Soo, weiter gehts und es gibt wieder über Fortschritte zu berichten, die (wohl anspruchsvollere) Hälfte der Auflaufbremse ist fertiggestellt und ich bin mit dem Ergebnis soweit sehr zufrieden. Hier zunächst einmal meine grundlegenden Gedanken zum Eigenbau:
Bau der Auflaufbremse #1: Grundlegende Gedanken
Da der Hänger in beladenem Zustand recht sicher ein Gewicht von 40 kg überschreiten wird, ist der Einbau einer Bremse wohl empfehlenswert. Diese 40 kg an welchen ich mich hier orientiere stammen aus dem "Merkblatt für das Mitführen von Anhängern hinter Fahrrädern" $ 67 StVZO, welches meines Wissens nach zwar nur eine Empfehlung darstellt und rechtlich nicht bindend ist - dennoch möchte ich meinen Bremsweg nicht unnötig verlängern oder am Ende gar einen Unfall riskieren.
Grundsätzlich sehe ich zur Realisierung 2 Möglichkeiten
Entweder, die Bremse des Hängers wird mit den Bremshebeln des Fahrrads gekoppelt, oder aber löst dann aus, wenn der Hänger auf das Rad aufläuft (Stichwort: Auflaufbremse). Erstere Möglichkeit habe ich für mich ausgeschlossen, da mein Fahrrad über hydraulische Bremsen verfügt. Zwar konnte ich nach einiger Recherche hier sogar Hydraulikkupplungen für Fahrradbremsen finden, dennoch bringt mir diese Lösung zu viel Umbauaufwand am Fahrrad selbst mit sich. Auch möchte ich bei dieser kritischen Komponente keine Fehlfunktion riskieren und am Ende ohne jegliche Bremsleistung darstehen. Bleibt also noch die Möglichkeit der Auflaufbremse.
Leider findet sich nach einer ersten Recherche nur sehr wenig zu Auflaufbremsen für Fahrradanhänger. Einen Hersteller, welcher ein Bremssystem ohne Anhänger verkauft, konnte ich leider nicht finden. Auch brauchbare Baupläne sind sehr rar, meist finden sich nur (Foren-)Beiträge wie meinen hier, in welchen über den Selbstbau mehr oder weniger ausführlich berichtet wird. Am häufigsten scheinen Knickgelenke nahe der Kupplung eingesetzt zu werden, wie auch von Rene Kreher selbst (siehe Bild,
aus diesem Video). Diese bieten den Vorteil, dass die Bremsmechanik nahe am Rad und somit in einem noch nicht so hoch belasteten Bereich liegt. Die Anschlussstelle der Deichsel am Hänger kann somit ohne Aufwand sehr solide gestaltet werden um die höheren Kräfte bzw. Momente abzufangen.
Ein Nachteil des Knickgelenks sehe ich darin, dass mir keine praktikable Möglichkeit der Umsetzung ohne Schweißverbindungen und/oder den Eigenbau einer Deichsel einfällt. Da Schweißen für mich persönlich keine Option darstellt und mir auch die nötigen Geräte zum Biegen von Aluminiumrohren (zum Selbstbau einer Deichsel) fehlen, fällt das Knickgelenk für mich leider raus.
Es braucht also einen Mechanismus, welcher eine lineare Bewegung zwischen Deichsel und Hänger erlaubt und gleichzeitig ausreichend hohe Kräfte abfangen kann. Hierzu habe ich zunächst nach Linearführungsschienen geschaut, wie ich sie aus dem Bau von Fräsmaschinen und Co. kenne. Diese bieten zwar eine sehr hohe Präzision (welche für die Bremse nicht benötigt wird), dies schlägt sich jedoch Preis und Gewicht nieder. Als Alternative habe ich mir auch Linearauszüge (wie z.B. im Backofen verwendet, aber auch als "Schwerlastauszug" in noch stabiler erhältlich) angeschaut, und war auch kurz davor einen einzubauen. Hierzu habe ich die Kuggellager aus drei Backofenauszügen in einen einzigen gesetzt, um die Stabilität weiter zu erhöhen. Ich habe leider nur noch ein Bild wie ich die Auszüge gerade von ihrer Backofenhalterung trenne:
Der Auszug schien zunächst sehr robust und bietet sogar genug Freiraum um beide Hälften zu vernieten (also eine an den Hänger, eine an die Deichsel). Nach provisorischen Belastungstests hat sich die Schiene aber leider etwas aufgebogen. Auch wäre sie bei mir nicht witterungs- bzw. spritzwassergeschützt gewesen und hätte wohl häufig gereinigt und nachgefettet werden müssen. Schwerlastauszüge habe ich leider nicht in ausreichend kurzer Länge gefunden und dieses Konzept daher auch verworfen.
Als letzte Idee blieb mir der Bau einer Wippenkonstruktion. Auf diese Weise ist eine sehr stabile Verbindung von Deichsel und Hänger bei gleichzeitiger Wartungsfreiheit möglich, da ausschließlich eine Bewegung in den Gelenken stattfindet. Diese lassen sich vergleichsweise einfach abdichten. Ein Nachteil ist natürlich, dass keine rein lineare Bewegung in Fahrtrichtung stattfindet, sondern immer auch ein leichtes Heben/Senken. Dieses fällt mit (in meinem Fall) wenigen Millimetern jedoch so gering aus, dass sich der Anhänger beim Auflaufen nur unwesentlich neigt.
Die von mir anschließend zunächst am Computer entwickelte Konstruktion ist hier vorab schon einmal zu sehen. Das obere Vierkantprofil stellt die Deichsel dar, das untere den Hänger.
Mehr zur Funktionsweise und dem Bau dann im nächsten Beitrag, sonst wird es hier noch viel zu viel Text
Bis dahin viele Grüße
Jan