Erfahrungen mit Urban Arrow (X)XL / Triobike Cargo Big?

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finnenrad

Guest
Hallo zusammen,

dieses Thema wurde hier bisher schon mehrmals ausführlich durchdiskutiert. Da die bisherigen Beiträge aber schon etwas älter sind (und ich ganz neu in diesem Forum ;-) ), habe ich mich für ein neues Diskussionsthema entschieden, um meine persönlichen Fragen besser und ausführlich vorstellen zu können. Ich hoffe, es geht so in Ordnung, und freue mich, wenn jemand Zeit für meine (ganz vielen) Fragen findet :)

Wir suchen ein passendes Lastenrad zum Kindertransport und als Autoersatz (haben kein eigenes Auto und wohnen in München). Nach einigen Wochen intensiver Untersuchungen und ein paar Probefahrten haben die Pläne sich einigermaßen kristallisiert. Unser Förderantrag bei Stadt München ist jetzt einige Wochen alt, also wenn Corona jetzt nicht das ganze System umkippt, könnte bei uns die Kaufentscheidung in den nächsten Wochen bevorstehen. Unsere Eckdaten kompakt:

* Wir haben drei Kinder (6, 4, und 1,5 Jahre), alle groß und mit ganz langen Beinen. Als Autoersatz sollte das Rad noch mehrere Jahre vorwärts in Einsatz kommen, also recht groß sein.
* Ein elektrisches Zweirad wäre stark bevorzugt. Nach ersten Probefahrten haben wir Dreiräder kategorisch abgelehnt.
* Als Autoersatz wäre Wettertauglichkeit, d. H. ein ordentliches Regenverdeck hoch geschätzt.

Alle bisher probierten Räder mit fertigen Kisten und entsprechenden Ladeflächenlängen (u. a. Radkutsche Rapid, R&M, UA Family) waren hilflos zu kurz. Nach meinen Bemessungen bräuchten wir mindestens 105 cm bis 110 cm Ladefläche. Und die Kinder werden ja über die Jahre eher größer und nicht kleiner…

Nach diesen Angaben ist allen beteiligten wohl schon klar, dass auf dem Markt eigentlich nur das UA Cargo XL/ XXL (Ladeflächenlänge 94 cm / 134 cm), das Triobike Cargo Big (107 cm) sowie, mit (noch) größeren Fragezeichen, das Bakfiets XL Business (102 cm) und das Centaur Cargo (103 cm) diese Kriterien erfüllen könnten. Zu den Einzelheiten bzgl. evtl. Kistenbau, Regenverdeck komme ich später.

Ich habe nach der Entdeckung von Triobike Cargo Big mit diesem Rad ganz viel liebäugelt, den Tech Support von Triobike in Kopenhagen angerufen usw. Worüber ich mir mit dem Thema Triobike nach einigen Wochen mehr und mehr Sorgen mache, ist folgendes:
* Das Rad gibt es zum Probefahren in Süddeutschland anscheinend gar nicht. Der einzige Händler im Großraum München, e-motion, soll nach telefonischen Angaben bisher überhaupt ein einziges Zweirad von Triobike verkauft haben.
* Triobike bietet eine komplette Familienkutsche mit Transportbox, Kindersitze (obwohl nur für zwei Kinder), Regenverdeck, tolles Design mit Farben usw. Allerdings zu einem hohen Preis und mit kaum Erweiterungs/Anpassungspotential. Zusätzlich zum Basis-Flatbed-Cargo Big, muss man bis 2500 Euro extra für das Design bezahlen wenn man Kinder transportieren muss, und trotzdem müsste man z. B. eine zweite Sitzbank selber nachbasteln.
* Fehlende Federung im Vorderrad. Wird dies zu einem Problem mit dem Gewicht, Länge und Geschwindigkeit?
* Die bisherigen Erfahrungsberichte sind nicht durchaus positiv. Obwohl ein gewisser Rahmenbruch (s. https://www.cargobikeforum.de/forum/index.php?threads/erfahrung-mit-rahmenbruch-triobike-cargo.2419/) bei Cargo Big grundsätzlich unwahrscheinlicher sein sollte, fallen die Kommentare u. a. Bei
nicht besonders positiv aus. Für ein Rad, das mit Komplett-Set zum Kindertransport gut 8500 kostet und man nicht einmal probefahren kann, schon etwas fraglich.

Das Fazit: ich bin mir mehr und mehr sicher, dass eigentlich nur das Urban Arrow Cargo (X)XL unsere Bedürfnisse erfüllen könnte. Dazu habe ich - selbstverständlich - hier im Forum die Historie vom Popahatsi-Rad mit großer Begeisterung gelesen. Ein UA Cargo L habe ich bisher nur kurz Probefahren können, das Fahrgefühl mit Automatik usw. war großartig, hat mir sogar etwas besser gefallen als z. B. das Rapid am vorigen Tag.

Vom Platzangebot wäre mir eigentlich ein UA Cargo XXL, also ein “Popahatsi-Rad with Steroids” am Liebsten. Da könnte man locker die Sitzbank sogar etwas nach vorne Schieben, um noch mehr Platz für wachsende Kinderköpfe unter/vor dem Lenker zu schaffen. Bzgl. Kistenbau habe ich weniger Erfahrung, habe zum Thema mit einem Schreiner telefoniert und jetzt mich fast dafür Entschieden, damit selber zu experimentieren. Mit dem XL könnte man eventuell noch irgendwie zurechtkommen, aber mehr Platz bräuchten wir eigentlich schon. Bzgl. eines Regenverdecks habe ich die Fa. Blaqpaks in Portland angerufen und praktisch eine vorläufige Zusage für ein Regenverdeck nach Maß erhalten.

Dann zu den Fragezeichen:
* Ich habe schon mehrmals die Meinung gelesen, dass das XXL einfach von Handhabung her in der Stadt nich mehr eigentlich in Frage kommt. Da möchte ich nach genauen Erfahrungen fragen: ist jemand mit dem Zeug eigentlich gefahren? Eine Probefahrt mit so etwas scheint fast unmöglich zu sein, weil kein Laden so ein 3,3 m langes Rad einfach zum Probieren bietet.
* Zur konkreten Länge: mein eigenes Fahrrad mit einem Thule Cab2 Kinderanhänger messt fast genau die gleichen 330 cm wie die Gesamtlänge des UA XXL. Der Anhänger ist breiter als die geplante Selbstbaukiste und hängt hinter mir ohne, dass ich ihm mit meinen Augen folgen kann. Ein Anhänger biegt in die Kurven bestimmt schneller als ein langes Zweirad, aber braucht auch mehr Breite. Besonders wendig würde ich den vollgelasteten Anhänger nicht nennen. Das Fahren von so einem Riesen-Zweirad muss schon eingewöhnungsbedürftig sein, aber dass es in der Länge - nach der Lernphase - von der Handhabung wesentlich schwieriger bleiben würde, kann ich mir auch nicht so richtig vorstellen. Hätte jemand davon konkrete Erfahrungen?

Zum Thema Selbstbau habe ich bereits die Kiste voll Fragen an die erfahrenen Selstbauer, aber lassen wir’s erst mal mit diesen Fragen… Also gerne, wer Erfahrungen mit Riesen-Zweiräder in der Stadt gemacht hat, wäre hochinteressant. Auch noch zum Thema Triobike Cargo Big, wenn jemand sich damit hier besser auskennt. Vielen Dank schon im Voraus :)

Servus aus München,
Jukka
 
Für die Selbstbaukisten & Bikes verweise ich mal auf diverse Threads, damit nicht alles doppelt geschrieben wird und es hier im Forum unübersichtlich wird....

Denke, das sehen die einschlägigen Protagonisten (hoffentlich) auch so. ;)
 
Danke für die Antwort und den Hinweis. Werde ich auch so mit den kommenden Fragen zum Selbstbau tun.

Erst mal möchte ich aber nach evtl. Erfahrungen mit diesen zwei riesigen Zweirädern fragen. Weitere Gedanken zum Kistenbau lohnen nur, falls das eigentliche Rad unter der Kiste sich überhaupt irgendwie fahren lässt ;)

Gruß, Jukka
 
Das UA XXL wird nicht mehr hergestellt, es war wohl doch zu groß. Bleibt von UA nur das XL.

Das Triobike Cargo Big bin ich im Sommer mal Probe gefahren (bin auch noch auf der Suche nach der nächsten Eskalationsstufe für drei Kinder...), und es hat mir nicht zugesagt. Recht nervöses Fahrverhalten, ich habe mich als erfahrener Long-John-Fahrer kaum getraut Handzeichen zu geben. Vielleicht Übungssache, aber auf meinem KR8 konnte ich sofort sicher fahren. Und der Ständer vom Trio Cargo Big ist meiner Meinung nach wirklich schlecht, da ist der vom UA und vom Bakfiets um Längen besser (macht im Alltag meiner Meinung nach ne Menge aus).

Nur mal so aus Interesse, wie groß sind denn eure Kinder schon? Kutschiere hier im Workcycles KR8 meine Drei mit 9, 7, und 5 Jahren und 136, 134 und 117cm Größe umher. Das ist inzwischen echt eng, aber mit ein paar Kniffen kommt man recht lang aus:
Im KR8 oder Bakfiets passen bei Besetzung mit nur zwei Kindern auch Kinder bis über 1,45 oder so in die Kiste, das dritte Kind könnte dann hinten sitzen, auf jeden Fall im KR8:
 
Ich unterstütze Kistenfahrrads Meinung. Unsere drei sind zwar noch kleiner, aber wir haben mit einem bakfiets und Sitz hinten auch schon 5 (kleine) Kinder transportiert. Der Platz hinten drauf ist beliebt, macht auch die Kiste frei für Einkäufe. Das System 2 vorne, einer hinten würde ja ggf. auch bei einem UA-XL funktionieren.
 
Die wichtigste Frage, die ich gelesen habe, war bzgl. der Fahrbarkeit bzw. Praxistauglichkeit von so langen Rädern. Ich und meine Frau fahren seit April 2020 ein UA cargo XL mit einer Interpretation der Popahatsi-Kiste.

harte Grenzen
An harten Grenzen habe ich bisher nur wenige bemerkt, die mich auch tatsächlich behinderten. Ich fahre vorausschauend und mache mir beim Anfahren von z.B. Spielplätzen schon Gedanken wie ich da wieder herauskomme und fahre dann ggf. noch einen Bogen. Hier gibt es gerade eine Baustelle, bei der der Radverkehr über die Strasse auf den gegenläufigen Fußweg umgeleitet wird. Die Stelle ist anspruchsvoll, aber dennoch gibt es da genug Platz (mit einem XXL könnte das da schon anders aussehen).

Grenzen des fahrerischen Könnens
Folgende Dinge mit Einfluss auf die Beherrschbarkeit fallen mir ein:
  • Zuladung. Desto schwerer, desto unbeherrschbarer, insbesondere bei hohem Schwerpunkt. Bisher bin ich aber nur einmal unkontrolliert umgefallen [1]. Meine vermutlich mit extremste Fahrt habe ich hier dokumentiert.
  • Steigung. Desto größer die Steigung, desto langsamer das Gefährt, desto größer der Bedarf an Balance.
  • Kurven. Desto kleiner die Kurven, desto herausfordernder.
  • Enge. Desto schmaler der Weg, desto weniger Platz für Korrekturen.
  • Wind. Die Seitenangriffsfläche sollte nicht unterschätzt werden, stellt mMn aber den geringsten Einfluss auf den Alltag dar. Die Frau eines Forummitgliedes hat es mal bei einer Böe auf die Strasse geweht (finde gerade den Post nicht).
Grenzsituationen kenne ich aus dem Alltag nur bei einer Kombination der Faktoren. Ich finde, dass allein eine hohe Zuladung kein Problem darstellt. Aber desto mehr Faktoren mit in eine Situation hineinspielen und desto stärker diese Faktoren ausgeprägt sind, desto schwieriger wird es sie zu meistern. Am schwierigsten waren für mich die Situationen mit hoher Zuladung auf unbekanntem Weg mit starkem Steigungsanstieg in einer engen Kurve. Aber auch da bin ich durchgekommen.
Die Alltagsfahrten, die ich kenne, stellen für mich kein Problem dar. Und wie Popahtsi schon gesagt hat: Üben hilft , viel Üben hilft viel
Ggf lassen sich schwierige Passage auch einfach umfahren.

[1]
Beim Losfahren schon leicht in die Kurve gelegt als mich meine Kids plötzlich und extrem energisch darauf hingewiesen haben, dass mein Helm fehlt. Ich war noch langsam, habe mich erschrocken und stark gebremst. Mei, dann fällt man halt um. Ist nix passiert und nach dem Schreck wars eher witzig.
 
Mal eine ganz andere Frage: Wie weit ist den euer Weg zu Kita und Schule? Was ich sagen möchte: Euer ältestes Kind wird doch sicher irgendwann selbst fahren wollen oder ggf. zu Fuß zur Schule gehen. Über kurz oder lang wird es deutlicher leerer auf dem Cargo bike... und dann folgt das nächste Kind. Viel Platz auf dem Cargobike ist toll, aber ich würde es mit Blick auf die Zukunft nicht übertreiben.
 
Vielen Dank für die Antworten, das hat schon viel geholfen!

Unsere Kinder sind 6 (126 cm), 4 (111 cm) und bald 2 (< 90 cm). Respekt an eure Kinder @kistenfahrrad und @PaulchenPauker wenn sie brav in einer Bakfiets / KR8 zusammen sitzen! An so was für Kindertetris würde ich selbstverständlich dann denken, wenn ich so ein Rad bereits in meinem Besitz hätte. Bei einem Neukauf wird das aber bald zu einem ganz teuren Tetris ;). Als neues Lastenrad würde ich mir lieber ein Modell aussuchen, das wenigstens mir den unmittelbaren Platzbedarf für die nächsten 2 - 3 Jahre erfüllen kann.

Bei uns kommt das Lastenrad vorerst als echter Autoersatz in Frage, deswegen brauchen wir auch entsprechend viel Platz, meistens um alle Kinder aber bei Bedarf auch Einkäufe, Waren vom Baumarkt usw. zu transportieren. Zu Kita / Schule brauchen wir überhaupt kein Rad, und unsere 6-jährige Tochter fährt bis mittlere Strecken selbst. Das Lastenrad kommt aber für weitere Strecken in Einsatz, in der Regel etwa 10 km Strecken pro Richtung hin und zurück. Bis meine älteste Tochter solche Strecken selbst in der Stadt fährt, dauert noch Jahre. Ein eigenes Auto ist immer noch nicht geplant und hilft auch in einer Großstadt nicht immer so viel.

Die Lösung Kindersitz auf Gepäckträger finde ich für kürzere Strecken beim guten Wetter in Ordnung, obwohl ich da schon die eine oder andere Frage zur Stabilität mit dem höheren Schwerpunkt habe. Da würde ich dann lieber in die Richtung echte Longtails schauen, die unseren Bedarf für Warentransport dann aber schlechter erfüllen. Bei uns wäre der fehlende Regenschutz alleine ein no-go bei dieser Lösung, als "Allwetterautoersatz" macht das einen Unterschied, ob du alle drei Kinder einfach schnell unter das Regenverdeck bringst oder einem Kind erst mal Regenklamotten anziehst.

Heute hat sich die Lage dermaßen geändert, dass wir zuerst die vorläufige Zusage für unseren Förderantrag (d. h. "Kauferlaubnis") von der Stadt erhalten haben. Danach habe ich letztendlich auch einen Händler (e-motion in Olching) gefunden, der tatsächlich ein UA XL zum Probefahren bietet. Termin sofort für Donnerstag vereinbart, bin schon gespannt, was daraus wird. Meine Vorhersage: weitere Fragen zum Thema Selbstbaukisten (sogar Regenverdeck...) sind zu erwarten.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wenn ihr eh schon basteln wollt, dann könntet ihr auch überlegen in ein Bakfiets/KR8 einen rückwärts gerichteten Sitz mit Kopfstütze einzubauen, auf dem dann das kleinste sitzt. Dann braucht ihr nur noch ein Verdeck das darüber passt (das hohe von QueBee gibt es ja anscheinend leider nicht mehr), und Kinder die sich nicht ständig treten, wenn sie ihre Beine aneinander vorbei sortieren müssen (wahrscheinlich der schwierigste Teil dabei).

Und was das Sitzen auf dem Gepäckträger angeht: das KR8 baut hinten (ab der Kiste) ca zehn cm länger als das Bakfiets, es ist mit dem langen Gepäckträger fast ein Midtail. So ist mehr Platz und Abstand zwischen Fahrer und hinterem Passagier.
Allerdings wirkt sich so ein Passagier hinten deutlich stärker auf das Fahrverhalten aus als der gleiche Passagier vorn in der Kiste.
 
Zuletzt bearbeitet:
Unsere Kinder sind 6 (126 cm), 4 (111 cm) und bald 2 (< 90 cm). Respekt an eure Kinder @kistenfahrrad und @PaulchenPauker wenn sie brav in einer Bakfiets / KR8 zusammen sitzen!
Ab 1,35 wird es mit meiner Lösung dann doch eng, das stimmt. Aber meine Kinder sind es gewöhnt, wir haben das Rad schon seit fünf Jahren. Und genauso lange wünsche ich mir schon dass es 10-15 cm länger wäre... Ansonsten, dass meine Kinder brav zusammen säßen habe ich nirgendwo geschrieben ;)
 
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