Ähem.
Wer sich in einen Streit
anderer hinein begibt, riskiert natürlich Angriffe, Mißverständnisse, Grobheiten. Eigentlich will ich das gar nicht. Aber dennoch wünsche ich einmal
leise anzumerken:
Ist dieses Thema so gewichtig?
Ich finde es aus der einen Perspektive,
Einfachheit des Fahrradfahrens, sehr erfreulich, dass es einen Trend zur Simplifizierung und weg vom technologischen overkill gibt. Und andererseits erfreue ich mich gerade am Lastenrad, gerade auf Tour, gerade dann, wenn es auch mal hügelig wird, sehr einer ausreichend fein differenzierten
Schaltung. Und dennoch habe ich, als es einmal eine entsprechende Ebay-Kleinanzeige gab, für einen kurzem Moment über den Umbau meines Bullitt auf SRAM Automatix (2-Gang) nachgedacht (anstatt Alfine-8). Ein anderes Mal hatte ich dann wieder Interesse an Kette und 2x 10. Will sagen: Der
Urtrieb des Bastelns und Experimentierens ist mir nicht unbekannt. Den gilt es zu fördern (
berichtet bitte weiter über allen Quatsch!).
Als die SSP-Welle begann, ich erinnere: in den Neunzigern, und damals natürlich auch gleich gekoppelt an das Thema fixed gear, da hatte ich einen Segelfreund, der mit Inbrunst in Selbstbau solche Räder zusammenschraubte. Wertige Teile, viel Handarbeit, immer auf der Suche nach schönen alten Rahmen, die taugen und erhaltenswert sind. Diese Liebe zur Bastelei hatte mich sehr viel mehr überzeugt als deren Ergebnis. Und ich habe dabei begriffen: Zum Thema SSP gehört eben auch bestimmter Fahrstil, eine bestimmte Art der Nutzung. Auch Klickpedale sind da ein Art-verwandtes Thema. Für mich kam das alles nie in Frage, mit einer Ausnahme. Es gibt diese schönen alten, schweren Werksgelände-Räder. Sackschwer. "SSP", Naben mit Schmiernippeln, Blechschilder - na, ihr wisst schon. Ich besaß einst ein solches (bis es mir geklaut wurde) und bin darauf einfach
ganz anders Rad gefahren als zuvor. Die Lager waren ein Traum gewesen und wenn die Fuhre erst einmal rollte, dann gab es kein Halten mehr.
@Helmut60 - bitte nicht ganz wörtlich zu nehmen, die Bremsen haben schon getaugt. Aber man wollte tatsächlich garnicht mehr absteigen.
Roll, roll!
Indes: SSP am Lastenrad? Es mag sein, dass mit entsprechender Anfahrtechnik (bis zum Erreich des Übersetzungs-Optimum) die Gelenke
nicht ganz so arg belastet werden, wie bei der "Hau-rein-Technik". Aber natürlich liegt das Drehmoment beim Anfahren im zunächst zu weit übersetzten Gang eher hoch. Das merken die Gelenke. Wer da vorgeschädigt ist, sollte dies meiner Meinung nach meiden. Wer es gut verträgt - warum nicht? Bitteschön. Oft wird ja bei SSP auch im Stehen angefahren, um zusätzliche Masse in Drehmoment umzusetzen und vielleicht auch das Abstützen am Lenker zur Kraftentfaltung zu optimieren. Wird die Kraft kurz hinter dem Totpunkt durch gestreckte Kniegelenke geleitet, dann - na, gut. Sonst ist das nicht so günstig bzw. eine leichtgängigere und aber hohe Trittfrequenz in den meisten Fällen orthopädisch besser. Meine Meinung.
Aber, ach. Stehend Rad fahren u.s.w.. Sehr lustig ist dazu mal wieder ein Beitrag von Sheldon Brown aus Wikipedalia:
https://wikipedalia.com/index.php/Radfahren_im_Stehen
Ich zitiere daraus:
"Die korrekte Ausführung und Technik sind eine Quelle von Streitigkeiten. Sheldon Brown meint, dass diese Streitigkeiten aus der Tendenz resultieren, dass Fahrradfahrer, die eine bestimmte Form des Radfahrens ausüben, glauben, dass Ihre spezielle Art auch für alle anderen Fahrradfahrer passt. Im speziellen beruht das Ganze auf den schlechten Ratschlägen von Rennfahrer, die glauben, dass Techniken, die einem helfen, ein Rennen zu gewinnen, auch für Radfahrer gelten, die dies nicht wünschen."
Mir gefällt, ehrlich gesagt, vor allem der
humorige Unterton. Mehr davon!
So, wer mag kann weiterstreiten. Ich für meinen Teil habe meinen Senf dazu gegeben und will aber klargestellt haben: SSP plus Lastenrad gleich Gelenke-schonend: Meiner Meinung unwahrscheinlich.