Hi Leute!
Schön war's gewesen am Freitag! Wollte ich euch nicht vorenthalten. Hab's knapp und trotzdem noch vor dem Start zum Feuerwehrbrunnen am Mariannenplatz geschafft und war erstaunt gewesen, wie voll es da war. Trocken, gutes Radfahrwetter, schon klar. Aber: kalt (später wären Handschuhe nicht verkehrt gewesen). Als Südwest-Berliner rechnet man kaum je damit, dass die Tour an der eigenen Haustür vorbei geht, aber so war es dieses Mal gewesen. Nach einem Ausflug über den Nordosten und dann Richtung Charlottenburg sind wir tatsächlich den Südwestkorso entlang geeimert, dann Breitenbachplatz, Walther-Schreiber-Platz. Also bezüglich unserer Wohnsituation einmal um den Pudding. Habe dennoch der Versuchung widerstanden, früh heimzukehren. Wieder nach Kreuzberg zurück mitgefahren. Schön war's, zu schön.
Eine Mitforistin und deren Mann getroffen, die fuhren ein schickes neues Long Harry und ein Tandem aus. Die Münchener CM war mit einer Delegation des ADFC vertreten. Die üblichen Sound-Bikes waren am Start, vor allem auch das Eine mit der großen PA-Box vorne quer drauf (Christian? Beste Mucke - Danke dafür!!). Die Leute von foodsharing.de haben vom Musketier-Lastenrad runter (am "Thresen" hinten) Essen verschenkt. Danke, sehr großzügig (und lustig). Es gab wieder viele Phantasie-volle Beleuchtungen. Es gab Skater, Elektro-dies und das, MTB, Trickbikes, 70er Jahre 20" Klappräder, teures und schrottiges, Selbstbau und Industrie. Auch ein XYZ Long John fuhr mit. Dann eines dieser Doppelstock-Räder, Rahmen auf Rahmen geschweisst, Fahrer in lichter Höhe. Es gab gleich mehrere Exemplare eines Selbstbaues mit doppelter Lenkung, Hinterrad und Vorderrad (das Oberrohr gedoppelt und mit Gekenken am Sattelrohr verbunden). Ganz schon eierig und etwas raumgreifend zu fahren, und aber sehr, sehr lustig! Und es gab ein Novum bei der Berliner Polizei (hatte ich zumindest bisher nicht so erlebt). Die Begleitung durch Motorräder wurde erheblich durch Mannschaftswagen aufgestockt und an großen Kreisverkehren, speziell an der Siegessäule, wurde tunlichst darauf geachtet, dass etliche Massen-Umrundungen im Kreisverkehr nicht stattfinden. Die Polizei bildete an zwei Stellen Kordons (Sperren) mit ihren Kfz, dergestalt, dass vom Brandenburger Tor (Straße des 17. Juni) kommend eine Ausfahrt in Richtung Urania vorgegeben war. Das kannte ich so nicht. Etliche Polizisten zu Fuss griffen regelnd ein. Später wurde an der Bundesallee von der CM auch mal ein Tunnel durchfahren (Kraftfahrstraße, darf man eigentlich nicht). Bei den Auffahrten zur Stadtautobahn (und beim nächsten Bundesallee-Tunnel am Bundesplatz) aber passte die POL auf.
Es hat Spass gemacht, ich kam erfrischt und heiter nach Hause und habe mir fest vorgenommen: Im November wieder!
Gut ist es, wenn man Handschuhe, einen Energieriegel oder eine Banane und ein Schluck zu trinken (muss kein Bier sein) greifbar hat, ohne Anhalten.
Leise Zweifel schwingen mit, wie lange sich die Berliner POL und Stadtpolitik hier das Ganze noch gefallen lassen. Etwas Aggression am Rande der Veranstaltung war immer wieder zu beobachten. Auch ein paar Radunfälle ereigneten sich, die meiner Meinung nach vermeidbar gewesen wären und eher der "Wildheit" des Ganzen geschuldet waren. Nahe Zoo parkte ein grell lackierter Ferrari die Radspur zu und hatte freilich bei Herannahen der Massen keine Chance, sein Auto irgendwo anders hin zu bewegen. Hier zu klingeln und meinetwegen auch ein bisschen zu schimpfen - na, gut. Dass ein Radfahrer dem in den Kotflügel trat, das war nicht gut gewesen. Ich habe keine Beule beobachtet, aber solche Eskalationen schaden der Sache! Der Fahrer war außer sich gewesen und sichtbar jemand, mit dem man sich im Alltag (ohne Distanzmöglichkeit) eher nicht würde anlegen wollen. Nun, ja.
Die Stadt hier hat viele Probleme und der chaotische und zunehmend aggressive Verkehr ist nur eines davon. Genauso, wie Raddiebstähle und Opfer nach Rechtsabbiege-Tötungen einer Verkehrswende schaden, ist eine disziplinlose CM eher kontraproduktiv. Wenn wir Radler diese Gesetzeslücke nutzen, um zu Hunderten und Tausenden eine große quasi Ampel-freie Ausfahrt auf breiten Strassen zu machen, dann sind völlig bescheuert: Gehwegradeln, Gegenverkehr ausbremsen, Rettungsdienste behindern, Besäufnisse jenseits aller StVO-Toleranzen u.s.f.. Das ist zumindest meine Meinung und lässt mich der sehr schönen, klug initiierten und politisch wichtigen Veranstaltung auch etwas skeptisch gegenüber stehen.
Habt es gut und schaut mal - Ende November, vielleicht?