critical mass berlin

Mein letzter Post ist gerade 3 Tage alt, da kommt ganz frisch von heute die nächste Schreckensmeldung:

Der/die 10te getöte RadfahrerIn dieses Jahr in Berlin und der/die 3te innerhalb von 14 Tagen. :cry:

Was ich an dieser Stelle ab auch mal loswerden muss: Ich fand es heute Abend auf dem Heimweg (im Dunkeln) schon extrem, wieviel (absolut & prozentual) Radfahrer ohne, mit teilweise defektem oder an bescheuerter Stelle monitiertem Licht, bei gleichzeitig dunkler Kleidung unterwegs waren. Ich könnte (jede[n] an-) schreien ... :mad:

Jede(r) ein absoluter Danger seeker.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nö, die kennen halt die Unfallstatistik und wissen, dass Beleuchtung als Unfallursache praktisch bedeutungslos ist.

zB https://adfc-berlin.de/radverkehr/s...tistik/152-mythen-und-missverstaendnisse.html
Ja, ich weiß, das wurde letzte Woche nach der Mahnwache bei der Abschlusskundgebung vor dem Roten Rathaus auch angeführt.
Die Verknüpfung in meinem Post von getöteten und unzureichender Beleuchtung ist in diesem Sinne möglicherweise nicht gerechtfertigt.

Aber Fakt aus eigener Anschauung gestern, waren es von der Radfahrern, die mir begegnet sind, deutlich mehr als 10%, die mit unzureichender/keiner Beleuchtung unterwegs waren. Und Fakt ist auch, dass die einzige Verletzung, die ich mir die letzten Jahre mit dem Fahrrad zugezogen habe (ziemlich heftig angeschlagenes Schienenbein) ursächlich von einem unbeleuchteten Radfahrer verursacht wurde.
Es muss ja garnicht zum Unfall kommen. Oft genug gibt es brenzlige Situationen, die zum Glück doch gut ausgehen, aber eigentlich komplett unnötig waren.

Übrigens: Ist der Beitrag zu Mythen und Missverständnissen wirklich noch up-to-date? Die Zahlen und Quellen sind alle mind. 6 Jahre, teilweise über 10 Jahre alt. Und gerade die letzten Jahre hat sich einiges bzgl. Radverkehr getan, dachte ich.
 
In welcher Stadt, bitte?
Ich nehme an, Manni meint Berlin.
Ich lebe da seit 7 Jahren nicht mehr, stelle aber immer fest, wenn ich mal da bin, dass dort immerhin an vielen Ecken wirklich was passiert, in vielen Bezirken sind in den letzten Jahren breite, abgepollerte Fahrradstreifen entstanden. Natürlich geht da noch mehr, aber gerade, wenn man nicht mehr so oft da ist :-( merkt man, da geht was voran.
Ich bin viel in Köln, da hat sich, mit der Ausnahme "Ringe frei" auf meinen üblichen Strecken absolut nichts bewegt in dieser Zeit.
In Bonn ist tatsächlich auch endlich mal ein Fortschritt zu sehen, und das auch zu "Lasten" des MIV. Leider oft Flickwerk ohne Konzept, aber das kann ja noch werden. Es macht jedenfalls schon gnädiger, wenn man überhaupt Veränderung sieht, nach Jahren kompletten Stillstands.
 
In den meisten Fällen sehe ich hier in Berlin auch nur das die Schutzstreifen nun zusätzlich noch grün angestrichen werden und aus der gestrichelten evtl eine durchgezogene Linie wird. Das sieht zwar alles ganz nett aus, ist aber halt auch keine Infrastruktur.
Und klar gibt es hier und da abgepollerte Radwege, aber gefühlt halt nur da wo es grade zufällig gepasst hat.
Dann kommen auch immer Mal wieder Fahrradstraßen dazu. Wird aber gerne vom motorisierten Verkehr ignoriert und von der Rennleitung nicht kontrolliert.

Alles in Allem die richtige Richtung nur halt wie so oft in DE viel zu langsam.
 
Ich habe meine innerstädtische Mobilität vor 22 Jahren auf das Fahrrad umgestellt und wir leben das als Familie.

Mich frustriert, dass selbst auf kürzesten Strecken ganz unabhängig vom Ausbaustandard vorhersehbar regelmäßig Gefährdungen auftauchen, die zwar durch vorausschauende Fahrweise entschärft werden können, aber die zugrunde liegenden Konflikte und Unzulänglichkeiten (Infrastruktur, Verkehrspsychologie) werden eigentlich nie geklärt. Weder bilateral vor Ort, noch auf höherer Ebene (POL, Ordnungsamt, politische Instanzen). Das macht mürbe und führt zu gewissem Vermeidungsverhalten, gerade auch die Kinder betreffend. Dabei leben wir sogar in einem Kiez mit abseits des Straßenverkehrs recht geringem Aggressionspotenzial und wenig Kriminalität.

Zur Arbeit fahre ich in Wechselschicht (also zu allen möglichen Uhrzeiten) gerade mal 3km Entfernung. Ich liege fast immer richtig bei meinen Annahmen wo ich geschnitten, übersehen und durch Falschparker behindert werde. Und das liegt nicht an meiner Fahrweise.

Bei größeren Distanzen (5 bis 20km) gehe ich immer in die Planung, wie ich bestmöglich den Kontakt zu Autos vermeiden kann und nehme dabei auch Umwege bis 50% plus in Kauf. Zumal wenn landschaftlich schöner.

Nach dem furchtbaren Unfall in Wilmersdorf mit der vom Betonmischer-Fahrer überrollten Radfahrerin, der folgenden Diskussion um Klimaaktivisten und deren Straßenblockaden führten mich tägliche Wege unter Anderem zum Handball-Camp meines Sohnes. Wie querten Brücken über den Stadtring und jedes Mal stand da ein Mannschaftswagen mit 4 bis 6 BeamtInnen. Auf Nachfrage: Man bewache die Brücke vor den Aktivisten (alle Brücken über den Stadtring!). Da hatte die Politik also offenbar massiv Kräfte in Gang gesetzt, weil die öffentliche Diskussion unangenehm war. Im Weiteren mieden dann die PolizistInnen aber die Brücke selbst und stellten sich lieber im beheizten Mannschaftswagen sitzend auf die Pannenspur vom Stadtring - nahe der Brücke. Jeden Tag konnte ich sehen, wie unter den Augen der Polizei auf dem vollgestauten Stadtring keinerlei Rettungsgasse gebildet wurde. So viel dazu.

Ein herbeidiskutierter nötiger Mentalitätswandel, der nicht vorgelebt wird, undzwar gerade von staatlichen Institutionen, der wird nicht eintreten. Zumal, wenn es implizit auch um Verzicht geht, also etwas Unangenehmes. Ich bin mit PolizistInnen befreundet und arbeite beruflich viel mit Ihnen zusammen, die meisten wirklich sehr nette Menschen, einige sehr kritisch zur benzingetriebenen Großstadtmobilität - daran liegt es garnicht. Das Autombil hat sich sehr fest in unseren Köpfen verankert und bestimmt unser Denken. Wir müssen das noch stärker hinterfragen und weiter viel mehr Gestaltung von der Politik fordern.
 
Zuletzt bearbeitet:
Liebe Berliner*innen, ihr habt es in der Hand, am 12.2.23 wird doch mal wieder gewählt.

Ok, vermutlich ist es egal, wer gewählt wird, da sich am Status Quo (gilt für fast alle Städte!) nichts massiv ändern wird, geändert wird.
 
Liebe Berliner*innen, ihr habt es in der Hand, am 12.2.23 wird doch mal wieder gewählt.

Ok, vermutlich ist es egal, wer gewählt wird, da sich am Status Quo (gilt für fast alle Städte!) nichts massiv ändern wird, geändert wird.
Doch, es macht einen Unterschied. Ich kann natürlich nicht belegen, ob es Kausalität oder Korrelation ist, aber z.B. in Bonn tut sich, seitdem wir eine grüne Mehrheit haben das erste Mal überhaupt was. Und Tübingen liegt mit dem umstrittenen OB Palmer auch ziemlich weit vorne.
Aber wie oben schon von @Coreben und @Joshua auf den Punkt gebracht ist es oft nur Flickwerk. Ein paar hundert Meter guter Radweg, dann wieder eine völlig beknackte Kreuzung, oder eine steile Überführung, oder ein ständiger Wechsel zwischen geteilten und gemeinsamen Radwegen, der zu völlig unnötigen Konflikten mit Fußgängern führt. Oft wären es vergleichweise simple Maßnahmen, die viel bewirken würden. Auf meiner Strecke gibt es z.B. auf einer offiziellen "Radroute" eine Querung einer 70er Landstraße mit Baumbestand, die besonders Nachts jedes Mal unangenehm ist. Hier würde eine einfache Mittelinsel bereits helfen, oder ein Tempolimit von 50, das man nur 300m weiter eh hat.
Eine Planung, die das Ziel hat, ganze Hauptrouten konfliktarm und mit wenig Unterbrechnungen und "Brüchen" zu gestalten habe ich in keiner deutschen Stadt bisher erlebt. Man hat nie das Gefühl, dass die Planer ihre eigene Planung auch benutzen.
Am Rhein entlang gibt es z.B. in vielen Ecken genügend Platz um getrennte Wege anzulegen und zu markieren. Das würde besonders am Abend und am Wochenende, wenn viele Spaziergänger unterwegs sind auf jeden Fall was bringen, gerne auch farblich unterschieden. Momentan kapiert niemand, was Fußweg und Radweg ist, zumal das auch immer mal wieder tauscht, und beide Seiten sind gestresst. Die Fußgänger von den Radfahrern, die um sie herumfahren, die Radfahrer von den Fußgängern, die immer im Weg rumlaufen. Und dann wundert man sich über die Konflikte...
 
Übrigens: Ist der Beitrag zu Mythen und Missverständnissen wirklich noch up-to-date? Die Zahlen und Quellen sind alle mind. 6 Jahre, teilweise über 10 Jahre alt. Und gerade die letzten Jahre hat sich einiges bzgl. Radverkehr getan, dachte ich.
Schreib die gerne deswegen, natürlich bevorzugt mit konkreten Verbesserungsvorschlägen. Der Daniel war da m.W. durchaus hinterher.

Liebe Berliner*innen, ihr habt es in der Hand, am 12.2.23 wird doch mal wieder gewählt.

Ok, vermutlich ist es egal, wer gewählt wird, da sich am Status Quo (gilt für fast alle Städte!) nichts massiv ändern wird, geändert wird.
Auseigener lokalpolitischer Anschauung: Es macht einen deutlichen Unterschied, dass seit der nun hinfälligen Wahl in Köpenick eine grüne Stadträtin das Sagen hat. Die grausige Personalabbaupolitik der letzten 15 Jahre macht man allerdings nicht innerhalb einer halben Legislaturperiode wieder wett, daher ist der neue Wind auf der Straße praktisch unsichtbar. Die Betonköppe in der Verwaltung machen es nicht besser - und die neue, durchaus fahrradaffine Führungselite ist erst in der Ausbildung und viel zu wenig.

Insofern ist die Wahl Chance wie Gefahr: Eine grüne Bürgermeisterin statt der Giffey - oder idelogiegetriebene CDU/AFD/FDPler.
 
Die 20% Unfälle bei Dunkelheit scheinen jedenfalls noch in etwa zu stimmen. Ziemlich viel eigentlich, wenn ich überlege, wie vielen Radlern ich bei gutem Wetter und entsprechend guten Sichtverhältnissen begegne und wie viele es im Winter oder allgemein bei Dunkelheit sind. Gut, vielleicht ist das in Berlin anders. Eine Bedeutungslosigkeit der Beleuchtung existiert der Seite nach jedenfalls nur am Tag. Im Übrigen heißt es nur, fehlendes Licht sei keine Hauptursache, aber das behauptet ja auch niemand.
 
Der Knackpunkt ist hier imho: Beleuchtung wird sehr gerne ganz hoch angehängt (und ja, auch von Teilen des ADFC, versteh ich auch, kann man halt selbst was machen, verdien ich selbst einen Teil meiner Brötchen mit - Fahrradchecks), hat für mich aber immer einen Beigeschmack der Schuldumkehr - da die reale Gefahr von ganz anderer Seite kommt. Ich wurde vor 3 Jahren auch trotz vorschriftmäßiger Beleuchtung von nem Linksabbieger über den Haufen gefahren.

Ich würde sogar so weit gehen, dass dieses Wettrüsten der Lichtstärken bei zugleich mieser Trennung zwischen Hell- und Dunkelbereich (ganz physikalisch, nicht kriminalsoziologisch) inzwischen eine Gefahrenquelle darstellt (Blendgranaten). Und das nicht nur ggü. Liegeradfahrern.
 
Hm. Ich lege etwa 1/3 bis 1/2 meiner Jahreskilometer mit dem Auto zurück. Auf der Hauptstrecke gibt eine ungünstige Rechtsabbiegersituation: Der Radweg ist leicht abschüssig, selbst nicht beleuchtet und durch Pflanzen und parkende Autos recht gut vor Streulicht durch Autos oder Laternen abgeschirmt. Wenn's hell ist, ist das alles kein Problem. Wenn ich aber im Dunklen rechts einbiege und nach rechts schaue, kann ich nicht sonderlich weit sehen, jedenfalls nicht weit genug, um schnelle, suizidale Ninjas sicher erkennen zu können. Natürlich fahre ich da langsam und mit maximaler Aufmerksamkeit herum, nur: LKW brettern auch nicht um Kurven, sind noch sichtbarer und trotzdem passiert leider viel zu viel, selbst am Tag bei bestem Licht. Ich rechne mir da aus, welche Chancen ich wohl haben könnte und das Ergebnis gehört zu den wenigen Dingen, die mich ernsthaft beunruhigen. Dabei geht es mir nicht um Schuld im juristischen Sinne, sondern um die Frage, ob ich es nicht irgendwie hätte verhindern können.

Meine andere Hälfte bzw. die anderen 2/3 hingegen sind erst am Dienstag auf einem kaum beleuchteten, kurvigen und engen Weg fast mit einem entgegenkommenden Ninja kollidiert. Auch wenn nichts passiert ist: Das muss ich nicht haben. Und die Ninja-Saison hat gerade erst angefangen.

Übersehen zu werden, weil, sagen wir, der Unfallgegner die Augen nicht da hatte, wo er sie hätte haben müssen, ist in beiden Fällen eine ganz andere Baustelle.

Blendung, z.B. durch falsch eingestellte, batteriebetriebene Flakscheinwerfer, geht mir auch auf den Zeiger, so ist das nicht. Aber immerhin weiß ich: Vorsicht, da ist etwas. Das ziehe ich einer unerwarteten Kollision eindeutig vor.
Ich sehe es auch nicht als Wettrüsten, zumal maximale Lichtstärken gesetzlich geregelt sind. Unbestritten: Es gibt Leute, die mit nicht zulassungsfähigen Lampen herumfahren. Ich bilde mir auch ein, seit einigen Jahren innerstädtisch zunehmend Fernlicht an Autos zu sehen, was aus sehr gutem Grund verboten ist. Legale, aber falsch eingestellte Lampen erwähnte ich bereits. Alle diese Probleme existieren und es liegt mir fern sie kleinzureden. Ich stimme auch zu, dass die Trennung zwischen Hell und Dunkelbereichen ein Problem ist. Nur: Warum sollte ich deshalb auf (zugelassenes und korrekt eingestelltes) Licht verzichten? Viel wichtiger ist es doch, das auf dem Radar zu haben.

Das mit den Liegerädern passt irgendwie dazu. Ich habe mit denen wenig zu schaffen, sehe vielleicht zwei oder drei übers Jahr, und habe mir nie einen Kopf gemacht, ob mein (richtig) eingestelltes und zugelassenes Licht die blenden könnte. Wenn ich das so richtig verstanden habe, kann ich für den Hinweis nur danken. Die andere Perspektive zu kennen und sie nachvollziehen zu können, dürfte ganz wesentlich zur Unfallverhütung beitragen und liegt in unserer aller Interesse.
 
Ja, ich weiß, das wurde letzte Woche nach der Mahnwache bei der Abschlusskundgebung vor dem Roten Rathaus auch angeführt.
Die Verknüpfung in meinem Post von getöteten und unzureichender Beleuchtung ist in diesem Sinne möglicherweise nicht gerechtfertigt.

Aber Fakt aus eigener Anschauung gestern, waren es von der Radfahrern, die mir begegnet sind, deutlich mehr als 10%, die mit unzureichender/keiner Beleuchtung unterwegs waren. Und Fakt ist auch, dass die einzige Verletzung, die ich mir die letzten Jahre mit dem Fahrrad zugezogen habe (ziemlich heftig angeschlagenes Schienenbein) ursächlich von einem unbeleuchteten Radfahrer verursacht wurde.
Es muss ja garnicht zum Unfall kommen. Oft genug gibt es brenzlige Situationen, die zum Glück doch gut ausgehen, aber eigentlich komplett unnötig waren.

Übrigens: Ist der Beitrag zu Mythen und Missverständnissen wirklich noch up-to-date? Die Zahlen und Quellen sind alle mind. 6 Jahre, teilweise über 10 Jahre alt. Und gerade die letzten Jahre hat sich einiges bzgl. Radverkehr getan, dachte ich.
Ich muss jetzt doch einiges loswerden, was bei der Veranstaltung zu hören (und sehen) war.
Wenn man die Polizeimeldung liest, könnte man erst einmal meinen, die Radfahrerin hat sich zu blöd angestellt, oder nicht aufgepasst.
Die Situation vor Ort sieht dann aber ganz anders aus...
  • Die Kreuzung ist anscheinend berüchtigt und bei Fußgängern und Radfahrern gefürchtet. Viel befahren, trotz Mittelinsel ist ein queren nur sehr schwer möglich. In den vergangenen Jahren hat es dort wohl immer wieder Unfälle mit „Personenschäden“ gegeben.
  • Der Unfall lief wohl nach Schilderung von Augenzeugen und Angehörigen (u.a. des LKW-Fahrers) so ab, dass der LKW aufgrund eines längeren Rückstaus vor der nächsten Ampel stand, und dann anfuhr. In dem Moment versuchte die Radfahrerin anscheinend die Fahrbahn zu queren, wurde erfasst und mitgeschleift.
  • Der LKW-Fahrer hat nach Aussage von dritten beteuert, sie nicht gesehen zu haben, weil sie zu knapp vor seinem Fahrzeug querte
  • Und es gibt anscheinend Hinweise, dass das Sichtfeld des LKW-Fahrers möglicherweise durch Einbauten im Fahrzeug eingeschränkt war.
Sollte sich das alles so bestätigen, würde das den ersten Eindruck um 180 Grad drehen…

Wir hätten hier dann (mal wieder?!) das klassische Beispiel für mehrere Dinge, die hier im Forum diskutiert werden:
  • Formulierung von Polizei- (und Presse-) Meldungen (der rbb hat die Polizeimeldung ziemlich genau übernommen)
  • Toter Winkel und Aufmerksamkeit von LKW-FahrerInnen
  • Beschissene Infrastruktur und jahrelange Untätigkeit von Behörden und Verwaltung
Neben der Trauer war bei den (für das besch… Wetter) vielen Teilnehmern gestern viel Wut und Unverständnis zu vernehmen.
In dem Sinne nur ein Bitte an alle Berliner: Geht zur Wahl und macht Euer Kreuz an der richtigen Stelle!

Aber, leider: Das frustrierendste ist, dass da ein Bundesminister durch Untätigkeit und/oder Blockade wichtige Fortschritte auf lokaler Ebene verhindert oder verzögert.

Der Knackpunkt ist hier imho: Beleuchtung wird sehr gerne ganz hoch angehängt (und ja, auch von Teilen des ADFC, versteh ich auch, kann man halt selbst was machen, verdien ich selbst einen Teil meiner Brötchen mit - Fahrradchecks), hat für mich aber immer einen Beigeschmack der Schuldumkehr - da die reale Gefahr von ganz anderer Seite kommt. Ich wurde vor 3 Jahren auch trotz vorschriftmäßiger Beleuchtung von nem Linksabbieger über den Haufen gefahren.

Ich würde sogar so weit gehen, dass dieses Wettrüsten der Lichtstärken bei zugleich mieser Trennung zwischen Hell- und Dunkelbereich (ganz physikalisch, nicht kriminalsoziologisch) inzwischen eine Gefahrenquelle darstellt (Blendgranaten). Und das nicht nur ggü. Liegeradfahrern.
Den möglichen Eindruck von “Victim Blaming“ möchte ich deutlich widersprechen. Nichts liegt mir ferner! Aber: Wir als Radfahrer können nicht mit dem Finger auf den motorisierten Verkehr zeigen und dann selber zumindest eine deutlich Missachtung der Regeln zur Schau stellen. Gehen wir mit gutem Beispiel voran; dann wird es für die Betonköpfe auf der anderen Seite schwieriger, den Status quo zu argumentieren.

Die „Blendgranaten“ gehen mir übrigens auch ziemlich auf den Keks und werden tw. echt gefährlich. Auch das Thema könnte man in einer Beleuchtungskampagne durchaus ansprechen und/oder kontrollieren. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass vielen das Problem an ihrem Rad garnicht bewusst ist. Da ist möglicherweise auch der Fachhandel gefragt.
 
Zuletzt bearbeitet:
In welcher Stadt, bitte?
Berlin …
Das „passiert“ war mehr auf die Menge der zurückgelegten Strecken, als auf Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur gemünzt. Seufz …
Ansonsten bräuchte es die „Respect Cyclists“ nicht!
 
Wir als Radfahrer können nicht mit dem Finger auf den motorisierten Verkehr zeigen und dann selber zumindest eine deutlich Missachtung der Regeln zur Schau stellen.
This!

Davon ab und vielleicht etwas OT halte ich es für kontraproduktiv, das Totschlag-Argument "Victim Blaming" zu benutzen. Ganz allgemein, ohne Bezug zu diesem Fall: Es kann durchaus passieren, dass eine geschädigte Person einen mehr oder minder großen Anteil beigesteuert hat. Dieser Anteil gehört benannt, auch wenn er nicht ins eigene Weltbild passt und man damit vielleicht Leuten vor den Kopf stößt. Nein, nicht, um mit Dreck zu werfen ("Blame-Game"). Das wäre ideologisch, und Ideologie hat nichts im Straßenverkehr zu suchen. Nein, das ist wichtig, damit jeder, der das liest, sieht oder hört zumindest die Chance hat, aus den Fehlern anderer zu lernen.

Bei diesem ganz konkreten Unfall meine ich die Stelle in Streetview gefunden zu haben und zumindest in etwa verstanden zu haben, was genau sie gefährlich macht. Ich muss zugegeben, die Polizeimeldung zunächst anders aufgefasst zu haben. Warum? Mangels Ortskenntnis: Von einer Mittelinsel steht da ja nichts und die ändert mal eben alles. Ich unterstelle nicht einmal böse Absicht, für die Beamten vor Ort oder den/die Verfasser der Meldung kann sie selbstverständlich sein. Gibt's die Fahrbahnverengung noch? Wenn ja, wäre ein Rückstau für Personen mit hinreichender Betriebsblindheit gar nicht erwähnenswert. "Natürlich gibt's einen, weiß man doch."
Noch eine Kleinigkeit: Polizeiberichte sind nur erste erste Erkenntnisse und müssen auch als solche behandelt werden. Gerichtsurteile sind da mit ihren umfassenden Beschreibungen viel interessanter.
 
kennen halt die Unfallstatistik
Die verlinkte Statistik ist von 2017, also nicht mehr ganz aktuell... und es wird nur bemerkt, dass fehlende Beleuchtung keine HAUPTursache für Unfälle ist. Anständiges Licht (aktiv und/oder passiv) am Verkehrsteilnehmer macht schon iwie Sinn...
 
Den möglichen Eindruck von “Victim Blaming“ möchte ich deutlich widersprechen. Nichts liegt mir ferner!
Klar, es gibt allerdings m.E. neben dem gezielten Einsatz auch sowas wie eine strukturelle Schuldumkehr, und um die gehts mir.
Siehe Fahrradhelmdebatte.
 
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