Nachhaltigkeit bedeutet, Verschwendung von Ressourcen zu vermeiden. Das kann man ins Extrem treiben, oder eben nur teilweise vollziehen.
In aller Konsequenz würde Nachhaltigkeit bedeuten, das man nicht mehr als einen Nachkommen hervor bringt, denn mit knapp 8 Milliarden Menschen werden die Ressourcen der Erde auch jetzt schon knapp und die Tendenz ist steigend. Das würde natürlich bedeuten, das nationale Rentensysteme und Krankenversicherungen an einen Punkt geraten, an dem ihre Finanzierung nicht mehr auf eine breite Bevölkerung umgelegt werden kann. Auch würde nicht jede Nation oder Kultur mitmachen und somit gäbe es in der Menschheit einen Verdrängungswettbewerb.
Nachhaltigkeit endet also bereits damit, das die Weltbevölkerung stetig wächst. Die Schwächsten werden zunehmend Hunger und Durst erleiden, wenn Ressourcen nicht mehr nur ungleich verteilt, sondern auch knapp werden.
Nun ist die Stimmung schön weit unten, dann geht es jetzt dem Bio-Trend an den Kragen.
Bio ist zwar auf den ersten Blick nachhaltig, genau genommen aber eher nicht.
Wenn in der biologisch orientierten Landwirtschaft auf chemische Erzeugnisse (Pflanzenschutzmittel aber auch viele Düngemittel) kategorisch verzichtet wird, sinkt der Ertrag pro Hektar. Die Erntemenge auf einer begrenzt verfügbaren Anbaufläche sinkt also und der geringere Ertrag wird durch erhöhte Preise kompensiert.
Angesichts einer wachsenden Bevölkerung ist diese Verknappung des Angebots aber natürlich nicht nachhaltig. Um daher das Angebot möglichst reichhaltig zu halten, werden in reichen Ländern Bio-Lebensmittel aus ärmeren und preiswerteren oder klimatisch günstigeren Weltregionen importiert.
Und hier endet dann die Nachhaltigkeit von "Bio", denn wenn in einigen Ländern die Landwirtschaft vermehrt für den Export erzeugt, verringert sich dort die Erzeugung für den nationalen Bedarf und das Angebot verringert sich dort. Dadurch steigen die Preise.
Entscheidender für die Nachhaltigkeit ist es also nicht, das ich in Deutschland Bio-Avocados aus Chile oder Bio-Kartoffeln aus Ägypten genieße, sondern das ich besonderen Wert auf Regionalität lege.
Dann hat der Chilene mehr Grundwasser im eigenen Boden und der Ägypter kann auf mehr Fläche Reis und Kichererbsen anpflanzen, wodurch die Preise dieser regionalen Grundnahrungsmittel fallen.
Gut für das Klima und gut für die Menschen in den Erzeugerländern.
Leider ist nicht jede Regionalität besser. Ein im Spätsommer geernteter Apfel aus Deutschland wird hier aufwändig und energieintensiv gelagert, um auch im Frühjahr noch verkauft werden zu können. Hingegen kann ein per Frachtschiff um den halben Erdball gebrachter Apfel aus Neuseeland im Frühjahr deutlich weniger Ressourcen verbraucht haben. So ist also der deutsche Apfel im Herbst nachhaltiger als im Frühling und der neuseeländische Apfel kann im Frühling kurz nach seiner lokalen Erntezeit hier nachhaltiger sein, als der Apfel aus dem eigenen Land. Regionalität stößt also dann an Grenzen der Nachhaltigkeit, wenn Ernte und Verbrauch zeitlich weit auseinander liegen.
Unabhängig von der Zertifizierung und Herkunft sollten Waren nur in der Menge eingekauft werden, die man auch konsumiert. Also nicht kiloweise Lebensmittel kaufen, verderben lassen und sie schließlich entsorgen müssen.