Danke für Euer Feedback!
Könnt ihr mal ne Hausnummer nennen, was so ein Rahmen made in Germany mehr kosten würde? Oder scheitert das alleine schon an den nicht vorhandenen Lieferanten?
Das kann ich dir nicht genau sagen, da ich tatsächlich keine richtigen deutschen Rahmenbauer kenne, die für meine Räder und meine Ziele infrage kommen.
Vielleicht kann ich das etwas erläutern (um keinen Roman zu schreiben ist das folgende etwas vereinfacht, Experten sehen mir das bitte nach):
In Europa und vor allem in Deutschland wird hauptsächlich mit 7020er Aluminium geschweißt, das ist das europäische Pendant zum 7005er Alu, was gern in Fernost als Alu genommen wird wenn es gebraucht wird. Die Gründe für 7020 sind im groben ganz einfach: die Wärmebehandlung.
6061 (im Grunde DAS Fahrradaluminium) muss nach dem Schweißen Lösungsgeglüht werden (da ist man nicht mehr weit vom Schmelzpunkt entfernt), der Rahmen gerichtet und dann warmausgelagert werden damit es seine Endfestigkeit hat. Bei den üblichen 7000er Legierungen kann das entfallen und man benötigt nur etwas Warmauslagerung, die man, wenn man abkürzen will, einfach beim Pulvern in gewissen Teilen mit einbringen kann. Das hat den großen Vorteil, dass man das man sich riesige Wärmebehandlungsöfen sparen kann - vor allem wenn man große Cargorahmen hat.
Die ganze Wärmebehandlung ist Energieintensiv und hier in Deutschland unbezahlbar - ich weiß gar nicht wieviele Firmen hier sowas überhaupt noch anbieten.
Die Vorteile vom 6061 (was nach dem Wärmebehandlungsprozess das "T6" als Zusatz trägt) sind, dass es viel korrosionsstabiler ist, dauerfester und gutmütiger bei Verformungen - und das ist genau das, was ich in einem Cargorahmen haben will, vor allem wenn ich ihn unlackiert/raw lassen möchte.
Ein weiterer Vorteil an China ist, dass es viel Platz und noch viele alte Maschinen gibt. Das ganze umformen von Rohren ist dort viel einfacher als bei uns. Nicht grundlos sehen einige Rahmen so aus, wie sie aussehen.
Eine Produktion kann man ja auch neu aufbauen. Kargon/Cargofactory hat's jüngst in Darmstadt geschafft, Velolab schweißt schon seit einigen Jahren in Bremen. Und Nicolai ist ohnehin seit Jahren ein Stück weseraufwärts tätig.
Aber bei allen würde mich wirklich interessieren, woher die ihre Halbzeuge beziehen. Taiwan hat meines Wissens die komplette Wertschöpfungskette vom Rohstoff zum Fahrrad aufgebaut, und ich glaube kaum, dass man ähnliche Möglichkeiten für die speziellen, dünnwandigen Rohre in Westeuropa findet. Aber das weiß ich nicht im Detail -- es wäre echt spannend, da mehr zu erfahren!
t.
Die komplette Wertschöpfungskette geht auf der kleinen Insel Taiwan natürlich nicht, da liegt soweitichweiß auch kein Bauxit rum was man braucht um Aluminium herzustellen. Das liegt eher in China, Australien und anderen Gebieten der Welt.
In Taiwan sitzt dagen viel KnowHow und produziert wird da auch eher das Hochpreisige in der Fahrradwelt. Auch viele Firmen in China gehören Taiwanern, somit sind Grenzen in gewissermaßen fließend.
In Taiwan bekommt man auch richtig gute Halbzeuge, warum nicht dort einkaufen? Vor einigen Jahren hatte ich mich auf einer Webseite einer Firma informiert. Leider war die Mindestabnahme 1000 kg Rohre.
Meine Kohlefasern kaufe ich auch von japanischen und koreanischen Firmen. Qualitativ sehr gut und viel günstiger als von SGL.
In einer globalisierten Welt ist das wahre "country of origin" meist kaum erkennbar. Hat man beispielsweise einen Akku von BMZ, könnte man meinen man hat einen Akku "made in Germany" in der Hand. Dem ist auch so, den Anforderungen des "made in Germanys" geschuldet. Die Zellen kommen natürlich ganz oft von Samsung (Korea). Aber Samsung lässt die Zellen natürlich in China fertigen. Und das Rohmaterial kommt ggf. aus anderen Teilen der Welt. Also hilft da eher ein Aufdruck "made on Earth".