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Das Display hat eine reflektierende Schicht eingebaut, dass es bei Sonne und dem richtigen Blickwinkel sogar besser ohne Hintergrundbeleuchtung abzulesen ist. Mal ganz davon abgesehen, dass es vielfach präziser als ein Smartfon ist.
Dann hier mal ein Plädoyer für's Streichelhändi, nachdem ein Garmin GPS, das mir mehrere Wochen lang probehalber zur Verfügung stand, nur deshalb nicht an der Wand zerschellt ist, weil es mir nun mal nicht gehört hatte und ich es unversehrt wieder zurückgeben wollte. Klar, ein Händi braucht Strom. Das Garmin Display mag da schon seine Vorteile haben. Es ist allerdings winzig (GPSmap 64s) und meine Testphase lag im Winter. Es war also quasi immer dunkel, wenn ich damit unterwegs war (und kkkalt) - und unter diesen Bedingungen kam ich mit einer Akku-Ladung nicht von Stuttgart nach hause (~3h Fahrt). Von der sagenhaften Akku-Reichweite, die dem Ding von allen Seiten nachgesagt wird, habe ich jedenfalls nix bemerkt. Man kann allerdings AA-Akkus oder Batterien reinstopfen, die man möglicherweise in anderen Geräten mit sich führt oder zur Not an jeder Tanke nachkaufen kann.
Für die Garmin-Bedienung muß man geboren sein. Es hat in vielem seine eigene Logik, die sich mir nicht immer so unmittelbar erschlossen und die mich gelegentlich an den Rand der Verzweiflung getrieben hat. Und all das ist starr und proprietär. Wer sich auf das Gerät festlegt, legt sich damit auch auf die Software fest und hat keine Alternativen. Drum prüfe, wer sich ewig bindet!
Nun aber zum Händi: Alle Mobiltelefonchen, die ich bislang hingerichtet habe, sind durch Wasserschäden aus dem Leben geschieden. Es geht also zunächst mal darum, ein robustes Gerät zu finden. Da gibt's einiges, meist mit martialischem Äußeren, das im Wortsinne dick aufträgt. Ich habe deshalb das Samsung Xcover 4 abgewartet, das seit Ende April auf dem Markt ist. Das sieht völlig zivil aus, liegt leistungsmäßig in der Mittelklasse und kommt mit dem neuesten Android-Betriebssystem. Es ist wasserdicht und rüttelfest nach irgendeinem Militärstandard und hat einen ausreichend großen und auswechselbaren Akku. Es hat außerdem keinerlei fummelige Gummi-Pinnöpel über USB- und Kopfhöreranschluß, sondern nur eine umlaufende, angespritzte Lippendichtung unter dem Rückdeckel - und zwar weit von dessen Rand entfernt. Man muß da also im normalen Gebrauch niemals öffnen, sondern nur, um zu Akku, SIM- oder Memory-Card zu gelangen. Das kann man sicher problemlos in schmutzfreier Umgebung durchführen, weswegen ich zuversichtlich bin, dass die Dichtung auch dauerhaft und zuverlässig dicht halten wird. Man kann das Gerät lt. Hersteller 1,5m tief in Wasser eintauchen oder aus 1,5m Höhe auf den Steinboden fallen lassen, ohne dass es Schaden nimmt. Die Anschlußbuchsen werden im Wasser, wie gesagt, geflutet und sollten währenddessen nicht benutzt werden. Wer also während langer Regenfahrten von einer evtl. am Rad vorhandenen USB-Buchse aus nachladen will, muß irgendwelche Vorkehrungen treffen. Ansonsten kann man es auch so wie's ist mit zwei Gummis und einer Sicherungsleine direkt auf den Vorbau strapsen. Näheres zu dem Gerät, technische Daten u. dgl., findet sich im Netz.
Als Software bieten sich dem Radler OsmAnd, Locus und Oruxmaps an, wobei ich vorerst mal nur Erfahrungen zu OsmAnd beisteuern kann. Die beiden anderen sind angeblich etwas "geländegängiger", aber auch OsmAnd routet zur Not "mitten durch die Hecke", wenn man etwas deutlicher wird. Man gibt Start (z.B. den aktuellen Standort) und Ziel (zeigen auf der Karte oder einen zuvor gespeicherten "Favoriten", z.B. "home-sweet-home") an, worauf hin sich die Dame etwas zum Grübeln zurückzieht, um nach wenigen Sekunden mit einem brauchbaren Vorschlag zu kommen. Die eigene Bereitschaft, Steigungen zu überwinden, kann man dabei in drei Stufen voreinstellen (flach/moderat bergig/quer über alles auf dem kürzesten Weg) und so das Routing vorab schon beeinflussen. Um weitere eigene Vorstellungen einzubringen, tappert man zusätzliche Punkte auf der Karte und gibt sie als jeweils letztes, anzufahrendes Zwischenziel ein. Mit zwei solcher Tapper macht man dann z.B. aus einer 23km langen, hügeligen Tour eine 30km Tour "immer nur am Fluß lang" - unterwegs auf einer Parkbank bei einer Zigarette. Dauert keine halbe Minute.
Die Dame? Ach ja, die Dame! Man kann sich per Sprachansage leiten lassen, wer's mag auch in einer Fremdsprache. Das ist unaufdringlich ohne Kopfhörer machbar, wenn das Händi auf dem Lenker sitzt und man braucht auch nicht wirklich was zu verstehen. Wenn die Lady plappert, ist das nur ein Hinweis, dass man mal einen Blick auf den Bildschirm werfen sollte, denn 80m voraus ist dann irgendwas. Und wenn die Dame schweigt, dann ist eben nichts und es geht geradeaus weiter. Wenn man OsmAnd das Recht dazu einräumt, schaltet das Display nach einer einstellbaren Zeitspanne (z.B. 20 Sekunden) nach dem letzten Hinweis ab und schaltet sich 80m vor der nächsten Entscheidung wieder an, nämlich dann, wenn die Lady losplappert. Das spart erstens überland 'ne Menge Strom und verhindert zweitens, dass man immerzu nur auf den Bildschirm glotzt, auch wenn's dort garnix zu sehen gibt. So bleibt die Aufmerksamkeit bestmöglich bei der Straße. Man kann den Bildschirm freilich jederzeit auch auf Tastendruck wieder aufwecken oder abschalten. Im Stadtverkehr wird man davon jedoch wohl kaum profitieren, da dort die Ereignisdichte einfach viel höher ist. Die Dame redet außerdem ziemlich viel, sagt dir nicht nur, wo du langfahren, sondern auch, wo du überall nicht reinfahren sollst. Sie ist andererseits auch nicht eingeschnappt, wenn du ihren Rat mißachtest, ganz woanders langfährst und sie so zur ständigen Neuberechnung der Route nötigst. Das kostet angeblich ordentlich CPU-Power und damit Strom.
Habe am Sonntag eine 120km-Tour durchs Hohenloher Land unternommen, mit viel Klein-klein bei brüllender Hitze und gleißendem Sonnenlicht. Hatte für Hin- und Rückweg nur jeweils vier oder fünf Zwischenpunkte markiert und bin im Wesentlichen so gefahren, wie ich das wollte, mit vielen Ad-hoc-Abweichungen von der geplanten Route. Das Ding hatte also 'ne Menge zu rechnen und mußte den Bildschirm ständig mit hoher Helligkeit betreiben. Mit dessen Ablesbarkeit gab es übrigens nicht das geringste Problem. Der Vorbau ist geneigt, und wenn ich die Sonne im Rücken hatte, beschattete mein Körper das Display. Bis ich wieder zuhause war, hatte ich meine Körner ordentlich verballert. Die Dame hatte hingegen noch fast 40% Restkapazität.
An der Präzision des GPS habe ich nix zu nörgeln. Wenn man rein-zoomt erkennt man zweifelsfrei, auf welcher Seite der Straße man fährt oder auch an welcher Ecke des heimischen Gartentisches das Gerät liegt. Die Genauigkeit ist fast schon erschreckend und die Positionsbestimmung nach dem Einschalten erfolgt in wenigen Sekunden. Das habe ich von dem Garmin ganz anders in Erinnerung. Hinzu kommen all die Smartphon-Goodies, wie z.B. Wettervorhersage, Hotelauskünfte etc.pp und - je nach Vertrag - die Verfügbarkeit von WLAN-Hotspots an jeder Ecke. Als reines Navigationsgerät betrieben ist es jedoch völlig autark und ohne jede Netzverbindung, selbst ohne SIM-Card betreibbar, wenn es erst mal eingerichtet ist.
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