Auswahl eines (Pedelec-) Familien-Lastenrads: Erfahrungsbericht und Vergleich von Long Johns

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Hallo zusammen,
meine Frau und ich haben uns ein Lastenrad gekauft und sind vorher ziemlich alles, wessen wir habhaft werden konnten, probegefahren:
  • Babboe City
  • Urban Arrow Family
  • Cube Cargo Sport Dual Hybrid
  • Larry vs Harry Bullitt
  • Riese & Müller Packster und Load
  • Kargon (mittlerweile CargoFactory) One
  • Velo Lab Kàro Long
Unsere Eindrücke habe ich in einem Blog-Artikel zusammengefasst:
.
Den möchte ich gerne auch hier teilen, weil ich glaube, dass er doch dem oder der einen oder anderen nützlich sein könnte.

Was wir nicht probefahren konnten, waren
  • Ca Go
  • Carqon
  • Gazelle Makki
Da diese drei aber ohnehin der Kategorie mit fester Box zuzuordnen sind, fielen die aus unserem Konzept. Sind aber alle drei sicher auch interessante Familienräder.
Viel Freude beim Tritt in die Pedale!
 
Glückwunsch zum Lastenrad.

Interessante Gedanken von euch. Ich bin erst ein Rad mit Seilzuglenkung gefahren und empfand die eigentlich als leichtgängig. Bin bei sowas aber auch eher Grobmotoriker und fahre meistens einfach.

Das CaGo wiegt auch leer 50kg und hat ja die Enviolo drin. Da wirst ähnliches Bergauf ohne Akku erleben wie mit dem Douze.
 
Hallo Sven,

toller Bericht und ich finde meine Erfahrungen da in vielen Punkten wieder und bin jetzt auch auf meine Probefahrt auf dem Kàro gespannt.
 
Interessanter Bericht, und schön dass ihr das für euch perfekt passende Rad gefunden habt!

Nur eine kleine Anmerkung sei mir erlaubt: für das Fahrverhalten und Lenkgefühl sind der Winkel am Steuerkopf vorne und der Nachlauf des Vorderrads entscheidende Parameter, zusammen mit der Übersetzung der Lenkung. Der Winkel des Lenkrohrs und damit die Neigung des Lenkers, auf den du so großen Wert legst in deinem Bericht, ist da von eher geringerer Bedeutung.
Das Bullitt fühlt sich erst einmal nervös an nicht weil die Lenksäule senkrecht steht, sondern weil die Lenkung standardmäßig 1:1 übersetzt ist.
 
Moin,

ich bin bei dir bzgl. der Lenksäule. Die hat praktisch keinen Einfluss sondern wie du schreibst sind es der Lenkwinkel u. Nachlauf. Bzgl. der 1:1 Übersetzung (am Long John) möchte ich aber widersprechen. Bei einen Long John führt eine 1:1 Übersetzung zu einem trägeren Lenkverhalten im Vergleich zu einem normalen Rad. Tasächlich ist es so, dass beim Rad fahren ja immer eine Kippbewegung nach rechts oder links entsteht (man droht quasi umzufallen). Jeder, der Rad fahren kann, steuert jetzt automotisch das Rad unter seinen Schwerpunkt. Schön zu sehen bei Radspuren im frischen Schnee (permanenete Schlangenlinien).

Beim Long John ist die Physik gleich, d.h. ich muss das Rad ständig nachsteuern. Das automatische Timing/die Ausschläge passen aber nicht mehr ganz, da das Long John einen größeren Radstand hat. Daher wird der Kurvenradius bei gleichem Lenkausschlag und 1:1 Übersetzung größer. Man muss also mehr steuern um nicht umzufallen. Das fühlt sich die ersten paar Meter/Minuten ungewohnt an, ist aber im Grunde nicht nervöser, sondern träger. Ergebnis ist aber gleich, man fährt anfangs wackelig. :sneaky:

Den tatsächlichen Unterschied merkt man beim Zurückwechseln vom Long John auf Normalrad. Dann fährt sich das normale Rad nämlich tatsächlich giftig und nervös.
 
Das CaGo wiegt auch leer 50kg und hat ja die Enviolo drin. Da wirst ähnliches Bergauf ohne Akku erleben wie mit dem Douze.

Du meinst das Urban Arrow und nicht das Douze, oder?
Und laut Gerüchten hier im Forum kommt auch irgendwann ein CaGo mit Rohloff E-14.
 
Natürlich. Sorry UA. Wer soll denn bei den ganzen Rädern auch den Überblick behalten ;)
 
Daher wird der Kurvenradius bei gleichem Lenkausschlag und 1:1 Übersetzung größer. Man muss also mehr steuern um nicht umzufallen. Das fühlt sich die ersten paar Meter/Minuten ungewohnt an, ist aber im Grunde nicht nervöser, sondern träger. Ergebnis ist aber gleich, man fährt anfangs wackelig. :sneaky:
Genau das meinte ich, fühlt sich am Anfang so an als ob das Fahrrad wackelig und nervös wäre.
 
Widerstand der Mittelmotoren habe ich aber auch unterschätzt. Bin das E-Bullitt zwar auch mit ausgeschalteten Motor probe gefahren, aber jetzt merke ich schon, dass ich z.B. unsere KITA-Strecke, die ich bisher mit Anhänger gefahren bin, nicht mit leerem Akku fahren wollte. Das fühlt sich schon nach schleifender Bremse an (was ich sogar schon kontrolliert habe :) )

Ist es eigentlich das kurze Karo geworden?
 
Interessanter Bericht, und schön dass ihr das für euch perfekt passende Rad gefunden habt!

Nur eine kleine Anmerkung sei mir erlaubt: für das Fahrverhalten und Lenkgefühl sind der Winkel am Steuerkopf vorne und der Nachlauf des Vorderrads entscheidende Parameter, zusammen mit der Übersetzung der Lenkung. Der Winkel des Lenkrohrs und damit die Neigung des Lenkers, auf den du so großen Wert legst in deinem Bericht, ist da von eher geringerer Bedeutung.
Das Bullitt fühlt sich erst einmal nervös an nicht weil die Lenksäule senkrecht steht, sondern weil die Lenkung standardmäßig 1:1 übersetzt ist.
Einspruch. Aber nicht bezüglich der Fahrdynamik, sondern bezüglich des Fahrgefühls. Eine geneigte Lenksäule ist wesentlich ähnlicher zum Standardrad und fühlt sich bekannter an. Vor allem einhändig ist ein Fahrrad damit einfacher zu handhaben.

Woher ich das weiß? Bullitt im Alltag, Karo auf gelegentlichen Probefahrten oder als Leihrad.

Nachtrag: dennoch würde ich den Winkel nicht überbewerten, denn man gewöhnt sich doch gut an die senkrechte Lenksäule.

t.
 
ich finde den Bereich sehr spannend und aufschlussreich.
Nebenbei bin ich bei diesem Modell nicht so firm und daher etwas verwirrt. Wer sind Cargobikemonkeys und Karo und wo ist der Unterschied. Klärt mich auf, sicherlich steckt da eine einfache Antwort
 
Karo ist das Lastenrad von Velolab. Cargobikemonkeys waren deren Vertrieb, als sie anfingen. Zwischenzeitlich gab es dann von denen fast exakt gleich aussehende Fahrräder, die aber bei Portus Cycles geschweißt wurden. Ob das nun eine Kopie war? Keine Ahnung, aber die Vermutung liegt nahe. Das Velolab Karo wird jedenfalls stetig weiterentwickelt und nach wie vor in Bremen geschweißt.

t.
 
Interessanter Bericht, und schön dass ihr das für euch perfekt passende Rad gefunden habt!

Nur eine kleine Anmerkung sei mir erlaubt: für das Fahrverhalten und Lenkgefühl sind der Winkel am Steuerkopf vorne und der Nachlauf des Vorderrads entscheidende Parameter, zusammen mit der Übersetzung der Lenkung. Der Winkel des Lenkrohrs und damit die Neigung des Lenkers, auf den du so großen Wert legst in deinem Bericht, ist da von eher geringerer Bedeutung.
Das Bullitt fühlt sich erst einmal nervös an nicht weil die Lenksäule senkrecht steht, sondern weil die Lenkung standardmäßig 1:1 übersetzt ist.
Hallo kistenfahrad,

Du hast völlig Recht, dass Steuerachswinkel ("Steuerkopf vorne" und der Nachlauf des Vorderrads zusammen mit der Übersetzung der Lenkung wesentlich MITentscheidend sind.

Der Lenkachswinkel ("Winkel des Lenkrohrs und damit die Neigung des Lenkers"), sind zwar möglicherweise von eher geringerer Bedeutung, allerdings bin ich mir da nicht so sicher - da bin ich noch am Nachforschen.

Die Übersetzung ist bei einem Kàro auch 1:1, die Spulen für die Seilzüge haben augenscheinlich vorne und hinten den gleichen Durchmesser (messe ich aber nochmal nach und korrigiere, wenn ich mich getäuscht haben sollte), daher kann der Unterschied nicht daher rühren.

Ich habe da einen Verdacht, woran das liegt, will dem aber erst noch nachgehen. Weil ich keinen Quatsch schreiben will, lese ich gerade noch einiges zu Kinetik bzw. Kinematik nach und die entsprechende MAthe und Physik. Diese Fächer sind bei mri eine Weile her ;-)

Dazu kommen ja auch noch eine Reihe weiterer Parameter wie Vorbiegung der Gabel und relative Länge des Hinterbaus im Verhältnis zum Gesamtrad.

"Steuerachswinkel" (hier wird der Gabelschaft geführt) und "Lenkachswinkel" (hier wird der - bei klassichen Steuersätzen aus der Zeit vor Aheadsets - Steuersatzschaft geführt) habe ich übrigens einfach mal so definiert, m.W. sind die Begriffe wegen der relativen Seltenheit von Lastenrädern bisher nicht klar definiert.
 
Moin,

ich bin bei dir bzgl. der Lenksäule. Die hat praktisch keinen Einfluss sondern wie du schreibst sind es der Lenkwinkel u. Nachlauf. Bzgl. der 1:1 Übersetzung (am Long John) möchte ich aber widersprechen. Bei einen Long John führt eine 1:1 Übersetzung zu einem trägeren Lenkverhalten im Vergleich zu einem normalen Rad. Tasächlich ist es so, dass beim Rad fahren ja immer eine Kippbewegung nach rechts oder links entsteht (man droht quasi umzufallen). Jeder, der Rad fahren kann, steuert jetzt automotisch das Rad unter seinen Schwerpunkt. Schön zu sehen bei Radspuren im frischen Schnee (permanenete Schlangenlinien).

Beim Long John ist die Physik gleich, d.h. ich muss das Rad ständig nachsteuern. Das automatische Timing/die Ausschläge passen aber nicht mehr ganz, da das Long John einen größeren Radstand hat. Daher wird der Kurvenradius bei gleichem Lenkausschlag und 1:1 Übersetzung größer. Man muss also mehr steuern um nicht umzufallen. Das fühlt sich die ersten paar Meter/Minuten ungewohnt an, ist aber im Grunde nicht nervöser, sondern träger. Ergebnis ist aber gleich, man fährt anfangs wackelig. :sneaky:

Den tatsächlichen Unterschied merkt man beim Zurückwechseln vom Long John auf Normalrad. Dann fährt sich das normale Rad nämlich tatsächlich giftig und nervös.
Hallo Kunstrasen, da hast Du völlig recht, wie oben schon geschrieben liegt es nicht an der Übersetzung, die ist auch beim Kàro (jetzt nachgemessene) 1:1.

Wie bikeprofessor auf seiner super Seite erläutert, ist die Kinematik des Fahrrads recht komplex (Bild 2 hier). So hat jeder Punkt entlang der x-Achse einen anderen Fahrwinkel α, einen anderen Kurvenradius R und eine andere Geschwindigkeit v.

xBvjxL7LdSip1-rI8jAtvkQjH8m2H7GR5i9D4cV16XMyAn-3DTGvkWTLKRTbPINYKLshRmI5xIeYbZrZzXUJhnklRuKgNuUeInjNoz_fUetBfJE83Q=w1280


Wie man leicht sieht, wachsen die Unterschiede insbesondere zwischen Rh und Rv mit steigendem Radstand L (Abstand der Bodenkontaktpunkte der Reifen). Je grösser L, desto grösser ist der Kurvenradius Rv für einen gegebenen Fahrwinkel des Vorderrades. Das ergibt dann den typischen "Länge läuft"-Effekt ceteris paribus (bei sonst gleichen Geometriedaten).

Aber das erklärt noch nicht alles, wie gesagt, ich arbeite daran..
 
Ohman und ich habe mich einfach drauf gehockt und bin losgefahren :eek:

Nicht falsch verstehen ich find das echt interessant, aber darüber hätte ich mir nie Gedanken gemacht :D
 
Einspruch. Aber nicht bezüglich der Fahrdynamik, sondern bezüglich des Fahrgefühls. Eine geneigte Lenksäule ist wesentlich ähnlicher zum Standardrad und fühlt sich bekannter an. Vor allem einhändig ist ein Fahrrad damit einfacher zu handhaben.

Woher ich das weiß? Bullitt im Alltag, Karo auf gelegentlichen Probefahrten oder als Leihrad.

Nachtrag: dennoch würde ich den Winkel nicht überbewerten, denn man gewöhnt sich doch gut an die senkrechte Lenksäule.

t.
Hallo tjm, ich stimme Dir zu, dass man sich daran gewöhnt, mir lag das Bullitt auch ganz gut wegen der Fahrgefühlverwandtschaft mit einem Cross-Country-Racing-MTB. Auch finde ich das flache Lenkrad in einem Bulli (VW Bus) ganz nett.

Die senkrechte Lenksäule hat ja auch den Vorteil, dass die Ladefläche bei gleicher (gedachter) "Oberrohrlänge und Hinterbaudimensionierung größer wird, wie man leicht aus der Skizze aus der Bauanleitung von André sehen kann:

022_Ausrichten_Long_Andre.jpg


Wenn man die Lenksäule neigt, dann wird entweder die Ladefläche kürzer oder das Rad insgesamt länger.

Aber ich sehe nicht ein, warum man sich an so einen flachen Lenker gewöhnen muss, wenn man eine Alternative hat:

Ein flacher Lenker ist einfach weniger entspannt (oder positiv ausgedrückt "aktiver"), da beim Lenken auch die Schultern und der Rücken mitarbeiten. Deshalb machen Rennschalensitze in einem Bulli meiner Meinung nach auch keinen Sinn. Umgekehrt sind in Sportwagen (Autos, nciht Kinderwagen :) mit Schalensitzen die Lenkräder typischerweise sehr steil, hier lenkt man mehr mit den Armen, weil man ja festen Halt im Sitz haben soll. Bei Autos würde niemand akzeptieren, wenn Lenkrad oder Fahrersitz nicht verstellbar wären und "man sich daran gewöhnen" sollte. Bei Rädern ist der Mehraufwand (Material, Gewicht, Kosten) für eine solche Verstellmöglichkeit unverhältnismäßig.

Folglich sollte man gleich nach einem passenden Rahmen schauen, um sich eben nicht hinterher anpassen zu müssen. Und hier finde ich das Kàro eben angenehmer als Räder mit vertikaler Lenkachse und würde vermuten, dass die Mehrheit diese Meinung im direkten Vergleich teilen würde.

Und einem anderen möglichen Nebeneffekt einer vertikalen Lenksäule in Verbindung mit einer Schubstange als Verbindung zur Gabel gehe ich wie schon geschrieben gerade nach...
 
Ohman und ich habe mich einfach drauf gehockt und bin losgefahren :eek:

Nicht falsch verstehen ich find das echt interessant, aber darüber hätte ich mir nie Gedanken gemacht :D
Hallo Milan0,
sehr schön, wenn´s passt, passt`s.
Wenn´s nicht passt, nevt's.
Für die einen ist es gut damit , die anderen wollen wissen, woran das liegt.
Beides passt :cool:
 
Alles Gut. Wie gesagt ich finde das interessant.

Die sehr gerade Lenkachse könnte natürlich auch der Grund sein, warum ich beim Bullitt mit einem „Standard“ Riser mit ~8° Backsweep überhaupt nicht zurecht kam. Den Lenker fahre ich an vielen anderen Rädern problemlos.
Habe am Bullitt dann den Geoff von OnOne montiert. Ein Traum. Die Frau hat den OG bekommen und ist damit auch happy
 
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