Bremsproblem an Bäckerfahrrad (Falter Lastenrad)

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wagner136

Guest
Hallo,

in diesem Forum bin ich Neuling (Hallo! ;-), aber ich bin forenerfahren; deshalb kommt meine Anfrage in zwei Schritten. Der erste ist für Leute, die sich in meine Situation hineindenken wollen, der zweite für die, die einfach die konkrete Frage zu meinem Bremsproblem interessiert. Ein Bild des Ausgangsfahrrades habe ich angehängt.

1. Vorgeschichtes
Mein Traum-Bike wäre ein eMuli gewesen, das ich mir coronabedingt in diesem Jahr nicht kaufen kann. Weil ich nicht ganz aufs eTransportrad verzichten möchte (und weil ich basteln liebe), habe ich beschlossen, mein altes Bäckerfahrrad zu elektrifizieren; das soll - vielen Erfahrungsberichten nach - recht gut funktionieren mit einem Vorderrad-Motor, weil die Last über dem Vorderrad liegt und so wenig Schlupf entsteht. Das Fahrrad rottet seit drei Jahren vor sich hin, weil die Hinterrad-Nabe kaputt gegangen ist und nicht unkompliziert zu ersetzen war. Fahr- und Transporteigenschaften fand ich aber damals für meine Zwecke ausreichend - in der Ebene.
Inzwischen bin ich umgezogen, wohne etwas auf dem Berg, 3,5 km fern des nächsten Supermarktes und möchte nicht dauernd mit dem Auto einkaufen. Mit dem Rad muss ich also beladen auf dem Rückweg ca 70 Höhenmeter bewältigen, bergab fahre ich in 95% der Fälle leer.
Da ich sowohl Hinterrad mit Rücktritt, als auch Vorderrad inklusive Trommelbremse ersetzen werde, ist das Rad also ganz ohne Bremse. Das kaputte und durchgerostete Hinterrad ersetze ich durch ein Lasten-Hinterrad mit dicken Speichen und einer Shimano Nexus 7-Gang Nabe mit Rücktritt oder Rollenbremse. Am Hinterrad möchte ich zusätzlich eine klassische Felgenbremse installieren, damit ich zwei Bremsen habe. Dass diese beide am Hinterrad ansetzen, während die Last auf dem Vorderrad liegt, ist mir bewusst. Aber ich gebe selbst durch mein Eigengewicht Last auf das Hinterrad und fahre mit Beladung fast ausschließlich bergauf oder in der Ebene. Die Bremsanforderungen bleiben aus meiner Sicht gemütlich, es ist ein Bäckerfahrrad, das fahre ich ja nicht, wie etwa ein Fahrradkurier sein Bullit fährt.

2. Meine konkreten Fragen:
a) Das Hinterrad gibt es in einer Variante mit klassischem Rücktritt und in einer Version mit Rollenbremse - welche bremst besser?
b) Die Gabel hat im Moment keine eingebaute Befestigungsmöglichkeit, an der man eine Scheiben- oder Cantilever-Bremse anbauen könnte. Gibt es eine Möglichkeit, am Vorderrad eine Bremse zu installieren, wenn dort das 20 Zoll-Rad mit Elektromotor sitzt? Oder diese recht spezielle Gabel zu ersetzen/modernisieren?
c) Wieviel Bremswirkung entsteht, wenn ich den Vorderrad-Motor auf Rekuperation schalte, also in den „Schubumkehr-„/Auflade-Modus?
d) Hat jemand, der die Vorgeschichte gelesen hat, eine konstruktive Idee zu meiner Problematik?

Jetzt freue ich mich auf Rückmeldungen und schicke viele Grüße!

Roland

PS: Ich habe, diese Anfrage in diesem und im Pedelec-Forum gepostet, um den Kreis möglicher Rückmeldungen zu vergrößern und Lastenrad- sowie eBike-Spezialisten anzusprechen.
 

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Zwei Bremsen an einem Rad kann man machen. Hatte ich auch schon überlegt.

Zur hinteren Nabe:
Achte auf die Einbaubreite! Ein paar Millimeter Differenz sind beim Stahlrahmen kein Problem, ideal ist es aber nicht. Von 112mm (innen gemessen) würde ich nicht auf 135mm aufweiten.
Anhand dieses Maßes würde ich die Nabe aussuchen. Es gibt diverse Shimano-Naben mit Rollenbremsen (entgegen der Werbung nicht wartungsfrei) und diverse Sturmey-Archer-Naben mit Trommelbremsen.
Rücktritt möchte ich nicht empfehlen.

Ist das hinten 26" (559) oder 24"? Je kleiner, desto weniger würde ich am Hinterbau aufweiten.
 
Hallo wagner 136. Willkommen in der Anstalt.
Danke für den Hintergrund, das vereinfacht vieles.

2a: in der Bremswirkung sind beide, da ähnlich konstruiert, ähnlich. Eien Rollenbremse hat den Vorteil, dass sie je nach Modell einen mehr oder minder großen externen Kühlring hat, der sie standfester macht.
Ausserdem hat sie einen Freilauf, was schön ist, weil man duie Pedalen in die richtige Startposition oder vor Kurven in Sicherheit bringen kann.
Das hat den Nachteil, daß sie einen Bremshebel am Lenker benötigt, so dass es mit VR Bremse und 2. Felgenbremse hinten am Lenker voll wird...
Aber ich denke, Du könntest auf die 2. Bremse hinten auch verzichten.

2b: Man kann einen Scheibenbrems- / Trommelbremshalter anlöten lassen oder die Gabel ersetzen. Beispiel:
Dann wärest Du aber auf einen Motor mit Rollenbremsaufnahme angewiesen, der ist teurer als "normale", da seltener nachgefragt.
Ich habe zufällig (ich höre Holzwurm und Kistenfahrrad leise kichern wenn ich so was schreibe...:)) eine 20" Gabel in schwarz mit mindestens 40cm Lenkrohr und Cantilever Bremssockeln, da könnte dann auch eine V-Brake oder hydraulische Magura HS 11/22 ran.

2c. Weiß ich nicht. Die Sinnhaftigkeit von Rekuperation wird im Pedelec Forum gern und ausschweifend diskutiert. Ich finde Getriebemotoren besser, da sie durch die Übersetzung auch bei niedrigerer Drehzahl (sprich Geschwindigkeit) schon nennenswert Schub und weniger Wärme aus dem Strom machen. Motoren mit Rollenbremsaufnahme gibt es soweit ich weiß nur als Getriebemotor, aber nicht als Direktläufer.

2d Ich würde eine Gabel mit tauglicher Bremsaufnahme (z.B: von Lowtech, der ist voll nett! ;-) )nachrüsten, da gute V- oder hydraulische Felgenbremsen anbringen. Oder eine neue Gabel mit Scheibenbremsaufnahme suchen. Dann einen Getriebemotor im Vorderrad nachrüsten und hinten eine Nabenschaltung mit Freilauf und Trommel- oder Rollenbremse. Ich würde wohl (weil ich sie kenne) zu einer Nexus 8 greifen. Gegenüber der 7 hat sie den Vorteil, einen direkten, verlustarmen Gang zu haben. Ausserdem hat sie ein ordentliches Übersetzungsspektrum ohne gleich wirklich teuer zu werden. Zu Sturmey Archer Naben kann ich nix sagen, SRAM S7 mit Trommel gibts nicht mehr neu und der Ruf ist nicht überall der beste.

Alle Teile würde ich sowohl hier als auch im Pedelec Forum anfregen.
Einen Pedelec Umbausatz würde ich (subjektive Meinung) beim chinesischen Direktvertrieb (Aber mit Lieferung aus D!) ordern.

Ein gebrauchter Umbausatz geht auch, Motoren die auf andere Raddimensionen hin gebaut wurden, alufen im 20" Rad dann langsamer in der Spitze.

Beim Umbau würde ich immer im Pedelec konformen Bereich bleiben und mir Tuning oder zu starke Motoren sparen.
 
Den Ausführungen von @lowtech ist eigentlich nichts hinzuzufügen, außer dass ich mich ob der Gabel aus dem Fundus auf ein breites Grinsen beschränke ;)

Und ich würde mich dem Rat, vorne eine Bremse zu verbauen anschließen. Das Bäckerrad ist ein "kurzes" Rad, also ist die vordere Bremse die mit der größeren Bremswirkung.
Und zwei Bremsen hinten würde ich nicht machen. Die blockieren dir zusammen das Hinterrad, woraufhin es ausbrechen wird. Das ist zwar eigentlich meistens gut kontrollierbar, aber ich wäre wahrscheinlich im Falle des Falles nicht in der Lage, Rücktritt und Felgenbremse entsprechend zu koordinieren um die Situation zu entschärfen... Außerdem ist schon eine V-Brake alleine in der Lage, das Hinterrad zu blockieren, da braucht es nicht noch eine zweite Bremse dazu, du gewinnst nichts und bekommst durch den Rücktritt nur den Nachteil, dass du die Pedale zum anfahren nicht frei positionieren kannst.
 
Sehe das auch wie @kistenfahrrad & @lowtech. Vorderradbremse halte ich auch für wichtig und 2 Bremsen am Hinterrad eher für gefährlich. Ich habe ein Falter-Bäckerrad ("single-speed") mit Rücktrittbremse. Diese nervt mich immer mal, da ich lange schon kein Rad mehr mit Rücktrittbremse gefahren bin. Da würde ich immer Freilauf bevorzugen.
Wenn du das Rad nur fahrtüchtig machen willst und nicht restaurieren dann würde ich die Gabel aus dem unerschöpflichen Fundus von @lowtech zurückgreifen. Ansonsten von einen Schlosser Cantileversockel von einer alten Gabel an die original Gabel schweißen lassen.

Würde mich freune, wenn du von dem umbau ein paar Bilder mit beschreibung hier reinstellst. Dann habe ich eine Vorlage, um mein Falter, wenn ich mal Zeit habe, umzurüsten.

Das leise Kichern in Richtung Süden verkneife ich mir, bin ja selber Jäger, Frickler & Sammler ;)
 
Also ich bin überwältigt von der Eintauchtiefe und der Qualität eurer Tipps. Sehr cool - vielen Dank!

@lowtech
Wie komme ich denn an deine Gabel? Ich würde sie gerne in mein Falter verbauen.
Kennst du einen deutschen Direktvertrieb für 20 Zoll-Pedelec-Motoren aus China?

Ich habe keine historischen Ansprüche beim Umbau, Funktionalität geht hier klar vor. Und gerne dokumentieren ich den Umbau!
 

Zum Beispiel.
Oder über Yosepower.
Mit ausführlicher Beratung und grosser Kompetenz aber entsprechendem Preisaugschlag zum Beispiel auch EBS oder elfkw.at

Die Gsbrl messe ich gern und wenn die passt, schicke ich sie dir gern zu einem fairen Kurs.
 
Hallo Roland,

ich hab' mir im Winter ein Lastenrad mit e-Unterstützung gebaut und hatte ähnliche Sorgen. Wenn Du Dich für eine Scheibenbremse vorne entscheiden solltest, biete ich gerne an, Dir eine Aufnahme zu bauen und diese an Deine Gabel zu schweißen. Das war bei meinem Bau eine der leichteren Übungen. Felge und Bremse sollten dazu aber schon da sein. Ich hab' eine 30,-€ Clarks M2 Bremse genommen. Tolles Ding, wenn's nicht zu teuer sein soll. Das empfehle ich hier einfach mal. Ich bin aus Stutensee, also in Radelreichweite.

Gruß,

Carsten
 
Haha, jetzt muss ich lachen und habe Herzklopfen. heute morgen plante ich noch ein Rad mit zwei Hinterradbremsen, jetzt bin ich dabei, mich zwischen hydraulischer Felgenbremse und Scheibenbremse zu entscheiden. :LOL::)

Erneut Danke, ich schlaf mal drüber.
 
So wie ich das Rad sehe, sehe ich keine Befestigungsmöglichkeit, weder Canti-Sockel für eine hydraulische Felgenbremse noch Platten für eine Scheibenbremse.
Ich würde Scheibenbremsplatten anschweissen lassen, das ist einfacher als so Sockel ranzuferkeln. Meine 5 c.
 
So, schon das erste Problem. Mein Hinterbau hat eine Einbaubreite von 120mm. Nexus 8 hat 135, Nexus 7 130mm. Ich habe mal ein Holzstück auf 135mm gesägt und hineingepresst. Siehe Bild.
in den Fahrradhimmel kommt man dafür sicher nicht, aber es müsste gehen. Ev. könnte man die Ausfallenden mit einer großen Rohrzange um einen Millimeter verbiegen, so dass sie wieder parallel zueinander stehen. Ist das Okay bei einem alten Stahlrahmen, oder lebensgefährlich, oder irgendwas dazwischen?
 

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Irgendwas dazwischen.
Der Rahmen macht das mit, aber nicht Parallele Ausfallenden sind nicht so schön, bei Nabenschaltung kein Problem.
Es gibt werkzeuge, die Holländer zum Reifenwechsel ohne Radausbau nutzen. Das will ich nutzen, um einigen alten Rädern ebenfalls Schaltungen zu implantieren.
 
Pass auf den Rost auf! Wenn Du da mit der Rohrzange hantierst und den Lack zerkratzt, dann beuge dem Rost vor. Auch an der einen Seitenstrebe.
Für die Ausrichtung von Ausfallenden gibt es Spezialwerkzeug, das man mit simplen Teilen nachahmen kann.
 
Hallo Roland,

etwa zur gleichen Zeit wie du bin ich mit den gleichen Überlegungen gestartet. Ich habe das mittlerweile mit einem Mittelmotor und Rücktrittbremse gelöst. Das kannst du hier Bäckerrad noch ohne Motor nachlesen.

Gestern habe ich eine erste Probefahrt einen ordentlichen Berg hoch gemacht. Das ging ganz ohne Gangschaltung schon recht gut. Auf der Ebene könne die Übersetzung noch etwas länger im Berg etwas kürzer sein. Ich plane daher noch den Umbau auf eine alte Torpedo Dreigang Schaltung.

Das schöne ist, dass das look & feel des Bäckerrads erhalten ist.

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Der Akku verschwindet gerade unter die Ladefläche.

Klaus
 
Sieht schick aus, ein Bäckerrad muss ich auch irgendwann noch einmal zulegen.
Allerdings sieht mir die Kette noch etwas lang aus, insbesondere wenn da ein Rücktritt im Spiel ist.
 
Ein Bäckerrad würd ich auch nehmen.
Der Faden Eröffner wollte noch was zur nötigen Durchlaufbreite der gesuchten Gabel schreiben, oder?
 
Hallo Roland,

etwa zur gleichen Zeit wie du bin ich mit den gleichen Überlegungen gestartet. Ich habe das mittlerweile mit einem Mittelmotor und Rücktrittbremse gelöst. Das kannst du hier Bäckerrad noch ohne Motor nachlesen.

Gestern habe ich eine erste Probefahrt einen ordentlichen Berg hoch gemacht. Das ging ganz ohne Gangschaltung schon recht gut. Auf der Ebene könne die Übersetzung noch etwas länger im Berg etwas kürzer sein. Ich plane daher noch den Umbau auf eine alte Torpedo Dreigang Schaltung.

Das schöne ist, dass das look & feel des Bäckerrads erhalten ist.

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Der Akku verschwindet gerade unter die Ladefläche.

Klaus


Ich hätte ein 26 Zoll Hinterrad mit Shimano 3 CC Nabe, Rücktritt und Stahlfelge samt Schslthebel.
 
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