Nachwuchs in Sicht - Transportlösung gesucht

H

HelgeK

Guest
Hallo zusammen,

wir erwarten im März unseren ersten Nachwuchs. Ich habe mich hier angemeldet, weil auf Eure Ratschläge für eine passende Transportlösung hoffe.

Wir leben autolos auf der Elbinsel Hamburg-Finkenwerder. Wir pendeln täglich zu unseren jeweiligen Arbeitsstätten in Altona und in der Innenstadt mit einer Kombination aus Fahrrad und Fähre. Wenn alles kommt wie geplant, werde ich unseren Sohn morgens zur Krippe bringen und anschließend zu meinem Büro weiterfahren, meine Frau ihn gegen Mittag von der Krippe wieder abholen und mit zu sich in ihr Büro nehmen. Abends werde ich zum Büro meiner Frau fahren, ihn von dort mitnehmen und nach Hause bringen, während meine Frau noch länger arbeitet. Unterwegs fällt noch der Supermarktbesuch an. In Summe kommt so für das Kind eine tägliche Transportstrecke mit dem Rad von größenordnungsmäßig 10 km zusammen, vom Säuglingsalter an, wovon der größere Anteil auf mich entfällt.

Zu den Besonderheiten hier gehört, dass wir zwar in einem eigenem Haus, aber in einem sehr engen Altstadtviertel wohnen. Es gibt kaum Platz, wo man Fahrräder lassen kann. Bisher stehen unsere Räder hinter unserem Haus - dort steht uns eine 1 m breite Gasse zu Verfügung, die wir nur über einen 75 cm breiten Gang zwischen unserem Haus und dem Nachbarn erreichen können. Wenn wir uns etwas anschaffen, was breiter als 75 cm oder zu lang ist, um um die hintere Hausecke herum in die Gasse hineinzukommen, bliebe bei uns als Parkplatz nur noch die (faktisch autofreie) Straße vorm Haus. Alternativ hätten wir bei beiden Arbeitgebern die Möglichkeit, einen Anhänger zu deponieren.
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Weiterhin sind wir auf die Nutzung der Fährverbindung nach Hamburg angewiesen. Fahrräder können ohne Größenbeschränkung mitgenommen werden. Aber der Platz an Bord ist, insbesondere im Sommer, durch viele Sightseeing-Touristen häufig recht eingeschränkt. Bei windigem Wetter können die Wellen recht hoch werden, und Fahrräder ohne super-stabilen Ständer kippen dann regelmäßig um. Überhaupt, das Wetter: In den letzten Jahren hatten wir hier im Mittel jeden 2. Tag Regen! Speziell für ein sehr kleines Kind benötigen wir also einen hochwirksamen Wetterschutz.
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Obwohl unser unmittelbares Umfeld vollständig eben ist, wäre eine "bergtaugliche" Lösung trotzdem wichtig. Auf dem Weg zu meiner Arbeitsstätte und zur Kinderkrippe ist der Elbhang am Nordufer zu überwinden. Die Gefällestrecke ist zwar recht kurz, hat aber immerhin 15%. Auch abseits der Arbeitswege sind wir häufig in den Elbvororten Hamburgs unterwegs, wo es zum Teil ziehmlich hügelig ist. Bisher fahre ich auch die steilen Abschnitte immer hoch. Schieben mit Kind aufwärts wäre OK, aber abwärts würde ich dann doch gerne fahren - welche Auswirkungen hat großes Gefälle auf das Fahrverhalten von Anhängern?

Mein Fahrstil ist eher sportlich (war früher Fahrradkurier), und auch mit Kind würde ich gerne noch einigermaßen beweglich und flott fahren. Der Fahrstil meiner Frau ist deutlich ruhiger. E-Bike-Lösungen wollen wir nicht. Wir betreiben im Alltag keinen Sport, und um uns fit zu halten, darf etwas Anstrengung also gerne sein. An erster Stelle hatten wir an eine Anhängerlösung gedacht. Wir kämen mit einem Anhänger aus, der wechselseitig übernommen wird. Andererseits wäre natürlich Blickkontakt zum Kind toll, ein einspuriges Lastenrad ließe sich auch sportlich fahren, + die bessere Sichtbarkeit für Autofahrer käme noch hinzu.

Wie würdet Ihr - aus Euren Erfahrungen heraus - in unserer Situation vorgehen?
 
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Hallo und erstmal herzlich willkommen und alles Gute für den baldigen Mitbewohner!
Nur kurz, da von der Arbeit ;-)
Ich würde euch empfehlen, ein paar unterschiedliche einspurige Räder zu testen.
Wegen der "Vorbelastung" vielleicht zuerst das Bullit. Ein Pedalpower und Bakfiets oder Workcycles - In absteigender Sportlichkeit genannt - kämen wohl auch in Frage.
Testen solltet Ihr auch ein elektrisches, selbst wenn Ihr keines wollt, nur damit ihr sicher wisst, wie verschieden das fährt.
Nachrüsten könntet Ihr alle Kandidaten, wenn ihr das später wollt.
Aber vielleicht ist ein unterstütztes gerade für die Zeit kurz nach der Geburt das angenehmste?
Egals wie, lest euch hier mal quer, zu allen genannten Rädern gibt es hier viele Beiträge. Und es gibt sicher auch noch viele andere Kandidaten.
 
Lieber Helge,

ein ambitioniertes Projekt! Schön anschauliche Fotos!

Säuglingsalter heißt eindeutig, dass die "Römer"-Kindersitz-Lösung auf jeweils zwei Alltagsrädern zunächst ausscheidet, denn das Kind sollte dafür schon recht gut alleine sitzen können. Und der Wetterschutz ist ja auch so eine Sache.

Frage: Käme ein täglicher Tausch der Räder für euch in Frage, dergestalt, dass wer das Kind hat auch das Lastenrad nimmt? Habt ihr sehr unterschiedliche Körpergrößen und Sitzgewohnheiten? Wenn Ja, dann wären zwei Lastenräder oder eben ein Hänger vielleicht die bessere Wahl. Es sei denn, man findet eine gute Lösung, das eine Lastenrad rasch anzupassen, täglich (so was geht schon, wenn man ein bisschen Liebe ins Detail steckt).

Die Elbfähren kenne ich gut (Hamburg ist meine Heimatstadt) und ich würde da, egal ob mit Hänger oder großem Lastenrad, nicht immer auf Platz zur Mitnahme vertrauen wollen. Also bestmöglich eine kleine Fuhre, oder? Dazu kommt, dass der Hänger beim auf- und abfahren wegen der Breite und Sperrigkeit nerven könnte. Ein Dreirad erst recht. Gilt ja auch für eure Wohn- und Park-Situation. Also Long John?

Bei sportlichen Avancen, (zunächst) nur einem Kind (welches ja sogar noch geboren werden muss) würde ich ein Bullitt nehmen und in das konfektionierte Canopy oder eine Box von rad3 aus Leipzig hinein zunächst eine MaxiCosi-Lösung oder Ähnliches bauen, später dann auf Sitzen im Sitz wechseln. Zu Lösungen für das Bullitt gibt es hier viele Tipps in den threads. Achtet bitte auf eine gute Federung für den Rücken des halbliegenden Kindes! Das Bullitt ist mit 2,43m nicht übermäßig lang. Freilich sind Long Johns in der Regel immer länger als die Dreiräder oder "normale" Alltagsräder. Der beim Bullitt meist montierte Speedlifter zum Höhenverstellen des Lenkers könnte beim Fahrrad-teilen sehr angenehm sein. Startet bei Zweifeln vielleicht mit einem Gebrauchtrad.

Bedenkt aber bitte, dass die ersten Lebensmonate (abhängig von dem Kind und der "Sportlichkeit der Eltern 3, 6 oder auch 9 Monate) das Kind immer sehr behutsam transportiert werden sollte. Kinderwagen haben also durchaus ihre Berechtigung. Auch, weil sie eine Entschleunigung der Eltern zum rechten Zeitpunkt erzwingen. Danach haben wir mit (bestenfalls gefedertem) Kinderanhänger mit Schale (Weberschale, Croozer-Matte oder Selbstau aus altem MaxiCosi) gestartet.

Lasst dem März-Kind auch erst einmal etwas Zeit, um in dieser Welt sanft anzukommen. Wir hatten beide Male Herbstkinder. Bei beiden war die erste Fahrrad-Exposition in das Frühjahr und den beginnenden Sommer hinein recht sanft gewesen (der Witterung halber). Wobei es zumindest hier in Berlin die Hauptniederschlagsmenge im Juli gibt und nicht etwa winters. Also: Wetterschutz ist immer ein Muss, gerade zum Start! Später dann (ab 2 Jahren aufwärts) kann man auch mal warm und regenfest anziehen. Nichtsdestotrotz schwöre ich bis heute auf einen guten Alljahres-Wetterschutz. Nicht zuletzt gibt es auch Probleme mit Staub, Dreck, Kieselsteinen, Insektenstichen.

Eine Erwägung, von der ich erst spät und daher zu spät für unsere Kinder hörte, ist die, dass ganz zum Start ein Transport entgegen der Fahrtrichtung (wie im Auto) durchaus sinnvoll sein kann - nicht nur aus Sicherheitsaspekten, sondern auch, weil bei Geradesausblick die Kinder durch die Masse an Eindrücken (bei Geschwindigkeit) rasch überfordert sein können. Den Papa erkennen und anlächeln (wie beim Kinderwagen auch) ist entspannend. Das zweite Kind bekam im ersten Lastenrad (der ältere hatte zum Start den Hänger gehabt) eine umgebaute Autokinderschale entgegen der Fahrtrichtung montiert, aber aus ganz anderen (konstruktiven) Gründen. Ich fand's gut, die Tochter ganz offensichtlich auch.Von großem Vorteil war auch gewesen, dass der ältere Bruder, in Fahrtsichtung sitzend, den Bordservice übernehmen konnte (Flasche reichen, Schnuller).

Beste Grüße und gutes Gelingen! Manuel aus Berlin
 
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Erstmal Glückwunsch zum anstehenden Nachwuchs.
Ich habe mir eine gefederte Maxicosi Halterung in das Bullitt gebaut. Die Idee war auch von hier
https://www.cargobikeforum.de/forum...lle-cabby-in-der-bakfiets-box-verwenden.1348/
Die erste Fahrt hat mein Kleiner mit gut 3 Monaten dann machen dürfen, vorher wäre es selbst mit der Federung für mich zu ruppig. Der Maxicosi war auch dann entgegen der Fahrtrichtung montiert und er ist nach 2m eingeschlafen :D
Die fehlende Federung merkt man halt auch deutlich. Das was wir problemlos mit Armen und Beinen abfedern bekommt das Kind ohne Umwege ab. Einfach mal beim Testen einen Kasten Wasser vorne ohne Sicherung reinstellen und über paar Unebenheiten fahren.

Ich persönlich würde bei der Beschreibung wohl auf einen Anhänger setzen. Chariot Cougar oder ähnliche. Den haben wir auch noch zusätzlich und ist schon angenehmer für den Kleinen. Ist als Einsitzer meiner Meinung nach auch handlicher als ein Bullitt. Das ist auch wenn es oben als nicht übermäßig lang bezeichnet wurde, schon sehr sperrig. Hatte zB keine Möglichkeit mit dem Bullitt in meinen Keller zu kommen, weil ich da um 2 Ecken musste.

Am besten wirklich mal eins ausleihen und schauen, ob ihr daheim in den Gang und zum Abstellort kommt.

Zum Schluss noch: Ich würde trotzdem NIE wieder auf mein Bullitt verzichten wollen :D
 
Danke für die raschen Antworten!

Theoretisch hätten wir ja diese Möglichkeiten:
  1. Morgens bringe ich unseren Sohn mit einem Cargobike zur Kita und fahre von dort weiter zur Arbeit. Meine Frau fährt mit ihrem normalen Alltagsbike zur Arbeit, hat aber im Büro einen Anhänger. Mittags dann Abholung von der Kita mit ihrem Alltagsrad und dem Anhänger. Abends fahre ich von meinem Büro zum Büro meiner Frau und dann zum Einkaufen und nach Hause. Vorteil: Auf "meinen" Strecken, die die längeren sind, Blickkontakt zum Kind. Nachteile: Kind muss beim Einkaufen aus dem Rad raus (auch wenn es grad schläft). Für ein sehr kleines Baby evtl. grenzwertige Federung. Mit Cargobike und Anhänger 2 Anschaffungen auf einmal nötig.
  2. Wir behalten beide unsere Alltagsräder und schaffen uns nur einen Anhänger an, der "mit dem Kind mitwandert". Vorteile: Preiswerte Lösung, und der Anhänger kann als Kinderwagen beim Einkaufen mit in den Supermarkt. Nachteile: Anhänger muss nachts vorm Haus geparkt werden, kein Blickkontakt, evtl. weniger sicher.
  3. Die Idee, dass ein Lastenrad angeschafft wird und mit dem Kind mitwandert, würde leider daran scheitern, dass niemand da wäre, um abends mein Alltagsfahrrad vom Büro meiner Frau zur Kita zurückzufahren - der Kreis schließ sich nicht.
  4. Zeitliche Staffelung: Erst Alltagsräder + 1 Anhänger mit möglichst guter Federung. Sobald das Baby aus dem Gröbsten raus ist, zusätzlich Lastenfahrrad, s. Lösung 1.
Oder fällt jemanden noch eine Variante ein?

Wenn Lastenfahrrad, dann welches? Bereits Probegefahren habe ich Bullit und Omnium. Ich komme mit beiden prima klar. Das Omnium hat ein Fahrverhalten fast wie ein normales Trekkingbike, und auch mit 25 kg Ballast habe ich alle Steigungen gut geschafft - allerdings ist es mir schwergefallen, mir vorzustellen, wie auf der relativ hoch positionierten Frontladefläche später ein schon etwas größeres Kind noch wettergeschützt sitzen können soll, ohne meine Sicht einzuschränken.

Zum Anhänger: Welche Modelle zeichnen sich durch besonders gute Federung aus? Kann der Anhänger beim Abwärtsfahren + Bremsen ausbrechen oder unangenehm "schieben"?

Dankeschön für alle Hinweise auf Modelle und Marken, guck ich mir an.

Ein 2. Kind würde ich erstmal nicht berücksichtigen. Wir haben 9 Jahre Kinderwunsch hinter uns, inkl. diverser vergeblicher IVF-Behandlungen. Vor 4 Jahren haben wir das Thema dann für uns "abgehakt". Dass es dann doch einfach so geklappt hat, kam völlig überraschend. Ein 2. Kind wäre auf jeden Fall willkommen, aber ich glaube es ist einfach sehr unwahrscheinlich, dass sich das Wunder wiederholt.
 
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Guten Morgen Helge,
wir hatten erst das Lastenrad und hatten keinen Kinderwunsch. Dann haben wir Ende letzten Jahres die Botschaft bekommen - Zwillinge. Tja Glück - wir waren Fahrradtechnisch extrem gut aufgestellt.
Also Anhänger - ich kann dir den Thule Cross sehr empfehlen, den haben wir allerdings für 2. Mit ein bisschen geschick - kannst du auf den Kinderwagen verzichten. Wir verkaufen unseren Kinderwagen jetzt wieder. Das Ding ist soooo geil. Hat auch einen "Kofferaum" wo erstaunlich viel Einkauf reinpasst.
Lastenrad kann ich dir auch das kurze Rapid empfehlen. Das ist 30 cm kürzer und mit einem Kind perfekt und für eure Sitaution - wie gemacht. Geht auch mit Motor - fährt sonst auch super ohne.
 
Hallo Helge,

Ich kann dir jetzt nicht raten was für euch am besten ist, aber dir mal meine Erfahrungen (als Frau) berichten:

Wir hatten zur Geburt des ersten Kindes einen Chariot Cougar 1 angeschafft. Wir hatten damals verschiedene Hänger verglichen und uns insbesondere wegen der Federung für dieses Modell entschieden. Genutzt haben wir ihn ca. Ab dem 2./3. Monat (früher hätte ich mich nach der Geburt nicht auf einen Sattel setzen wolllen) dann mit Hängematte. Der Hänger war vollkommen in Ordnung, lies sich so gesehen gut fahren, schön schlank und mit den Buggyrädern ist das schon praktisch, dass man dann gleich noch einen kinderwagen hat. Fehlender Blickkontakt ist natürlich schade, man hört auch teilweise nicht gleich richtig wenn das Kind weint, aber ich würde sagen es ist dennoch ok. Dass beide ihre Räder behalten können ist sicherlich geschickt, allerdings muss ich gestehen, dass man das Gewicht von Kind und Hänger bei (leichten) Bergen schon merkt und ohne Motorisierung würde mir jetzt die tägliche 15% Steigung nicht so viel Spaß machen . Das andere ist der Einkauf den du schreibst, sind das nur ein paar wenige Sachen oder eher mehr? Im Hänger hat man jetzt nicht sooo viel Platz (wenn das Kind mit drin sitzt), die Tasche hinten war bei uns schon mit der Wickeltasche recht voll, da bräuchtest du ggf dann noch eine zusätzliche Tasche(n) für den Gepäckträger.

Für später, wenn das Kind selbstständig sitzen kann fand ich den Kindersitz auf dem Gepäckträger am besten. Ist nicht so sperrig und auch nicht so schwer wie der Hänger. Bei wenig Platz und dem möglichen Mitnahmeproblem bei den Fähren (da habe ich keine Erfahrung wie voll diese bei euch sind) würde ich das für später vielleicht auch in Erwägung ziehen.

Mit dem zweiten Kind haben wir jetzt ein Lastenrad angeschafft, wir haben es erst eine Woche und ich bin total begeistert und frage mich, wieso wir das nicht schon eher hatten. Es ist super praktisch zum Einkaufen und dem Kleinen macht es großen Spaß. Wir haben die motorisierte Version und ich würde sie nicht missen wollen. Schwanger fahren ist auch überhaupt kein Problem und man kommt schnell von A nach B und ganz entspannt in der Arbeit an. Bei vorheriger 15% Steigung mit nicht motorisiertem Lasenrad würde ich vermutlich in der Arbeit angekommen erstmal duschen gehen wollen . Die 50kg bekomme ich ja schon beladen mit Kind und Notebook etc. Ohne elektrischer Schiebehilfe nicht mal die steile Tiefgarage hoch geschoben.

Wir behalten übrigens alles 3: den Hänger für den Urlaub, weil das Lastenrad ja schlecht mitgenommen werden kann und das Baby noch nicht in den Kindersitz kann. Den Jepp-Kindersitz sowieso, für Urlaub oder sonst so und das Lastenrad bleibt sicherlich noch sehr viele Jahre bei uns.

Wenn ich jetzt einen bereits angekoppelten Anhänger mit normalen Rad und unser Urban Arrow von der Tür stehen hätte und jeden Morgen spontan entscheiden könnte welches ich mit Kind nehme, ich würde jedes Mal ohne zu zögern mich für das UA entscheiden. Weil es sich für mich besser fährt, ich mit dem Kind sprechen kann und es ihm mehr Spaß macht als hinten (weil er mehr sieht) und ich mit der großen Kiste mir einfach keine Gedanken mehr um zusätzliches Gepäck machen muss.

Viel Probefahren ist sicher wichtig, jedem gefällt etwas anderes. Nimm am besten auch mal deine Frau mit, sie soll damit ja dann ggf. Auch fahren. Bei den Lastenräder geht das idR auch noch gut mit Babybauch (bei uns ist es Anfang Februar soweit )
 
Lieber Helge,

bei uns hatte sich beim ersten Kind die "zeitliche Staffelung", Deine Variante 4 (erst Alltagsräder + 1 Anhänger mit möglichst guter Federung. Sobald das Baby aus dem Gröbsten raus ist, zusätzlich Lastenfahrrad), sehr bewährt und ich würde bei dermaßen ausgeklügelten Routen und Zeiten wie bei euch, sowie dem noch sehr kleinen (? Bub ? Mädchen ?) im Sommer 2018 genau so starten. Unser erster Anhänger war ein "Croozer kid for one" gewesen, also eine etwas hochpreisigere Variante. Hatten wir gebraucht gekauft und nach eineinhalb Jahren fast verlustfrei weiterverkauft. Ungefedertes Modell, rückblickend hätte es das gefederte sein sollen und dürfen. Sehr, sehr gut war die Croozer-Hängematte gewesen, der Sohn liebte sie und schlief wohlig darin. Allerdings ist diese (einfach konstruierte und leicht überteuerte) Matte in anderen Anhängern nicht immer sinnvoll anzubringen.Da muss man ggf auf die so genannte Weberschale ausweichen, um ein Kind halbliegend altersgerecht zu transportieren und zu sichern.

Als wir später, zur Geburt von Nr. 2, bereits zwei Lastenräder in Betrieb hatten, ein Johnny Loco Cargo Coupe und ein Yuba Mundo, kauften wir dennoch einen Kinderanhänger nach. Wegen der Vorteile die ein Anhänger grundsätzlich bietet. Er ist zuweilen eine sehr gute Ergänzung oder Alternative zum Lastenrad. Den Qeridoo Sportrex 2 (wir brauchten dann ja einen für zwei Kinder) kann ich aus heutiger Sicht immer noch uneingeschränkt empfehlen. Neu inklusive Versand unter 400,-€ zu haben, ist ein tolles Preis-Leistungsverhältnis. Zwei Kupplungen für Elternräder inklusive, Federung verbaut (ich denke: tauglich), Gepäckraum (groß, aber suboptimaler Zugang), sehr guter Regenschutz, prima Sitze und Gurte (sehr gut!!). Was willste mehr. Hat sicher einen Wiederverkausfwert von gut der Hälfte noch nach der Nutzung, oder man kauft gleich second hand.

Den Hänger haben wir bis zur Ostsee "getrieben", Touren-bewährt. Es hat sich allerdings auch gezeigt, dass bei Verzicht auf ein Auto die Kombi Lastenrad (Bullitt) plus Hänger nicht blöde ist. Kann viele Vorteile haben (es kommt immer mehr Geraffel zusammen, als man denkt) ... und hier gehe ich über zu Deinen spezifischen Fragen nach dem Fahrverhalten ...

Ja, der Hänger schiebt und verzögert immer mal wieder ein wenig. Kurven- oder Bergab-Fahrten fand ich nicht so das Problem, aber bei Touren (500km) kann es nerven. Und natürlich ist das Fahrgefühl ggü einem LongJohn schlechter. Irgendwie klebt die vierrädrige Fuhre mit der Deichselkupplung immer am Asphalt. Bisschen.

Legt man allerdings weitere und nicht ganz unwesentliche Entfernungen ohne Hänger zurück, nach "abliefern" der Kinder, dann macht natürlich das Tourenrad wieder richtig Spass. Hinzu kommt die Flexibilität: Zugfahrrad kaputt? Anderes nehmen! In den Zoo hinein, Kind eingeschlafen, Einkauf? Anhänger ab, mitnehmen. Oma holt ab? Hänger da lassen an der KiTa, Oma hat eine Art Buggy. Und so weiter. Fähren, Aufzüge, PiPaPo. Der Hänger ist eine gute Ergänzung und kein Substitut für ein Lastenrad. So jedenfalls sehen wir das. Schwere Lastenräder machen übrigens meiner Erfahrung nach das Hängerziehen eher angenehmer, weil die Lastwechselreaktionen geringer ausfallen. Übel wird es dennoch immer bei wesentlichen Steigungen.

Bezüglich Unfallgefahr: Es gibt die These, dass die meisten Unfallsituationen im Zweifel auf ein Weggeschobenwerden des Hängers hinauslaufen, was ggü Lastenrad und Kippen (Kopfaufprall Kind etc) als eine nicht so problematische Situation dargestellt wird. Und dennoch überwiegt bei den meisten von uns sicher das gute Gefühl, sein Kind vor sich zu sehen, inkl. der Verkehrswarnehmung drumherum. Besser als die blackbox Kinderanhänger hintendran und dann schlimmstenfalls beim Abbiegen noch die Schleppkurve vergessen. Meine Ische hat den damals neuen Hänger Qeridoo als erstes mit einem der seitlichen Räder gegen einen Pfahl gerammt. Nun, ja. Lernkurve.

Zu Deinen Probefahrten mit Lastis: fahr noch mehr (bis März plus, plus ist ja noch Zeit) und vor allem: Vergiss das Omnium für den Start, für das, was ihr plant und wo (regenreiches HH).

Ein 2. Kind würde ich erstmal nicht berücksichtigen. Wir haben 9 Jahre Kinderwunsch hinter uns, inkl. diverser vergeblicher IVF-Behandlungen. Vor 4 Jahren haben wir das Thema dann für uns "abgehakt". Dass es dann doch einfach so geklappt hat, kam völlig überraschend. Ein 2. Kind wäre auf jeden Fall willkommen, aber ich glaube es ist einfach sehr unwahrscheinlich, dass sich das Wunder wiederholt.
Sehr offene Worte, verstehe. In diesem Sinne von mir einen doppelten Glückwunsch zu dem einen, sehr gewünschten Kind!

Und nun schreibe ich doch noch, was ich mir vorher verkniff ... Es ist superschön und interessant, diesen neuen Menschen, das eigene Kind, kennenzulernen. Kinder sind ja nicht alle gleich. Es gibt Reisekinder, Fahrradkinder, oder auch eben nicht. Natürlich kann man das bahnen als Eltern, vorleben und bestimmen. Aber es passieren immer wieder Überraschungen, ganz sicher! Nicht zuletzt ist nicht nur das Kind auf der Reise in das Leben und durch das Leben, sondern die Elternschaft verändert auch uns Eltern gewaltig. Ein Schwanken zwischen Vorsicht, oft berechtigt, und Sorglosigkeit, die natürlich auch dazugehört ... Glücksgefühl Familie. Beim Thema Radtransport schwanke ich da bis heute im eigenen Ermessen. Einige Forumsteilnehmer haben von Fahrweisen und Geschwindigkeiten berichtet, die ich unseren Kindern nicht zumute. Andererseits gibt es Leute, die den Kopf über unsere Unbesorgtheit schütteln, mit den Lütten (2 und 4) einfach so zur Ostsee gefahren zu sein letzten Sommer. Es gibt keine Patentrezepte, die für alle taugen, dafür sind Eltern und auch Kinder zu unterschiedlich.

Ich freue mich über jede Familie, die unter Autoverzicht den Kindern schon früh einen anderen Blick auf die Welt ermöglicht. Mit Entschleunigung. Mit Zufriedenheit über geschaffte Etappen. Ohne Parkplatzsuche und Gefluche im Stau. Mit mal nass werden, Regen, Kälte, aber auch mit Sonne und neidischen Blicken der KiTa-Kumpels (Papa, kauf mal auch sowas!). In die Parks reinfahren, an die Seen ... wir haben zuweilen auch schon zwei Mittags-schlafende Kinder seelenruhig im Hänger oder Lasti am Ufer gelassen und haben zu zweit eine Runde Schwimmen eingelegt, wenn es sich auf einer Tour angeboten hatte. All das ist einfach unersetzlich geworden für uns.

Beste Grüße! Manuel
 
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Warum muss der Anhänger vor dem Haus geparkt werden?
Wenn du ein Bullitt in den Gang hinter das Haus bekommst, geht ein Cougar1 mit Sicherheit durch.

Wir haben die Weberbabyschale im Cougar montiert und das ging sehr gut.
 
Zwei douze! Einmal kurze Kiste, einmal lange Kiste. Sportlich ist es auch. Jeder behält seine Sitzposition, etc. Nur die Kiste mit Kind wird gewechselt.
 
Zwei douze! Einmal kurze Kiste, einmal lange Kiste. Sportlich ist es auch. Jeder behält seine Sitzposition, etc. Nur die Kiste mit Kind wird gewechselt.
Das Douze ist ein tolles Rad! Aber wo wäre man bei den Anschaffungskosten für derer zwei, inkl. Canopys, inkl. Babyschalen/Halterungen? Wohl gut im oberen vierstelligen Bereich. Würde ich als Erstvariante, auch zum Erfahrungen sammeln, etwas heftig finden. Aber ich kenne das Budget von Helge nicht. Douzes sind schon sehr gelungene Räder!
 
Warum muss der Anhänger vor dem Haus geparkt werden?
Wenn du ein Bullitt in den Gang hinter das Haus bekommst, geht ein Cougar1 mit Sicherheit durch.

Wir haben die Weberbabyschale im Cougar montiert und das ging sehr gut.
This.

Des weiteren sei gesagt: Ein Neugeborenes wird am allerbesten im Tragetuch transportiert, zweitbeste Lösung mMn diese berühmte Croozer-Hängematte (aber ob das stimmt müsste man mal eine Hebamme fragen).

Jegliche Art von Sitzen frühestens nach ein paar Monaten. Und wenn es ruppeliger wird, dann nicht bevor sie stabil sitzen und am besten auch schon krabbeln können.
 
Moin,
also ich weiß nicht, ob ich dauerhaft Lust hätte, täglich 10km mit Anhänger zu fahren. Ich bin aber auch generell kein großer Anhänger-Freund. Zu einen finde ich es gerade in der Stadt unübersichtlich, mit Anhänger zu fahren. Wenn Du z.B. durch eine Engstelle manövrieren musst, kommt das dicke Ende immer hinter dir. Beim Lastenrad kannst Du genauer abschätzen was passt und was nicht. Und Fahrrad mit Anhänger ist auf der Fähre oder evtl. auch mal in der (S-)Bahn schon noch sperriger als ein Lastenrad. Außerdem finde ich es viel angenehmer, das ich mein Kind vor mir die ganze Zeit im Auge habe, und so auch mit ihm kommunizieren kann.
Anhand deiner Beschreibung würde ich vermuten, dass die Krippe zumindest halbwegs in der Nähe der Arbeitsstätte Deiner Frau ist, oder? Dann würde ich für Dich ein Lastenrad empfehlen und für die Kurzstrecken deiner Frau einen Anhänger. Jeweils mit einer Aufnahme für eine Babyschale (also Maxi Cosi o.ä.) - die kannst Du auch mit (schlafendem) Kind einfach rausnehmen. Irgendwelche anderen Sitzexperimente würde ich gerade im Säuglingsalter nicht machen. Für die meisten Babyschalen gibt es Bases, die im Auto bleiben, dort wird die Schale dann nur eingelickt. Gebraucht bekommst Du so eine Base häufig unter 50,- Euro - sowas würde ich glaube ich anpassen und dann auf's Fahrrad bauen.

Welches Lastenrad, musst Du ausprobieren. Würde mal bei Ahoi-Velo am Schlump gucken (falls Du da nicht eh schon warst), die haben reichlich Auswahl stehen momentan. Letzte Woche stand sogar ein Bullitt mit Canopy im Laden (obwohl sie meines Wissen kein offizieller Bullitt Händler sind).
Ich bin mit meinem sehr zufrieden. Ich hatte mit dem ersten Canopy ein bischen Qualitätsprobleme, das war aber noch ein älteres. Das neue macht bis jetzt einen besseren Eindruck und hat bisher noch jedem Hamburger Wetter standgehalten.

Grüße
Kim
 
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...was ist denn z.B. mit dem Muli..? Hat das schonmal jemand in freier Wildbahn gesehen, oder vielleicht sogar gefahren..? Bei Elbfähre denkt man ja automatisch an was besonders kompaktes...

https://muli-cycles.de/de/

geht ja schon ein bisschen in Richtung meines Traum-Cargobike (anderes Thema hier im Forum): vorne Bullitt, hinten Birdy... :)
 
This.

Des weiteren sei gesagt: Ein Neugeborenes wird am allerbesten im Tragetuch transportiert, zweitbeste Lösung mMn diese berühmte Croozer-Hängematte (aber ob das stimmt müsste man mal eine Hebamme fragen).

Jegliche Art von Sitzen frühestens nach ein paar Monaten. Und wenn es ruppeliger wird, dann nicht bevor sie stabil sitzen und am besten auch schon krabbeln können.

Meine Frau ist Hebamme ;)
Wir haben die Babyschale von Weber im Chariot Cougar. Und die erst nach 3 Monaten genutzt. Im Bullitt mit der Federung im MaxiCosi und extrem vorsichtiger Fahrweise.

Moin,
also ich weiß nicht, ob ich dauerhaft Lust hätte, täglich 10km mit Anhänger zu fahren. Ich bin aber auch generell kein großer Anhänger-Freund. Zu einen finde ich es gerade in der Stadt unübersichtlich, mit Anhänger zu fahren. Wenn Du z.B. durch eine Engstelle manövrieren musst, kommt das dicke Ende immer hinter dir. Beim Lastenrad kannst Du genauer abschätzen was passt und was nicht. Und Fahrrad mit Anhänger ist auf der Fähre oder evtl. auch mal in der (S-)Bahn schon noch sperriger als ein Lastenrad. Außerdem finde ich es viel angenehmer, das ich mein Kind vor mir die ganze Zeit im Auge habe, und so auch mit ihm kommunizieren kann.
Anhand deiner Beschreibung würde ich vermuten, dass die Krippe zumindest halbwegs in der Nähe der Arbeitsstätte Deiner Frau ist, oder? Dann würde ich für Dich ein Lastenrad empfehlen und für die Kurzstrecken deiner Frau einen Anhänger. Jeweils mit einer Aufnahme für eine Babyschale (also Maxi Cosi o.ä.) - die kannst Du auch mit (schlafendem) Kind einfach rausnehmen. Irgendwelche anderen Sitzexperimente würde ich gerade im Säuglingsalter nicht machen. Für die meisten Babyschalen gibt es Bases, die im Auto bleiben, dort wird die Schale dann nur eingelickt. Gebraucht bekommst Du so eine Base häufig unter 50,- Euro - sowas würde ich glaube ich anpassen und dann auf's Fahrrad bauen.

Der Cougar1 ist nicht breiter als meine Lenker. Von daher wo ich vorne durchpasse, passt der Anhänger auch durch.

Lastenradtransport im Zug kann problematisch werden und das Zugpersonal kann dir die Mitfahrt verweigern. Ist hier aber nicht Thema.

Egal ich will hier nicht komplett gegen ein Lastenrad hetzen, aber bei der Anforderung und den Gegebenheiten fände ich den Anhänger wohl zweckmäßiger.
Die Variante Lastenrad + Anhänger ist halt dann aber die Beste. Machen wir ja auch so.
 
Kommt zwar nicht in Betracht aber ich finde es nicht unwichtig zu erwähnen: wir sind schon mit dem Christiania und dem Bubi auf den Hadag-Fähren unterwegs gewesen. Die Räder sind kürzer als die klassischen Long-Johns (nehmen also "nur" in der Breite mehr Platz weg), stehen natürlich auch bei Wellengang bombenfest und haben von Haus aus gute und sehr Wetter geschützte Kindertransportkisten mit Platz für Einkäufe.
 
Schmaler und besser gefedert als der „Single Trailer“ von Tout Terrain geht glaube ich nicht mehr, damit sind wir mit Nachwuchs auch Trails in den Alpen gefahren. Im HH wohl eher nicht ideal und auch erst wenn das Kind sitzen kann. Fährt sich aber toll.
 
Ganz herzlichen Dank für die durchweg hilfreichen Antworten!

Es wird wohl auf Variante 4 hinauslaufen - anfangs nur ein Anhänger, und erst wenn unser Sohn sitzen kann, zusätzlich ein Lastenfahrrad.

Der Anhänger wird idealerweise als Einsitzer so schmal sein, dass er hinter dem Haus geparkt werden kann. Das Lastenrad später evtl. auch - um die Ecke rumpassen wird es in Fahrposition zwar mit Sicherheit nicht, aber hochkant auf dem Hinterrad sollte es gehen, so lange es nicht extrem schwer ist. Die zeitliche Staffelung käme uns auch budgetmässig entgegen. Der Hänger sollte gleichzeitig als Kinderwagen nutzbar sein, denn für einen 2. "echten" Kinderwagen hätte wir keinen Platz. Innen anfangs Hängematte oder Maxicosi.
Wenn ich das richtig sehe, hätte ein Maxicosi den Vorteil, dass er in Autositzen ohne weiteres Zubehör per Dreipunktgurt fixiert werden kann? Auch wenn wir selbst kein Auto haben, ab und an fahren wir ja mal Taxi oder bei anderen mit - dann wäre es hilfreich, eine sicher transpotierbare Schale zu haben.

Im 2. Schritt dann zusätzlich ein Lastenfahrrad für mich. 2 Lastenräder wären budgetmässig erstmal nicht drin, aber ja auch nicht nötig, wenn meine Frau dann den Anhänger mit in ihr Büro nimmt und nur relativ kurze Strecken mit dem Kind fährt.

Im 3. Schritt dann noch ein Römer Kindersitz o.ä. (vielen Dank Pukki2 für Deine Hinweise!).

Ich freue mich über jede Familie, die unter Autoverzicht den Kindern schon früh einen anderen Blick auf die Welt ermöglicht. Mit Entschleunigung. Mit Zufriedenheit über geschaffte Etappen. Ohne Parkplatzsuche und Gefluche im Stau. Mit mal nass werden, Regen, Kälte, aber auch mit Sonne und neidischen Blicken der KiTa-Kumpels (Papa, kauf mal auch sowas!)

Das trifft auch für uns den Nagel auf den Kopf!

In unseren jeweiligen Jobs sind wir ganz und gar in die Gegenwart eingebunden.

Privat leben wir anders. Ohne Auto, mit Holzherd zum Heizen und Kochen. Das Holz kommt überwiegend vom Obstbauern nebenan. Wird nichts getrocknet, kleingemacht, transportiert und morgens angezündet, bleibt es im Winter eben kalt. Das Gemüse, Kartoffeln und Obst kommen von einem Stückchen Land, das wir gepachtet haben.
Den (Bio) Supermarkt brauchen wir vor allem für Milch und Milchprodukte, ab und an Bier und Wein, und 2 oder 3 mal im Monat ein Stück Fleisch. Für uns sind die mit einem solchen Lebenstil verbundenen Tätigkeiten keine "Zeitfresser", wir lieben, was wir tun, anders ginge es auch nicht.

Wie unser Kind das sehen wird, dass wir etwas anders sind als die anderen :) - spannend!

Es soll seinen eigenen Weg gehen, wir sind nur für die bestmögliche Starthilfe zuständig.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Helge,

... Finkenwerder, Holzherd, eigene Gemüsezucht ...

Na, ein bisschen bin ich ja neidisch auf eure Lebenssituation. Klingt alles sehr schön und idyllisch. Wenngleich natürlich mit Arbeit verbunden. Macht die Airbus-Werft eigentlich viel Lärm oder starten da nur selten Flugzeuge?

Yes!
Nach allem, was Du schilderst, seid ihr eigentlich die prototypische Lastenrad-Familie (werdende Familie). Nur, dass bezüglich Stellplatz und Fährnutzung Einschränkungen vorhanden sind. In jedem Fall könnte ich mir vorstellen, dass Du als ehemaliger Fahrradkurier Dich rasch in das Bullitt verliebst. Später, nach dem Hängerschleppen zum Start.

Bullitt?
Natürlich empfiehlt meistens jeder hier das eigene Modell, man hat es ja nicht ohne Grund gewählt. Und insofern brauchstDu eigentlich nur auf das Avatar schauen, sofern es ein Fahrrad darstellt, und Du kannst die folgende Empfehlung ahnen. Trotzdem, da bleibe ich bei, ohne Objektivitäts-Dünkel: Bullitt! Ich selbst fahre Alfine 8-Gang und sehne mir aber eine Kettenschaltung herbei. Wird kommen, zumal beim Bullitt der Umbau unkompliziert ist. Man kann die Ausfallenden tauschen, die Teile gibt es für einen (vergleichsweise) schmalen Taler (49,-€). Oder man kauft gleich so. Erwäge ruhig einen Gebrauchtkauf zum Start. Bullitts werden tendenziell gebraucht hochpreisiger angeboten, aber man kann dennoch gute 1000,-€ sparen und hat dann vielleicht noch sinnvolle Ausstattung (canopy) mit dabei.

Ladeflächenlänge
Das Problem des Bullitt, so wie ich es sehe, ist die vergleichsweise kurze Ladefläche. Knapp 73cm. Je, nachdem, wie man vorne an den ansteigenden Längsträgern misst. Erfahrungsgemäss machen 80cm Ladefläche mehr Spass, da neben Kindern auch immer viel Gepäck zu transportieren ist. Länge geht natürlich immer auch etwas zulasten des handlings, was einige Hersteller neuerdings durch den Verbau von Seilzuglenkungen auszugleichen versuchen (sehr extremer Lenkungseinschlag möglich, erleichtert das Rangieren). Geschmackssache, ob man das Fahrgefühl damit nun mag oder nicht. Ich bin ein Freund der klassischen Stangenlenkung.

Kinderkopf-Kollision
Grundsätzlich haben Long Johns das eine Problem, dass bei wachsenden Kindern und höher stehenden Kinderköpfen (auch abhängig von der Sitzbank-Konstruktion) eine Kollisionsgefahr der Köpfe mit dem Lenker droht. Einige Firmen, die recht lang gestreckte Long Johns bauen, das Long Harry von Pedalpower und auch das Packster von Riese&Müller, setzen daher auf eine etwas nach vorne verschobene Kindersitzbank, damit hinten der Aktionsradius für den Lenker Kinderkopf-Kollisions-frei erhalten bleibt. So lange die Kinder noch klein sind und/oder sofern der oder die Lenkende recht groß gewachsen ist und/oder eine "unsportlichere" Sitzposition o.k. findet (=hoch eingestellter Lenker) kann man allerdings auch die Kindersitzbank nach ganz hinten bauen, so, dass noch Raum für Kinderbeine und Gepäck vorne in der Kabine bleibt. Irgendwann wird es aber dennoch eng werden. Bestenfalls dann, wenn die Kinder anfangen selbst Rad zu fahren (Kinderrad nachschleppen im Erschöpfungsfalle wäre noch so ein Thema, aber später, später).

Kindertransport entgegen der Fahrtrichtung?
Die Bauweise des Long John würde eigentlich einen Kindertransport gegen die Fahrtrichtung begünstigen. Dagegen sprechen aber Erwägungen bezüglich etwaigem Frontaufprall, bezüglich Federung bei Popo-Lage direkt an der Vorderachse, bezüglich Kinder-wollen-nach-vorne-gucken, etc. Konsequent umgesetzt worden ist das nur selten ("Bastiaen"), öfters hingegen handelt es sich um Kompromisse wegen dem geringeren Platzbedarf der "Kinderkiste" (HNF Heisenberg, die älteren Kabinenkonstruktionen auf Pedalpowers Long Harry).

Federung Fahrrad
Grundsätzlich wünschenswert ist eine (Voll-) Federung. Riese&Müller baute und baut das "load" noch vollgefedert, der Nachfolger "Packster" hat nur vorne eine Federgabel. Ich habe beide Räder Probe gefahren und fand die Technik angenehm. Allerdings häufen sich Berichte über die Unzuverlässigkeit gerade von Federgabeln 20" in Bezug auf Lastenräder/Gewichtsbelastung (keine Langlebigkeit). Das "Packster" kommt daher auch neuerdings mit anderer Gabel ausgeliefert. Im Selbstbau wird hie und da nachgerüstet - wegen der Stangen-Anlenkung des Long John müssen allerdings konfektionierte 20"-Gabeln immer nachgerüstet werden (Gelenk-Aufnahme anschweissen). Das ganze mehrt zudem das Gewicht, die technische Sorglosigkeit wird weniger, und am Ende tun Ballonreifen auch einen sehr guten Dienst (leider muss man aber bezüglich Pannensicherheit versus Konfort Kompromisse eingehen). Das load ist mir in jedem Fall zu kurz von der Ladefläche her (fände ich auch mit einem Kind so), das Packster, obgleich das niederpreisigere, immer noch zu teuer. Auch würde ich das Packster, wenn, dann gerne ohne Motor haben wollen (bei der Probefahrt mit Motor ausgeschaltet war ich zufrieden gewesen, und ich bin kein ehemaliger Radkurier wie Du). Man kann es aber leider nicht ohne Motor erwerben.

Federung Kindersitz
Voran: Die Idee, die gesamte Kinderbox gefedert aufzuhängen, habe ich verworfen. Zu kompliziert und gibt nur elendes Gewackel. Daher bleiben zwei Möglichkeiten. Einen MaxiCosi kann man mit enstprechendem Halter gefedert einhängen. Der Nachteil besteht meines Wissens vor allem in dem Platzbedarf nach oben (Probleme, ein Verdeck schlüssig darüber zu bekommen). Andererseits haben schon Leute einfach billige Plastik-Kinderwagen-Regenüberzüge mit Gesichtsöffnung zum atmen direkt über den Cosi gemacht, ging wohl auch (man müsste noch eine Art Schutzdach nur für den Gesichtsbereich bauen). MaxiCosi-Halter auf die Bodenplatte, entgegen der Fahrtrichtung bestenfalls, das passt eigentlich in jedes Long John. Dann das Kind anlächeln und losfahren. Easy. Ich habe wegen Platzmangel (MaxiCosis sind sehr Platz-raubend bei der Notwendigkeit zwei Kinder zu transportieren) einen alten Cosi kleiner gesägt (Haltebügel-Aufnahmen ab, Seitenteile schmaler) und den Sitz auf einem alten Kinderwagenreifen (Luftfederung) mit zusätzlich Schaumgummi-Polsterung leicht beweglich gelascht. Das ergab eine ganz gute Federung. Mittlerweile sitzen die Kinder auf einer Bank, da hilft nur Schaumstoffpolsterung (und man muss auch nicht jeden Bordstein mit Gewalt nehmen). Eine nicht ganz unernst gemeinte Erwägung für die ersten ca. 24 Lebensmonate war einmal das Stichwort "Windelpolsterung" hier in threads gewesen.

Hänger
An den Federungskomfort eines gut gefederten Kinderanhängers mit Matte oder Ähnlichem kommt meines Wissens kein Long John heran. Die ersten Lebensmonate sind in dieser Beziehung die kritischten. Was allerdings Dein Konzept MaxiCosi-in-den-Anhänger-bauen anbetrifft bin ich ratlos (habe ich Dich da richtig verstanden?). Mir ist keine solche Lösung bekannt. Ich kenne das Konzept MaxiCosi nur als Notnagel für Lastenräder, mangels sinnvoller Sitzkonstruktionen für den Start, mit sehr kleinen Kindern. Die Radindustrie selbst hat da nämlich sehr wenig Ideen. Die Autoindustrie hat andererseits sehr ausgereifte Konzepte entwickelt und man bekommt die Dinger gebraucht quasi hinterhergeschmissen. Wir haben da auch schon Gurte ausgeweidet und weiterverwendet.

LG und frohe Weihnachten allseits! Manuel
 
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Ich bin heute von zu Hause in ein Einkaufszentrum (Last-Minute-Geschenke ...) über übelste Fakeradwege (mir war VC heute nach Schneiden und Anhupen durch PKW zu stressig) mit dem "Load" gefahren. Ich hatte vor 2, 3 Wochen die neue verstärkte Suuntour-Gabel mit Steckachse nachrüsten lassen, da die alte nach 7500 km "durch" war: ein Traum! Das kann kein noch so guter Ballonreifen. Und die Kosten, na ja: 150 EUR sind aus meiner Sicht überschaubar (exkl. Einbau).
Für mich war die Vollfederung ja seinerzeit entscheidender Kaufgrund (meine Tochter war die Federung aus dem Cougar gewohnt und ich sorgte mich um ihren Rücken) für das "Load". Heut nutze ich das S-Pedelec hauptsächlich, um schnell (mit oder ohne viel Last) von A nach B zu kommen (ich weiß, Radwege eins verboten).
Allerdings ist das Rad sicher das unsportlichste in Bezug auf die Geometrie von meinen dreien. Aber die Verstellbarkeit des Vorbaus in Länge und Winkel ist auch nicht von der Hand zu weisen. Zudem ist das Rad etwas kleiner, aber mit Gepäckträger und 2 Ortliebs und einem (!) Kind hat es immer gereicht.
Ich kann allerdings nichts zum Canopy sagen -- und: Das Rad ist wie auch das Packster nur motorisiert zu haben.
Für die ersten Monate gibt es in puncto orthopädisch angemessenem Transport mMn nichts Besseres als einen gefederten Anhänger mit dicken Ballonreifen. Diese habe ich seinerzeit an meinem dmals nach "Chariot Cougar" nachgerüstet (Big Apple) und auf max 0,8 bar aufgepumpt.
 
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