Einsteigertipps 3-Rad

P

Phil

Guest
Da es gerade in zwei anderen Threads ziemlich hoch her geht beim Thema "Unfall mit dem Dreirad", hier einfach mal der Versuch, eine Sammlung von Tipps für "Dreiradeinsteiger" zusammenzustellen.

Fügt eure Tipps einfach dazu, ich würde sie dann -mit eurer Zustimmung und Nennung eures Namen hier einpflegen, um den Thread übersichtlich zu halten.

1. Ein Dreirad ist zwar ein Fahrrad, aber fährt sich völlig anders als ein Zweirad.
Stellt euch vor, vom sportlichen Zweisitzer auf einen 7,5t Lkw umzusteigen. Die Umgewöhnung dauert....

2. Gerade am Anfang: Langsam fahren, langsam fahren, langsam fahren. Alle folgenden Probleme potenzieren sich mit zunehmender Geschwindigkeit. Vor allem die E--Varianten, die bis 25km/h mitschieben verleiten zum "rasen". 15km/h sind beispielsweise für mein Rad (babboe Curve) ne gute Richtgeschwindigkeit. Ab 20km/h sollte man die Straße kennen. Ab 25km/h wird die Lenkung schwammig und man sollte sowohl die Straße gut kennen (auf nen gepflastertern Fahrradweg wird's damit gefährlich) als auch bereits Erfahrung mit dem Rad haben.
5km/h mehr oder weniger macht bei nen Dreirad einen großen Unterschied.

3. Kurvenfahren üben: Dreiräder neigen zum Kippen. Manche mehr (Drehschemel), manche nicht ganz so stark (Achslenker). Bei einigen hat man es durch die Neigetechnik (B&B) noch weiter reduziert.
Beispiel: Mein Rad bekomme ich mit volleingschlagenem Lenker mit unter 10km/h dazu sich auf 2 Räder zu stellen.
Bei 20km/h hast du bereits Kurvenradien um auf allen 3en zu bleiben, die dir vielleicht noch ne Landstraße bietet. Abbiegen in der Stadt kann man damit vergessen.
Tipp: Sucht euch einen verlassenen Supermarktparkplatz und dreht da - im wahrsten Sinne des Wortes- eure Runden.

4. Bremsen üben: Weiß nicht inwieweit das Dreirad spezifisch ist oder einfach nur Umstand, dass unser Lastenrad das erste mit Scheibenbremsen ist, das ich fahre.
Bei meiner ersten Vollbremsung hing ich im Lenker, so stark haben die Vorderräder verzögert. Richtig gefährlich werden kann das Bremsen in Kurven, wenn man den Lenker nicht gut festhält: Wenn man mit den Vorderbremsen bremst, neigt das Rad dazu den Radius zu verkürzen d.h. stärker einzuschlagen, was dann ganz schnell zum Abflug führt. Solche Kräfte am Lenker kannte ich nicht vom Zweirad. Gut machbar, aber beim ersten Mal unerwartet.

5. Vorsicht vor Schlaglöchern: die Vorderreifen sind meist deutlich kleiner als man gewöhnt ist. Dies führt dazu, dass sie die Schlaglöcher deutlich stärker mitnehmen. Gefährlich wird's, wenn nur eins der Vorderräder durch das Loch abgebremst wird. Dann kann man nur hoffen, das beide Hände am Lenker sind und gut festhalten, sonst verdreht sich die Kiste und man macht einen Abflug. Gilt natürlich für alle Unebenheiten (Wurzeln, Bordsteine, Gullideckel)

6. Ausweichmanöver im Kopf durchspielen. Ähnlich wie bei Wildunfällen mit dem Auto gilt beim Dreirad: Vollbremsung und schnelle Lenkbewegungen vermeiden. Die Gefahr, bei einem schnellen Ausweichmanöver die Kontrolle zu verlieren und zu kippen ist extrem hoch. Ein kurzer Schlenker um einen Fußgänger, der auf den Fahrradweg läuft kann da schnell schmerzhafte Folgen haben. Auch hier wieder: Langsam fahren und Geschwindigkeit anpassen. Bremsen, nicht ausweichen sollte das Mittel der Wahl sein.


Das hört sich jetzt vielleicht dramatisch an, ist es aber eigentlich nicht. Es soll nur als Warnung dienen, zumal viele von euch ja auch Kinder transportieren wollen. Ich habe am Anfang ein paar brenzlige Situation gehabt, weil ich dachte "ich fahre Rennrad und jeden Tag ne Stunde Rad zur Arbeit, da werde ich mit diesem Schlachtschiff ja wohl noch fertig". Das würde ich euch gerne ersparen.

Dreirad fahren ist etwas total Tolles und ich liebe es unsere Kids zu chauffieren, man darf es nur einfach nicht mit einem sportlichen Zweirad verwechseln.


Wie gesagt, weitere Tipps sind dringend erwünscht, um Neueinsteigern solche Horrorstürze zu ersparen.
 
Die starren, aufrecht zu fahrenden Dreiräder können nichts dafür, dass sie gekauft werden.
Noch weniger können sie etwas dafür, dass die Fahrer sie in Kurven, beim Bremsen, beim Ausweichen oder unebenem Untergrund recht schnell nicht mehr berrschen.
 
Hi Delta Force,

Ich hoffe das geht aus dem Post hervor, dass ich in keinster Weise die Hersteller/Fahrräder für irgendwas verantwortlich mache. Im Gegenteil, ich warne Einsteiger davor zu unbedarft aufs Dreirad zu steigen.

Das sich jemand, der zu schnell fährt, falsch bremst, schlecht ausweicht etc. und deswegen stürzt an die eigene Nase fassen muss und die Schuld nicht beim Rad suchen sollte finde ich auch. Trotzdem finde ich es sinnvoll, wenn man als Einsteiger ein paar Hinweise bekommt, um nicht alle Grenzerfahrungen selber machen zu müssen. Geht darum, das Bewusstsein zu schärfen, dass das Fahrverhalten massiv anders ist, als man es vom Zweirad gewohnt ist. Nicht gefährlicher, sondern anders. Und auch wenn hier einige denken sollten, "auf die Ideen sollte mit gesundem Menschenverstand jeder selber kommen": wenn sich durch diese Tipps auch nur ein Sturz mit Kindern in der Kiste verhindern lässt, so haben sie ihren Sinn erfüllt, auch wenn es für 90% der Einsteiger unter "gute Vorbereitung" fällt.
 
Lieber Phil,

ich finde Deine Idee dieser Informationsverbreitung sehr gut! Du hast ganz wesentliche Punkte gut verständlich zusammengefasst. Danke! Ich kann dem kaum etwas hinzufügen, zumal ich selbst Long John fahre und nicht Dreirad. Nur das eine: Wenn seitens des MODs möglich, würde ich den thread Titel von "3-Rad" hin zu "Dreirad" ändern lassen, weil die meisten wohl eher unter dieser Schreibweise suchen. Weitere Suchbegriffe ""Sicherheit", "umkippen" u.s.w. wären auch gut. Ne, eine sehr gute Idee! Das schneller-höher-weiter erreicht eben auch die Drehschemellenker: Motor, Scheibenbremsen. Dass da Vorsicht geboten ist, sollte klar sein. Und eben eine andere Art von Vorsicht im Vergleich zu den Zweirädern. Die Wut der Verunfallten in ebenjenem thread, der Auslöser für Deine Idee gewesen war, lässt sich gut verstehen. Aus dem Schrecken heraus - Umkippen und Sturz mit Kind. Und die teils schlaubergerischen Kommentare ex post, nun Ja ... hinterher ist man immer schlauer. Daher ist's nur gut so: Möglichst das nächste Mal vorher schlauer sein. Abgesehen davon war ja bei der Verunfallten tatsächlich ein defektes Bremssystem ursächlich gewesen. Au Backe!

Beste Grüße! Manuel
 
Ergänzend, da es noch eine Bauform gibt:
Ein Rad vorne, Kiste und zwei Räder hinten - also Pickup wie auf meinem Avatar - reduzieren die Probleme auf ein Minimum.
Ich bin nur einmal gekippt. Das war ein unüberlegtes Ausweichmanöver über einen schrägen Hang ... also reine Dummheit meinerseits.
Im Normalbetrieb kann man so ein Dreirad recht flott um die Kurve jagen, bevor es "ein Bein hebt".
 
@Phil
danke für deine Zusammenfassung..
ich kreise immer wieder mal um das Thema Lastenrad, und natürlich um die Frage: 1 Spur oder 3 Spur

deine Zusammenfassung ist aufschlussreich!
hab die Punkte so - lohne ErFAHRung zwar vermutet - aber nicht dass sie doch so extrem sind..

also 3-Rad -Aufrecht ist für mich gestorben - deine Zusammenfassung bestärkt mein Gefühl noch

mein Wunsch-Lastenrad hat sowieso 1 Rad mehr..
http://www.velomo.eu/images/velomo/Hi-Q1.jpg

https://www.velomobilforum.de/forum/index.php?attachments/hi-q-n1a-jpg.108883/

https://www.velomobilforum.de/forum/index.php?attachments/hi-q-n1-film-jpg.108813/

das ist bequemer zu fahren,
voll gefedert,
lässt sich auch mit 60km/h sicher um Kurven prügeln
kann beim Beladen nicht umfallen
und wiegt leer ca. 20kg - also noch recht leicht für ein Lastenrad
 
Sorry @Phil aber ich finde die Manko's des Tadpole-Drehschemels mit "Dreirad" gleichzusetzen ist zu verallgemeinernd...
DAS gefällt mir nicht an diesen Thread...und ich habe als Deltadriver einen anderen Blickwinkel :)

@Kraeuterbutter
Ich habe hier nur Brückensteigungen, die mich bergab auf tüchtig Tempo katapultieren...
zB eine 45°-Kurve bei 35kmh mit 200kg Last lassen die Reifen hinten soviel Gummi, das man es schon hören kann (nachts)...
mit Lampe nachgegangen findet sich dann auch der Gummiabrieb auf dem Asphalt :eek:

Ich glaube, das Kurvendrives bei 60kmh mit ?kg Laster eher nicht mit Fahrradreifen realisierbar sind, aber es ist's immer wert, praktisch überprüft zu werden :love:

Auch mit sehr niedrigem Schwerpunkt neigt mein Bock unabhängig vom Tempo stark zum Heckdrifting...
Macht aber mitunter auch Spaß: bei Glätte/Nässe kann ich inzwischen recht gut kontrolliert "auf der Stelle" um 90° drehen :D
 
@schlonz
es gibt ja große und kleine Lastenräder...
ich persönlich seh für mich keine Notwendigkeit eines mit 200kg Last zu fahren...

das hab ich einmal gebraucht, als ich mir eine gebrauchte Waschmaschine gekauft habe, und die hab ich mir vom Lasten-Fahrraddienst hier in Wien dann liefern lassen (20 Euro)

in meinem Leben würden 40-50kg Zuladung völlig ausreichen
vielleicht mal - weils lustig ist - 60kg für ein Mädl auf der Ladefläche

wenn ich viel Geld für ein Lastenrad ausgeben, würde ich es auch gern öfters fahren..
deshalb wäre mir wichtig, dass es flott und agil zu fahren ist, da es ja auch öfters mal leer unterwegs ist..

da fallen mir leichte Lastenräder wie die Einspurer ala Bullit und co ein...

Mehrspurer könnte ich mir - die kenne ich aber nur von Videos ohne jeh eines gefahren zu haben - so ein Neige-3-Rad vorstellen...

da ich aber dem Liege-Virus verfallen bin, wäre halt für mich ein Lasten-Liege-3-RAd cooler.. und da die aber zum kippen neigen und 4 Räder besser sind: wäre es dann das 4-Rad-Liegerad mit Ladefläche hinten...
bei 20kg auch noch hinreichend leicht um es auch mal für eine Feierabendrunde oder ne 100km Tagestour etc. nutzen zu können

Drehschemel seh ich hier immer a bissal als Hindernis am RAdweg.. wenn die derart kippanfällig sind, versteh ich auch besser warum
 
delta-Neigedreirad sitzen
Betonung liegt auf "Neige...." und beim Velomo würde ich bei DEM Schwerpunkt in Kurven auch eher die fehlende Haftung der Reifen als "ausschuss"-Kriterium sehen, als das du das dingen zum Kippen bringst
bei 20kg auch noch hinreichend leicht um es auch mal für eine Feierabendrunde oder ne 100km Tagestour etc. nutzen zu können
Klar Gewicht ist nicht unerheblich, was aber gerade bei höheren Geschwindigkeiten stärken zum Tragen kommt ist der Rollwiderstand. Das kann man natürlich mit Kojaks kompensieren, was aber wieder auf Lasttreagfähigkeit/Komfort geht. Deshalb ist das Velomo ja auch gefedert.
Bitte nicht falsch verstehen, ich finde das Velomo quad toll!
 
klar... die Auflast, die z.b. 60er BigApple aushalten, schaffen 35mm Reifen nicht..

aber der kojak wird mit 70kg angegeben... -> mal 4 -> sind das über 250kg
genug Luft ;)

ansonsten: es spricht ja nix dagegen, auch breitere Reifen zu montieren

Rollwiderstand: ob 2, 3 oder 4 Reifen - ist nicht so ausschlaggebend... der Rollwiderstand geht ja recht Linear mit der Auflast einher..
(klar: spur muss korrekt !! eingestellt sein)

der Luftwiderstand wird um Welten geringer sein im Vergleich zu einem Drehschemel-3-Rad mit riesen-Kiste vorne ;)
 
Mehrspurer könnte ich mir - die kenne ich aber nur von Videos ohne jeh eines gefahren zu haben - so ein Neige-3-Rad vorstellen...

da ich aber dem Liege-Virus verfallen bin, wäre halt für mich ein Lasten-Liege-3-RAd cooler.. und da die aber zum kippen neigen und 4 Räder besser sind

Mich stört die Kombination der beiden fett gemachten Stellen in deinem Beitrag ;)
Ist völlig okay für was du dich begeistern kannst/könntest, deine Definition von Last, dein Liege-Virus...!
Mich stört nur das Verallgemeinernde, mit dem in dieses Thema eingestiegen wird.
 
naja.. meine Antwort war ja auf Phils Eingangsposting - das es mir "die Augen geöffnet hat" ... bzw.: meine Befürchtungen dass so ein Drehschemmel nicht so toll zu fahren ist - nach seinen Aussagen - noch verstärkt

und was du zitiert hast, da meinte ich: dass ich mir bei aufrecht-3-Rädern eben - aufgrund von Videos die ich gesehen habe, wie agil sowas wenns nicht zu groß ist fahren kann - eben eines mit Neigetechnik noch vorstellen könnte

Probegefahren bis jetzt bin ich ein Bullit und noch 2 ähnliche, deren Namen ich nimma weiß

und die zweite Stelle die du markiert hast:
ich fahre Trike und Velomobil.. wenn du ein Trike verlängerst damit eine Ladefläche Platz hat, dann kippt es noch leichter
und wenn du dann die Spur verbreiterst wird's unhandlicher... usw...

ein 4-Rad ist da einfach die bessere alternative..
siehe: Video: https://tinyurl.com/ybnffgn8

auch mit der Ladefläche zwischen den Rädern statt eines der Räder hinten dran - das ganze baut dann kürzer

aber ich merk dass ich grad sehr zu OT beitrage, sorry

@sheng-fui
Rollwiderstand hängt mit Auflast zusammen..
3 Räder vs. 2 Räder bedeutet NICHT 1/3 mehr Rollwiderstand,
sondern jedes der 3 räder wird dann ja auch geringer Belastet = geringerer Rollwiderstand
in Summe sind die Rollwiderstände nahezu gleich..

Änderungen ergeben sich bei weichem Boden, Schnee, etc...
auf Asphalt hingegen...

EDIT:
noch ein Zitat aus dem Nachbarforum:
Ich muss meine Aussagen hinsichtlich des nicht lineares Rollwiderstand bei doppelter Auflast widerlegen. Dazu geführt haben Rollwiderstandsmessungen mittels der Hangsabtriebskraft und der darin enthaltenen kinetischer Energie. Diese habe ich wohl etwas unterschätzt.
Mit dem Prüfstand Messe ich genau bei doppeltem Gewicht das man hierfür die zweifache Kraft benötigt.
Das bedeutet aber auch ganz klar das drei Räder eben nicht schlechter rollen
 
Da steht auf der Seite:
"...mit 1300 mm x 820 mm hat es die größte aller Ladeflächen unter den Lastenfahrrädern ... "
Da lach ich doch :D
 
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