Liebes Cargobike-Forum,
bevor wir Anfang des Jahres ein Chike e-Kids gekauft haben, habe ich in diesem Thread sehr viel gelesen und Tipps mitgenommen. Daher möchte ich ein paar Erfahrungen mit unserem Rad zurückgeben.
Für das Chike entschieden haben wir uns aufgrund der kompakten Abmessungen, des vergleichsweise niedrigen Gewichts und dem guten Handling durch die Neigetechnik. Insbesondere war entscheidend, dass meine Frau mit ca. 1,54 m Körpergröße damit noch einigermaßen gut fahren kann. Bei vielen anderen Lastenrädern ist das nicht der Fall. Es braucht definitiv Eingewöhnung und fährt sich trotz Neigetechnik nicht wie ein Zweirad, hat man es aber raus, macht es echt Spaß. Der kleine Wendekreis bei maximaler Schräglage ist schon abgefahren. Kritikpunkte gab es leider auch: Das Verdeck der Kabine war sehr wellig und dass es unten offen bleibt, ist einfach ein riesen Mist und mir ein Rätsel, warum dies nicht schon nach den ersten Prototypen geändert wurde. Bei der ersten Fahrt mit Kind ist schon gleich was vorne rausgefallen. Nach kurzer Zeit ist uns aufgefallen, dass die Kabine in Bezug zum Rahmen schief sitzt. Hat man links und rechts die Abstände zwischen den äußersten Ecken der Kabine zur Mitte des Sattelrohrs gemessen, waren da gut 4 cm Unterschied. Bei genauerem Hinsehen ist dann auch aufgefallen, dass die Haltepunkte am Querrohr der Kabine, dort wo diese mit dem Lenkrohr des eigentlichen Rahmens verschraubt sind, möglicherweise schief angeschweißt waren. Und das ist der Grund, warum ich diesen etwas längeren Beitrag schreibe.
Wenn man einmal gesehen hat, dass die Kabine nicht exakt waagerecht sitzt, sah man es immer wieder. Für mich war das ein Umstand, den ich bei einem derart hochwertigen Produkt so nicht hinnehmen wollte. Dazu kamen die schiefen Haltepunkte, wo der Verdacht bestand, dass die vielleicht mal abreißen, da sie massiv unter Spannung standen. Wir sind damit zu unserem Fahrradhändler und haben ihm die Sache erklärt. Der Händler konnte dazu nichts sagen und hat, nachdem wir alles in Bildern und Beschreibung dokumentiert haben, den Hersteller angeschrieben. Selbst wollte er die Kabine nicht prüfen, mit der rückblickend sinnlosen Begründung, dass er da aus Haftungsgründen nicht drangehen würde, weil darin Kinder transportiert werden. Das Chike wird von Hartje vertrieben, ein Fahrradgroßhandel/-Produzent verschiedener Marken, u.a. auch Tern.
Das für unseren Händler zuständige Vertriebsbüro von Hartje wies dann eine Abholung des Rads an. Man gab uns eine ungefähre Dauer von 4 Wochen zur Überprüfung der Kabine und einer ggf. notwendigen Nacharbeit/Austausch von Teilen, die Abholung sollte schon am nächsten Tag passieren. Das war Mitte März. Später stellte sich heraus, dass es erst mal 2 Wochen beim Händler in der Ecke stand. Nachdem diese 4 Wochen vorbei waren, gab es immer noch keine Information über den Verbleib des Rads. Wir bohrten ab da fast jede Woche nach, ohne Ergebnis. Unser Händler tat nichts, außer unsere Anfragen wieder an Hartje weiterzuleiten und deren Antworten an uns. Es machte fast den Anschein, als wüssten die gar nicht, wo das Fahrrad ist. Nach Setzung einer Frist rührte sich auf einmal was, und Hartje stellte fest: „Leider ist das Rad im Haus falsch abgebogen und in den Musterräder-Bestand mit reingerutscht, dadurch kam die Verzögerung zustande“. Zu dem Zeitpunkt stand das Fahrrad offenbar schon 4 Wochen dort irgendwo in der Ecke, ohne irgendeine Bearbeitung. Als es dann aber wohl irgendwann gefunden wurde, hieß es, dass es jetzt bearbeitet und Ende der darauffolgenden Woche zurückgeliefert würde. Das war am 11. Mai. Bis zum 2. Juni gab es immer noch nichts neues, kein Fahrrad da. Der Händler setzte Hartje dann wieder eine Frist bis 15. Juni (wusste aber selbst nicht, was danach passiert). Diese ist, was mittlerweile keine Überraschung mehr war, wieder verstrichen.
Umso überraschter waren wir am nächsten Tag über eine lapidare Mail, die uns der Händler wieder weiterleitete, in der es auf einmal hieß, dass hier wegen fehlender Ersatzteile eine Gutschrift vereinbart worden wäre. Ohne weitere Begründung. Wir waren total perplex. Wir wollten keine Gutschrift, sondern ein Fahrrad! Der Händler (wieder bequem) sagte auch nicht mehr, als in der weitergeleiteten einzeiligen Mail von Hartje. Welcher Autohändler würde einen Wagen einfach einbehalten, weil er gerade nicht die passenden Zündkerzen hat?! Und es ist ja nicht so, dass Hartje seinen Lagerbestand nicht kennt, wenn sie das wissen, hätte man ja auch entsprechende Termine mit uns bzw. unserem Händler ausmachen können. Wir haben dann eingewendet, dass wir auf eine Instandsetzung der Kabine erstmal verzichten könnten und einfach nur das Fahrrad zurück haben wollen. Dies gehe wohl nicht mehr, da das Rad bei einem Lieferanten steht und mittlerweile nicht mehr fahrtauglich sei, angeblich sei auch der Rahmen betroffen. Das wurde nicht bewiesen oder irgendwie begründet.
Ein eigentlich fahrtaugliches Rad ging also auf den Schrott.
Der Händler meinte nur, wir könnten ja das Nachfolgemodell bestellen, das dann frühestens im August käme (für über 1.000 EUR mehr). Eine derartige Gleichgültigkeit seinen Kunden gegenüber und eine himmelschreiende Inkompetenz was die Bearbeitung angeht habe ich noch nicht erlebt. Ich finde den Vorgang so ungeheuerlich, dass es mir wichtig war, das hier niederzuschreiben. Mit der Warnung, es sich gut zu überlegen und abzusichern, ein Fahrrad wegen einer Reparatur/Reklamation einzuschicken. Es könnte weg sein, für immer.
Wir haben uns noch nicht abschließend entschieden, wie es weitergeht. Vielleicht hilft die Schilderung dem ein oder anderen.
Viele Grüße und weiterhin guten Austausch in diesem Thread
Stefan