Entscheidungshilfe

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insook

Guest
Hallo an euch alle,

ich überlege mich mal, einen 3-rädrigen Lastenrad zu kaufen. Das Rad würde anfangs hauptsächlich benutzt, um entweder ein Cello oder zwei Hunde ins Büro oder zum Park zu transportieren. Eventuell hoffen wir aber auch auf Nachwuchs.

Zu mir: ich bin wohnhaft in München und fahre gemütlich. Bei meiner Fahrtstrecke ist das Fahrverhalten manchmal "stop-and-go traffic". Daher scheint mir ein elektro 3-rädriges Lastenrad vernünftig aber ich möchte gerne, mich etwas besser informieren, bevor die Händler auszusuchen.

1. Sind breite, 3-rädrige Lastenfahrräder als Hindernis auf Radweg und Fahrbahn gesehen? Zumindest in München sind manche Radwege eher eng...sogar auf ein normales Fahrrad fühle ich mich manchmal von anderen schnelleren Fahrradfahrer gedrängt. Das schmale Chike hat mich deswegen interessiert, aber mein Mann meinte, mit einem breiterem Lastenrad bin ich vielleicht besser sichtbar für Autos, auf Strecken wo die Radlwege aufhören. Hat jemand Erfahrung in München oder andere ähnliche Städte mit einem breiten 3-rad Lasti zu fahren, also Vorteile und Nachteile?

2. Wie gut ist die Federung auf einem Dreirad? Genügt niedrigere Reifendruck mit dicken Reifen und Isomatte bzw Luftkissen in die Kiste oder schüttelt es wirklich so extrem, auch bei einem langsameren Tempo?

Danke im voraus!
 
Moin moin
Ich nutze meine Lastenräder ausschließlich für Lastentransporte. Vor mehreren Jahren habe ich mit einem R&M Load I das ich später um einen Anhänger erweitert habe angefangen. Leider wurde ich ständig von Kraftfahrzeugführern übersehen, bei einem "normalen" Rad war das deutlich seltener. Nach Optimierung der Beleuchtung und 50 hässliche Reflektren später musste ich einsehen, das bringt nichts. Seit ich nicht mehr so weit rechts fahre und meistens meine Umwelt mit Musik beschalle ist es besser geworden. Möglicherweise liegt es daran das von vorne die Pedalumdrehugen nicht sichtbar sind.
Ein dreispuriges Gespann ist auch immer ein Schlaglochsuchgerät. Seit September 2018 fahre ich ein zweispuriges Lastenrad, viel besser! Man kann einiges zwischen die Räder nehmen was vorher nur umfahrbar war.
Mein Aktionsradius liegt zwischen Frankfurt a.M. und Aschaffenburg. Hier gibt es innerorts circa auf einem zwanzigstel meiner Strecke Radweg, meistens nutze ich Seitenstraßen. Außer bei zum Glück seltenen Drängelgittern hatte ich mit 86 bis 93 cm Breite keine Probleme.
München ist wohl Fahrradfreundlicher, denke ich.
Zum Thema Federung kann ich nur sagen, bei meinen Rädern ist immer alles gefedert da ich nicht an jedem Bordstein runterbremsen will um nachher keinen Knick im Rahmen zu haben.
Sechsrädrige Grüße Christoph
 
Hallo @insook,

das mit München ist nicht so eine einfache Sache. Klar haben wir in München mittlerweile teilweise recht gute Radwege. Aber leider auch die aggressivsten Autofahrer weit und breit.

Wenn Du mit einem breiteren, 3 rädrigen Rad auf der Strasse unterwegs bist, dann gibt es für diese aggressiven Autofahrer noch mehr Gründe, den Radfahrer als Hindernis zu betrachten und eine erhöhte Möglichkeit, innerlich die Fassung zu verlieren.

Das kann dann leider bei Überholvorgängen gefährlich werden.

Deswegen habe ich mir nun angewöhnt, immer einen sicheren "dooring" Abstand von den rechts-öffnenden Autotüren beizubehalten. Also 1,5 Meter. Dann müssten die Aut0fahrer mit ca. 1,5 Meter Abstand überholen, also nur die Gegenfahrbahn dafür verwenden.

Tun sie aber nicht, weil sie von ihren Rechten und Pflichten nicht bescheid wissen.

Deswegen ist es mir total wurscht, wenn da hinter mir ein Hubkonzert beginnt. Ich halte meinen mir zustehenden Abstand und lass mich nicht nötigen, näher an die rechte Seite zu fahren, nur damit ein ungeduldiger Rotampelraser der erste an der roten Ampel sein kann.

Da musst Du Dir ein dickes Fell anlegen.

Nun zum Rad.

Christoph hat absolut Recht, wenn er sagt, dass 3 Rädrige (auch noch mit kleinen Reifendurchmessern versehene Lastenräder) Schlaglochsuchgeräte sind.

Aber Deine Überlegung mit dem Chike finde ich trotzdem gar nicht übel.



Wenn Dich der Preis nicht umhaut, dann ist dies ein absolut spitzen Lastenrad und bestimmt bestens für Deine gewollten Transporte geeignet.

Ab dem 4.2. habe ich übrigens auch ein Chike (für 3 Monate zum Testen). Wenn ich nicht immer so schnelle berufliche Einsätze hätte, dann wäre dies bestimmt auch in meiner engsten Wahl. Es hat eine sehr intellegente Neigetechnik und ist vorne super gefedert, so dass das Problem mit den Unebeneheiten damit ausgeschaltet ist.

Wenn es Dir mit dem Kauf nicht so extrem eilig ist, dann kann ich Dir gerne anbieten, das Rad einmal ausführlich zu testen, wenn ich es habe.

Gerne auch mit Deinen Hunden oder dem Chello.

Ein dreirädriges Lastenrad ohne Neigetechnik fährt m.M. katastrophal. Gott sei Dank ist da mittlerweile die Technik so gut vorangeschritten, dass diese Probleme beseitigt werden können. Aber dies hat dann eben auch seinen Preis.

2 Hunde, oder ein großes Chello wirst Du mit 2 rädrigen Lastenrädern eher schwieriger transportieren können. Keine Ahnung, wie groß die Wautzis sind, aber ein Chello ist schon eine amtliche Sache.

Du kannst gerne auch bei der Velocompany vorbeischauen. die haben eine gute Auswahl an verschiedenen Lastenrädern.

Halte uns gerne auf dem Laufenden, wie Du Dich entscheidest.

L.G. aus dem münchner Süden


Cargomaniac
 
Danke an Christoph und @cargomaniac für die ausführliche Antworten! Wir haben eine zwei-radrige Option überlegt, eher mein jetztige Fahrrad mit Anhänger auszurüsten anstatt ein LongJohn oder ähnliches, aber mit dem Cello (und manchmal Notenständer oder sogar Klappstühle dabei) fanden wir ein trike besser. Und ich fahre höchstens 4.5Km am Stück durch Innenstadt.

Und @cargomaniac, danke für das sehr nette Angebot, das Chike zu probieren aber leider geht es für mich nicht aufgrund meines Körpers. Wir waren heute in zwei Lastenrad Laden, der Velocompany mit dem Chike und Almtrieb. Das Rahmen ist mir zu groß und mit Neigetechnik hatte ich keine Chance auf den Sattel vernünftig zu kommen UND zu starten ohne Kippen. Ich hatte nicht daran gedacht, dass trotz kleinerem Hinterrad Radius ist das Rahmen einfach normale 50cm. Fehler lag auf mich. Es war mir irgendwie peinlich dass ich nicht daran gedacht hatte, aber mein Mann wollte immer noch die anderen probieren, falls etwas daraus wird. Dann hat der Verkäufer uns ein Nihola-Low gezeigt, was uns gefallen hat. Der Rahmen ist immer noch zu groß für meine Fuße den Boden zu erreichen, aber dank der niedrigen Step-Through und fehlende Neigetechnik könnte ich auf dem Sattel kommen und lospedalen. Die fehlende Neigetechnik hat mich nicht gestört. Es hat sich stabil gefühlt und schüttelt nicht extrem, auch auf kleineren Unebenheiten wie Schnee. Die Lenkung war auch anders als bei solchen Lastenräder wie Cargoo, sodass man nicht die Kiste mitlenken muss, sondern nur die zwei Vorräder - meiner Meinung nach war es im Vergleich zum anderen System ganz einfach zu lenken. Mein Mann hat die Stabilität und leichte Lenkung auch bestätigt, obwohl er den Unterschied in Kurven mehr gewöhnungsbedürftig und stärker fand. (Cargoo von der Marke Popal, übrigens ist auch für kleinere Leute ausgedacht, obwohl was "kleinere" für ein Niederländische Firma bedeutet ist auch eine Sache.)

So, im Moment, sieht es als ob der Nihola-Low wäre das einziges für mich. Keine perfekte Lösung, aber besser als mit Über/Taxi oder in voll Rush-hour Stau gekrämpft durch UBahn mit Cello zu fahren oder endlich ein Auto schaffen und selber fahren. Ich schaue immer noch nach Lastenrad nach Maß, ob vielleicht jemand mir einen Lastenrad mit kleinerem Rahmen bauen könnte, aber noch nicht fündig geworden.

Grüße aus München!

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Etwa off-topic: Was uns überrascht war, wie unterschiedliche unsere Erfahrungen in den zwei Laden waren. Der erster Mitarbeiter im ersten hat mich gesagt, eigentlich kein Lastenrad wurde mir passen und das offensichtlich war's, bis mein Mann mehrmals nachgefragt hat, ob etwas doch gehen könnte oder ob wir etwas anders als das Chike probefahren dürfen. Ich habe auch gedacht, dass eine adaptierte "crank arm" auf den Pedal könnte gehen (so wie hier https://www.bikeradar.com/forums/viewtopic.php?t=13059964 oder wie hier
) aber auch nein. Am Ende hat ein zweiter Mitarbeiter uns geholfen. Mein Mann fand sein Attitude auch am Anfang leicht skeptisch (allerdings weniger so als der erster Mitarbeiter) aber dann erinnerte der Mitarbeiter sich daran, wie sie dort einen höheren Pedal mit Strap kustomisiert haben, für eine Dame, die nach einen Schlaganfall einige Probleme mit einem Bein auf den Pedal zu bleiben hat. Der zweiter Mitarbeiter hat uns auch das Pedelec System mit einer Art "Start-Assist" erklärt.

Bei zweitem Laden, habe ich nur auf ein Babboe Curve draufgesessen und gleiches Problem, also ein Fuß bleibt nicht auf dem Pedal. Der Mitarbeiter war dort von Anfang an sehr, sehr sympathisch - ich hatte nie das Gefühl "dafür kann man nichts" sondern, "lass uns sehen, wie wir eine Lösung schaffen könnten." Er meinte auch, viele haben ein kürzere Bein, es sollte was dafür geben. Der Werkstatt wird nun versuchen, einen Art von Pedal Erhöhung zu leihen und damit testen.
 
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Hallo @ insook,

Super, dass Dir anscheinend geholfen werden konnte. Ich stimme Dir zu, dass es manchmal mit Radverkäufern leider echt schwierig ist. Oft kommt man sich als Kunde wie ein notwendiges Übel vor. Wenn solche Leute mit diesem Anti-Engagement in anderen Sparten und noch als Freiberufler arbeiten müssten, dann würden die keinen Monat überleben.

Aber die Bike-Branche boom wie wild und dann kann man sich so etwas wohl erlauben.

Trotzdem hatte ich bisher von Velocompany meist gute Erfahrungen, gerade bei der Beratung von Reifen.

Schade, dass das Chike wohl nicht passt.

Wenn es mit den Rädern aber schwierig werden sollte, dann kannst du aber auch überlegen, ob es vielleicht nicht besser wäre, ein passendes normales Pedelec zu kaufen und dazu einen großen Anhänger, der auch die Hunde und / oder das Chello verträgt.

Da gibt es auch einige gute Modelle mittlerweile.

Das hätte den Vorteil, dass Du damit viel variabler bist und auch einmal ohne Hunde und Musikinstrument entspannt ins Grüne radeln kannst.

So schwer wird das Gewicht nicht sein, welches Du transportieren müsstest.

Das packt ein normales Pedelec mit einem guten Anhänger auch leicht.

Bevor Du evtl . vorschnell eine Entscheidung für "nur" ein Cargobike triffst, würde ich auch noch diese Variante ausprobieren.

Kostet unter dem Strich nicht mehr und ist evtl. für Dich eine gute Lösung.

Bis wann musst Du Dich denn entschlossen haben?


Viele Grüße vom Cargomaniac
 
Danke nochmals @cargomaniac! Ja, normalerweise ist meiner Erfahrung in die Bike Branche immer ohne Beschwerde, weil die Leute drin scheinen, eher einen Tendenz zu Tuftler/Bastler/Erfunder haben. Und das ist super ist für jemand, die dem Durchschnitt nicht passt.

Dein Rat, so ein Pedelec und Anhänger überlege ich nun mal. Ich hatte Anhänger-Option vielleicht zu früh ausgeschlossen, da der Cello-Kasten 135cm lang ist und bleibte nicht wirklich stabil in einem Anhänger, den wir von Freunde probiert hatten. Aber am Wochenende habe ich den Travoy im Internet gefunden, einen Anhänger der relativ aufrecht bleibt. Für Hunde natürlich nicht was, aber dafür einen zweiten Anhänger dann.

Es gibt keine Eile für die Entscheidung. Wir haben den Kostenvoranschlag für das Nihola-Low genommen wegen der Stadtförderung aber noch nichts verbindlich bestellt. Meine Interesse ist auch ein bisschen aufgeweckt, was alles da gibt. :)

Ich habe auch Packbernds Lastenrad im Internet gefunden, allerdings ein 2-Rad. Es sieht trotzdem interessant für kleinere Leute aus, laut technischen Daten : Radstand nur 169cm, sehr niedrige Durchstiegshöhe 35cm (so etwa wie bei der Nihola Low extra-niedrigen Durchstiegsvariante), ab 19.4kg Gewicht (obwohl wahrscheinlich eher 26+ mit Motor), mit Sattelrohr nach Größe auswählbar und sollte daher einem sehr breiten Spektrum an Körpergrößen passen. Ich denke, Pedelec plus Anhänger wäre doch stabiler, zumindest wenn ich es richtig verstehe kippt guten Anhänger nicht. Aber der Idee gefällt mir ein bisschen, die Last im Auge zu haben. Als wir in Dänemark (Kopenhagen und dann die südliche Inseln) waren, hatten wir einen Anhänger für die zwei Hunde gemietet. Irgendwie hat unsere Hündin, trotz Reißverschluss und Geschirr, wie Houdini einen Weg aus dem Anhänger gefunden, was nicht schlimm am Land war aber in Stadt anders. Es war aber einen alten Kinderanhänger, nicht für Hunde entworfen.
 
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