanken "für soviel Geld darf ich was erwarten". Wo indes der Preis die Qualität abbildet, das war uns anfangs nicht klar gewesen. Dieses Forum ist für solche Infos Gold wert. Auch wenn naturgemäß unterschiedliche Wichtungen existieren. Ihr scheint mir schon auf gutem Weg.
Beratung
Wer kennt sich aus, berät, gibt Tipps? Der local Fahrradhändler jedenfalls kaum, so unsere Erfahrung. Da wurden wir als Exoten behandelt. Die Infos, die der Händler auf Nachfrage einholte ("muss ich mal in Erfahrung bringen"), die hätten wir auch selbst im Internet finden können. Auch gab es viele Modelle einfach nicht oder aber ein Händler bot nur eine Marke an, Babboe beispielsweise, von der er dann enstprechend 100% überzeugt war. Einschränkend und aus Berliner Sicht muss ich anfügen, dass ich damals noch nicht Jakob Rohrer von Little Big Cargo kannte. Dort bekommt man prima Beratung! Allerdings ist dieser Laden für uns recht weit weg.
Babytransport
Baby- und Kleinkinder-Transport erschienen als ein von der Industrie
sträflich vernachlässigtes Thema. Während uns die Lastenrad-Mondpreise noch teilweise durch kleine Stückzahlen erklärbar waren, sind wir am Design vieler Fahrrad-Kindertransport-Lösungen schier verzweifelt. Idiotisch angesichts dessen, was im Kfz-Zubehör seit langer Zeit Standard ist. Im Croozer war die Hängematte noch passabel gewesen, in das Lastenrad passte sie aber nicht mehr gut hinein.
Eine hier noch unerwähnte Alternative wäre übrigens eine Weberschale (googeln), die wir auch in Betrieb hatten, die schön schlank und daher Lastenrad-Boxen-tauglich ist, sogar auch passable Gurte hat. So richtig begeistert hat die uns aber nicht, haben wir wieder verauft. Die Maxi-Cosis sind gut konstruiert bezüglich Halbliegeposition, Gurten, Kopf- und Nackenschutz. Und man bekommt die Dinger sprichwörtlich hinterhergeworfen. Geschenkt oder für kleines Geld. So, dass sich ein Basteln geradezu anbietet. Das Überlegen "Wie?"und das Diskutieren "Ob?" hatte übrigens schlussendlich die meiste Zeit verschlungen. Meine Frau war zunächst dagegen gewesen. Die handwerkliche Umsetzung der Idee war ein Witz gewesen - zwei Stunden.
Wetterschutz für die Kinder
Auweh! Jemineh! Viele blöde, klapprige und wenig praktikable Lösungen. Bei der Gebrauchtrad-Ausschau konnte man diese "gut gedachten" Dächer nach wenigen Jahren Betriebes bewundern: Wracks! Für mich war bei der Lastenrad-Typenwahl der Wetterschutz ein wesentliches Auswahl-Kriterium geworden. Ich habe es nicht bereut und fahre tatsächlich bei jedem Wetter. Konstruktives Nachrüsten / Selberbauen ist freilich möglich. Aber eben auch zeitintensiv. In jedem Fall gibt es hier in den Foren mittlerweile
wunderbare Tipps dazu.
Systemgedanke
Ein Rad ist ja nicht einfach nur die bloße Materie. Es ist ein System. Es erfordert Wartung, einen Stellplatz, Wege die tauglich sind, die Klaugefahr sollte nicht allzu groß sein, etc.. Viele dieser "Systemprobleme" waren uns gedanklich klar. In der Umsetzung, im Alltag wurden die Dinge zumeist in Eile und ganz pragmatisch angegangen. Stichworte in Kürze: Laternenparken Ja, aber gutes Schloss erforderlich - besser zwei. Dazu eine Ganzabdeckung (schützt vor Verwitterung, aber auch vor Vandalismus und ein bisschen vor Diebstahl - das Rad sieht abgedeckt aus wie ein Motorrad). Pannensicherheit maximieren durch entsprechende Bereifung, Pannenspray und / oder Werkzeug und vor allem aber durch regelmässige Durchsichten. Winterbetrieb gut möglich, sofern man sich Zeit lässt und etwas Flexibilität für die Wege mitbringt, gute Wetterberichte einholt, auch mal das Rad stehen lässt (Ja, es gibt Spikes-Reifen, haben wir auch und aber nie aufgezogen). Gut ist, wenn beide Eltern das Rad fahren können. Für den Fall der Fälle. Gut ist, wenn neben den Kindern auch noch Platz für die Alltagsutensilien
aller Mitfahrenden vorhanden ist. Inklusive auch in der Box für Kinder-Krams zur Unterhaltung. Letztlich bekam mein Rad Packtaschen. Der Art, dass man auch einfach mal was sorglos reinwerfen kann, wenn die Kinder den Papa mal wieder voll und ganz fordern. Gutes Licht ist ein wichtiges Thema, ohne Wenn und Aber. Für uns heisst dass: Nabendynamo, Kabel selber noch einmal verlöten und mit Heißkleber die wetteranfälligen Punkte versiegeln, dazu gute Scheinwerfer mit Standlichtfunktion hinten und vorne. Ich habe dann noch etwas Reflektor-Band an den Rahmen geklebt.
Eineinhalb Jahre nun. Aus einem Lasti wurden zweie. Der Hänger ist trotzdem noch in Betrieb (gestern etwa). Weiterhin begreifen wir das Thema als eines, welches ständig zur Optimierung verleitet. Und dennoch bleibt manches einfach mal wochenlang liegen, wenn anderes wichtiger ist. Putzen zum Beispiel. Aber auch mein Sattel, aus dem gerade das Gel aus einer Bruchstelle läuft, notdürftig aufgehalten durch Klebeband. Egal.
Liebe Grüße aus Berlin, gutes Gelingen, der Frühling kommt!
Manuel