Erfahrungsbericht Radtour mit zwei Lastenrädern

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Lastenrad
2 x R&M Packster 60 HS
Hallo zusammen,

nachdem wir im Jahr 2016 bereits mit einem Kind und einem R&M Load eine Radreise von Nürnberg nach Slovenien und zurück unternommen haben und das so viel Freude bereitet hat, haben wir in diesem Jahr eine mit zwei Kindern (10 Monate sowie 6 Jahre) und zwei Lastenrädern einen Radrundreise in Südfrankreich unternommen. Ich möchte euch unsere gemachten Erfahrungen nicht vorenthalten.

Route:
Start an der Ardeche (Ruoms) hinein in die Provence, hinunter in die Camargue, über Montpellier in die Cevennen, Gorge du Tarn und zurück nach Ruoms. ca. 900 km
Anschließend eine Woche Tagesausflüge (je 50 km)

Material:
Douze mit BBS02 und Follow-Me-Tandemkupplung
R&M Packster HS
20"-Kubikes Kinderrad
Komplette Zelt- und Kochausrüstung

Was war gut?
Die Landschaft, die Franzosen (freundlich, gelassen, interessiert), keine brenzligen Situationen mit Autos, das Essen.
Tolle und günstige Zeltplätze, Frankreich war Ende Mai/Anfang Juni wie leer gefegt. Fast schon unheimlich, die Ferienorte ausgestorben zu sehen.
Das Packster hat bis auf einen Platten am vorletzten Tag klaglos seinen Dienst verrichtet. Der Bosch-Motor wurde mit einem 14-Zahn-Ritzel ausgestattet und war extrem bergtauglich. So kam man mit Eco jeden Berg hoch und war dabei recht sparsam. Die Federgabel erhöht den Komfort gerade auf welligen französischen Straßen und Schotterpassage erheblich.
Im Packster hatten wir eine Hängematte vom Thule/Chariot eingebaut und das Baby genoss sichtlich die komfortable Fahrt.
Der BBS02 am Douze ist eine Offenbarung. Kraft im Überfluss, leise, fehlerfrei, die USB-Lademöglichkeiten sind toll für Handys. Die Akkukapazitäten sind bei beiden Rädern (über 800Wh und 500Wh) ausreichend.
Und das wichtigste: Den Kindern hat es gefallen. Viel Eis, täglich baden und zelten erhöht die Stimmung ungemein.
Wir sind aufgefallen wir bunte Hunde. Lastenräder sind uns zumindest dort keine begegnet. Die Leute kamen oft auf uns zu und haben wir kamen ins Gespräch. Viele waren sehr neugierig auf die Lastenräder. Die erste Frage ist oft, wie hoch die Reichweite der Akkus ist.
Die Tagestouren und Einkäufe waren mit den Lastenrädern ein Genuss. Kinder rein, Wanderzeug rein, und ab die Post. Höhenmeter fressen geht sehr gut, selbst mit niedrigster Unterstützung.

Was war eine Herausforderung?
Die Kinder bestimmen den Takt. Das ist einfach so und muss man akzeptieren: Ansprüche runterschrauben, Tagespensum nach unter anpassen (alles zwischen 20 und 90 km dabei).
Bis alles Geraffel zusammengepackt ist, dauert es, vor allem wenn die Kinder immer mal wieder dazwischen funken. Losgekommen sind wir meist erst gegen Mittag.
Das Wetter war gruselig für südfranzösischen Verhältnisse. Es hat täglich geregnet, alles war extrem grün und die Flüsse voll. Trotzdem war es angenehm warm und gut auszuhalten.
Die Bremsen am Douze (Floating Disc 203/180 mit Zee-Vier-Kolbenbremse) waren oft am Limit in den Bergen, was im Vergleich zur Auriga am Packster erstaunlich ist. Bremskraft war stets ausreichend, aber die Standfestigkeit erstaunlich schlecht. Die Discs waren oft blau, und Rauch stieg auf, gerade auf Gefällestrecken, wo leider dauergebremst werden musste (u.a. steile Waldwege, kleine steile verwinkelte Sträßchen mit Kopfsteinpflaster).
Das Douze war deutlich schwerer beladen (wie schwer genau weiß ich nicht) als das Packster, ging bei Gefälle ab wie ein Stein. Das Packster hatte durch das riesige Verdeck einen eingebauten Bremsfallschirm.

Pannen/Verschleiß

Speichenbruch am Vorderrad des Douze, war fix repariert, weil ich es insgeheim schon erwartet hatte. Die Qualität der Speichen und Nippel am Vorderrad ist ab Werk grauenhaft billig.
Der Shutter-Nabendynamo am Douze hat mit Lagerschaden die Hufe hochgerissen.
Die Lenkung des Douze knarzt, hat Spiel und geht schwer, sehr unbefriedigend, dafür war der kleine Wenderadius gerade in den kleinen Orten sehr von Vorteil.
Der Ständer des Douze knarzt wie ein altes Sofa und hat Spiel.
Einen Platten am Hinterrad des Packster gab es zum Ende der Tour.

(Süd-)Frankreich ist eine Empfehlung gerade im Frühsommer. Als Radfahrer fühlt man sich dort wohl, die Menschen sind zuvorkommend und kinderfreundlich, die Landschaft ist unvergleichlich. Was will man mehr?

Ich würde es wieder tun, vor allem mit Lastenrad. ;)

Viele Grüße

Schnubu
 

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Vielen Vielen Dank für den Bericht. Ich zerbreche mir seit Wochen den Kopf wie man sowas machen kann, da wir in Italien waren und ich das gerne mit Rädern machen würde. Ich hab halt nur eine Frage - wie war die Anfahrt und Rückfahrt?
Wir haben 2 Rapids ;-)

Ach so: Thema Bremsen. Ich habe die Magura MT5 203 / 203 und meine Frau auch die Auriga 180 / 180
Die MT5 hatte ich noch nie ansatzweise an der Grenze, trotz 300Kg. Systemgewicht und Bergab usw. Die Auriga mochte ich nicht, aber bei meiner Frau läuft die auch super. Ich hatte mit der Tektro halt am Anfang mit Druckpunkt und Belastbarkeit probleme und dann auf MT 5
 
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Nachdem ich lange überlegt hatte, wie ich die Lastenräder möglichst schadfrei zum Zielort transportieren kann, blieb nur das Auto und ein geliehener Anhänger.
Die Bahn ist zu teuer und dauert zu lange, Flug fällt raus, Mietbus ist auch zu teuer.
Im Anhänger habe ich zwei Holzschienen hineinimprovisiert, die Räder stehen auf ihren Ständern und sind verzurrt. Perfekt.
In Frankreich gibt es kein spezielles Tempolimit für Anhänger. Tempomat auf 130 und ab die Post.
 

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Alles klar, danke für die schnelle Antwort. Hab gestern mal geguckt von Bremen nach München Sprinter mieten 250€ Frau & Kinder mit Zug und dann ab da los zum Gardasee, war so mein Gedanke und zurück gleiches Spiel oder ähnlich. Aber Auto stehen lassen mit Hänger ist auch ne gute Option
 
Coole Sache! Danke für den Bericht! Ich liebäugel ja mit so einer Art Urlaub auch. Leider haben wir keine Anhängerkupplung - das ist wahrscheinlich wirklich die beste Möglichkeit, Lastenräder zu transportieren in dem Fall.
Kurze Frage zum followme: wie machen die Kinder das so mit? Haben die schnell keine Lust mehr, hinten drauf im Sattel zu sitzen oder geht das auch auf längeren Strecken gut? Ist sicher alters- und kindabhängig, aber nur mal so, um einen Eindruck zu bekommen...
 
Danke für den Bericht. Wann sehen wir uns eigentlich mal wieder im RL? Die nächste CM wird bei mir wohl auch wieder nichts...

Bei den Anhänger auch darauf achten das die Ladefläche ca 2,5m lang ist. Mein kleiner Anhänger hat 2.01m da muss ich das Bullitt quer reinstellen und das VR demontieren.
 
N'abend zusammen...
@HolgersonPeterson
Wir hatten an unserem Auto auch keine Kupplung, habe über Transport auf dem Dach nachgedacht, bin aber noch rechtzeitig auf den Trichter gekommen, dass das großer Blödsinn ist. Wie will man die da hoch kriegen und dann adäquat befestigen? Und die Dachlast? Ist ein Auto mit Hängerkupplung leihweise nutzbar? Ansonsten: Kupplung nachrüsten war sehr unkompliziert und kostet ab 500 Euro mit Montage.

@Cocalu
Das FollowMe-Teil ist der letzte Schrott. Es ist sackschwer, klappert, gammelt und unergonomisch in der Bedienung. Aber: es gibt nichts anderes/besseres. es ist also alternativlos. :D
Unser Großer kennt das mitfahren am FollowMe seit er drei ist und ist ganz angetan davon. Wichtig ist zu erkennen, wann der Mitfahrer hinten drauf müde und unkonzentriert wird, damit er nicht runterplumst. Mit 6 Jahren ist es kein Problem, denn je nach Motivation fährt er bis zu 25km selbst, wird dann angekoppelt, bekommt ein Motivationseis und radelt wieder selbst weiter. Vor allem bei längeren Bergaufpassagen ist ankoppeln angesagt. Ansonsten: kein Problem wenn man ausreichend Pausen einlegt. Ich würde aber sagen, dann ein Kindergewicht von 25kg plus Rad am FollowMe das maximal fahrbare darstellen. Denn man eiert schon ziemlich über die Straße und merkt jede Bewegung hinten drauf. Ist sehr gewöhnungsbedürftig...und trotzdem geht es ohne FollowMe einfach nicht. Mit 3 und 4 Jahren hat er sich nach dem Selbstfahren und anschließendem Anhängen meist zum Ausruhen und abnicken ins Lastenrad hineingesetzt. Mit 6 brauchte er das nicht mehr.

@Milan0
Ich bin bei der kommenden CM in N dabei. Ansonsten gern auch bei der CM Fürth oder beim nächsten Lastenradtreffen. Hab Sehnsucht nach den ganzen Verrückten. :D
Stimmt, der Anhänger sollte schon eine Ladefläche von 250cm haben, das passt dann haargenau.
 
Etwas OT, aber durchschnittlich Schrauberaffine Menschen können bei vielen Autos Kupplungen selber nachrüsten.
Kupplungen, auch abnehmbare, gibt es für viele Modelle preiswert. Elektrosätze würde ich immer von einem bekannten Hersteller Fahrzeugspezifisch kaufen.
Ich habe bisher an 4 Fahrzeugen Kupplungen nachgerüstet. (Astra F Caravan, Vectra B Caravan, Kangoo und zuletzt Dacia Dokker)
Im Zweifel ist das günstiger als für einen Urlaub einen Transporter mal leihen und später immer mal wieder nützlich.

130 würde ich nur mit einem gefederten/gedämpften Hänger mit Bremse fahren wollen, unser Hopser (750 kg ungebremst) macht bei 100 schon keinen Spaß.
 
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