eBullitt oder Radlader? Einige Fragen...

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Hallo zusammen,
ich würde mir gern im Laufe des Jahres ein Lastenrad zulegen, es wird ungefähr das Fünftrad ;-) Die Gründe sind denke ich gut bekannt: das Auto (noch) mehr stehen lassen, ist lässig, die allermeisten Dinge des täglichen Lebens lassen sich damit erledigen. Weil ein Umzug nach Nordhessen mit einigem Rauf und Runter ansteht, wird es definitiv ein Rad mit E-Antrieb werden. Das Rad soll recht wartungsarm betrieben werden können, deshalb wäre die Kombination aus Pinion (C1.12) und Gates richtig schick. Das Rad soll eher sportlich werden, es wird aber nicht auf das letzte Gramm geachtet werden. Budget: billig wird der Spaß kaum werden und sich wahrscheinlich im Rahmen 5-8k einpendeln. Wenn es Richtung oberes Ende geht, muss ich halt noch ein bisschen länger sparen...
Bei der Recherche haben sich im Prinzip mit dem Pinion-eBullitt und Radlader zwei Kandidaten herauskristallisiert. Ich wohne in der Nähe von Münster, deshalb bot es sich natürlich an und ich bin gestern sowohl ein Radlader mit Pinion als auch ein Bullitt (Steps 6100 mit Nexus5E) gefahren, nun stellen sich einige Fragen:

- designtechnisch ist für mich das Bullitt vorn - die lange, tiefe "Schnauze" macht schon was her.
- für das Bullitt gibt es deutlich mehr Zubehör, wobei auch die Leute von Cargobikemonkeys die wesentlichen Aufgabenstellungen - Last- und Kindertransport - voll erfüllen.
- Großer Pluspunkt für das Radlader ist gleich beim Aufsteigen der uneingeschränkte Anschlag vom Vorderrad, das Bullitt kann max. 45 Grad und hat damit einen recht großen Wendekreis. An die Bullittfahrer: wie sehr stört euch das im Alltag oder kommt ihr damit gut klar?
- wenn die Fuhre erstmal in Schwung ist, sind die Unterschiede im Fahrverhalten marginal. Das Bullitt war gefühlt in dieser Konstellation etwas schneller, das kann aber auch an fehlendem Korb vorn und anderen Reifen liegen.
- das Radlader ist antriebsmäßig nur mit dem Ansmann RM7.1 zu bekommen. Leider findet man im Netz relativ wenig zu dem Motor, es liest sich erstmal nach solider Durchschnittware. Habt ihr Erfahrungen damit? Das Pinion-eBullitt kommt mit dem Neodrives Z20, dazu gibt es einiges mehr zu lesen, die Erfahrungen scheinen überwiegend positiv.
- zu guter Letzt: Pinion oder nicht-Pinion? Beim Radlader ist die Sache ziemlich klar, da würde ein C1.12 reinwandern. Das eBullitt gibt es seit vergangenem Jahr nun auch mit der Nexus 5E, die offensichtlich ziemlich gut auf den Steps-Motor abgestimmt ist; diese Kombination bin ich gestern gefahren: die fünf Gänge (Entfaltung 260%) sind für moderate bis steilere Anstiege gerade in Kombination mit dem Motor ausreichend (nicht mehr, nicht weniger), wobei ich mir schon zwischen 4 und 5 noch einen zusätzlichen Gang gewünscht hätte (bei 26-27km/h ist die 5 zu lang und die 4 ein ganz kleines bisschen zu kurz). Die Automatik von der Di2 ist ziemlich fancy: gerade an der Ampel kommt man sehr (!) zügig vom Fleck, der Motor nimmt beim Gangwechsel fast unmerklich kurz die Leistung raus und man schaltet so in kürzester Zeit durch die 1 bis 4. Bei der Probefahrt hatte ich ziemliche Bedenken, ob das in Kombination mit dem Drehmoment eine haltbare Sache ist, aber scheinbar hat Shimano die neue Nabe gerade auf diese Belastung ausgelegt. In etwas sparsamerer Ausstattung (Tektrobremse, ...) ist das eBullitt mit Steps etwa 2000€ günstiger als ein Pinion-eBullitt mit Neodrives (in Stuhr muss ich mich noch zu einer Probefahrt anmelden). Was würdet ihr wählen?

Viele Dank für eure Antworten und herzliche Grüße!
Georg
 
Ich kenne beide Räder nur vom Sehen und Lesen hier.
Mich persönlich würde das Bullit eher ansprechen, weil der Korb des Radladers den Transport sperriger Dinge komplizierter bis unmöglich macht und es für das Bullitt 1001 Zubehörteile gibt. Wenn Dir das Ladevolumen des Radlader generell reicht, kannst Du für das eine mal wo es doch nicht passt immer noch einen Anhänger leihen.
Hilft Dir natürlich null bei Deiner Entscheidung. ...
 
Zum Wendekreis:
stört mich überhaupt nicht. Wenn es echt mal eng wird, Hebe ich kurz das HR an und drehe das Rad. Im Alltag selten bis gar nicht von Nöten.
 
Hi,

ich bin seit vergangenem Frühjahr stiller Mitleser hier. Wir haben letztes Jahr unser Auto verkauft und zunächst ein eBULLITT mit STEPS 6100 und XT-11-Gang DI2 angeschafft. Das lief rund, gut und flott. Wir hatten das Rad modifiziert mit Nabendynamo bestellt, da sich die eBULLITTs auch gut ohne Unterstützung fahren lassen. Nach zwei Monaten war die Kette hin, angeblich wegen zu hoher Belastung beim Anfahren in zu hohen Gängen. Da meine Frau vorm Anhalten gerne das Runterschalten vergaß, habe ich das Rad nochmal umgerüstet und die Shimano Nexus 5-Gang mit DI2 eingespeicht und eingebaut.

eBULLITT mit Nexus 5 Gang: Fährt sich super, die Automatik funktioniert auch; allerdings nur gut, wenn nicht verschiedene Fahrer das Rad nutzen, da die Automatik "lernt". Solange meine Frau und ich das Rad gleichzeitig nutzten, schaltete mir das System immer zu früh hoch, meiner Frau zu spät. Seit nur noch sie das eBULLIT fährt klappt's. Mir hat auch immer zwischen dem 4. und 5. Gang ein Gang gefehlt.

Das zweite BULLITT ist ein klassisches ohne Motor und 11-Gang-Alfine DI2. Das Rad habe ich komplett selbst aufgebaut, inklusive der Laufräder, einem Board mit Zurrschienen und einem BackPanel mit Halterungen für die großen Outer-Pockets von Ortlieb (im Grunde ist das die Selbstbau-Variante der Velution Back Bags). Vorn steht nur ein Maurerkübel drin mit selbstgenähter LKW-Plane als Abdeckung. Gehalten wird der Kübel links und rechts mit Spanngurten als Rehling.

Wir haben drei Kinder (8, 11 und 13), die alle Wege mit dem Rad zurücklegen. Hin und wieder sitzen ein bis zwei von denen, oder ein Kumpel nach der Schule mit vorn drin. Das geht sowohl im Maurerkübel als auch im "klassischen" eBULLIT mit Honeycomb und Sidepanels. Die entsprechend umfangreichen Wocheneinkäufe und Getränke lasen sich mit den(m) BULLITT(s) locker bewerkstelligen. Die Möglichkeit (zumindest bei meinem BULLITT), auch breite Sachen zu transportieren ist manchmal sehr praktisch.

Den Radlader finde ich sexy, aber vielleicht gerade wegen der festen Rehling etwas unpraktischer als ein BULLITT. Das BULLITT ist doch deutlich flexibler.

Der Wendekreis des BULLITT war nie ein Problem.

Grüße, ein schönes Forum ist das hier!
Mark
 
Zur Kette. Da gab es wohl Fertigungsprobleme. Habe einem Kumpel als Bullittverkäufer / Mechaniker.
Er meinte das da viele Ketten getauscht wurden. Einfach auf eine XT Kette umrüsten hätte es auch getan ;)
 
Das war krass, die Laschen er Kette waren richtig verbogen, so dass die Kette immer wieder vom vorderen Zahnkranz runtersprang. Zahnkranz und Kette wurden auf Garantie/Gewährleistung/Kulanz (keine Ahnung) getauscht und mit der Nexus isses eh egal. Läuft jedenfalls jetzt Problemlos
 
Ja kenne ich so. Mit Pech bleibt die verbogene Lasche am Schaltwerkkäfig hängen und schrottet dabei dein ganzes DI2 XT Schaltwerk.
Ja gibt da ein "Austauschprogramm". Allerdings wieder mit der KMC Kette (wenn ich es noch richtig in Erinnerung habe). Ich würde direkt ~20€ investieren und eine XT (E) Kette verbauen.
 
Hallo Georg,

um es Dir noch schwerer zu machen: hattest Du Dir das Velo Lab aus Bremen mal angesehen? Velo Lab hat das Rahmendesign entwickelt und bis vor etwa einem Jahr auch die Rahmen an Cargobikemonkeys geliefert, also unterm Strich ein sehr ähnliches (fast gleiches) Rad.
Ich fahre seit knapp drei Jahren ein Bullitt (ohne E) und seit Dezember gehört noch ein Velo Lab mit Pinion und Neodrives Z20 zu unserem Fuhrpark.
Ich war lange davon überzeugt, dass unser zweites Lastenrad ein E-Bullitt wird und war dann auch fast soweit, dass E-6100 mit Nexus 5 und Gates zu kaufen. Ich fand den Mittelmotor dann aber für mich nicht wirklich überzeugend (bin auch gern mal über 25 km/h unterwegs). Den Neodrives finde ich da deutlich angenehmer, egal ob mit Pinion oder Kettenschaltung. Ich habe inzwischen auch mehrfach von defekten Nexus 5 gehört/gelesen....
Mich hat das Antriebskonzept voll überzeugt, ob du am Ende Bullitt, Velo Lab mit Pinion und Neodrives nimmst, ist Geschmackssache - den Heinzmann Motor kenne ich nicht. Ich mag das Velo Lab lieber fahren als das Bullitt (unabhängig vom "E"), ich empfinde es als sportlicher. Aber probiere es am besten in Ruhe aus und lass dich da nicht beeinflussen.
Irgendjemand schrieb kürzlich, dass beim Radlader nicht alle Züge und Kabel im Rahmen verlegt sind, Velo Lab macht das in jedem Fall. Ich hatte einen Thread zum Pinion Velo Lab aufgemacht deswegen will ich hier nicht ausschweifen: https://www.cargobikeforum.de/forum/index.php?threads/velo-lab-mit-pinion-getriebe.2903/
Zum Pinion Bullitt existiert auch einer: https://www.cargobikeforum.de/forum/index.php?threads/neues-pinion-ebullitt.3038/

Grüße Kim

PS: Wendekreis habe ich bisher auch nie als problematisch empfunden, aber das ist schon ganz nett mit den engen Radien beim Velo Lab, man gewöhnt sich dran und wenn ich dann wieder aufs Bullitt steige, macht es sich bemerkbar - aber ein Problem ist es auch mit dem Bullitt nicht wirklich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wir hatten das Rad modifiziert mit Nabendynamo bestellt, da sich die eBULLITTs auch gut ohne Unterstützung fahren lassen.

ich fahre auch gerne ohne Unterstützung, aber zum Schalten meiner Kettenschaltung brauche ich ja den Akku bzw. Strom (und habe dann auch Licht) - was für einen Sinn macht es da, einen Nabendynamo einzubauen?
 
ich fahre auch gerne ohne Unterstützung, aber zum Schalten meiner Kettenschaltung brauche ich ja den Akku bzw. Strom (und habe dann auch Licht) - was für einen Sinn macht es da, einen Nabendynamo einzubauen?

Der Akku liefert für das DI2-Zeug noch genug Saft, wenn Licht und Motor längst den Geist aufgegeben haben. Außerdem kann ich dann auch den cycle2charge nutzen (wenngleich ich den bislang nur auf dem unmotorisierten BULLITT montiert habe). D.h. ich habe *immer* Licht.

Gruß Mark
 
Der Akku liefert für das DI2-Zeug noch genug Saft, wenn Licht und Motor längst den Geist aufgegeben haben. Außerdem kann ich dann auch den cycle2charge nutzen (wenngleich ich den bislang nur auf dem unmotorisierten BULLITT montiert habe). D.h. ich habe *immer* Licht.

Gruß Mark
danke für die info!
ich dachte man könnte vielleicht auch irgendwie ohne den großen akku fahren...
 
Zur Kette. Da gab es wohl Fertigungsprobleme. Habe einem Kumpel als Bullittverkäufer / Mechaniker.
Er meinte das da viele Ketten getauscht wurden. Einfach auf eine XT Kette umrüsten hätte es auch getan ;)

Ist ja Interessant! Wollte gerade einen eigenen Thread dafür aufmachen.
Bin letztes Jahr nicht so viel mit meinen Bullitt E8000 gefahren, knapp über 1000km. Im Winter war es eingemottet ;-) Danach wollte ich eh die Kette tauschen, so alle 1000km habe ich mir vorgenommen.
Wie ich dieses Jahr wieder damit unterwegs war, ist mir immer wieder ein knacken und leichter widerstand beim treten aufgefallen.
Also bin ich auf Ursachenforschung gegangen, mit Unterstützung, ohne, volle Last usw... Am Ende musste es an der Kette/Schaltung liegen.
Nach der Testfahrt die Kette begutachtet, da ist mir ein Spalt an der Lasche aufgefallen. Tja, die Lasche war abgebrochen und weitere angebrochen!
DSC_2359 Kette.jpg
Ich fahre viel ohne Unterstützung und fahre meistens im 3 oder 4 Gang an. Warum da auch eine KMC Kette dran ist und nicht gleich eine XT.
Zum Glück hatte ich schon 2 Ersatzketten da.

Wenn es ein "Austauschprogramm" gab oder gibt, warum wird man nicht vom Händler Informiert??? :confused:
 
Das ist in der Tat blöd.
Kette pauschal alle 1000 km tauschen halte ich aber für überambitioniert, gerade ohne Winterbetrieb. Wenn Du eine Kettenverschleisslehre kaufst, hast Du die nach der ersten gesparten XT Kette wieder drin und weisst trotzdem immer, ob die Kette noch gut ist.
 
An eine Verschleisslehre dachte ich auch schon, hatte bis jetzt noch nie Probleme mit meinem Gefühl beim Kettentausch oder Ritzel und das seit über 30 Jahren ;-). Da das Bullitt mein erstes E-Bike ist war ich etwas Vorsichtiger. Wollte 2 bis 3 Ketten da haben und je nach 1000km tauschen und dann wieder die erste drauf und so weiter.
 
Was hat es damit auf sich, die Ketten rotierend zu verbauen? Wäre es nicht einfacher, die nacheinander zu verschleissen?
 
Könnte natürlich auch eine Möglichkeit sein.
Für mich erscheint ein rotierender Wechsel sinnvoller, da der erhöhte Verschleiß durch die Ketten-längung entsteht.
Wenn sich die Kette längt, verschleißen die Ritzel zwangsläufig schneller mit. Wenn ich jetzt die Kette alle 1000km tausche, halte ich den Verschleiß beider Teile ziemlich nahe beieinander.
Wenn die Kette erst bei der Verschleiß-grenze getauscht wird, könnten die Ritzel schon so verschlissen sein, dass es mit neuer Kette Probleme beim Schalten gibt oder die Kette rutscht und damit der Tausch der Ritzel fällig wird. Gerade beim E Antrieb, da doch oft im gleichen Gang gefahren wird.

Soweit meine Theorie ;)
 
Ich habe ein Bullitt mit Shimano Steps6000 und Alfine 8-Gang. Zur Zeit habe ich über 1800km auf der Uhr und meine Kette sieht noch ziemlich gut aus....
 
Ich habe mir das "Radlader" mal angesehen: sieht noch sportlicher aus, als das Bullit. Der Rahmenkasten über der Ladefläche macht das ganze zwar sicherlich sehr stabil, schränkt aber das Beladen deutlich ein. Sowas geht damit sicher nicht:
 

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...ein halbes Jahr später und ich bin Nordhessen angekommen und (noch) ohne Lastenrad, die Pläne werden (auch angesichts der auch endlich in Hessen angekommenen Förderung und MWSt-Senkung) jetzt konkreter.
Angesichts der Topographie mit doch einigen richtig knackigen Anstiegen bin ich vom Konzept Pinion+HR-Antrieb weg und hin Richtung Mittelmotor. Die Nexus 5E ist raus aus teils genannten Gründen (Kadenz in der 4; die 1 ist ohne Unterstützung für die steilen Anstiege viel zu wenig). Deshalb geht die Reise nun Richtung eBullitt mit E8000 und 11fach-XT - wenn schon, denn schon.
Die Lösung hat gleichzeitig den Charme, dass man relativ unkompliziert auf Dropbar umrüsten könnte, die GRX-Teile müssten ohne großen Aufwand zum restlichen System passen - Di2 und Zee/Saint sei Dank! Und mein Fuhrpark bleibt komplett shimanolastig (bisher an den Rädern Deore/Ultegra/Ultegra/XT/LX), was die Wartung dann doch erheblich erleichtert.
Zur Kettendiskussion: entweder fahre ich zu wenig (eher nicht) oder ich habe zu wenig Drehmoment (mag sein, ich trete recht hohe Frequenzen); auf jeden Fall habe ich in meinem Radlerleben noch nicht allzuviele Ketten durchgebracht, die halten bisher eher 5.000+ km. Mal schauen, wie es mit einem recht drehmomentstarken Motor so wird.
 
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