Lieber Gerhard / "moose",
noch einmal als Nachtrag, ausführlichere Antwort: Ich segele leidenschaftlich gerne und daher ist mir das Thema "Probleme mit Bootslacken" gut vertraut. Ich habe, wie alle anderen auch (oder die meisten), jahrelang schlampampert im Umgang mit Chemikalien zur Bootspflege, Lackierung etc.. In dem technisch orientierten Bootsmagazin Palstek, technisch soll heißen, dass keine 100.000-Yachten gefeatured werden, sondern brauchbare Tipps für den Alltag gegeben, waren einmal Artikel zum Thema Lacke und Klebstoffe erschienen. So ganz grundsätzliche, "langweilige", das soll heißen: eigentlich GUTE! Als Chemie-Laie gingen mir die Augen über vor lauter wertvoller, differenzierter Informationen.
Bei den Lacken, ich bleibe mal im Bootsbereich, ist das nämlich so: Die Boote haben unterschiedliche Materialien, Holz, GfK, Alu, Stahl (gar auch Beton gibt es), die Außenhaut der (häufig von Privathand gestrichenen) GfK-Boote hat auf dem GfK noch eine dünne Schicht "Gelcoat", eine schützende und sehr harte, sehr glatte Deckschicht. All das praktischerweise natürlich wasserfest, abriebfest, stoßfest, Bewuchs-hemmend (es werden auch spezielle Bewuchs-Hemmer verstrichen). Mehrlagige Verarbeitung, na ja, und so weiter.
Das Konzept des "ich kaufe mir jetzt mal irgendwas Gutes (teures) und streiche darüber" geht fast immer schief. Aber selbst schleifen und grundieren erfordert Kenntnis der Voranstriche, der Verträglichkeiten. Das geht leider oft so weit, dass genervte Boote-renovierende Laien zu dem Prinzip übergehen: Nur noch Gleiches auf Gleiches. Und daher selbst einen Herstellerwechsel bei vergleichbarer Chemikalie tunlichst vermeiden. Umgekehrt schränken die Hersteller die Garantie ein, wenn nicht der Voranstrich auch von denen war.
Ein Hokuspokus.
Ich will es ausdrücklich schreiben: ich habe Mitleid mit eurer fruchtlosen Arbeit, dem Ärger. Mir selbst ist mal was sehr Blödes passiert, als ich in Eile, im Frühjahr, kurz nach Frost, einen Gebrauchtkauf Jollenkreuzer ohne Grundierung gestrichen habe. Doof war das. Das Ergebnis nach wenigen Monaten schon katastrophal, alles blätterte peu a peu ab.
Daher: Nehmt doch ruhig mit der Firma Babboe Kontakt auf zu dem Problem, fragt nach, was die verwenden, was die empfehlen.
Gut möglich allerdings, dass nach eurer Nitro-Orgie ein Teil der Imprägnierung mit futsch ist und andererseits die Oberfläche jetzt noch schwerer rein zu schleifen und zu streichen ist.
Das Selbernachbauen speziell der Babboe-Kiste ist wegen der Profilierung mit gebogenen Hözern 1:1 sicher schwierig und es würde ein Andersbauen werden - vielleicht aber mit Vorteilen.
Und andererseits liefert Babboe ja die Kiste (die Bretter dafür) als Ersatzteil, da die Angelegenheit scheinbar DOCH auch gerne mal weg-wittert. Es gäbe ja da meines Wissens "neuerdings" auch gute farbliche Alternativen.
Das mit der Klebefolie wäre nicht mein persönlicher Geschmack, ist aber sicher auch ein guter Tipp. Ich würde aber auch hier angesichts des stattgehabten chemischen Angriffs auf das wohl Buchenholz noch vorher mal nachfragen, ob der Kleber auch dann gut hält.
Wäre es mein Rad, dann würde ich genau diese Situation als eine gute Gelegenheit zum Neubau und Besserbau der Kiste annehmen. Das Original mit den Rundungen ist geschmeidig für das Auge, aber aus praktischer Sicht kann man sicher was verbessern. Nicht zuletzt die aus meiner Sicht blöde Verdeck-Lösung.
Gutes Gelingen, so oder so, Beste Grüße aus Berlin!
Manuel