Weiter gehts: Hier mein Bericht zum Bau der Deichselbefestigung mit Auflaufmechanik.
Der Übersichtlichkeit halber versuche ich ab jetzt mal eine Art Inhaltsverzeichnis für alle Beiträge des Baufortschritts zu erstellen und entsprechend immer anzugeben. So wird der Bericht hoffentlich etwas einfacher nachzuvollziehen ohne alle Beiträge in diesem Thread hier durchsuchen zu müssen.
Bisheriger Fortschritt:
Der grobe Plan + Aufbau des Fahrgestells
Meine Motivation: Warum ein Fahrradwohnwagen?
Bau der Auflaufbremse #1: Grundlegende Gedanken
Bau der Auflaufbremse #2: Deichselbefestigung
Wie im ersten Teil berichtet, habe ich mich nach einigem Hin und Her dazu entschlossen, eine Wippenkonstruktion zur Realisierung der Auflaufbremse zu bauen. Hierzu habe ich zunächst verschiedene Handskizzen angefertigt und schließlich ein CAD-Modell am Computer erstellt, um flexibel die Dimensionierung der einzelnen Komponenten ändern und ausprobieren zu können. Außerdem wird die Konstruktion später CNC-gefräste Teile benötigen, welche direkt anhand der CAD-Daten erstellt werden können. Dies mag im ersten Moment etwas kompliziert oder nach "zu viel des Guten" klingen, möchte man doch am liebsten alles selbst und per Hand fertigen können. Für mich, der aktuell ohne Werkstatt im heimischen Wohnzimmer werkeln muss, stellt dies aber die einfachste und praktikabelste Möglichkeit dar. Große gewerbliche Anbieter für CNC-Bearbeitung finden sich zuhauf, sind meist aber auch sehr teuer. Ein Spartipp ist es allerdings, in entsprechenden Foren nach privaten Fräsenbesitzern zu suchen, welche ihre Dienste im Rahmen z.B. eines Kleingewerbes häufig sehr günstig anbieten - dann reicht meist sogar eine bemaßte Handzeichnung, wenn man selbst kein CAD-Programm zur Hand hat.
Meine Konstruktion sieht nun also wie folgt aus:
Das obere Vierkantrohr ist ein 30x30x2 mm starkes Aluminiumrohr, in welches die Deichsel eingesetzt werden kann. Das untere Rohr misst 30x20x2 mm und wird innerhalb meines Fahrgestells verbaut. Auf diese Weise wird eine Relativbewegung von ca. 3 cm zwischen Deichsel und Hänger ermöglicht. Zusätzlich ist auf der Unterseite ein 30 N starker Gasdruckdämpfer angebracht, welcher die Mechanik in den ungebremsten Zustand drückt. Für den ersten Aufbau habe ich die meisten Komponenten zunächst 3D-gedruckt. Auf diese Weise habe ich die Möglichkeit, die Dimensionierung z.B. der Hebelarme zu testen, bevor ich diese für die finale Version aus Aluminium fräsen lasse. Bereits die Stabilität der gedruckten Komponenten erscheint mir aber sogar völlig ausreichend für erste Testfahrten zu sein.
Für den Zusammenbau habe ich zunächst jeweils 3 Löcher mit einem Durchmesser von 8 mm in das Deichsel- sowie Hängerrohr (Nr. 1 und 2) gebohrt, durch welche anschließend zurechtgesägte M8 Gewindestangen (Nr. 3) als Achsen geführt werden können. Der Abstand zwischen den Löchern beträgt jeweils ca. 150 mm. Da die Deichsel in das Deichselrohr eingeschoben werden können soll, muss hier zusätzlich ein Abstand von 170 mm zur Vorderkante des Deicheselrohrs berücksichtigt werden - dies entspricht etwas mehr als der Einschublänge meiner Weberdeichsel. Um eine möglichst leichtgängige Bewegung zu erlauben, habe ich alle Gelenke kugelgelagert. Hierfür kommen 608ZZ Kugellager (Nr. 4) zum Einsatz, welche in die Hebelarme (Nr. 5) eingesetzt werden können. Damit diese nicht aus den Hebelarmen herausfallen können, werden sie durch das Anschrauben von Deckelplatten (Nr. 8) fixiert. Vor der Montage der Hebelarme auf die Gewindestangen werden vorher noch 2 mm starke Unterlegscheiben (Nr. 7) aufgeschoben, damit die Hebelarme nicht am Aluminiumrohr schleifen können. Zuletzt wird alles durch Muttern fest angezogen. Da die Muttern ausschließlich auf den Inneren Kugellagerring drücken, besteht keine Gefahr des Verklemmens, auch bei festem Anzug. So wird eine stabile und recht spielfreie Verbindung erreicht. Um ein Verformen der Aluminiumrohre hierbei zu verhindern, habe ich zuvor noch kleine Stützblöcke in die Rohre eingesetzt (Nr. 6 und 10). Zuletzt kann der Dämpfer (Nr 11) auf der Unterseite montiert werden. Hierzu habe ich den original beiliegenden Kugelkopf auf das Rohr geschraubt und für die andere Seite ein kleines Gelenk gedruckt (Nr. 9). Dieses kann mit einer 5 mm Gewindestange an den entsprechenden Löchern der Hebelarme befestigt werden.
Es bleibt ggf. noch zu erwähnen, dass die Muttern gesichert oder aber selbstsichernde Muttern verwendet werden sollten.
Für eine stabile Befestigung der Mechanik mit dem Hänger habe ich das hängerseitige Rohr zunächst mit 4 Winkeln an den Rahmen genietet und anschließend noch an beiden Enden mit 3 mm starken Aluminiumdreiecken verstärkt - diese sind sowohl mit Epoxidharz als auch 5 mm Nieten befestigt. Zur besseren Montage habe ich zuvor Abstandshalter gedruckt, sodass ich das Rohr mit genau 65 mm Versatz zur äußeren Rahmenstrebe parallel anbringen konnte - dies ist wichtig, damit der Hänger später auch mittig hinter dem Rad läuft.
Auch habe ich in das Deichselrohr noch entsprechende Aussparungen gebohrt, um die Deichsel einstecken und verriegeln zu können. Auf diese Weise lässt sie sich relativ einfach abbauen, um die Länge des Hängers z.B. zur Lagerung etwas zu reduzieren.
Das vorläufige Gesamtergebnis sieht nun so aus:
Auffällig ist natürlich, dass die Deichsel aktuell oberhalb des Fahrgestells montiert ist. Wie in meinem ersten Beitrag erwähnt sollte der Hänger auf diese Weise genau gerade stehen - und dabei trotzdem möglich tief gelegt sein, um ein Umkippen zu erschweren (tiefer Schwerpunkt). Da im Innenraum auf der Seite der Deichsel ohnehin eine Bank als Schlaf- und Sitzfläche integriert wird ist dies auch kein großes Problem, dann wird der Boden dort einfach etwas höher gelegt. Sollte es sich beim ersten Ankuppeln aber zeigen, dass der Hänger auch bei unten montierter Deichsel ausreichend geradesteht, so kann diese sehr einfach auch nach unten montiert werden.
Auch bleibt es abzuwarten, ob der Federdämpfer richtig dimensioniert ist. Über den Lochabstand an den Hebelarmen kann ich hier noch ein wenig nachstellen, auch könnte ich die Vorspannung noch erhöhen, indem ich den Dämpfer näher am Hebelarm befestige. Gefühlt sollte er aber schon relativ passend dimensioniert bis etwas zu stramm sein. Dies wird sich dann bei ersten Testfahrten mit Beladung zeigen.
Soviel also zum zweiten Teil zur Auflaufbremse. Im dritten Teil folgt die Bremssattelanbringung und Bremszugverlegung, ggf. auch schon eine erste Probefahrt.
Viele Grüße
Jan