Crashtest der Baloise Group (CH)

Ehrlich gesagt halte ich diesen Crashtest (zumindest teilweise) für stumpfe Autofahrer-PR-Aktion...:X3:
...
Wie realistisch ist denn das Szenario, das ich mit Kindern drin frontal & ungebremst in ein stehendes Auto krache?
Sehe ich ähnlich. Der Frontalaufprall ist nach meinem Kenntnisstand die vermutlich unwahrscheinlichste Unfallvariante überhaupt (ich beziehe mich auf die Unfallstatistik iirc 2018 Berlin und die Toten in Berlin seitdem). Der Standard (mit Toten, bei Personenschäden generell vermute ich ähnliches) sind bekanntermaßen abbiegende KFZ bzw. LKW, Alleinunfälle wg. mangelhafter Infrastruktur, Dooring oder zu schnelle KFZ Fahrer.


Hinzu kommt, dass direkt mit Unfallfolgen beschäftigte Menschen (gerne unterstützt durch Institutionen, die ein Interesse an Victim Blaming haben, zB ADAC oder Versicherungen) individuelle Sicherheitsmaßnahmen der Opfer (Helme, Gurte usw.) verständlicherweise (!) deutlich überbewerten (auch zB Ärzte usw.) - und damit die Schuld im Fall des Falles klar auf die Opfer verschieben (siehe im Endergebnis zB diesen Fall in Österreich, wo ein Autofahrer zwei Kinder im Kinderanhänger totfährt und die Mutter ne Mitschuld kriegt...).

Der soziale Kontext und die strukturellen realen Unfallursachen (v.a. Dichte an KFZ/Anteil im Verkehr, unangemessene Infrastruktur usw.) werden dabei weitgehend ignoriert bzw. sind nicht im Fokus. Würde halt auch bedeuten, das bestehende System (nicht nur des Verkehrs!) grundlegend in Frage zu stellen. In den Niederlanden wurde das in den 70ern gemacht, mit der Konsequenz, dass dort keine Sau nen Helm trägt, Leute einfach so auf Gepäckträgern mitfahren usw.. Und zwar aus guten Gründen.

Ich verweise dazu gerne auf auch auf Fear of Cycling by Dave Horton http://www.copenhagenize.com/2009/09/fear-of-cycling-01-essay-in-five-parts.html


Nichtsdestotrotz ist die Durchführung des Crashtests interessant, aber aus bereits genannten Gründen offenbar sehr tendenziös, auch, da Lastifahrer als Unfallverursacher und damitv als für ihre Sicherheit verantwortlich auftreten. Was an der Realität massiv vorbei geht.
 
Bei Crashtests mit Fußgängern oder Radfahrern fällt mir immer auf, dass die Dummies wie Marionetten reagieren -- gar nicht, die hängen nur in ihren Seilen. Und das ist absolut unrealistisch. Gibt's keine Dummies, die irgendeine Art der Reaktion zulassen? Wenigstens den Arm rausstrecken, damit der als Knautschzone herhält?

t.
 
Wie realistisch das ist hängt wahrscheinlich von der Geschwindigkeit des Aufpralls ab. Wenn es zu schnell ist, dann passiert der Aufprall bevor eine Reaktion eintreten kann, und der Mensch verhält sich eher marionettig. Allerdings braucht es dafür wahrscheinlich schon Geschwindigkeiten jenseits der 25 km/h
 
Echt...das beobachtest du unter Radlern? :unsure:
Also nicht unter Biermischgetränken, aber unter Radfahrern - ja. Radler sind aus meiner Sicht weder besser noch schlechter als andere Verkehrsteilnehmer was das Beachten der Regeln angeht.

Gibt sogar einen aktuellen Artikel bei Focus online. Der Artikel an sich gefällt mir nicht wirklich, aber Du kannst ja mal das Video als Beispiel nehmen für ein "Vergessen" oder ein "ist mir doch egal" unter den unfreiwilligen Protagonisten.

Nö, ich denke auch du täuschst dich da nicht...(bei Autofahrern vordergründig)
Aber erkläre mir bitte den Zusammenhang zwischen Autobahn und Radlern.
Bei den Beispielen ging es um das "Beachten der Regeln". Für Radler lassen sich doch auch genug Beispiele finden. Wenn ich in Dunkelheit zur Arbeit fahre oder eben nach Hause gibt es eigentlich keinen Tag an dem nicht mindestens einer der Radler schon bei der passiven Beleuchtung negativ auffällt, also sich nicht an die Regeln hält. Über die aktive Beleuchtung mag ich gar nicht reden.
Hier vor dem Haus stehen jeden Tag 5-10 Räder. Mindestens 4 davon sind schon aus der Ferne betrachtet nicht verkehrstauglich, werden aber verwendet...
 
Da muss ich @oerd Recht geben.
Sehr viele Fahrräder die rumfahren sind laut Regeln nicht komplett Verkehrssicher. Radfahrer ohne Licht in der Dunkelheit, Fahren auf Bürgersteigen, überfahren von Stoppschildern, Fahren auf der falschen Seite etc.
Wie ich schon ein paar mal angemerkt habe, wenn man sich mal den Faden zu den sehenswerten Transporten anschaut, da sind verdammt viele welche jenseits von Gut und Böse sind.

Auch @kistenfahrrad
Menschen reagieren nicht immer blitzschnell und richtig.
Ich selber habe schon ein paar Leute ungebremst gegen ein Hindernis fahren sehen mit dem sie nicht gerechnet haben, teilweise mit deutlich weniger Geschwindigkeit als 25km/h.
Auch vergessen wohl viele hier, dass zum Anhalten die Reaktionszeit + Bremsweg genötigt wird. Die Formel haben zumindest alle mal gelernt die einen Führerschein hier in Deutschland gemacht haben. Wobei ich die Formeln für Bremswege bei Fahrrädern eher als ganz grobe Schätzwerte nehmen würden. Denn wer schafft es immer die Maximal mögliche BremsLEISTUNG zu erzielen. Oft Bremst man in solchen Situationen zu stark und die Reifen blockieren oder zu schwach.
Ich meine, wer von uns hier hat schon mal sein Lastenrad ordentlich beladen und gezielt Vollbremsungen geübt? Am besten mit plötzlicher Ansage einer anderen Person, nicht selbst bestimmt und gezielt?
 
Gerade erst gesehen dass Tilman von der @Radelbande bereits im Februar ein Video gedreht hat mit dem Titel "Sicherheit für Kinder im Lastenrad - wie geht das und was passiert, wenn ich es nicht beachte?".

Auslöser für das Video war wohl ein Spiegel Online Artikel, zudem hat Tilman davon berichtet dass er immer wieder unangeschnallte Kinder in Rädern sieht...
...Einer Erhebung des Statistischen Bundesamtes zufolge kamen 2018 fast 37 Prozent der verunglückten Kinder als Insassen in einem Pkw zu Schaden, 35 Prozent auf einem Fahrrad und 21,5 Prozent waren zu Fuß unterwegs. Die meisten Kinder verunglückten jedoch außerorts, wo weitaus mehr Strecken mit dem Auto zurückgelegt werden als mit dem Fahrrad, so Brockmann. Die Zahlen ließen sich also schlecht vergleichen...
...Nach Crashtests von Lastenrädern, bei denen die Sicherheit von Kindern im Mittelpunkt steht, sucht man vergebens. Dementsprechend gibt es keine Erkenntnisse darüber, wie sie sich in den unterschiedlichen Schadensszenarien verhalten. Außerdem gibt es kaum rechtliche Sicherheitsvorgaben, wie etwa die Anschnallpflicht im Auto. "Da ist noch viel Wildwuchs im Thema", sagt Dirk Zedler, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Fahrräder und Elektrofahrräder, der seit über 20 Jahren als Gutachter unter anderem für Rechtsanwälte, Hersteller und Versicherer tätig ist. Kinder säßen unangeschnallt auf Bänken, könnten die Arme raushalten und den Fahrer ablenken...
Nicht Fahrräder sind gefährlich, sondern Verkehrsräume
Das größte Sicherheitsrisiko für Radfahrer sei aber nach wie vor die schlechte Fahrradinfrastruktur in Deutschland, meint Johanna Weidauer vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club. "Die meisten Unfälle passieren in Städten an Kreuzungen, daher brauchen wir dringend eine gut ausgebaute und sichere Infrastruktur mit sicheren Kreuzungen und separaten Radwegen."



sehenswertes Video der Radelbande
 
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