Hier: http://www.cargobikeforum.de/forum/index.php?threads/welches-bakfiets-für-uns.507/ hatte ich ja mal nach einem Gefährt für uns gefragt und möchte nach etwas über einem Jahr nach Bestellung, 8 Monate nach Lieferung und nach etwas über 1200 gefahrenen Kilometern einen Erfahrungsbericht aus der Praxis geben.
So wenige Kilometer in so langer Zeit habe ich noch nie mit einem Neurad bestritten, das liegt aber sicherlich daran, dass darin der komplette Winter liegt und bisher überwiegend meine Frau damit Kurzstrecke gefahren ist. Wenn die wieder arbeitet werde ich wohl häufiger damit fahren und das bedeutet um die 35km werktäglich.
Aber von vorn: Wir haben ein Rad gesucht, das die Anschaffung eines Zweitautos vermeiden kann und auch ansonsten das KFZ weitgehend vermeiden hilft. Die Anforderungen dafür sind vergleichsweise hoch: hier gibt es ordentliche Steigungen: zum Kindergarten ca. 7-8% über ein paar hundert Meter, von München zu uns gibt es auf den verkehrsärmsten Wegen kurz vor dem Ziel nur zwei Alternativen, die beide deutlich über 20% Steigung auf den letzten paar Metern haben, auch in der näheren Umgebung sind immer wieder längere oder steilere Steigungen zu überwinden. Es sind zwar nie mehr als ca. 150hm am Stück, aber doch recht häufig zweistellige Steigungsprozente zu überwinden. Daher war eine E-Unterstützung Pflicht.
Ausserdem sollen zwei Kinder und ein Wocheneinkauf (sagen wir: vom Volumen und Gewicht entsprechend mindestens zwei vollen Bierkästen) bzw. für eine gewisse Zeit ein Kind, ein MaxiCosy und etwas Gepäck/Einkauf reinpassen. Die Kinder müssen auch bei Regen trocken befördert werden können und die Bremsen sollen ausreichend dimensioniert sein. Im Flachen soll die E-Unterstützung auf ein Minimum reduziert werden oder ganz entfallen können.
Cooles Aussehen und die Möglichkeit 4 Kinder zu transportieren wären natürlich schön. Gute Qualität und ordentliche Verarbeitung sollten bei den hohen Preisen, die für Lastenräder aufgerufen werden auch sein, was - wie ich bei Probefahrten festgestellt habe - nicht unbedingt selbstverständlich ist.
Nunja, das Urban Arrow wurde ausgewählt, einziger ernstzunehmender Rivale war noch das Long Harry, was aus verschiedenen Gründen knapp unterlegen war (details siehe o.g. Thread).
Anfangs war ich wirklich pissed und habe mich schon geärgert, nicht das Long Harry gekauft zu haben. Denn das UA hatte schliesslich nicht 6 Wochen, sondern über 4 Monate Lieferzeit, der Sommer war längst vorbei und dann kam das Ding auch noch mit einem E-Antrieb, der in wesentlichen Aspekten deutlich schlechter war als das alte Modell: der Akku war wesentlich kleiner und die Unterstützung setzte nahezu exakt bei 25km/h aus. Der alte Motor soll locker 30 gelaufen sein, was für uns, die häufig lange Strecken über Land ohne Verkehr fahren müssen schon praktisch gewesen wäre.
Den Akku haben wir dann durch Einwurf vieler vieler kleiner Münzen in einen größeren upgradet (400Wh, der größte für den Bosch Motor erhältliche), denn der originale (288Wh im Vergleich zu ca. 360Wh beim alten UA) hat kaum von München und zurück gereicht (ca. 30km). Nach einiger Erfahrung bin ich etwas versöhnt. Zum einen ist man zumindest in der Stadt mit 25km/h eigentlich viel zu schnell. Die Münchner Autofahrer fahren recht aggressiv und auch total schlecht, sodass man als Radfahrer extrem gute Reatktionen *und* Bremsen haben muss um deren Fahrfehler auszubügeln. Ersteres habe ich, letzteres lässt das Urban Arrow vermissen. Die Rollenbremsen sind zwar nicht schlecht, aber deutlich schlechter als normale Bremsen (bin HS33 oder Scheibenbremsen gewohnt, aber selbst gut eingestellte V-Brakes bremsen besser). Ohne Hirnies, die 2m vor einem ausscheren und dann Vollbremsungen hinlegen taugen auch die Rollerbrakes, aber im Münchner Stadtverkehr: lieber <20km/h fahren. Zum Anderen macht der geringen Unterschied in der Geschwindigkeit nicht allzuviel Unterschied in der Fahrzeit aus.
Apropos Geschwindigkeit: im Flachen erreicht man ohne Motor so 15-20km/h. Im Modus "Speed" Stufe 1 (lt. Anleitung 100% Unterstützung) fährt sich das UA etwa wie ein normales Fahrrad. Im Flachen gehts etwas leichter, bergauf etwas langsamer. Für Steigungen ist der Motor super: bei moderaten Steigungen bis 5% powert er richtig los, bis 10% kommt man ohne übermenschliche Anstrengung hoch, darüber wirds hart. Spätestens ab 20% zeigt sich, dass die Übersetzung seitens Urban Arrow viel zu dick gewählt wurde. Die Nuvinci ist mit Motor ja schon sehr stark beschränkt was die minimal zugelassene Primärübersetzung angeht, aber beim Urban Arrow ist die nochmal dicker gewählt. Absolut untauglich, was unseren Weg zum Isarhochufer angeht. Ich muss allerdings zugeben, dass der schon lt. Strassenschild deutlich über 20% Steigung hat, mein Garmin zeigt stets 35% an, wenn ich da hoch fahre. Die Realität liegt vermutlich irgendwo dazwischen. Aufgrunde der merkwürdigen Geometrie (sehr flacher Sitzwinkel) lässt sich auch sehr viel weniger Kraft vom Fahrer aufs Pedal bringen als z.B. bei einem Rennrad.
Was noch: Platzangebot: Super! Ein Standard-Bierkasten passt quer rein, zwei übereinandergestapelt verschwinden ganz problemlos in der Kiste und zwei Kinder passen immer noch dahinter auf die Bank.
Wirklich genial ist das Regenverdeck: das schützt die Kinder nicht nur recht zuverlässig vor Regen, sondern ist auch aerodynamisch. Bei Maximalgeschwindigkeit (bei mir der Default-Fahrmodus) bringt das richtig Akku-Reichweite.
Auch super: der Maxicosy-Halter. Der ist gefedert und das Maxicosy ist so hoch aufgehängt, dass die Kinder auf der Sitzbank ihre Füße noch bequem drunter unterbringen können. Auch etwas Gepäck passt drunter.
Ansonsten ist die Verarbeitung recht solide, da klappert und wackelt nix und auf dem Weg vom Kindergartenberg runter bekommen wir regelmässig 50km/h drauf. Läuft wie auf Schienen da runter, da flattert nix. Einmal hatte meine Frau extremes Flattern beklagt, Steuersatzspiel neu eingestellt, dann ging das wieder.
Was gibts noch zu bemerken? Ach ja: Das Licht ist katastrophal. Wirklich schlecht. Ich muss das vor dem Winter noch austauschen. Leider passen gängige E-Bike-Scheinwerfer nicht an den Antrieb, da dieser alte Bosch-Antrieb nur 500mA am Licht-Ausgang liefern kann. Ebenfalls schlecht: Der Hinterradausbau ist eine Katastrophe. Habe beim ersten (und gottlob bisher einzigen) Platten über 1h gebraucht. Jetzt weiss ich warum ich keine Nabenschaltungen mag. Warum die Holländer Dunlop-Ventile verbauen ist mir auch ein Rätsel. Dachte dieser Kernschrott wäre seit Jahrzehnten ausgestorben. Regenverdeck musste auch 1x repariert werden. Tipp: erst den Druckknopf festmachen, dann erst die Schlaufe über den Holm ziehen. Dann ist der Druck auf die Schlaufe nicht zu groß. Ich denke die wird mir noch mehrmals brechen.
Fazit alles in allem: Geiles Teil. Trotz allem anfänglichem geholpere. Das ist ein wirklich praktisches Fahrzeug und man sollte UA wünschen, dass die ihre Produktion in den Griff bekommen. Einen Stealth-Umhang sollten sie auch noch mitliefern. Man wird wirklich ständig angesprochen. Nunja, immerhin begegnen einem auch die Autofahrer freundlich. ist ja auch schonmal was wert.
So wenige Kilometer in so langer Zeit habe ich noch nie mit einem Neurad bestritten, das liegt aber sicherlich daran, dass darin der komplette Winter liegt und bisher überwiegend meine Frau damit Kurzstrecke gefahren ist. Wenn die wieder arbeitet werde ich wohl häufiger damit fahren und das bedeutet um die 35km werktäglich.
Aber von vorn: Wir haben ein Rad gesucht, das die Anschaffung eines Zweitautos vermeiden kann und auch ansonsten das KFZ weitgehend vermeiden hilft. Die Anforderungen dafür sind vergleichsweise hoch: hier gibt es ordentliche Steigungen: zum Kindergarten ca. 7-8% über ein paar hundert Meter, von München zu uns gibt es auf den verkehrsärmsten Wegen kurz vor dem Ziel nur zwei Alternativen, die beide deutlich über 20% Steigung auf den letzten paar Metern haben, auch in der näheren Umgebung sind immer wieder längere oder steilere Steigungen zu überwinden. Es sind zwar nie mehr als ca. 150hm am Stück, aber doch recht häufig zweistellige Steigungsprozente zu überwinden. Daher war eine E-Unterstützung Pflicht.
Ausserdem sollen zwei Kinder und ein Wocheneinkauf (sagen wir: vom Volumen und Gewicht entsprechend mindestens zwei vollen Bierkästen) bzw. für eine gewisse Zeit ein Kind, ein MaxiCosy und etwas Gepäck/Einkauf reinpassen. Die Kinder müssen auch bei Regen trocken befördert werden können und die Bremsen sollen ausreichend dimensioniert sein. Im Flachen soll die E-Unterstützung auf ein Minimum reduziert werden oder ganz entfallen können.
Cooles Aussehen und die Möglichkeit 4 Kinder zu transportieren wären natürlich schön. Gute Qualität und ordentliche Verarbeitung sollten bei den hohen Preisen, die für Lastenräder aufgerufen werden auch sein, was - wie ich bei Probefahrten festgestellt habe - nicht unbedingt selbstverständlich ist.
Nunja, das Urban Arrow wurde ausgewählt, einziger ernstzunehmender Rivale war noch das Long Harry, was aus verschiedenen Gründen knapp unterlegen war (details siehe o.g. Thread).
Anfangs war ich wirklich pissed und habe mich schon geärgert, nicht das Long Harry gekauft zu haben. Denn das UA hatte schliesslich nicht 6 Wochen, sondern über 4 Monate Lieferzeit, der Sommer war längst vorbei und dann kam das Ding auch noch mit einem E-Antrieb, der in wesentlichen Aspekten deutlich schlechter war als das alte Modell: der Akku war wesentlich kleiner und die Unterstützung setzte nahezu exakt bei 25km/h aus. Der alte Motor soll locker 30 gelaufen sein, was für uns, die häufig lange Strecken über Land ohne Verkehr fahren müssen schon praktisch gewesen wäre.
Den Akku haben wir dann durch Einwurf vieler vieler kleiner Münzen in einen größeren upgradet (400Wh, der größte für den Bosch Motor erhältliche), denn der originale (288Wh im Vergleich zu ca. 360Wh beim alten UA) hat kaum von München und zurück gereicht (ca. 30km). Nach einiger Erfahrung bin ich etwas versöhnt. Zum einen ist man zumindest in der Stadt mit 25km/h eigentlich viel zu schnell. Die Münchner Autofahrer fahren recht aggressiv und auch total schlecht, sodass man als Radfahrer extrem gute Reatktionen *und* Bremsen haben muss um deren Fahrfehler auszubügeln. Ersteres habe ich, letzteres lässt das Urban Arrow vermissen. Die Rollenbremsen sind zwar nicht schlecht, aber deutlich schlechter als normale Bremsen (bin HS33 oder Scheibenbremsen gewohnt, aber selbst gut eingestellte V-Brakes bremsen besser). Ohne Hirnies, die 2m vor einem ausscheren und dann Vollbremsungen hinlegen taugen auch die Rollerbrakes, aber im Münchner Stadtverkehr: lieber <20km/h fahren. Zum Anderen macht der geringen Unterschied in der Geschwindigkeit nicht allzuviel Unterschied in der Fahrzeit aus.
Apropos Geschwindigkeit: im Flachen erreicht man ohne Motor so 15-20km/h. Im Modus "Speed" Stufe 1 (lt. Anleitung 100% Unterstützung) fährt sich das UA etwa wie ein normales Fahrrad. Im Flachen gehts etwas leichter, bergauf etwas langsamer. Für Steigungen ist der Motor super: bei moderaten Steigungen bis 5% powert er richtig los, bis 10% kommt man ohne übermenschliche Anstrengung hoch, darüber wirds hart. Spätestens ab 20% zeigt sich, dass die Übersetzung seitens Urban Arrow viel zu dick gewählt wurde. Die Nuvinci ist mit Motor ja schon sehr stark beschränkt was die minimal zugelassene Primärübersetzung angeht, aber beim Urban Arrow ist die nochmal dicker gewählt. Absolut untauglich, was unseren Weg zum Isarhochufer angeht. Ich muss allerdings zugeben, dass der schon lt. Strassenschild deutlich über 20% Steigung hat, mein Garmin zeigt stets 35% an, wenn ich da hoch fahre. Die Realität liegt vermutlich irgendwo dazwischen. Aufgrunde der merkwürdigen Geometrie (sehr flacher Sitzwinkel) lässt sich auch sehr viel weniger Kraft vom Fahrer aufs Pedal bringen als z.B. bei einem Rennrad.
Was noch: Platzangebot: Super! Ein Standard-Bierkasten passt quer rein, zwei übereinandergestapelt verschwinden ganz problemlos in der Kiste und zwei Kinder passen immer noch dahinter auf die Bank.
Wirklich genial ist das Regenverdeck: das schützt die Kinder nicht nur recht zuverlässig vor Regen, sondern ist auch aerodynamisch. Bei Maximalgeschwindigkeit (bei mir der Default-Fahrmodus) bringt das richtig Akku-Reichweite.
Auch super: der Maxicosy-Halter. Der ist gefedert und das Maxicosy ist so hoch aufgehängt, dass die Kinder auf der Sitzbank ihre Füße noch bequem drunter unterbringen können. Auch etwas Gepäck passt drunter.
Ansonsten ist die Verarbeitung recht solide, da klappert und wackelt nix und auf dem Weg vom Kindergartenberg runter bekommen wir regelmässig 50km/h drauf. Läuft wie auf Schienen da runter, da flattert nix. Einmal hatte meine Frau extremes Flattern beklagt, Steuersatzspiel neu eingestellt, dann ging das wieder.
Was gibts noch zu bemerken? Ach ja: Das Licht ist katastrophal. Wirklich schlecht. Ich muss das vor dem Winter noch austauschen. Leider passen gängige E-Bike-Scheinwerfer nicht an den Antrieb, da dieser alte Bosch-Antrieb nur 500mA am Licht-Ausgang liefern kann. Ebenfalls schlecht: Der Hinterradausbau ist eine Katastrophe. Habe beim ersten (und gottlob bisher einzigen) Platten über 1h gebraucht. Jetzt weiss ich warum ich keine Nabenschaltungen mag. Warum die Holländer Dunlop-Ventile verbauen ist mir auch ein Rätsel. Dachte dieser Kernschrott wäre seit Jahrzehnten ausgestorben. Regenverdeck musste auch 1x repariert werden. Tipp: erst den Druckknopf festmachen, dann erst die Schlaufe über den Holm ziehen. Dann ist der Druck auf die Schlaufe nicht zu groß. Ich denke die wird mir noch mehrmals brechen.
Fazit alles in allem: Geiles Teil. Trotz allem anfänglichem geholpere. Das ist ein wirklich praktisches Fahrzeug und man sollte UA wünschen, dass die ihre Produktion in den Griff bekommen. Einen Stealth-Umhang sollten sie auch noch mitliefern. Man wird wirklich ständig angesprochen. Nunja, immerhin begegnen einem auch die Autofahrer freundlich. ist ja auch schonmal was wert.