Diskussionsgrundlage: Transportrad 28"

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Seppl

Guest
Hallo an alle Transportrad-Interessenten!
Als neues Mitglied im Forum möchte ich meine Idee, die Anfang April 2012 zum Projekt werden soll zur Diskusion vorstellen.
Ich möchte mir ein Lastenrad zulegen. Die auf dem Markt erhältlichen Räder gefallen mir aus den verschiedensten Gründen alle nicht 100 %tig.
Ich wohne in der Norddeutschen Tiefebene, habe also keine Berge zu erklimmen. Es ist sehr ländlich, ich fahre entsprechend nur Überland- bzw. verkehrsarme Radwege. Innenstadtbereiche sind uns (so gut wie) fremd. Somit sind in unserem Bereich für den sportlichen Fahrer Renn- oder Tourenräder angesagt, für den ruhigeren Fahrer ist das Hollandrad das optimale Fahrrad.
Meine Idee ist deshalb ein Zweirädriges Lastenrad mit 28"-Rädern vorne und hinten, mit geschlossenem Kettenkasten, Mantelschutz am Hinterrad und auch sonst im Design möglichst stark an Hollandrädern orientiert.
Ich gebe einen Entwurf meiner Idee mit in dieses Forum, in der Hoffnung, dass möglichst viele Teilnehmer ihre Meinungen, evtl. auch Erfahrungsberichte zum Rahmenbau und besonders 28"-Lastenrädern beisteuern können.
Ich werde den Rahmen aus geschweißtem Präzisionsrohr fertigen. In verschiedenen Durchmessern und Wandstärken. Also nicht unbedingt Wert auf Leichtgewichtigkeit, sondern eher auf Stabilität legen. Um später keine Probleme mit dem Gewicht zu haben, verbaue ich einen Tretlagermotor von Bosch.
Jetzt bin ich auf eure Meinungen und konstruktiven Kritiken gespannt, um dann möglichst viele in meine noch laufenden Planungen einfließen zu lassen. Lastenrad 28 Zoll.jpg

Ich hoffe, das Bild ist in guter Qualität, damit man auch was davon erkennen kann.

Gruß an alle und auf gute Zusammenarbeit im Forum
Seppl
 
AW: Diskusionsgrundlage: Transportrad 28"

Sieht sehr spannend aus.
Grundsätzlich solltest du dir über die Frage der geplanten Zuladung im Klaren sein. Für hohe und höchste Lasten sind 28" Räder schlechter geeignet, weil sie eine ungünstigere Speichengeometrie als kleinere Räder haben.
Ein gewisser Ausweg stellen Tandem-Laufräder mit mehr Speichen und größerer Achsbreite dar.
Das Oberrohr und die Lenkstange schränken natürlich bei der Beladung etwas ein.
So wie du das Oberrohr an das mehr oder weniger freihängende "Steuerrohr" des Hinterteil anbindest, ist es sehr ungünstig vom Kraftfluß her. Die gewünschte aussteifende Wirkung des Oberrohrs kannst du durch den "z-Schlag" zwischen Oberrohr Hinterbau, Steuerrohr des Hinterbaus und Oberrohr des Vorderbaus nicht erreichen. Die Krümmung im Oberrohr ist da sicher auch nicht vorteilhaft. Ich würde auf jeden Fall ein durchgehendes Oberrohr für den vorderen und hinteren Rahmen verwenden und es vorne am oberen Ende des vorderen Steuerrohrs anschweißen.

Der klassische look würde sicher unter etwas dickeren Rohren leiden, aber das Oberrohr ist so doch recht lang und sollte entweder dicker oder auch so als Fachwerk ausgeführt sein.

Ob der sehr flache Steuerrohrwinkel für das Handling so förderlich ist, kann ich jetzt schlecht beurteilen.

Soweit mal meine ersten Gedanken zu deinem Entwurf.
 
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Der Entwurf sieht finde ich toll aus. Ich denke, dass 26 Zoll stabiler ist für hohe Lasten. Ich kenne mich nicht so gut aus, vermute aber intuitiv, dass das weniger an der Speichengeometrie als vielmehr am größerem Radius liegt. Das Oberrohr sorgt sicher für Stabilität im Rahmen. Ich kenne das wabbelige Verhalten, wenn ich die Gazelle Cabby voll belade. Das Oberrohr, hindert aber beim Personentransport und beladen, sollte man auch bedenken. Das Rad ist doch viel zu schick, um damit nur Kartons und keine Kinder zu kutschieren:) Die Lenkstange würde ich nach unten legen und direkt an die Gabel schrauben, da stört sie weniger. Achja, und wo ich die Trommeln sehe, verbaue bloß ordendliche Bremsen, auch wenn es nur für das Flachland gedacht ist. Die brauchst Du vollbeladen auch im flachen Land:)
 
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Kleiner Einschub zu den größeren Rädern:

Die Speichen sind bei größeren Rädern ja länger. Die Speichen muß man sich als Federn vorstellen, die die Nabe mittig in der Felge halten. Wenn man nun in Gedanken die Speichenlänge verdoppelt (so viel ist es natürlich nicht annähernd, es geht ums Gedankenexperiment) und dabei den Durchmesser beibehält ist das, als würde man zwei statt einer Feder hintereinander hängen: Die Federrate halbiert sich, die Feder wird weicher, elastischer.
Dagegen hilft: Verwendung härterer Federn (=dickere Speichen), Parallelschaltung von Federn (=mehr Speichen)

Das ist der eine Effekt. Der andere liegt daran, daß der Kegel, den die Speichen einer Laufradseite aufspannen bei einer gegebenen Nabe mit größerer Felge (=längeren Speichen) immer flacher wird. Nun können die Speichen ja nur Zugkräfte übertragen. Diese zerlegen sich vektoriell in eine radiale Komponente (die die Nabe in der Felge hält) und in eine achsiale Komponente (die die Seitenkräfte aufnimmt). Bei einer durch den Speichendurchmesser ja festgelegten maximalen Speichenspannung kann das größere Laufrad also geringere seitliche (achsiale) Kräfte aufnehmen.

Dagegen hilft die Verwendung einer Nabe mit breiteren Nabenflanschen, was aber im Grunde nur möglich ist über eine Vergrößerung der Einbaubreite.

Die größere Felge mit den größeren Abständen zwischen den Speichenlöchern und damit größeren "freitragenden" Stücken, was ja auch wieder im Grunde größere Elastizitäten ("weichere Federn") bedeutet hat sicherlich auch einen Einfluß.

Ich denke aber, daß der Hauptgrund für die geringere Steifigkeit und Tragfähigkeit von großen Rädern an den längeren Speichen und deren ungünstigerem Winkel liegt.
 
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Sieht sehr spannend aus.
Für hohe und höchste Lasten sind 28" Räder schlechter geeignet, weil sie eine ungünstigere Speichengeometrie als kleinere Räder haben.
Ein gewisser Ausweg stellen Tandem-Laufräder mit mehr Speichen und größerer Achsbreite dar.
Die Krümmung im Oberrohr ist da sicher auch nicht vorteilhaft.


Der klassische look würde sicher unter etwas dickeren Rohren leiden, aber das Oberrohr ist so doch recht lang und sollte entweder dicker oder auch so als Fachwerk ausgeführt sein.

Ob der sehr flache Steuerrohrwinkel für das Handling so förderlich ist, kann ich jetzt schlecht beurteilen.

Soweit mal meine ersten Gedanken zu deinem Entwurf.

Danke für die ersten Reaktionen!

Die Idee mit den Tandem-Laufrädern hört sich logisch an. - Ich werde mal schauen, was da geht.
Das Oberrohr über der Ladefläche hatte ich anfangs gerade und direkt vor dem Oberrohr des hinteren Teiles. Den Bogen habe ich dann allerdings eingeplant, um der ganzen Konstruktion eine gewisse Elastizität zu verpassen. Was allzu steit ist, bricht schnell (Unerhoffte Schlaglöcher, Bordsteine, ...). Auch aus optischen Gründen möchte ich jetzt auch gar nicht mehr drauf verzichten. Am hinteren Ende, unterhalb der Lenkstange werde ich dann wohl ein Knotenblech einschweißen.

Der genaue Winkel kann von mir auch nur geraten werden. Ich orientiere mich da an existierenden Hollandrädern. Da ich keine Kurierfahrten im Citybereich plane, ist mir auch ein sauberer Geradeauslauf wichtiger, als (schnell nervös wirkendes) Handling. Vor dem Lackieren werde ich das Gefährt Probe fahren und evtl. wohl mit Flex und Schweißgerät feinjustieren müssen.

Gruß, Seppl
 
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Die existierenden Hollandräder haben aber etwa den halben Radstand. Aber die Versuch/Irrtum Methode kann da schon zum Ziel führen.
 
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Hallo!

Tolle Idee ein Lastenrad mit grösseren Rädern zu bauen.
Bin sehr gespannt auf die ersten Fahrtberichte.

Vielleicht noch eine Idee für den Lastenbereich:
Die obere Strebe erscheint mir etwas störend beim Beladen...
Vielleicht könnte man das so ähnlich lösen wie hier ?

Ich finde das eine gute Idee, den Laderaum in die tragende Konstruktion einzubinden...

Das sieht auch irgendwie stabil aus.
Bin aber kein Ingenöööööörrrrrr und hab keine Ahnung vom Rahmenbau.

Bitte weitere Photos und Berichte vom Bau...

Viel Spass!!!
 
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Jau, das ist ja eine "wilde" Konsttruktion!
Du schreibs in deinen Erläuterungen von (leichten) Schwingungen. Meine Frage ist, ob dieses weiche (?) Verhalten möglicherweise von dem großen Durchmesser des Vorderrades kommt? Die Rahmenkonstruktion erscheint mir ja recht stabil. In Kurven, und sind sie noch so leicht, kommen ja doch Querkräfte auf die Räder, die bei zunehmender Fahrzeuglänge und zunehmendem Gewicht doch ernstzunehmende Dimensionen annehmen können. Ich werde in meinem Projekt extra verstärkte Felgen und Speichen verwenden. Hoffe, dass das reicht. Hast du schon Versuche oder Überlegungen in dieser Richtung gestartet?

Gruß, Seppl
 
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Hallo Seppl,

Das Schwingen kommt sicher nicht vom Vorderrad.
Das Unterrohr ist, in dem Bereich wo der Rahmen zweidimensional wird, zu schwach.
Stört mich aber nicht, weil es nur bei absichtlichem Slalomfahren zum Problem wird und
bei großen Lasten.

lg,Alex.
 
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OK. Dann werde ich wohl am Hauptrahmen nicht an´s Gewichtsparen denken und doch die 35x1,3 Stahlrohre verwenden. Dazu noch Flacheisen, auf denen später die Ladefläche verschraubt wird. Notfalls nochmal nacharbeiten.

Gruß, Seppl
 
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Ein echter King of the Road! Das ist so konsequent klassisch-riesenhaft, das hat Präsenz.
Ich vermute, Du wirst erhebliche Probleme mit der Seitensteifigkeit bekommen und die löst Du nicht durch doppelt ausgeführte Unterrohre und auch nicht durch das Oberrohr. Ich würde Dir raten, da Du ohnehin einigen Aufwand treibst, Boden und Rand der Ladefläche tragend zu konstruieren. Junakreiter hat das gut hinbekommen, http://www.werkstatt-lastenrad.de/index.php?title=Stefans_upcycled_bike noch konsequenter und kombiniert mit klassischer Gabel.
Schliesslich noch eine Überlegung zum Material: Was so an "Original Hollandrädern" rumfährt ist zum großen Teil Mist und ich würde ihm die Verwendung für ein Lastenrad nicht zutrauen. Du brauchst zwei wirklich solide Stahlrahmen. Deshalb finde ich den Ratschlag, auf 26" zu gehen sinnvoll. Es sind viele gute alte Stahlmountainbikes verfügbar, die mit erheblichem Angstfaktor gebaut sind. Da passen dann auch Laufräder von alten Posträdern rein, die mit Stahlfelgen und 2 mm Speichen sind ziemlich unzerstörbar.
 
AW: Diskusionsgrundlage: Transportrad 28"

Hei, Fahrao
Danke für das Lob mit dem "King". Das geht runter, wie Öl.
Die 28" Räder habe ich mir in den Kopf gesetzt, die müssen sein! Mit der Gabel könnte ich allerdings Probleme bekommen. Ich hatte auch schon an eine Trapezgabel gedacht. Die ist allerdings nicht für 28"er auf dem Markt erhältlich, außerdem wäre das nur eine B-Lösung, wenn die Standart-Gabel nicht fest genug sein sollte. Da habe ich jetzt aber eine gebrauchte aus einem Tourenrad für "schwere Fahrer". Die sieht einigermaßen nach Holland aus und sollte halten.
Den Rahmen werde ich aber nicht aus alten Fietsen zusammenbasteln. Dafür habe ich mir Präzisionsrohre in Durchmessern von 15 bis 35 mm und Wandstärke 1-1,3mm bestellt. Sollten nach Ostern kommen. Damit komme ich zwar vom Gewicht her in die LKW-Klasse, aber dafür habe ich ja den Hilfsmotor. Für andere Teile, wie die Motoraufhängung/Tretlagerknoten oder die Lenkköpfe schaue ich mich dann auf dem Schrottplatz vor Ort um. Da finden sich immer wieder die herrlichsten Materialien und Ideen.

So weit aus dem Emsland.
Sobald ich erste aussagekräftige Bilder habe, werde ich euch welche zeigen.

Gruß, Seppl
 
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Das würde mir nichts helfen. Ich habe diese Woche mit dem Bauen angefangen. Die Motorhalterung/Tretlagerknoten als zentraler Orientierungspunkt steht. Jetzt noch "ein paar Rohre drumzu" und fertig :).
Ich hoffe so in 2-3 Wochen den Rahmen bis auf Feinheiten stehen zu haben. dann kann ich auch was zum Gewicht sagen.
Aber vorrangig ist, dass die Karre hält.

Gruß, Seppl
 
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Ich möchte allen aktiven Forummitgliedern für ihre Tipps danken. Einige Denkanstöße waren doch ganz gebrauchbar und haben mich teils in meinen Überlegungen bestätigt, teils auch zum Um/Weiterdenken angeregt. Jetzt fühle ich mich auch verpflichtet, die ersten Bilder meiner Arbeit zu veröffentlichen. Einmal bin ich im Einsatz an meiner Rohrbiegevorrichtung, das andere zeigt den Rahmen in seinem derzeitigen Fertigungsstand. Zum Gewicht kann ich immer noch nichts sagen, ich habe es noch nicht von der "Rahmenlehre" abgehoben.
DSCI0230.jpgDSCI0232.jpg
Weitere Bilder folgen.
Seppl
 
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Ja, wirklich ein sehr schönes Projekt uund ich wünsche mir eine Kiste mit der Auufschrift: VORSICHT GOLD! ;-)
 
AW: Diskusionsgrundlage: Transportrad 28"

Sieht gut aus! Hast du schon andere Rahmen gebaut oder ist das dein Erstling? Oder bist du gar gelernter Metaller? Werden die Stoßstellen gefräst oder gefeilt?
 
AW: Diskusionsgrundlage: Transportrad 28"

Jetzt bin ich so weit, dass der Rahmen von der Schweißschablone genommen und endlich auf die Waage gestellt werden kann: Knapp 11kg hat sie angezeigt, für den Rahmen ohne Gabel, Tretlager, Motor ... Jetzt geht es an die Feinheiten. Die Lenkung und einen Ständer werde ich als nächstes konstruieren, dann kann ich das Projekt schon mal verschieben und hinstellen, um ein besseres Gefühl für die Proportionen zu haben.
Zur Frage oben: Dieses ist mein absolut erster Fahrradrahmen. Ich bin ja seit ich mit 16 mein erstes Moped gekauft habe auch kein Fahrradfahrer mehr. Ab und zu mal Brötchen holen ist alles. Ist ja auch unpraktisch. - Will ich Besorgungen machen, komme ich abgestrampelt im Einkaufsladen an, um dann nichts transportieren zu können. Das wird sich jetzt alles ändern.
Die Stoßstellen der Rohre kann ich nicht fräsen. Ich habe keine Fräse. Aber eine Flex, Eisensäge und verschiedene Feilen. Und ´ne Menge Knochenschweiß! Die Knoten (Schutzgas-Schweißwürste) werden anschließend glattgeschliffen, mit Silberlot überzogen und dann vor dem Lackieren nochmals poliert.
Hier noch aktuelle Bilder: Projekt 28Zoll 243.jpg Projekt 28Zoll 236.jpg
Gruß aus dem Emsland
Seppl
 
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