Welche Werkstatt benutzen die Berliner:innen überhaupt, sofern sie nicht alles selber schrauben?
Falls Du doch ein Neurad kaufst, wäre die Nähe zu Händler und Werkstatt im Garantiefall sehr günstig. Genau dann nämlich sollte man nicht selbst einen Reparaturversuch unternehmen. Ein Lastenrad in defektem Zustand über längere Distanzen zu transportieren kann aber lästig sein.
Falls Du wie geplant gebraucht kaufst, wirst mit den allermeisten technischen Problemen beim Bullitt auch Hilfe von der nächstgelegenen Fahrradwerkstatt erhoffen können. Die MTB Technik ist übersichtlich und spezieller sind eigentlich nur die Stangenlenkung und der längere Bremsschlauch nach vorne hin. Auch keine Atomphysik. Natürlich haben Lastenrad-Händler und -Werkstätten zwei Vorteile: Sie haben in der Regel den Stellplatz für die etwas größeren Räder und es gibt einfach mehr spezifische Erfahrung. Also werden Reparaturen vielleicht routinierter erledigt und Du darfst Tipps für Verbesserungen erwarten.
Meine Erfahrung ist, dass immer dann, wenn die meisten Probleme auftauchen (Frühling, Sommer - eben zur Hochsaison) nur sehr schwer zeitnahe Werkstatt-Termine zu bekommen sind. Da muss man dann glücklich sein, überhaupt jemanden zu finden, der eine Reparatur, die über Lappalien hinausgeht, vor Ablauf von Wochen erledigt. Sehr gute Erfahrungen habe ich in genau diesem Punkt mit dem Fahrradhof Steglitz und VeloGut gemacht. Aber eigentlich hängt es wie anderswo auch immer an bestimmten Leuten und Zufällen, ich glaube eher nicht an die Dichotomie gute Werkstatt - schlechte Werkstatt. So einfach ist die Welt nicht. Neben den guten Kunden, die sich über nervige Handwerker beklagen gibt es immer auch nervige Kunden, die sich über gute Handwerker beklagen. Im Nordosten Berlins kenne ich mich nicht aus mit Werkstätten.
Das Selberschrauben wird oft als so eine Jungs-Sache hingestellt. Hobbykram, Technik-Verliebtheit. Kann man auch anders sehen. Fahrradfahren ist für mich Freiheit und Unkompliziertheit. Beim Auto sind Reparaturen auf die Schnelle kaum mehr möglich und nicht selten muss der tonnenschwere Klotz abgeschleppt werden. Auf Radtouren mit kleinem Werkzeug sich selbst helfen können ist unheimlich schön, befreiend und versöhnt ein wenig mit unserer überkomplexen Lebenswelt. Dass es im Nebeneffekt oft Geld und auch Zeit spart (Stichworte: Kein Warten auf den Werkstatt-Termin, keine Wege zur Werkstatt) ist nett, aber für mich nicht die Hauptsache.
Bei komplexeren Reparaturen, die ich gerne mal weggebe (mangels Spezialwerkzeug und Nerven) mache ich gerne Vorarbeiten für die Werkstatt. Bringe also beispielsweise anstelle des ganzen Rades nur das Laufrad hin, wenn eine Wartung der Alfine-Nabe ansteht. Ist irgendwie zum beiderseitigen Vorteil. Sehr gut finde ich übrigens immer Werkstätten, die bei Teiletausch einem die ausgebauten Alt-Teile vorlegen und kurz erklären, was defekt gewesen war. Ist ein feiner Zug. Und man kann ja immer was lernen.
Wenn man so gar nicht selber schrauben mag und auch für platte Reifen und ähnliches Hilfe in Anspruch nehmen will, würde ich die mobilen Fahrradwerkstätten hier in Berlin empfehlen. Die machen die Reparatur vor Ort ohne weiteren Aufwand für Dich, vielleicht während Du auf der Arbeit bist und das Rad draußen steht. Beispielhaft:
https://www.radambulanz.de/