Cargo Bike Event und Velo City Konferenz in Nijmegen (Holland)

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Lastenrad
Tern Cargo Node, Bikes At Work-Radanhänger + BOB-Trailer, kein Auto
Liebe Cargogemeinde,

jetzt bin ich schon seit ein paar Tagen zurück von o.g. Spektakel und will Euch ein paar infos nicht vorenthalten.
Wollte zwar super amtlich und ausführlich darüber berichten, aber leider ist es zeittechnisch gerade nicht möglich und später ist das Thema auch nicht mehr so taufrisch.

Das Cargo-Bike-Event in der Honigfabrik war der Hammer. Es fanden sich u.a. auch die tollen Jungs von Carla-Cargo ein, hatten einen Kunden im Gepäck, der mehrere Carla-Cargos ausgebaut als u.a. Wohnwagen und Café und etc. pp. hinter einander als Long-Truck fuhr und mit seiner mobilen Disko und einer ständig lässigen Reggae-Mucke für eine sehr angenehme Beschallung auf dem Cargo-Gelände sorgte.

Nochmal besten Dank dafür, denn dies war nicht zu laut, wie bei sonst fast allen Veranstaltungen und endlich auch mal die richtige Mucke.

Wettertechnisch war es die paar Tage am Anfang etwas wechselhaft, von super heisser Sonne, bis Regen alles dabei aber nicht unangenehm.

Indoor gab es auch noch einige Veranstaltungen und viel infos über z.B. Sparks- Megalasten-Truck. Es war jetzt nicht das Riesen-Mega-Event, aber muss es auch nicht sein.

Es waren natürlich auch die üblichen Verdächtigen dabei, die Joshua, der über den Berliner-Cargo-Event so toll berichtete, schon aufgelistet hat.

Natürlich durften die gemeinsame Cargo-Sternfahrt in Nijmegen und der Cargo-Bike-Beladungs-Contest nicht fehlen, die einen wahnsinnigen Spass gemacht haben.

Es lässt sich zusammenfassen, dass der Event vor allem wegen der super entspannten Atmosphäre und den grandiosen Holländern als auch dessen unübertroffene Rad-Infrastruktur zu einem Must-Have für mich geworden ist und ich versuche, nächstes Jahr wieder dabei zu sein.

Für Nordlichter, die nicht so eine lange Anreise wie ich Bergbauer haben, ist dies doch eine easy-nummer und es frischt die Seele so ungemein auf, wenn man ein paar Tage Abstand von dem Verkehrs-Horror der deutschen Autopolitik hat.


Nun schnell zu dem anschließenden Mega-Event: Velo-City-Konferenz in Nijmegen und z.T. in Arnhem:

Dieser Wahnsinns-Event war auf mehrere Locations aufgeteilt. Es wurden um die 250 sehr interessante Vorträge von renommierten Rednern und Experten aus der ganzen Welt gehalten und immens viele Fakten über die Radverkehrspolitik aus der ganzen Welt geliefert.

Zur Beginner-Ceremony kam sogar der König von Holland und es begann dann auch mit einer immens tollen Aufführung von einem Bike-Stunt-Fahrer auf der Hauptbühne.

Klar konnte ich keine 250 Vorträge, die zum Teil parallel vorgetragen wurden, alle folgen. Aber ich tat mein Bestes, um soviel info wie möglich aufzusaugen.

Ich war ja mit meinem Cargo-Rad angereist (per Flixbus) und vor Ort autark unterwegs (also ständig mit Wildcamping-Equipment und Sack und Pack am Rad.

Eine sehr tolle Erfahrung, aber natürlich auch sehr anstrengend, da der rechte Arm, der (wie berichtet) wegen des komplexen Schlüsselbeinbruches noch nicht so ganz einsatzfähig war, etwas genervt hat.

Die Nächte beim Wildcampen (eher biwakieren, da wildcampen auch in Holland verboten), waren nicht so erholsam. Aber die tollen Plätze, die ich mit viel Herumsträunerei gefunden habe, waren fast alle top.
2 mal bin ich von einem Bauern überrascht worden, der seine großen Kampfhunde zum morgentlichen Gassi ausgeführt hatte.

Bin aber gleich dem nett aussehende Holländer entgegengekommen und habe ein Schwätzchen begonnen und die Riesen-Fiecher geknuddelt (wurden früher für die Bärenjagd verwendet). Als er gesehen hatte, dass ich sehr minimalistisch unterwegs war und absolut keinen Müll verursacht habe, war auch er sehr offen und hat mir sogar angeboten, wenn es regnet oder ich etwas brauche, dass ich jederzeit bei seinem Bauernhof anklopfen kann. Ich war nur noch baff und hätte echt alles andere als solche Gastfreundschaft erwartet.

Es gab bei der Velo-City-Konferenz auch zahlreiche geführte Ausfahrten, nach Nijmegen, Arnhem und sogar nach Amsterdam, bei welchen die Verkehrslösungen vorgezeigt wurden, wie z.B. die vom Autoverkehr getrennten Radwege, die im ganzen Land auch noch rot mit speziell frost-und rutschfestem Belag versehen sind.
Sobald sich Radfahrer roten Ampeln nähern und kaum Autovekehr herrscht werden diese sofort innerhalb kürzester Zeit auf Grün geschaltet und der Radverkehr erhält vor dem Autoverkehr meist immer Vorrang.
Es ist eigentlich die Verkehrsführung meist so gelegt, dass der "flow" meist nicht unterbrochen wird und man ohne Stops durch eine vom Autoverkehr möglichst getrennten Verkehrsführung am Radeln gehalten wird.

Ein Highlight ist bestimmt die nagelneue Schnellradwegtrasse nach Arnhem, in welcher man über eine neu erbaute Radbrücke über den Rhein (hier Waal) geführt wird. Man kommt von diesem z.T. über den Dächern von Nijmegen geführten Radschnellweg aber auch immer wieder runter in die Nebenarme bzw. Kiesflächen der Flussarme durch inteligente Treppenlösungen mit Radspurrinnen. Diese sind so flach verlaufend als auch der Treppenabstand so perfekt bemessen, dass es keine große Mühe macht, diese Treppen runter oder raufzuschieben.

Auch die Parkmöglichkeiten in Nijmegen oder bestimmt auch in vielen Bereichen von Holland sind vorbildlich.

Die Studenten bzw. auch andere Radler, die günstige Alltagsräder haben, parken diese auf Doppeldecker-Fietz-Stellflächen, die natürlich umsonst sind. In Bahnhofnähe gibt es auch noch bewachte Radparkplätze, die bis 5 Uhr früh umsonst sind und auch welche die für 24 Stunden läppische 1.30 Euro kosten.
Dort gibt es Radlgeschäft, Pumpen, Flickmöglichkeiten, angegliederte Werkstatt, angegliederter Radshop, und was weiss ich alles, was einem das Radeln verschönert.

Wir schreiben das Jahr 2017 und was hat München, die sich ja die Radlhauptstadt nennt zu bieten? Nada!

Ich war von der Zeit in Holland und der tollen events und vor allem von den super tollen, freundlichen und stets hilfsbereiten Holländern so geflasht, dass ich es kaum glauben konnte. In der ganzen Woche keine einzige neg. Erfahrung gemacht. Ständig angesprochen worden, mir wurden mehrere Einladungen zum Übernachten von wildfremden Kongressmitgliedern angeboten, es ergaben sich zahlreiche tolle Gespräche mit internationalem Background, die Stimmung war stets wahnsinnig entspannt und nie nur eine Spur von prollig oder aggressiv.

So eine gigantische Stimmung erlebst Du in München (und ich lebe dort seit 48 Jahren) definitiv nicht. Kaum war ich zurück, ist jede hundert Meter Radfahren fast Selbstmord. Ein Unterschied wie Tag und Nacht. Die AVM-LKW´s fahren 20 cm an den Radlern nah vorbei, geben noch 200 Meter vor der roten Ampel Vollgas. Hier versucht jeder stets einen persönlichen Etappenrekord zu fahren. Es geht von roter Ampel zu roter Ampel, aber immer im Vollgas und möglichst viele andere Verkehrsteilnehmer vorher noch überholen, um dann 3 Meter vor dem "Feind" im Stau zu stehen. Aber man hat den Konkurrenten ja überholt und kann sich so seinen Stolz aufbauen. Der Unterschied fällt einem so wahnsinnig auf, wenn man von einem Extrem plötzlich ins andere Exrtrem kommt.

Es ist nur noch krank was in Deutschland abgeht und wie die Gesellschaft von oben gesteuert auf massivste Ellenbogenmentalität konditioniert wird.

Leute, nach Forschungen führen die holländischen Kinder die Liste der glücklichsten Kinder der Welt an und die Leute dort sind nicht so viel mit Sonne und schönem Wetter beglückt wie wir in München.

Bei uns sind 95 % aller Porsche Cheyenne vom Steuerzahler subventionierte Fahrzeuge. Da sich jeder Kleinstunternehmer die größten Karossen steuerlich abzugsfähig vom Radler mitfinanzieren kann. Die Firmenfahrzeuge sind ja meistens die größten und schluckfreudigsten Blechhaufen, die der Markt bietet. "Kann mir das Ding zwar nie privat leisten, aber kann jederzeit einen auf dicke Hose machen, da mir den Stinker ja der blöde Steuerzahler zwangsfinanziert.

Das ist so gut wie nur in Deutschland möglich. Die Ösis sind da schon deutlich fairer unterwegs.

Ich weiss, ich reg mich wieder auf, aber das System ist nur noch krank, welches hier auf Teufel komm raus, gefahren wird. Dobrinth setzt sich mit den Dieselgate-Kriminellen zusammen und versucht denen zu helfen und zu verschleiern was nur geht.

Unsere extremen Feinstaubwerte in München werden stets nur gutgeredet und rein nichts passiert gegen die Dauerstinker. Wir bekommen hier in München nun anscheinend 800 städt. Aufpasser, die schauen, dass keine Kippen auf den Boden geworfen werden und die allgemeine Sicherheit verbessern können.

Aber wenn man dem münchner Polizeipräsidenten auf die katastrophale Radwegzuparksituation anspricht, dann heisst, es immer: wir haben für so etwas keine Kapazitäten und was Besseres zu tun.

Bei uns ist so gut wie immer kostenloses Parken möglich. Jeder der sich Geld sparen will, braucht keinen gebührenpflichtigen Parkplatz anfahren, sondern nur in 2. Reihe oder direkt auf dem Radweg parken und schon ist er von der Gebührenpflicht befreit.

Aber gestern wieder haben sich die Sheriffs, die ja ach so viel zu tun haben, hinter den Büschen am Gasteig in der Rosenheimer Straße versteckt und haben den Radlern aufgelauert, die die Grünphase nicht mehr ganz mitbekommen haben. Daneben standen Lieferanten-LKW´s der Reihe nach auf dem Radweg geparkt und .......ach ja, wir haben ja keine Kapazitäten!

Bevor ich mich nun weiter aufrege, coole ich runter, denn die münchner Radlnacht geht bald los. Bin mal gespannt ob dort auch wie in Holland die Bevölkerung klatschend daneben steht und Limo und Kuchen spendiert.

Versuche Euch die Fotos und die Videos später bzw. die nächsten Tage hochzuladen, muss morgen auch malochen.

Seid alle herzlich gegrüsst und bitte zeigt Widerstand gegen diese kranke Politik. Seit kritisch und wehrt Euch!

steter Tropfen höhlt den Stein!

Cargomaniac
 
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