Alpenüberquerung mit Load & Hinterher

Beiträge
31
Hallo Forumsgemeinde,


20200908_132253.jpg



Ich bin im Spätsommer 2020 mit diesem Gespann von München nach Kroatien (Istrien) gefahren. Meine Routenplanung erfolgte über Komoot. Der Hinweg war ca. 560km und knapp unter 6000 Hm. Diese Strecke habe ich in 5 Tagen mit 4 Übernachtungen zurückgelegt.
In diesem Urlaub war die der Weg das Ziel sonder das Ziel das Ziel. Aus diesem Grund hatte ich ziemlich viel Gepäck (Gewicht) dabei, da ich dann zwei Wochen in Kroatien auf einen Campingplatz Urlaub machte. Aufgrund diesen zwei Wochen wollte ich auch etwas Komfort haben. Deshalb hatte ich unter anderem einen Kühlschrank ((Kompressor) die schwarze Kiste ganz hinten auf dem Hänger), Gasgrill, Bettwäsche, 2-Mann-Zelt, Hängematte, Strandmatte, Tarp, Tisch, Stuhl, Kabeltrommel, ...
Insgesamt hatte ich also ziemlich viel Gepäck dabei. Gewogen habe ich das Gespann leider nicht. Mit Fahrer waren es auf jeden Fall über 300 Kg.
Die Gespannlänge haben 4,80m ergeben.
Ich muss sagen, dass ich diese Tour so mit diesem Gespann nicht noch einmal machen würde. Obwohl ich insgesamt 6 Akkus dabei hatte, habe ich mein erstes Tagesziel von 175km (ca. 1200 hm) nicht mit Strom erreichen können, obwohl ich bei km 135 noch mal mit 3 (2x4A und 1x6A) für eine Stunde nachgeladen habe. Die letzten 10 km musste ich leider ohne Akku bergauf treten. An diesen Tag war ich über 12 Stunden im Sattel. Am ersten Tag hatte ich die Unterkunft fix gebucht, deswegen wollte ich diese unbedingt erreichen. Die Unterkünfte der nächsten Tage hatte ich immer spontan gebucht...
Der erste Tag war allerdings nicht der Grund, weshalb ich diese Tour nicht noch einmal so machen würde. Der zweite Tag war entscheident. Am Fuße des Großglockners hat meine zweite Etappe gestartet. Vor dem Start habe ich erstmal das Motorritzel auf die kleinst möglichste Zähneanzahl angepasst. Am Terminal wo die Kraftfahrzeuge ihre Gebühren zahlen müssen ist mir leider der Hänger umgekippt. Aber dank guter Ladungssicherung ist nicht viel passiert. Mir hat es das Rücklicht abgerissen und die Bodenplatte des Hängers ist seitdem etwas verbogen. Aber es konnte weitergehen... Natürlich habe ich bis ich oben angekommen bin sehr lange gebraucht. Aber ich habe sehr viel Zuspruch und Beifall von überholenden Auto-, Motorrad & Rennradfahrer erhalten... Als ich dann oben angekommen war, dachte ich, dass das schlimmste für den Tag überstanden war.... ... So war es leider nicht. Denn ich habe für die Abfahrt genau so lange wie für die Auffahrt benötigt. Als mir nach der dritten Kehre meine Hope Tech 3 V4 mit innenbelüfteten Scheiben mit 203er Durchmesser übergekocht sind, bin ich gerade so noch zum stehen gekommen. Daraufhin musste ich spätestens jede zweite Kehre zum Abkühlen der Bremsen anhalten. Außerdem sind mir auf dieser Abfahrt durch die extremen Kräfte am Vorderrad Speichen gerissen.
Durch die Ereignisse der ersten zwei Tagen war ich schon mal sehr ernüchtert. Denn es folgten noch viele Kilometer und außerdem noch der Plöckenpass nach Italien.
Was mich außerdem noch etwas zermürbt hat, dass mir ab den 3,5ten Tag der Hinter trotz SQ Lab Sattel und SQ Lab Polsterhose extrem geschmerzt hat. Mein Hintern war an den Sitzknochen tatsächlich Wund gescheuert und hat nach Ankunft trotz Salzwasser über eine Woche gedauert, bis die Wunden nicht mehr genässt haben. Hier wäre ich für Tipps sehr dankbar.
Zum Schluss hatte ich noch 15 km vor meinem Ziel einen Platten (mein erster und letzter auf dieser Tour) ... ;-(
Während meines Aufenthaltes in Kroatien hatte ich mich dafür entschlossen, dass ich mich nach dem Urlaub abholen lasse (mit Gepäck und Gespann). Ich wollte mir und dem Material nicht noch einmal die gleichen Strapazen wie auf dem Hinweg zumuten.
Da ich allerdings in Zukunft gerne wieder so einen ähnlichen Urlaub unternehmen möchte, habe ich mich dazu entschlossen mir einen hydraulische Auflaufbremse für meinen Hinterher XXXL zu konstruieren. Hier stehe ich nun mittlerweile 90 % vor der Fertigstellung.
Auf dieser Tour habe ich gelernt, dass ich auf meiner nächsten Tour auf jeden Fall eine 1 KWh Powerbank mit Solaranschluss mitnehmen werde.
Außerdem würde ich gerne nochmal mit diesem (upgegradeten Gespann) nach Kroatien fahren. Hier wäre ich dankbar für Tipps von euch. Der Alpe Adria Radweg geht ja auch mit sehr wenigen Höhenmetern an Mittelmeer. Soweit ich allerdings weiß, muss man auf diesem Radweg ein kurzes Stück mit einem Zug zurücklegen. Dies ist natürlich mit diesem Gespann sehr schwer zu bewerkstelligen. Weiß eventuell jemand, wie man diesen Zugabschnitt mit so einem Gespann umfahren kann?


Ich bin sehr gespannt über Antworten, Tipps, Anregungen,...
 
Erstmal großen Respekt für die Tour. Ich hatte da auch mal den Gedanken einer „Luxusradreise“ und bin mit 35kg Anhänger ohne Motor in Florenz auf den höchsten Campingplatz hoch (ich meine der hieß irgendwas mit Panorama). Da ist mir auch die billige Achskupplung meines 50€ Anhängers verbogen und bei der ersten Abfahrt die billige Hyes Stroker Ride Scheibenbremse ausgeglast.
Zu deinem Sattelproblem sei nur so viel gesagt, SQLab ist halt nicht das Allheilmittel. Vorallem haben die ja auch mehr Varianten. Beim Sattel gilt probieren, probieren, probieren. Was dem einen passt, kann für den anderen fürchterlich sein! Der Sattel muss halt einfach zum Hintern passen.
 
Wow, hardcore! Das nächste mal mit halbem Gepäck und Unterkunft?
Mein Hintern war an den Sitzknochen tatsächlich Wund gescheuert und hat nach Ankunft trotz Salzwasser über eine Woche gedauert, bis die Wunden nicht mehr genässt haben. Hier wäre ich für Tipps sehr dankbar.
Wie lang waren denn die Touren die du sonst so gefahren bist? Wieviel "Hornhaut" hatte denn dein Sitzfleisch?
 
Nachtrag zum Sattel:
DEN Sattel für dich gibt es halt auch nicht. Ich fahre je nach Rad / Sitzposition einen anderen Sattel.
Ich hatte bei meiner „langen“ Radtour (1100km in 7 Tagen) das Glück, dass der Sattel einfach gepasst hat ...
 
Frage zum Sattel. Welcher SQ Lab wars denn? Vielleicht sogar zu krass gepolstert?

Wenn ich auf dem Gravel oder Endurance 100k + fahre, dann ist der jeweilige Sattel eher hart und die einzige Polsterung kommt vom Einsatz in der Radhose.

Und ansonsten stimme ich den anderen Kommentaren zu. Den perfekten/universellen Sattel gibt es nicht, nur der Sattel, der persönlich passt und vorher durchaus ausgiebig getestet wurde.

Zur Reise: Kudos!!!!
 
Ich würde bei Deiner nächsten Tour einfach ein Auto nehmen. Das passt zu Deinem Gepäck irgendwie besser ;) Wo bleibt denn da der Spaß am Radeln??? Camping soll auch ohne Kühlschrank möglich sein - muss aber nicht. Aber mach es wie es Dir Spaß macht...
Zum Hintern: ne gute Radhose (die Unterschiede bei den Hosen sind gewaltig) und ne gute Creme wie "Eules Gesäßcreme" hilft.
 
Zum Sattelproblem. Ich bekomme bei meinen Pedelecs, die nicht allzu sportlich sind, auch am ehesten Probleme, weil man eben stärker "sitzt", als wenn man ohne Motor tritt; hier nimmt man ja Gewicht vom Podex.
Aber im Übrigen: Hammertour!
 
Starke Tour!
Ich war letzten Sommer 1300 Kilometer an der Ostsee unterwegs. Ich mag Radhosen überhaupt nicht und fahre regelhaft ungepolstert. Mir passt der Brooks C17 Carved perfekt - aber da ist jedes Hinterteil individuell. Wichtig sind mir Hosen (und Unterhosen), die auf der Auflagefläche zwischen Hintern und Sattel keine Nähte haben, auf der Haut darf es gerne Merinowolle sein.
 
Hey,

vielen Dank für euer Feedback.
Sattel war ein SQ-Lab 60x. Allgemein ist ja SQ-Lab nicht zu stark gepolstert. Wenn ich einen Tag fahre, dann fahre ich sonst auch ohne Polsterhose. Bin in der Vergangenheit natürlich auch schon Mehrtagestouren gefahren, allerdings noch nicht fünf Tage am Stück. Mit Nähten an der Unterhose habe ich vor über 10 Jahren schon schlechte Erfahrung gemacht...
Die letzten drei Jahre waren es bei mir ca. 20 000 km im Sattel.

@webline
Mit dem KFZ ist keine Alternative, da kein KFZ bzw. Führerschein vorhanden...
Camping ohne Kühlschrank ist für mich keine Alternative.

Klar, man kann auch Vorort ein Wohnanhänger oder ähnliches mieten, dann spart man sich einen Großteil am Gepäck. Ist aber nicht das gleiche. Deswegen suche ich nach alternativen Routen zum Mittelmeer, der Bau der Auflaufbremse & die 1 KWh Powerbank (leider wieder mehr Gewicht)
 
@Fetcher - dir hat wohl niemand gesagt, dass so eine Tour nicht möglich ist. Und dann kommt das dabei raus: du ziehst es einfach durch!
Respekt! Deine Bremsengeschichte erinnert mich an die Erzählungen meines Onkels, der Ende der 50er zusammen mit zwei Kumpels mit dem Radl von Regensburg nach Venedig gefahren ist. Natürlich ohne Gangschaltung, Rücktrittbremse hinten und Stempelbremse vorne. Die haben sich einen Stock zurechtgeschnitzt und haben den dann als Hilfsbremse unter die Kurbel geklemmt, damit am Boden kratzend sind sie so dann die Pässe runter.
 
auch von mir meinen höchsten Respekt...(y)
Mein Hintern war an den Sitzknochen tatsächlich Wund gescheuert und hat nach Ankunft trotz Salzwasser über eine Woche gedauert, bis die Wunden nicht mehr genässt haben. Hier wäre ich für Tipps sehr dankbar.
"Ilon protect" ist mein Tip. Ich kombiniere dazu 2 Bibs mit unterschiedlichen Polstern übereinander.
 
Wahnsinnstour. Ungefähr das krasse Gegenteil unserer Sommerreisen, bei denen der Weg das Ziel ist und bei denen wir deutlich minimalistischer reisen. Und vor allem packen.

Und ich glaube, genau da würde ich ansetzen. Fahrradtechnik ist nicht für 300kg über Alpenpässe gebaut. Mit der Auflaufbremse machst du die ganze Fuhre noch komplexer und anfälliger.

Ehrlich gesagt würde ich bei der Zielsetzung und mit dem Gepäck ein Auto nehmen. Daher: Respekt!

t.
 
Herrliche Aktion und danke für den Bericht!

Ich bin zwar noch nie mit einem "Hinterher" gefahren, habe aber Erfahrung mit diversen zweispurigen Fahrradanhängern. Daher stelle ich mir nur eine Frage...
[...] ist mir leider der Hänger umgekippt.
wie das?!
 
@nikls
Naja, das war ganz klar meine Schuld. An dem Schrankenterminal gab es eine extra Durchgang für Fahrräder. Nur mit meinem Gespann bin ich da leider nicht durchgekommen. Nebenan war eine Straße, die nur durch eine Böschung getrennt war. Also bin ich die kleine Böschung runtergefahren (Höhendifferenz ca. 1,5m). Am unteren Ende der Böschung war dann auch noch ein Bordstein von ca. 15cm. Dieser Bordstein war dann Schuld, dass der Hänger gekippt ist. Zum Glück sind hier ja keine größeren Schäden entstanden.
Am Ende hat die Aktion leider nichts gebracht, denn die Straße war nur ein Weg zu einem Wildpark. Also durfte ich wieder ein Stück zurück fahren, dass ich wieder auf die normale Passstraße komme. Nun bin ich auf der normalen PKW-Spur geblieben. An der Schranke angekommen bat ich eine Mitarbeiterin mir bitte die Schranke zu öffnen. Hier gab es ein bisschen Diskussion, da die Mitarbeiterin anfangs darauf beharrte, dass hier nur ein Durchgang für PKW´s ist... Ich musste ihr also erklären, dass ich beim Fahrraddurchgang nicht durchkomme...
 
Sehr coole Aktion! Auch wenn ich mich auch eher der Leichtgewichtsfraktion anschließen würde.
Bzgl. des Zusatzakkus und der Solarzellen wurde in einem Thread hier schon einmal ausführlich über Vor- und Nachteile gesprochen:


Da du mit dem Akku ja nicht direkt den Bosch Motor antreiben kannst, wirst Du wohl einige Umwandlungsverluste haben. Und für zusätzliche Reichweite werden die Solarzellen auf z.B. der Fläche deines Anhängers kaum sorgen (falls das das Ziel sein soll).
 
Zurück
Oben Unten