Lenkung am Bullitt flattert wenns Flott wird

Ein Lenkkopflager einfach strammer einstellen ist sehr grenzwertig. Zerlegen, reinigen, genau begutachten, wenn alles i.O. mit neuem Fett zusammenbauen und richtig einstellen.
Es kann, so hatte ich es mal, auch ein Riss in einer Lagerschale sein.

Wie man oben lesen kann sind die beiden Steuersätze richtig eingestellt, davor wurden sie gereinigt, gefettet und auf unebenheit geprüft.

Bin schon ein paar Jahre als 2Radmechaniker unterwegst und ziemlich sicher auf dem richtigen weg, dazu ist das Problem ja durchs Versteifen des Lenkgestänge erkannt.

Kleiner Tip: Lenkkopflager überprüfen und nachziehen, Gelenkkopf an der Gabel überprüfen und ggf. tauschen, Muttern zwischen Gelenkkopf und Lenkstange festziehen, wenn noch nicht vorhanden Lenkungsdämpfer einbauen.

Dies ist bis auf dem Lenkungsdämpfer alles vor meinem ersten Post geschehen, die frage warum sollte ich nach rund 30000km ohne probleme einen Lenkungsdämpfer einbauen?

unauffälligere Lösung wäre: Nimm die Lenkstange, flex sie auseinander, füll sie mit Bleisand, Schweiss sie wieder zu. Das dürfte auch funktionieren und evtl. kannst du bei einen Stangengewicht von 10 kg so

A. ) Das Lenkgestänge ist offen. B.) glaub ich nicht an deine These das es sich nicht um ein versteifen handelt.
 
Was ist mit der Felge und der Bereifung? Wenn alles sonst in Ordnung scheint und das Problem plötzlich begann - könnte das Laufrad Schuld sein? Warum auch immer?
 
Kleine Denkanregung für die Fest-Schraub-Fraktion:

Wenn die Lagerpunkte der Lenkstange fester werden, findet die Lenkstange noch leichter ihre Eigenschwingung. Genau das Gegenteil ist der Fall: je lockerer ihre Lagerpunkte, desto mehr Störimpulsen ist sie ausgesetzt und desto weniger können sich aufschaukelnde Eigenschwingungen herausbilden.
 
Mal eine ganz dumme Frage:

Was spricht dagegen, daß @eisenbart schlicht und ergreifend das Alu-Profil an der Lenkstange belässt?
Gut befestigen, so daß sie sich nicht lösen und die Lenkung stören kann und fertig!
 
Vermutlich sieht das Profil nicht schön aus und dürfte auch überdimensioniert sein. Je nach persönlichem Anspruch kann man es so lassen oder eben nach der Minimallösung suchen.

Weiter oben war von „Bleisand“ die Rede. Den würde ich nicht nehmen, aber die Lenkstange mit Sand* auffüllen und mit einem Korken verschließen könnte auch funktionieren, wäre unauffällig und reversibel. Die Lenkstange muss an sich nicht verstärkt werden, nur ihre Schwingneigung eingedämmt.


* Oder Schwarzpulver? :D
 
Dieses Bild habe ich aus dem unten zitierten Beitag.

Beim Urban Arrow ist die Lenkstange mit einem Gummiband und dieser Schalufe versehen. Vielleicht ist so etwas ja auch eine Lösung?

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So mein Händler hat mir ein neues Gewinde eingesetzt und auch gleich die Halterung befestigt. Nun bin ich auch endlich mal dazu gekommen ein Bild zu machen. Funktioniert einwandfreie Halterung und man hat auch nichtmehr so die Schläge wenn man über eine Bodenwelle fährt.Anhang anzeigen 3226

Bei unserem alten Kinderwagen war die Schwingneigung des Vorderrades sehr stark vom Luftdruck und von der Belastung abhängig.

Hier noch ein Beitrag aus dem Wikipedia:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Lenkerflattern

Gruß hinnakk
 
Zuletzt bearbeitet:
Was ist mit der Felge und der Bereifung? Wenn alles sonst in Ordnung scheint und das Problem plötzlich begann - könnte das Laufrad Schuld sein? Warum auch immer?

Der Vorderreifen läuft sauber und die Felge hat keine nennenswerten Höhen oder Seitenschläge ( der Nabendynamo klickert etwas, hör aber nur ich ( liegt wohl am Hörgerät ))
Mal eine ganz dumme Frage:

Was spricht dagegen, daß @eisenbart schlicht und ergreifend das Alu-Profil an der Lenkstange belässt?
Gut befestigen, so daß sie sich nicht lösen und die Lenkung stören kann und fertig!
Da spricht nichts dagegen, ich werde das auch so lassen bis ich einem der 3 befreundeten Rahmenbauer auf denn Sack gehen kann um das Lenkgestänge neu zu bauen.
 
Hallo eisenbart!

Wenn es mit der Improvisation an der Lenkstange klappt und ein kompletter Ersatz in Aussicht steht ist ja wohl alles gut.

Ungeklärt bleibt dennoch die Ursache. Auf Verdacht hin habe ich mal im Netz mit den Stichworten Eigenschwingung, Eigenfrequenz, Resonanzschwingung und so fort geschaut. Es scheint durchaus komplexe Zusammenhänge der beteiligten Bauteile (Rad, Achse, Gabel, Lenkung, etc.) zu geben. Dergestalt, dass sich Eigenschwingungen aufschaukeln können an der Lenkung eines Fahrrads.

Dass sich das Phänomen erst nach einer gewissen Nutzungsdauer einstellt würde natürlich bedeuten, dass hier Alterung (Veränderung der physikalischen Eigenschaften) der Bauteile eine Rolle spielt. Andererseits könnten bei einem derartigen Problem tatsächlich mehrere gleichwertige Lösungsansätze existieren. Je nachdem, wo man im System den Fehler vermutet und eingreift. Und das eine "schuldige" Bauteil (Lenkstange) müsste nicht unbedingt Werkstoff-technisch "hinüber" sein, sondern nur gewisse qualitative Veränderungen erfahren haben, vielleicht auch an den Verknüpfungsstellen.

Interessant wäre eine Videoaufnahme von Lenkstange und Gabel mit eingeblendeter Geschwindigkeit / Umdrehungszahl des VR. Vielleicht könnte man so einer sich aufschaukelnden Eigenschwingung besser auf die Schliche kommen. Etwas für die Physiker unter uns.

LG
Manuel
 
Bin ja immer noch der Meinung, dass der Kugelkopf durch Verschleiss in seinem Lager zuviel Spiel hat. Da reichen schon ein paar Zehntel mm.....
 
Diesen Thread hole ich jetzt mal aus der Versenkung, weil ich gestern an einem Bullitt ab 26,5 km/h starkes Lenkerflattern hatte.
Wer es schnell braucht - ganz unten weiter lesen.

#Klugscheißeralarm:
Die Basics
  • Der Steuerkopf muss richtig eingestellt sein - spielfrei und *nicht* schwergängig, geprüft mit ausgehängtem Lenkgestänge.
  • Biegeschwingungen am Gestänge kommen als Ursache eher nicht in Frage (falsche Resonanzfrequenz)
  • Aufschaukeln von schwingungsfähigen Systemen ist immer Energiezufuhr in Resonanznähe - das nennt man "Erregung"
Technisch gesprochen handelt es sich bei einer Zweiradlenkung um einen weich aufgehängten Drehschwinger (Gabel, Rad, Gestänge, Lenker).
Die Rückstellkraft (Federkomponente) kommt aus dem sog. Nachlauf: Der Reifenaufstandspunkt liegt einige Zentimeter hinter dem Punkt, an dem die Lenkachse die Fahrbahnoberfläche durchstößt. Sobald das Fahrzeug sich vorwärts bewegt, wird das Rad in Fahrtrichtung gedreht.
Wäre es anders, dann fiele man sofort auf die Nase (bei Youtube gibt es das als Experiment).

Für den Inschenjör: Schwingungsdifferentialgleichung zweiter Ordnung mit konstanten Koeffizienten und periodischem Störterm.

Der Energieeintrag kommt zu Stande, wenn die Rückstellkraft nicht in der Mitte auf Null geht, sondern aus irgendeinem Grunde hin und her wandert (periodische Erregung). Motorradfahrer behelfen sich bekanntlich mit einem Lenkungsdämpfer, der das Aufschaukeln verhindert.
Das ist aber Kurieren an den Symptomen und behebt die Ursache nicht.

Versierte Solofahrer (Motorrad) können prüfen, ob es im kritischen Bereich zum Aufschaukeln kommt: Freihändig 70-80 fahren und dann das Lenkerende anschubsen. Das auftretende Pendeln muss schnell abklingen. Schaukelt es sich auf, wird es Zeit für einen neuen Vorderreifen.

Unter Gespannfahrern sind Pendeleien an geschobenen Schwingen und Telegabeln berüchtigt, hier geht nichts ohne Lenkungsdämpfer.
Der Grund ist die verbreitete Mode, Autoreifen mit eckigem Querschnitt auf dem Vorderrad für sinnvoll zu halten. Probiert man mal einen nicht zu sehr abgefahrenen Motorradreifen, stellt sich verblüffenderweise hervorragender Geradeauslauf ein, sogar ganz ohne Dämpfer :)

Die Ursache ist der unter dem eckigen Reifenquerschnitt bei leichtesten Störungen der Fahrbahnoberfläche - wie Spurrillen - in Querrichtung wandernde Reifenaufstandspunkt. Plötzlich gibt es da eine Kraft, die aus der Geradeausrichtung weg lenkt, dann schlägt die Rückstellkraft zu, hinter der Mittellage widerholt sich das Spiel auf der anderen Seite in Gegenrichtung ... voila: die Fuhre schaukelt sich auf.

Mit einer zur Fahrtrichtung deutlich geneigten Lenkachse (der Standard Zweiradgeometrie) *muss* der Reifenquerschnitt rund sein, sonst pendelt es um die Lenkachse.
#Klugscheißeralarm Ende.

Ursache in meinem Fall: Ein sehr breiter Vorderreifen (Schwalbe Big Apple 2.15") mit deutlich zu geringem Luftdruck (1,8 bar).
Kompressor an, 4 bar rein - und buchstäblich weggeblasen ist das Pendeln.
 
Mit einer zur Fahrtrichtung deutlich geneigten Lenkachse (der Standard Zweiradgeometrie) *muss* der Reifenquerschnitt rund sein, sonst pendelt es um die Lenkachse.
Heißt das im Umkehrschluss dann auch dass bei einer steileren Lenkachse das Problem weniger stark ausgeprägt wäre?
 
Ganz ehrlich: ab 40 Sachen krieg ich auch die Flatter! ;)
 
Heißt das im Umkehrschluss dann auch dass bei einer steileren Lenkachse das Problem weniger stark ausgeprägt wäre?
Genau. Theoretisch, weil dann der Nachlauf kürzer ist (was aber die Lenkung nervöser macht) ... und praktisch! Von mir selbst erprobt im 160PS Breitreifengespann mit Achsschenkellenkung. Da flattert rein garnichts, man braucht jedoch bärig Armkraft um so ein Ding in die Kurve zu zwingen.

Wenn man sich schließlich dran gewöhnt hat gibt es in Spitzkehren nichts Schnelleres :) ... aber das ist hier schon ziemlich off-topic.
 
Theoretisch, weil dann der Nachlauf kürzer ist (was aber die Lenkung nervöser macht) ...
Jetzt bin ich verwirrt, denn hiermit implizierst du dass nicht der Winkel der Lenkachse sondern der Nachlauf der relevante Parameter ist. Was denn nun?

Bei gleichem Nachlauf, aber unterschiedlichen Lenkachswinkeln, flattert flach eher als steil?

Bei gleichem Lenkachswinkel, aber unterschiedlichem Nachlauf, flattert lang eher als kurz?

Dank im voraus für die Klarstellung!
 
Jetzt bin ich verwirrt, denn hiermit implizierst du dass nicht der Winkel der Lenkachse sondern der Nachlauf der relevante Parameter ist. Was denn nun?

Bei gleichem Nachlauf, aber unterschiedlichen Lenkachswinkeln, flattert flach eher als steil?

Bei gleichem Lenkachswinkel, aber unterschiedlichem Nachlauf, flattert lang eher als kurz?

Dank im voraus für die Klarstellung!
Sorry ... der Nachlauf ist die Hebellänge für die die Lenkung stabilisierende Rückstellkraft in *Querrichtung* (Kraft x Hebel = Drehmoment).

Die das Flattern hervorrufende Störkraft entsteht, wenn der Radaufstandspunkt in Fahrtrichtung aus der Mitte heraus zur Seite wandert, was bei abgefahrenem (eckigem) Reifen oder zu niedrigem Luftdruck passiert. Der Reifen kippt auf die seitliche Kante, die entstehende Störkraft in Längsrichtung dreht das Rad in die "falsche" Richtung und destabilisiert den Geradeauslauf periodisch.

Bei flachen Lenkwinkeln ist der Effekt stärker, weil dabei auch noch das Fahrzeuggewicht ins Spiel kommt, was bei einer "Teewagen" Geometrie mit senkrechter Achse nicht der Fall ist. Aber man kennt diese zappelnden Einkaufswagen (eckiger Rollenquerschnitt), wenn die Lenkachse durch Gewalteinwirkung verbogen ist.

Lenkungen sind kompliziert 8-b
 
Weil es vielleicht hier von interesse ist (das Bullit hat m.W. auch M8 Gelenkköpfe):
Ich habe das Flattern bei meinem Urban Arrow auch, allerdings erst ab ca. 40km/h, je nach Reifendruck.
Ein Kugelgelenk ist leicht ausgeschlagen, deswegen habe ich mir Ersatz besorgt - der allerdings schon in den Fingern Spiel hatte.. :-/
Jetzt habe ich bei http://www.sturm-praezision.de/ angefragt, ob sie ne bessere Lösung haben. Empfohlen wurde mir ein Gelenkkopf TSF-8-C-C2 (eingeengtes Lagerspiel) mit Teflonlager
Das klingt plausibel, und hat evtl den zusätzlichen Vorteil, dass er wahrscheinlich etwas strammer läuft, also etwas dämpft.
Kostet ca. 15,-, was ok wäre, mich ärgert nur der Mindermengenzuschlag für Bestellungen unter 50,-
Hat hier noch jemand Interesse, dann würde ich eine Sammelbestellung machen?
Viele Grüße, Günni
 
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