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Meine Anhängersuche ist mittlerweile beendet und zwar fand sie ihr jähes Ende bei einem gebrauchten Croozer Cargo, den ich gerade abgeholt habe - per Fahrrad natourlik.
Der Waldweg, den ich mir für den letzten Kilometer zur vereinbarten Addresse rausgesucht hatte, entpuppte sich als ziemlich schmaler Trail, teilweise gespickt mit Wurzeln, Ästen, Gräben und einmal mußte auch ein querliegender Baumstamm überquert werden, der dem Kettenblatt schon einigermaßen nahe kam. Yeah, auf'm Rückweg schiebst du hier aber bitte, ja?
Die Besichtigung war schnell erledigt. Das Ding sah quasi unbenutzt aus und die Aussage des Verkäufers, damit sei nur insgesamt dreimal zum Schwimmbad gefahren worden, erschien durchaus glaubhaft. Einzig die Pulverbeschichtung der Deichsel ist am vorderen Ende schon großflächig unterrostet. Das hat aber mit dem Gebrauch nix zu tun, sondern mit der Fertigungsqualität. Ansonsten finde ich keine Fehler. Das Ding entspricht dem, was man aus dem Netz darüber weiß. Also probieren wir doch mal anzukuppeln. Beim Losschrauben des Schnellspanners nehme ich schon mal Maß und zähle noch vier Umdrehungen ab da, wo die Kupplungsplatte drunterpaßt bis zum endgültigen Lösen der Mutter. Bisschen grenzwertig, aber für den Heimweg wird's genügen. Der Sicherungsriemen ist zu kurz, egal wo ich ihn durchfädele, um ihn in die vorgesehene Öse einzuhängen. Also klinke ich ihn herrlich nutzlos in den Sicherungsbügel des Steckbolzens. Dort ist er wenigstens aus dem Weg, und im Fall des Falles weiß ich ohnehin nicht, was besser ist: Hänger verlieren oder Hinterrad ausspeichen. Den Schnellspanner habe ich sicherheitshalber von der anderen Seite aus durchgeführt, mit dem Spannhebel auf der Kassettenseite. Altes Kriegsleiden aus Chariot-Tagen. Die Achsbohrung in der Kupplungsplatte ist üppig bemessen, angeblich für irgendwelche Getriebenaben. Ein Schöngeist würde sie zentrieren, aber ich habe gerade "keinen Mann frei", muß mit einer Hand den Hinterbau nach unten drücken, damit das Rad senkrecht in der Schwinge steht, mit der anderen den Spannhebel umlegen. Der Aufnahmevierkant für die Deichsel ist aus massiven Stahl! Da besteht auf jeden Fall schon mal Tuning-Potential an der Bohrmaschine, aber das Ding steht auch dermaßen weit nach außen ab, daß ich vielleicht doch besser über eine andere Kupplung nachdenken sollte. Stürzen ist damit auf jeden Fall verboten. Wenn das Stumpjumperle da drauf fällt, isses kaputt! Wenn ich stattdessen fürsorglich meine Wade drunterhalte, dann ist halt die kaputt. Das ist also zumindest nix, was man dauerhaft am Fahrrad belassen könnte oder sollte.
So, nun aber los. Ich schmeiße meinen Rucksack in den Hänger, klette die Plane zu und drehe erst mal ein paar Achten im Hof des Verkäufers. Linksrum kann man das Gespann knicken wie man will und rechtrum geht auch 'ne ganze Menge. Wenn diese Menge jedoch mal aufgebraucht ist, greift die Deichsel derart rigide in den MTB-Reifen, daß es mich fast hinhaut! Et voila: Der eben noch neuwertige Croozer hat seine ersten sichtbaren Gebrauchsspuren in Gestalt von Gummiabrieb an der Deichsel. Aber dafür kenne ich jetzt das Maß. Wurzeltrail, wir kommen!
Zuerst geht's jedoch mal durch ein Wohngebiet, in dem man den Hänger kaum merkt, dann durch einen Fußgängerdurchlaß neben einer heruntergelassenen Schranke, die ich mir auf der Hinfahrt schon angeguckt habe und die kein wirkliches Problem darstellt, da man mit dem Fahrrad den 90°-Knick nach links fahren kann und der Hänger dann einfach unter der Schranke durchrollt. In der Gegenrichtung, Knick dann nach rechts, würde es jedoch nicht gehen. Den anschließenden breiten Schotterweg nimmt der Croozer mit stoischem Gerumpel und macht jetzt schon mit erhöhtem Rollwiderstand auf sich aufmerksam. Das Pfädchen, nach dem ich Ausschau halte, ist so schmal, daß ich zunächst mal dran vorbeirausche. Also wenden und rein. Der Croozer rumpelt genau so gelassen über dieses Terrain, wie zuvor über den Schotter. Äste, Wurzeln, all das scheint ihn nicht sonderlich zu stören, wenn man's etwas gemütlicher angehen läßt. Gestern hatte ich mir noch ein YouTube-Video angeguckt, da hat ihn einer auf ähnlichem Untergrund innerhalb von nicht mal einer Minute zweimal auf's Ohr gelegt.
Da vorne kommt mein Baumstamm und aus dieser Richtung ist davor ein bisschen Erde aufgehäuft, deshalb beschließe ich spontan, es mal zu probieren. Also raus aus dem Sattel und Vorderrad draufheben. Vorderrad drüber, Pedal zurück und auf den Anprall des Hinterreifens warten. Dann Druck auf's Pedal, Hinterrad drüber und sofort an die Bremse und Pedal zurück. Jetzt läuft die Hängerachse gegen den Stamm, genau synchron, rechtwinklig und bei dem anschließenden Druck auf's Pedal spürt man, wie sich Schraubenfeder in der Deichsel streckt. Wie goil, ZOIIING und der Hänger ist drüber! Hey, das macht doch Spaß, und das Gerumpel bei der Landung klang auch nicht anders als sonst!
Ich beschließe einen Umweg zu meinem Lieblingsschrauber, um einen langen Schnellspanner zu kaufen. Das bedeutet Durchquerung der Stadt, immer am Fluß entlang, wo man auf verschiedenen Längslinien, Trennnähten und Asphaltkanten schon mal die Hängerbreite üben kann (schätzen, wann das Rad genau auf der Linie läuft und dann nachgucken, wo's wirklich läuft). Das bedeutet auch ein paar Schräglagen, daß die Reifen vernehmbar schmatzen, ohne daß der Hänger irgendwelche Anstalten macht, umzukippen, Feldwege, die nur aus zwei traktorreifenbreiten Betonspuren bestehen, sodaß man das zuvor Gelernte schon mal gleich in der Praxis anwenden kann und am Schluß noch ein paar Kilometer Schotter, auf denen der Hänger ordentlich eingestaubt wird. Als der dann 30km weiter vor dem Fahrradladen steht, sieht er endgültig nicht mehr aus wie neu!
Für ein abschließendes Fazit ist es natürlich noch viel zu früh, aber bislang ist mein Urteil überwiegend positiv. Das Ding ist billig gemacht, aber dafür ist es eben auch billig. Man erkennt den Rotstift an jeder Ecke, was jedoch die Funktion anbelangt, gibt's m.E. wenig zu quengeln. Sicher, die Stoffwände bemühen sich garnicht erst, den Eindruck zu erwecken, als könnten sie je wasserdicht sein, an der Plane könnte man sich hie und da einen Gummizug statt der allgegenwärtigen Klettverschlüsse vorstellen, die Laufräder hat ein Grobmotoriker eingespeicht (übrigens weit nach außen, um Spurweite zu gewinnen) und die Achsaufnahmen könnten auch edler gestaltet sein. Aber immerhin ist dort Material aufgedoppelt, um der Lochlaibung vorzubeugen, es führt ein Querrohr zur anderen Seite, damit sich die Rahmenrohre nicht tordieren, und die Sicherungsstifte verhindern zuverlässig, daß sich die Achsstummel im Betrieb mitdrehen. Alles klappert ein bisschen, aber es funktioniert.
Gruß,
Clemens
Der Waldweg, den ich mir für den letzten Kilometer zur vereinbarten Addresse rausgesucht hatte, entpuppte sich als ziemlich schmaler Trail, teilweise gespickt mit Wurzeln, Ästen, Gräben und einmal mußte auch ein querliegender Baumstamm überquert werden, der dem Kettenblatt schon einigermaßen nahe kam. Yeah, auf'm Rückweg schiebst du hier aber bitte, ja?
Die Besichtigung war schnell erledigt. Das Ding sah quasi unbenutzt aus und die Aussage des Verkäufers, damit sei nur insgesamt dreimal zum Schwimmbad gefahren worden, erschien durchaus glaubhaft. Einzig die Pulverbeschichtung der Deichsel ist am vorderen Ende schon großflächig unterrostet. Das hat aber mit dem Gebrauch nix zu tun, sondern mit der Fertigungsqualität. Ansonsten finde ich keine Fehler. Das Ding entspricht dem, was man aus dem Netz darüber weiß. Also probieren wir doch mal anzukuppeln. Beim Losschrauben des Schnellspanners nehme ich schon mal Maß und zähle noch vier Umdrehungen ab da, wo die Kupplungsplatte drunterpaßt bis zum endgültigen Lösen der Mutter. Bisschen grenzwertig, aber für den Heimweg wird's genügen. Der Sicherungsriemen ist zu kurz, egal wo ich ihn durchfädele, um ihn in die vorgesehene Öse einzuhängen. Also klinke ich ihn herrlich nutzlos in den Sicherungsbügel des Steckbolzens. Dort ist er wenigstens aus dem Weg, und im Fall des Falles weiß ich ohnehin nicht, was besser ist: Hänger verlieren oder Hinterrad ausspeichen. Den Schnellspanner habe ich sicherheitshalber von der anderen Seite aus durchgeführt, mit dem Spannhebel auf der Kassettenseite. Altes Kriegsleiden aus Chariot-Tagen. Die Achsbohrung in der Kupplungsplatte ist üppig bemessen, angeblich für irgendwelche Getriebenaben. Ein Schöngeist würde sie zentrieren, aber ich habe gerade "keinen Mann frei", muß mit einer Hand den Hinterbau nach unten drücken, damit das Rad senkrecht in der Schwinge steht, mit der anderen den Spannhebel umlegen. Der Aufnahmevierkant für die Deichsel ist aus massiven Stahl! Da besteht auf jeden Fall schon mal Tuning-Potential an der Bohrmaschine, aber das Ding steht auch dermaßen weit nach außen ab, daß ich vielleicht doch besser über eine andere Kupplung nachdenken sollte. Stürzen ist damit auf jeden Fall verboten. Wenn das Stumpjumperle da drauf fällt, isses kaputt! Wenn ich stattdessen fürsorglich meine Wade drunterhalte, dann ist halt die kaputt. Das ist also zumindest nix, was man dauerhaft am Fahrrad belassen könnte oder sollte.
So, nun aber los. Ich schmeiße meinen Rucksack in den Hänger, klette die Plane zu und drehe erst mal ein paar Achten im Hof des Verkäufers. Linksrum kann man das Gespann knicken wie man will und rechtrum geht auch 'ne ganze Menge. Wenn diese Menge jedoch mal aufgebraucht ist, greift die Deichsel derart rigide in den MTB-Reifen, daß es mich fast hinhaut! Et voila: Der eben noch neuwertige Croozer hat seine ersten sichtbaren Gebrauchsspuren in Gestalt von Gummiabrieb an der Deichsel. Aber dafür kenne ich jetzt das Maß. Wurzeltrail, wir kommen!
Zuerst geht's jedoch mal durch ein Wohngebiet, in dem man den Hänger kaum merkt, dann durch einen Fußgängerdurchlaß neben einer heruntergelassenen Schranke, die ich mir auf der Hinfahrt schon angeguckt habe und die kein wirkliches Problem darstellt, da man mit dem Fahrrad den 90°-Knick nach links fahren kann und der Hänger dann einfach unter der Schranke durchrollt. In der Gegenrichtung, Knick dann nach rechts, würde es jedoch nicht gehen. Den anschließenden breiten Schotterweg nimmt der Croozer mit stoischem Gerumpel und macht jetzt schon mit erhöhtem Rollwiderstand auf sich aufmerksam. Das Pfädchen, nach dem ich Ausschau halte, ist so schmal, daß ich zunächst mal dran vorbeirausche. Also wenden und rein. Der Croozer rumpelt genau so gelassen über dieses Terrain, wie zuvor über den Schotter. Äste, Wurzeln, all das scheint ihn nicht sonderlich zu stören, wenn man's etwas gemütlicher angehen läßt. Gestern hatte ich mir noch ein YouTube-Video angeguckt, da hat ihn einer auf ähnlichem Untergrund innerhalb von nicht mal einer Minute zweimal auf's Ohr gelegt.
Da vorne kommt mein Baumstamm und aus dieser Richtung ist davor ein bisschen Erde aufgehäuft, deshalb beschließe ich spontan, es mal zu probieren. Also raus aus dem Sattel und Vorderrad draufheben. Vorderrad drüber, Pedal zurück und auf den Anprall des Hinterreifens warten. Dann Druck auf's Pedal, Hinterrad drüber und sofort an die Bremse und Pedal zurück. Jetzt läuft die Hängerachse gegen den Stamm, genau synchron, rechtwinklig und bei dem anschließenden Druck auf's Pedal spürt man, wie sich Schraubenfeder in der Deichsel streckt. Wie goil, ZOIIING und der Hänger ist drüber! Hey, das macht doch Spaß, und das Gerumpel bei der Landung klang auch nicht anders als sonst!
Ich beschließe einen Umweg zu meinem Lieblingsschrauber, um einen langen Schnellspanner zu kaufen. Das bedeutet Durchquerung der Stadt, immer am Fluß entlang, wo man auf verschiedenen Längslinien, Trennnähten und Asphaltkanten schon mal die Hängerbreite üben kann (schätzen, wann das Rad genau auf der Linie läuft und dann nachgucken, wo's wirklich läuft). Das bedeutet auch ein paar Schräglagen, daß die Reifen vernehmbar schmatzen, ohne daß der Hänger irgendwelche Anstalten macht, umzukippen, Feldwege, die nur aus zwei traktorreifenbreiten Betonspuren bestehen, sodaß man das zuvor Gelernte schon mal gleich in der Praxis anwenden kann und am Schluß noch ein paar Kilometer Schotter, auf denen der Hänger ordentlich eingestaubt wird. Als der dann 30km weiter vor dem Fahrradladen steht, sieht er endgültig nicht mehr aus wie neu!
Für ein abschließendes Fazit ist es natürlich noch viel zu früh, aber bislang ist mein Urteil überwiegend positiv. Das Ding ist billig gemacht, aber dafür ist es eben auch billig. Man erkennt den Rotstift an jeder Ecke, was jedoch die Funktion anbelangt, gibt's m.E. wenig zu quengeln. Sicher, die Stoffwände bemühen sich garnicht erst, den Eindruck zu erwecken, als könnten sie je wasserdicht sein, an der Plane könnte man sich hie und da einen Gummizug statt der allgegenwärtigen Klettverschlüsse vorstellen, die Laufräder hat ein Grobmotoriker eingespeicht (übrigens weit nach außen, um Spurweite zu gewinnen) und die Achsaufnahmen könnten auch edler gestaltet sein. Aber immerhin ist dort Material aufgedoppelt, um der Lochlaibung vorzubeugen, es führt ein Querrohr zur anderen Seite, damit sich die Rahmenrohre nicht tordieren, und die Sicherungsstifte verhindern zuverlässig, daß sich die Achsstummel im Betrieb mitdrehen. Alles klappert ein bisschen, aber es funktioniert.
Gruß,
Clemens