Beratung Kinder- und Lastentransport

Hallo,
bei der Suche nach einem geeigneten Lastenrad für den Kindertransport kommen für mich folgende Anforderungen (in der Priorität) in Frage:

1. Fahrverhalten, Ergonomie für den Fahrer, Sitzposition (sportlich, gemütlich, oder irgendetwas dazwischen)
2. Bremsen (Standfestigkeit, Bremskraft, Wartbarkeit, Bedienbarkeit)
3. Übersetzung und Art der Schaltung den Anforderungen entsprechend (Terrain, Nutzungsprofil, gewünschte Geschwindigkeit)
4. Motor ja/nein --> wenn ja, welches Konzept
5. Skalierbarkeit auf verschiedene Fahrer (Rahmenart- und Größe, Speedlifter usw.) --> Umbaumöglichkeiten durch möglichst wenig Spezialteile
6. Platzangebot auf der Plattform und Nutzbarkeit
6. a Canopy für Kindertransport (Qualität, Wasserdichtigkeit, Belüftung, Platzangebot, Sicherheit)
6. b Umbauoptionen wenn die Kinder größer werden (welche Größe past max. ins Canopy?, Sitzbank, Gurte...)
7. Gewicht
8. Preis/Leistung und Design
9. Zubehör, welches eventuell später zugekauft werden kann/muss. Passt Standardzubehör wie zum Beispiel die Weberkupplung für Anhänger, oder simple Montage von Gepäckträgern.

Das alles sind für mich Anforderungen, die jeder natürlich mehr oder weniger subjektiv für sich gewichtet.
Ich mache das jetzt mal Beispielhaft für meine letzte Entscheidung beim Kauf eines zweiten Lastenrades:

0. Ein Longjohn war prinzipbedingt gesetzt.
zu 1. Ich nehme das Load als Referenz, da es schon lange im Fuhrpark ist. Ich fahre gern schnell und eher sportlich (getreckter Oberkörper) und bis auf Bullit und Douze konnte kein Rad das bieten. Der Lenkradius ist beim Douze ein Traum, kein anderes Longjohn lässt sich so einfach manövrieren. Beim Losfahren sind alle drei Räder etwas gleich zu fahren, das Douze etwas leichter durch die sehr direkt übersetzte Lenkung. Das Load ist komfortabel und schwer, liegt wie ein Brett und ist nicht aus der Ruhe zukriegen, Bullit und vor allem Douze sind wendiger, direkter und etwas knackiger.
Eine Federung brauche ich nicht, dicke Reifen tun es auch, vor allem weil Federgabeln im 20-Zoll-Bereich oft schwerer, zu wartender Spielkram sind (u.a Spinner...).
zu 2. Disc-Bremsen sind für mich Pflicht, 203er Scheiben auch, es muss mindestens eine 4-Kolben-Anlage nachrüstbar sein.
zu 3. Da ich gern sportlich fahre und das Bike für Radtouren im gebirge herhalten muss: Kettenschaltung mit frei wählbarer Überstetzung. Da sind Mittelmotorkonzepte teils schon hinderlich, da oft nur ein Kettenblatt fahrbar ist.
zu 4. Ist Geschmackssache, für mich ist wichtig, dass der Motor (Mitte oder Hinterrad nachrüstbar ist), daher erstmal ohne
zu 5. Das Load ist da sehr flexibel und schnell auf verschiedene Fahrer anpassbar, absolut top. Das neue Rad sollte nur für mich sein, fester Vorbau, feste Sattelhöhe.
zu 6. Die Load-Ladefläche ist klein, die Sitzbank ok, die Gurte einfach aber gut. Das Canopy haben wir selbst gebaut, kann daher zum Original nichts sagen. Mit 6-jährigen ist dann bald Schluss, andere sind deutlich größer. Douze bietet verschiedene Größen an, das 800er Vorderteil ist riesig und sehr breit, das 600er schon deutlich größer als die Ladefläche vom Load. Mir reicht das 600er. Für das Douze sprachen ein sehr durchdachtes Canopy (aufblasbar), zwei verschiedene Sitzmöglichkeiten.
zu 7. "schweres" Thema :) Gewichtsangaben im Prospekt sind oft Schall und Rauch, ähnlich wie Verbrauchsangaben von Automobilherstellern. Daher habe ich die Standardwerte verglichen, Bullit und Douze sind hier eher die leichte Liga, Load dazwischen und alles anderen z.T. deutlich schwerer. Das ist enorm spürbar beim fahren.
zu 8. Letztlich wurde so ein Hobel immer teurer als gedacht, ich nehme gern ein Kettenschaltung aus Kosten- und Gewichtsgründen, dafür die hochwertige Bremse, lieber keine Federung, dafür gutes Licht. Die Qualität vim Douze hat mich positiv überrascht, vor allem im Verhältnis zum Load, dass doch deutlich hinter den R&M-eigenen Ansprüchen hinterherläuft. Letztlich ist das immer eine Frage des Geldbeutels und auf welche Art man sich das schönrechnet... :)
zu 9. Da war kein wirklicher Unterschied bei den Anbietern erkennbar, alle in der Auswahl stehenden Kandidaten boten in etwa gleiches.

Auf Basis dieser meiner Überlegungen habe ich mich für ein 600er Douze Messenger mit 1x11 Kettenschaltung entschieden.

Fahr es doch mal Probe, abschreiben würde ich es trotz des stolzen Preises nicht. Die 800er-Ladefläche reicht für Maxicosi plus Kind daneben aus, es ist schnell teilbar (eventuell für Transporte im Auto, oder bei Unterbringung im engen Keller) durch Steckachsen und enorm wendig. Auch kannst du anhand des Rad, da es verschiedenste Getriebe- und Motorkonzepte miteinander vereint, dein persönlichen Favorit (Motor und Schaltung) erfahren. Auch wenn dann letztlich doch kein Douze werden sollte.

Viel Spaß beim Suchen und Finden

Schnubu
 
Direktläufer fallen aus meiner Sicht schon deshalb raus, weil sie sich "komisch" fahren. Vermutlich gewöhnt man sich daran, aber ein Mittelmotor fährt sich einfach "natürlicher".

Das würde ich so pauschal nicht sagen, das hängt m.M. eher ab vom Gesamtkonzept (Regelungselektronik etc.). Ich kann Dir nur raten viele Probefahrten zu machen. Ich war am Ende überrascht in einer durchaus hügeligen Gegend bei einem Direktläufer zu landen.
 
Da würde ich nochmal das Rapid einbringen wollen. Vorderrad-Motor mit Planetengetriebe auf 20", d.h. extremes Drehmoment und durch das kleine Rad kommt die Kraft auch auf die Straße. Ist wichtig bei Zweirad bergauf, damit Du nicht zu langsam wirst.
Ja, Mittelmotor haben oft eine superschicke, tretabhängige Regelungselektronik. Das mag beim normalen Zweirad schick sein, beim Lastenrad braucht man so oder so volle Kraft. Und weniger Regelungselektronik heißt auch weniger komplexe Elektronik, die ausfallen kann.

Noch ein Vorteil VR-Motor: Kannst hinten problemlos Nabenschaltung verbauen und der Motor zieht Dir nicht Kette und Schaltung kaputt (wie Mittelmotor) sondern entlastet das ganze eher. Und Chemnitz hat eher kontinentaleres Klima als z.B. Freiburg, d.h. im Winter auch mal Schnee und Eis über längere Zeit. Da haste mit VR-Motor+Hinterrad-Muskelantrieb quasi Allrad-Antrieb. Ein Motor, der das Hinterrad antreibt schiebt Dich dann eher aus der Kurve bei Eis/Schnee statt Dich auch mal einen glatten Bordstein hochzuziehen.

Schaltung: Spar nicht an der falschen Stelle, nimm lieber kalkulatorisch 5-10 EUR mehr im Monat an Abschreibungen in Kauf und lass Dir ne Rohloff einbauen. Die ist unkaputtbar, schaltet auch unter Last zuverlässig und die kannste auch in 30 Jahren bei kaputtem Rad noch ausbauen oder weitervererben.
 
So, nach einiger Zeit bin ich nun stolzer Besitzer eines Urban Arrow Family. Nach den ersten 200km muss ich sagen: Kein Fehlkauf. Ich bin sehr zufrieden.

Ist aber halt wirklich ein Rad für den Kinder/Familieneinsatz. Ein Bullit ist da sicher flexibler. Aber für mich: super Sache. Ganz großes Dankeschön an alle die geholfen haben.
 
Glückwunsch! Ich bin seit zweieinhalb Jahren Besitzer eines Urban Arrows und habe den Kauf nicht bereut! Bin gespannt auf Deine Erfahrungen!

Leider werde ich meines nun verkaufen (müssen). Wir sind umgezogen und die Distanzen lassen sich nicht mehr sinnvoll mit einem Lastenrad überbrücken. Schade schade :(
 
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