Geschafft,
nach langem Warten und einigen Verzögerungen durfte ich vor zwei Wochen das Load abholen. Da der nächste Riese und Müller Händler 43 km entfernt beheimatet ist, hatte ich gleich bei der Heimfahrt die Gelegenheit das Rad ausführlich zu testen. Anschließend gab es an dem Wochenende natürlich weitere Möglichkeiten, die Vor- und Nachteile des Load zu erfahren. Mit meinen nachfolgenden Erfahrungsbericht werde versuchen, euch meine Eindrücke zusammenzutragen...
1. Erstkontakt/Außen
Ein neues Fahrrad zu kaufen und in Empfang zu nehmen, ist immer ein toller Moment. Bei einem Lastenrad ist das nicht anders - eher noch etwas intensiver. Das Load gibt es in vier Farben: Cyan, grün Limette, schwarz und weiß. Ich habe mich für die weiße Variante entschieden. Weiß ist freundlich, zeitlos und zurzeit modern. Bei den bunten Farbtönen hatte ich die Befürchtung, dass wir uns zu schnell satt sehen könnten. Schwarz war mir hingegen schlicht zu dunkel. Es dreht sich ja schließlich um ein Kindertransportrad. Die Farbentscheidung habe ich nicht bereut. In weiß sieht das Load sehr schick aus. In Kombination mit den Ballonreifen und den Federelementen macht das Load einen sehr sportlichen - fast schon aggressiven Eindruck.
Die Kindersitze, Gurte, Griffe oder Sattel - fast alles wirkt sehr hochwertig. Gemessen am Preis ist das jedoch keine Überraschung.
Einige Details sind besonders (teils auch negativ) aufgefallen bzw. hervorzuheben:
- Der Gepäckträger ist sehr gut integriert und gut nutzbar, z.B. für Radtaschen. Auf dem Gepäckträger befindet sich eine Gummilasche, die sich zum Befestigen von entsprechenden Lasten eignet.
- Weniger edel erscheinen die Plastikschutzbleche an Vorder- und Hinterrad. Auf Grund der dünnen Befestigungsstreben ist die Verkabelung zum Rücklicht um die Strebe "gewickelt". Das entspricht nicht unbedingt dem Premiumanspruch der Marke (Riese und Müller gilt als selbsternannte Premiummarke im Fahrradbereich). Die verbaute Konstruktion wurde wahrscheinlich aus Gewichtsoptimierungsgründen gewählt. Anders kann ich mir das nicht vorstellen.
- Der Fahrgastraum/Ladebereich kann optional mit niedrigen oder hohen Seitenwänden ausgestattet werden. Ich habe mich zum Schutz des Kindes für die hohen Seitenwände entschieden. Diese bieten einen bündigen Abschluss mit dem Regenverdeck und haben zudem Befestigungsöden um Lasten zu sichern.
- Das Regenverdeck - bei Lastenräder eines der wichtigsten Zubehöroptionen. Beim Load hat es einige Vorteile, bietet aber auch Verbesserungspotential. Das Regenverdeck kann jederzeit in gefühlten 10 bis 15 Sekunden abmontiert werden. Die Montage dauert ca. 1 bis 2 min. Das Verdeck nimmt wenig Platz weg und kann in 2 verschiedenen Höhen eingestellt werden - je nach dem wie groß das Kind ist. Großer Kritikpunkt hier sind die Klettverschlüsse für die Seitenscheiben. Diese haben sich teils schon nach 2 Wochen gelöst.
2. Raumökonomie
Gewiss, das Load ist kein Raumwunder. Jedoch reicht das Fassungsvolumen der Ladefläche für einen mittleren Einkauf mit drei 6er-Pack Mineralwasser und den üblichen Lebensmitteln aus. Zur Not können Radtaschen dazu genommen werden. Für manchen sicherlich ein No-Go für ein Lastenrad. Meiner Meinung nach jedoch vollkommen ok, wenn sperrige Sachen vorne ins Fahrrad geladen werden und das Kleinkram in Radtaschen untergebracht wird. Das muss am Ende jeder für sich entscheiden. Mit Radtaschen lassen sich die Einkäufe auch angenehm ins Haus tragen.
Das Load haben wir bisher meistens mit unserer Tochter genutzt. Dabei passte der Kindersitz von Römer millimetergenau in die Transportbox. Insofern sehr praktisch, jedoch dann neben dem Kindersitz kein weiterer Platz in die Box. Der Rest wird dann in die Radtaschen gepackt. Hier bieten andere Lastenräder mehr Platz. Der Umstand war mir aber vorher bewusst.
Ohne Babyschale passen in die Box zwei Kinder (in Kombination mit 1-Jährigen und 4-Jährigen getestet). Der Platz für 2 Kinder ist meines Erachtens ausreichend. Wobei die Altersgrenze vermutlich bei 6 Jahren liegt. Für ältere Kinder reicht die Beinfreiheit nicht.
3. Technik
Herzstück der Load's ist der Motor. In meinem Fall ein Bosch Performance CX. Der Motor ist kombiniert mit der stufenlosen Nuvinci 380-Schaltung und harmoniert perfekt mit dieser. Das Rad hat einen 500wh Akku, der in ca. 4,5 h aufgeladen ist. Sobald die Spannung des Akkus für den Motor nicht mehr ausreicht, bleibt der Bordcomputer funktionsfähig.
Auch alle restlichen Komponenten überzeugen. Die schön häufiger gelesene Kritik an der Frontleuchte kann ich nicht nachvollziehen Diese ist zwar kein 100 Lux-Strahler, die Lichtausbeute reicht mir vollkommen aus (m.E. 40 lux).
Das Rad ist bekanntlich vollgefedert. Eine Seltenheit bei Lastenrädern. Am Hinterrad gibt es ein Rahmenschloss. Ungünstig ist, dass es für das Rahmenschluss und für das Schloss vom Akku jeweils einen separaten Schlüssel gibt. Ein gemeinsamer wäre besser.
4. Fahrerlebnis
Was soll man sagen. Das Rad fährt sich perfekt. Die Federung ist sehr komfortabel und in Kombination mit den Ballonreifen sehr weich. Für den Kindertransport und den Einkauf ideal. Die Unterstützung mit dem CX Motor ist genial. Steigungen gibt es gefühlt eigentlich nicht mehr. Im Alltag reicht der Eco bzw. Tour Modus meistens völlig aus. Diese unterschieden sich nicht vom normalen Performance Motor. Fahre häufig aber auch ohne Unterstützung. Sobald Steigungen in Sichtweite sind, wechsel ich bei Bedarf auf Sport oder Turbo. Hohe Geschwindigkeiten sind kein Problem - jedoch nur ohne Kind... Bei meiner Abholfahrt war die Maximalgeschwindigkeit 57 km/h (bergab). Dabei gab es keine Beanstandungen hinsichtlich des Fahrverhaltens. Mit dem Rad kann man aber auch langsam um enge Kurven fahren, wobei der Radius konstruktionsbedingt entsprechend groß ist.
Mit der ersten Akkuladung (500wh) kam ich auf 79 km inklusive Berg und Talfahrt und 40% Stadtanteile. Wobei sich hier die 46 km lange Fahrt vom Händler ohne regelmäßiges Anhalten/Anfahren positiv auf die Reichweite ausgewirkt hat. Vermutlich komme ich im Alltag eher auf 50 bis 60 km.
5. Fazit
Insgesamt bin ich sehr zufrieden und freue mich über jede Fahrt mit dem Load - nicht verwunderlich, es ist schließlich das bisher modernste Fahrrad, welches ich gefahren habe. Den Mangel am Verdeck werde ich versuchen selbst zu reparieren.