Auch von mir noch etwas Senf dazu:
Du erwägst ja auch ein Bakfiets.
Ich fahre (allerdings erst seit 2 Monaten) das Bakfiets Cargobike long croozer steps.
- Ich fahre an meinem normalen Rad auch mit sehr tiefer Lenkstange. Nach 2 Monaten ist aber das Bakfiets-style Fahren genauso normal für mich. Ich würde es für einen Tag ausleihen und irgendwo wo es hugelig ist ein paar Dutzend km probefahren. Dann siehst du, ob das für dich passt.
- Das Bakfiets kostet (mit guten Bremsen und einigen Extras) ziemlich genau 4000 Tacken. Es ist damit für die Qualität und Ausstattung die es bietet um rund 1000-2000 e billiger als die Konkurrenz (da du ein Preislimit erwähnt hast).
- Weiterer großer Vorteil: die Kinderausstattung ist sehr durchdacht (allgemein oft bei Holland Lastis besser als bei deutschen). Die Bänke sind schön hoch und breit, so dass die Kinder normal sitzen und nicht die Beine gerade ausstrecken müssen (ein Problemchen z.b. beim Packster, unsere Kinder mogen das nicht). Es gibt auch meines Wissens nach kein Rad das eine so große Vielfalt an Erweiterungen hat (außer bedingt das Bullitt). Z b. Verdecke von Clarijs oder Que Bee. Außerdem ist die Breite und Länge ausreichend für bis zu 4 Kinder (das ist für dich aber weniger relevant).
- Was du aber berücksichtigen solltest: Ihr wollt u.u. 2 Kinder im Rad unterbringen, ich nehme an, irgendwann ein größeres und ein Baby? Da musst du schauen dass die rein gehen. Hier im Forum schreiben sie, ein Kind und ein Baby (z.b. in der Weberschale) passen nicht auf eine Bank. Das würde heißen, du brauchst dann eine 2. Bank fürs Rad+ Weberschale drauf, oder genug Platz für drn Maxicosi.
- Wir fahren das Baby im MaxiCosi und unsere beiden Großen (2 und 4 Jahre) auf der hinteren Bank.
Theoretisch geht 1 Kind plus Baby im Maxicosi auch in einem kürzeren Rad als dem Bakfiets, aber dann hat das große Kind kaum Platz für die Beine! Hat aber jemand hier schon mal so gemacht. Für Kurzstrecken akzeptabel...
Falls ihr also ein Baby im Maxicosi mehr als nur so 2 km fahren wollt, sollte es mindestens so lang wie das Bakfiets sein. Da wäre bereits das Bullitt zu kurz...
Mit der Weberschale sieht das natürlich anders aus. Da gehen auch kürzere Räder.
- Das Bakfiets ist absolut fahrstabil bis mindestens 52km/h bergab (mehr hatte ich mich noch nicht getraut, hab meistens Kinder dabei!) Es gibt einige Räder, die ordentliches Lenkerflattern bei höheren Geschwindigkeiten haben.
So viel zu den Vorteilen.
Neutral/für Berge eher suboptimal:
- Die Shimano Di 2 8 Gang Schaltung (Spreizung (= Unterschied zwischen leichtestem und schwerstem Gang) hat gute 300%). Sie ist so übersetzt, dass man wirklich jeden Berg hoch kommt (probiert bis ca 14% Steigung im Wald). Dann allerdings fehlt es auf der anderen Seite: bei 30km/h hast du eine Kadenz (=Trittfrequenz) von ca. 80/min. Wenn du flott bei >30 kmh mittreten willst, ist das unpraktisch.
Die NuVinci Schaltung (gibts auch fürs Bakfiets) wiederum erlauben eine höhere Spreizung (380%), allerdings hat die NuVinci ca 15% Kraftverlust. Das bedeutet Verlust an Geschwindigkeit und Akkukapazität. Auch nicht optimal... Es beschweren sich außerdem hier immer wieder mal Leute über die NuVinci. Sie scheint höheren Belastungen nicht immer gewachsen zu sein. Da musst du dich aber noch etwas umhören.
-10 Fach Kettenschaltungen bieten dir auch rund 380% Spreizung, gibts aber nicht ab Werk fürs Bakfiets (u.u. kannst du fragen, ob dein Händler sie nachrüsten würde). An Kettenschaltungen muss man halt öfter die Kette, Ritzel und Kassette tauschen. Preis-Leistungsmasig scheint sie mir aber trotzdem sehr gut zu sein, zumindest wenn es die ab Werk fürs Rad gibt.
Eine wirklich gute Schaltung wäre die Rohloff, aber die kostet weit über 1000 Tacken extra. Das muss nicht sein, es geht auch anders.
-Der Motor, Shimano Steps 6000, hilft sehr gut und kräftig. Das Fahrgefühl ist trotzdem wie ohne Motor (nur leichter ;-)). Wenn du über die 25 km/h hinaus fährst, merkst du einen leichten Tretwiderstand weil du einen Teil vom Motor mitbewegst. Sind vielleicht 5 % Kraftverlust.
Du kommst wie gesagt jeden Berg damit hoch, auch mit 70Kg Zuladung. Allerdings z.b. eine Steigung von 10% nur mit 12-15 Km/h, je nach Kondition.
-D.h. wenn du richtig Berge fahren willst, musst du dich entscheiden, ob das reicht oder du einen stärkeren Motor für mehr Speed haben willst. Shimano bietet zwar auch den e8000 Motor an, der deutlich stärker ist. Ich weiß aber nur vom Bulitt dass er dort verbaut wird. Kostet auch einiges an Aufpreis. Würde ich beim Bulitt trotzdem empfehlen wenn du länger Steigungen > 5-8% fahren willst und die Zeit eine größere Rolle spielt. Generell: je höher die Berge, desto mehr macht sicg ein + an Motorleistung bezahlt. Es geht auch mit weniger, aber wenn du die Wahl (und das Geld) hast und viel fharen musst, kann es sinn machen.
- Bosch-Motoren haben einen ordentlichen Tretwiederstand wenn du schneller als 25 kmh unterwegs bist, weil wohl der ganze Motor mitgedreht wird. Und deine Beschreibung klingt so, als ob du das
wahrscheinlich auch mit dem Lastenrad uber 25 kmh fahren wirst. Dann bremst dich dann ein Bosch Motor schon aus. Dafür ist der Bosch Performance Cx motor richtig leistungsstark am Berg. Da bist du schneller steile Stellen hochgefahren.... Es gibt aber genauso gute Motoren von Shimano, Brose, oder Bafang. Halt je nach Rad...
->Das gelbe vom Ei sind hier sicherlich die Brose-Motoren, wie sie Douze cycles verbaut. Bei über ca. 25 kmh kuppelt der Motor komplett aus-> gar kein Tretwiderstand vom Motor. Und sie haben auch Modelle die so leistungsstark sind wie der Bosch CX.
-Wie es bei Nabenmotoren aussieht (wie z.b. beim Radkusche Rapid) weiß ich nicht. Ich wollte immer einen Mittelmotor haben. Nominell sind die Mittelmotoren stärker an Steigungen, weil sie die Schaltung mit verwenden können. Ob das auch in der Praxis so ist kann ich nicht wirklich beurteilen.
Wichtig beim Berge hoch fahren ist auch das Eigengewicht. Bakfiets und Load bzw. Packster haben je ca. 50Kg (auch wenn Riese und Müller tw. kleinere Werte nennt, aber die stimmen nicht, denn die sind ohne Kinderausrüstung). Das Baboe wiegt um die 70 Kg. (Laut einigen Händlern). Longtails wie Yubas oder das Tern GSD wiegen viel weniger. Damit kraxelt es sich deutlich besser. Allerdings aben sie nur bei yibagroße Räder. Beim Tern taugen die kleinen Räder ME hauptsächlich für gut auspaltierte Straßen.
Der Riemenantrieb ist so eine Sache. Er hält länger wie die Kette (er muss seltener gewechselt werden als eine Kette). Dafür kostet er mehr Kraft beim Treten. Außerdem geht er ausschließlich für Nabenschaltungen. Wenn Geld keine Rolle spielt, kann man den erwägen. Ansonsten lieber erwas sinnvolleres dafür kaufen ( z.b. 2. Oder 3. Akku) und sich freuen dass das Rad leicher fährt als mit Riemen. Ich lehne mich mal etwas aus dem Fenster und behaupte, dass der Riemen hauptsächlich ein Design-Feature ist (wogegen prinzipiell auch nicht viel einzuwenden ist, wenn er als solches gekauft wird).
Das ist alles aber Theorie. Am wichtigsten ist, dass das Rad für euch passt. -> Möglichst viele Räder probefahren, am besten an Steigungen, und schauen ob das mit dem Kindertransport im Rad gut klappt. Die anderen Geschichten, wie Motor und Schaltung, sind weniger wichtig als die Funktionalität. Ich hätte z.b. gerne das Riese und Müller Packster 80 gehabt, weil Kettenschaltung, starker Motor, 27,5er Hinterrad. Aaaaber beim Packster ist die Kinderausstattung derart mies, dass man das meiste selber bauen müsste. Was dann der berühmte letzte Tropfen war, die RuM Lastenräder haben nur knapp 150 kg Zuladung MIT Fahrer/in. Das ist für uns zu mau.
Nur das ein mal anzusprechen, wenn der weg zu Kita selber kurz ist, könntest du auch ein einfacheres Lastenrad nehmen und an der Kita ein normales E-Bike deponieren, womit du dann zur Arbeit fährst. Dann müsstest du nicht das schwere Lastenrad über 30 km fahren, und könntest fast jedes Lasti nehmen. Akzeptable Ebikes gibts ab so 2000€. Mit der Kombi E-Bakfiets plus Ebike wärest du allerdings bei 6000€ (immer noch billiger als z.b. ein Load).
Ich empfehle aber wirklich, erstmal Räder probefahren, mindestens 2 Modelle auch für längere Strecken/Hügel. Wenn du ein gutes Gefühl auf einem Rad hast, zählt das viel mehr als die Technik dahinter! Bakfiets hat uns von Anfang an gefallen. Hätte ich mich nicht so sehr ins für uns letztendlich ungeeignete Packster verguckt, hatten wir unser Rad 4 Monate früher gehabt...