Erfahrungen mit Lastenrad für ländliche Gegend

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mhanisch

Guest
Hallo,
wir ziehen aus der Stadt aufs Land und daher wollte ich nach Erfahrungen zur Geländetauglichkeit (Feldwege, Schotter, steile Anstiege) fragen. Vor allem von Douze; bullit oder Bakfiets Nutzern würden mich Eindrücke interessieren.
Danke fürs teilen!
 
Ich habe ein Packster und wohne in der Stadt, kann also nur bedingt mitreden. Wassergebundene wegdecke geht ganz gut, also klassische parkwege. Schotter ist mit jedem Fahrrad scheisse, beim Lastenrad hast du den Vorteil dass vergleichs breite reifein montiert sind und entsprechend grip haben und mit vergleichsweise wenig Druck fahrbar sind. teils ist es hier im Ruhrtal recht hügelig, da hilft der e-Antrieb schon, vor allem mit beladener Kiste. Feldwege gibts hier nicht. Ich habe eine thudbuster lt sattelstütze montier, die schluckt Unebenheiten ganz gut. Der lange Radstand von longjohns ist bei Unebenheiten im Vergleich zum normalen Fahrrad auch von Vorteil.
 
Mein Bakfiets nutze ich hauptsächlich auf Wald- und Feldwegen. Viele Wege sind auch einspurig, grasbewachsen, mit Wurzeln, mit Kienäppeln... Das volle Programm. Höhenmeter hab ich nicht und Schotter nur in feiner Ausführung.
Das Bakfiets fährt mit Big Ben und da wird's schon recht knapp unterm Schutzblech. Manchmal gibt es dann Stöckchen, Steinchen, Sand Probleme. Die Magura Hs 11 mögen das auch oft nicht. Ich bereue inzwischen, dass ich nicht doch Scheibenbremsen genommen habe. Ansonsten macht sich das Bakfiets gut auf so unbefestigten Wegen. Bedenken muß ich bloß immer, dass ich das Schlachtschiff über keinen umgestürzten Baum bekomme...
 
Ja das hilft doch schonmal weiter, danke. Mir erschließt sich noch nicht auf Anhieb warum ein langer Radstand von Vorteil ist? Der Hinweis mit den Scheibenbremsen ist gut, ich habe die MAgura bisher auch als anfällig wahrgenommen.
Ein Rad hatte ich in der Aufzählung obe vergessen, die Rapid Radkutsche kommt auch noch in Frage.
 
Ich bin mit dem Bullitt auch aus der "Groß"Stadt Nürnberg auf das Land gezogen.
Fahre jetzt auch öfters Feldwege, Schotterwege und habe Berge drin.
Ich finde der lange Radstand ist auf Feldwegen und Waldwegen eher im Nachteil. Vorallem mit lebender Fracht ist eine sehr angepasste Fahrweise erforderlich.
Berge macht der Motor :D
 
Ich wohne ländlich. Immer wenn ich auf dem Schotter fahre, denke ich, eine zusätzliche Last für das Vorderrad wäre* Pflicht. Meistens sitzt ja jemand vorne, aber wenn nicht, ist Schotter + Kurve ganz heikel.
Ansonsten, klappert alles: Gurte, Kiste, Verdeck, wenn man nicht penibel eingestellt und festgezurrt hat.

Gesamtnote: ausreichend. Tendenz 3. ;)

*ich habe sowas aber trotzdem nicht. Dabei wäre sowas wie 15kg - fest montierbar - gar nicht so schwierig.
 
Schotter + Kurve ganz heikel
Das kann ich wirklich bestätigen, da wirken sich Länge des Rades und die kleinen Vorderräder negativ aus – aber das dürfte aber deine Wahl nur wenig beeinflussen, denn es gilt ja vermutlich für alle Long Johns in gleicher Weise?
Je holpriger die Wege und je empfindlicher die Ladung, desto mehr hättest du natürlich von einer Federung… aber ein Load ist ja nicht auf deiner Liste.
 
Hier ein Load 75.

Ja, unfair, weil vollgefedert...

Ich fahre seit Oktober 2019 jeden Tag durch den (einen) Wald, 150 Höhenmeter bergauf, gerne auch mal einen Umweg zum Einkaufen, aus Spaß, aus Spaß zum Einkaufen.

Längere Umwege sind zum Teil auch Schotter und grobe Waldwege. Dank Federung un angepasster Geschwindigkeit überhaupt kein Problem.

Grundsätzlich denke ich, kann man (ich) eigentlich überall lang fahren, wird es sehr übel muss man halt die Geschwindigkeit entsprechend senken.

Kritische Situationen hatte ich bisher eigentlich nur 2, beim scharf und schnell rechts abbiegen hat die Lenkstange aufgesetzt...
 
Mir erschließt sich noch nicht auf Anhieb warum ein langer Radstand von Vorteil ist?

je größer der Abstand von Vorderachse zu Lenker, desto geringer die Belastung von Händen, Armen und Schultern bei FahrbahnUnebenheiten.
je größer der Abstand von Vorderachse zu Lenker, desto schwieriger wird es bei engen Kurven..

ich würde auch Scheibenbremsen gegenüber Felgenbremsen bevorzugen. eine Verschlissene Bremsscheibe ist schneller gewechselt als eine runtergebremste Felge.
 
Ansonsten, klappert alles: Gurte, Kiste, Verdeck, wenn man nicht penibel eingestellt und festgezurrt hat.

ich habe mir neulich für nen Fünfer beim Lidl eine Schmutzfängerfussmatte geholt und in die Kiste gelegt. Damit entfällt Zumindest das nervige Geklapper der Gurtschlösser oder der kinderhelme, nachdem ich die Kids in Schule bzw. Kita abgesetzt habe.
 
je größer der Abstand von Vorderachse zu Lenker, desto geringer die Belastung von Händen, Armen und Schultern bei FahrbahnUnebenheiten.
je größer der Abstand von Vorderachse zu Lenker, desto schwieriger wird es bei engen Kurven..

ich würde auch Scheibenbremsen gegenüber Felgenbremsen bevorzugen. eine Verschlissene Bremsscheibe ist schneller gewechselt als eine runtergebremste Felge.

Mir ist es relativ wurscht was für Belastungen auf mich wirken. Aber ich finde in einem ungefederten LongJohn ist es schon recht ruppig für die Ladung vorne drin auf unbefestigten Wegen. Wenn diese dann empfindlich und / oder lebendig ist, muss man schon sehr vorsichtig fahren.
Ich fahre mit dem MTB gerne technisch und Spitzkehren und setze das Hinterrad gerne dafür um. Das versuche ich auch immer wieder mit dem Bullitt :D das klappt aber mal garnicht :D
 
OK vielen Dank für die Antworten. Ich bin bei der Recherche noch auf das eHarry von Pedalpower gestoßen. Gibt es dazu noch Erfahrungen oder ist es noch nicht so lange auf dem Markt?
 
Hallo,

das eHarry dürfte seit zumindest 2016 auf dem Markt sein und aus dem Long Harry hervorgegangen sein, den es noch viel länger gibt.

Ob es oft gekauft wird, weiß ich nicht. Hier im Forum war bisher nicht viel zu finden obwohl es oft als Alternative genannt wird. Deswegen von mir jetzt etwas länger, obwohl ich bisher hauptsächlich aus dem Stadtbetrieb sprechen kann:

Ich habe seit 4 Wochen ein eHarry. Die Umstände der Lieferung füllen eine eigene Geschichte, die ich zur Zeit nicht erzählen will, weil sie noch zu keinem Abschluss gekommen ist, das Rad selbst fährt aber bislang sehr gut, macht Spaß und hat ein sehr angenehm neutrales Fahrverhalten. U.a. konnte ich auf diesem sofort Handzeichen geben sprich: einhändig fahren, was mir auf anderen Rädern nicht immer sofort gelungen ist. Ich bin Bullit, Douze G4, Bakfiets Long, R&M Packster 60, Butcher&Bicycles Probe gefahren, immer mit mindestens einem, meist mit beiden Kindern drin.

Die Vorderradfederung ist wegen der Kinder super bei allem was höher als 2cm ist, sprich nicht ganz abgesenkte Randsteine usw., weil es nicht so rein haut, man also nicht dauernd abbremsen muss. Eine Sattelstützenfederung geht mir mittlerweile stark ab (bestellt hätte ich sie ja), weil ich dann z.B. bei besagter >2cm Schwelle auch selbst nicht jedes Mal aufstehen oder mir selbige ins Kreuz hauen lassen müsste. Wie viel davon die Kinder vorne auch abkriegen muss ich noch beobachten. Das könnte ggfls. für dickere Reifen, Vollfederung, gute Sitzpolster oder doch bremsen sprechen...

Die Seilzuglenkung empfinde ich als sehr angenehm direkt, vor allem seit sie auch einigermaßen straff gespannt ist und bzgl. Rangieren auf engen Flächen ist sie vermutlich sowieso unschlagbar.

Gut finde ich grundsätzlich auch den Ständer, weil er ähnlich dem Bakfiets zweiteilig ist und sich dadurch sehr leicht aufstellen lässt. Man braucht nur von oben draufsteigen und muss nicht den Fuß bis halb unter die Box reinverrenken, wie es z.B.: speziell beim Douze aber auch beim Bullit der Fall war. Leider sitzt der Ständer recht weit hinten, so dass man beim Treten öffters mit der Fußspitze dran stößt. Wird mit der Zeit besser, ist also offenbar auch Gewöhungssache bzw. Übung, mit dem Vorfuß am Pedal zu stehen, trotzdem hätte das meiner Meinung nach problemlos besser gelöst sein können.

Einen kurzen gekiesten Weg fahre ich jeden Tag in der Kinderbetreuung. Fährt sich angenehm, also problemfrei. Auch umdrehen im engen Radius auf dem gekiesten Platz ist nicht sonderlich schwierig. Ich würde sagen, ein normaler erdig/schottriger Feldweg kann kein Problem sein. Loser, grober Schotter ist vermutlich weniger toll, da fehlt mir aber die Erfahrung.

Eine wesentliche Kaufentscheidung für mich war, dass das Rad auch ohne Akku zu "derfahren" sein muss. Deshalb war alles was mit den bisherigen Bosch-Motoren aber auch mit der Nuvinci/Enviolo ausgestattet ist, keine Option, weil einfach ohne Unterstützung immer ein spürbarer Widerstand da war! (ein bisschen wie Gegenwind). Kettenschaltung mag ich nicht. Das eHarry ist als eines der wenigeren optional mit Rohloff erhältlich. Mit der komm ich zur Not den Berg auch rauf - erheblich langsamer halt aber es geht gut auch mit zwei Kindern drin - und kann trotzdem in der Ebene gut schnell fahren.

Bzgl. Bergauffahren sind ansonsten mit Motor alle Sorgen obsolet. Der Brose zieht den Berg rauf, dass es eine Freud ist. 130 Höhenmeter spürst noch nicht einmal besonders bei der Akkureichweite. In Stufe 4 fährt es Dir - sobald Du trittst - auch bei etwas steilerer Straße (etwa 10% Steigung) quasi unterm Hintern weg. Auch mit zwei Kindern drin genügt mir praktisch immer die Stufe 3 als Unterstützung um ohne all zu großen Schweißausbruch die Steigungen rauf zu kommen und ich komm leicht ins Schwitzen.

Im Alltagsbetrieb im leicht hügeligen Stadtbetrieb fahre ich zum Teil ganz ohne Unterstützung (auch mit Kindern drin), zum Teil mit Stufe 1 bei leichter Dauersteigung bzw. Gegenwind. Stufe 2 oder 3 der Unterstützung sind immer nur kurz im Einsatz und vor allem dann toll, wenn man wo schnell weg kommen will (Kreuzung, Einordnen in stark befahrene Straße, kurze aber steile Rampe usw). Damit komme ich derzeit mit 50% Kinder an Bord auf eine Reichweite lt. Radcomputer von teilweise deutlich über 100km, die dann in Realität auch etwa hinkommt (116km hat er nach dem letzten Aufladen angezeigt, 169km nach dem vorletzten Mal. Da bin ich dann 132km tatsächlich gefahren und hab bei einer Restreichweitenanzeige von 37km wieder aufgeladen).
 
...also wir wohnen sehr ländlich aufm Dorf in Norddeutschland mit 30 Einwohnern, bis zur nächsten Kleinstadt sinds 10km. Regelmässig sind wir auch in Städten unterwegs (Bremen/Hamburg/Hannover/Berlin/Toulouse...) und meine Erfahrungen klingen jetzt vielleicht ungewohnt, aber..: die meisten Strecken mach ich mitm 3x10 Kettenschaltungsbullitt ohne Motor, Reifen sind Kojak in 35mm und 6bar. Hier gibt es keine Radwege, die Fahrbahnen der täglichen Wege sind top asphaltiert, keine Scherben, kein Splitt, Bordsteinkanten, Gullideckel oder sonst was. Ich hab halt weite Strecken und will zügig und effektiv vorwärtskommen ;)
Sorgen um die Bereifung mach ich mir nur in der Stadt, wegen der kaputten Flaschen und der oft unsäglichen Radwegzustände... das Bullitt kann auch problemlos Feld- und Waldwege, nur tiefgründiger Untergrund wie Sand oder Schlamm macht Stress mit dem schmalen Reifen auf dem kleinen Vorderrad und allgemein wegen der Sliks...könnte man aber mit anderer Bereifung beheben, wenn man öfter sowas fährt... :cool::)
 
Danke.
Eharry Erfahrung gibt es hier wenig dokumentiert.
 
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